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Museum professional, lover of all collections work, former collections manager of the TECHNOSEUM in Mannheim, Germany. Now Professional Services Specialist for Gallery Systems. Independent museum professional. Cat wrangler and #SciFi enthusiast. Views are my own. Of course, they are. I can't make anybody responsible for the garbage my brain produces!

Hochfliegendes Projekt: Die Rekonstruktion der Junkers J1

Ist Ihnen das auch schon passiert? Sie verlieren einen ehemaligen Kollegen oder Kommilitonen aus den Augen und dann stolpern Sie Jahre später über ein tolles Projekt, nur um fest zu stellen, dass genau dieser Kollege darin involviert ist. Als ich von der Kickstarter-Kampagne für die Rekonstruktion des ersten Ganzmetallflugzeugs Junkers J1 erfuhr, war ich als Technik-Fan natürlich begeistert.

The Junkers J 1
The Junkers J1, undergoing flight preparations in late 1915 in Döberitz, Germany

Sogar noch mehr, als ich erfuhr, dass Fabian daran beteiligt ist, der mit mir Museumskunde studierte und mit dem ich bei der Entwicklung und dem Aufbau der Ziegel-Ausstellung im Deutschen Museum in München zusammengearbeitet hatte. Natürlich möchte ich dieses Projekt unterstützen, deshalb stellt er es hier vor:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

am zweiten Mai starten wir eine der größten Unterstützungskampagnen für ein Museumsprojekt auf Kickstarter.

Eines der bedeutensten Pionierflugzeuge, die Junkers J1 soll im Maßstab 1:1 wieder aufgebaut werden. Die J1 war weltweit das erste Ganzmetallflugzeug und absolvierte seinen Erstflug vor genau 100 Jahren. Sie war ein solcher Meilenstein der Luftfahrtgeschichte, dass sie im Deutschen Museum in München ausgestellt wurde. Leider wurde sie dort während eines Bombenangriffes im Zweiten Weltkrieg komplett zerstört.

Unsere Kampagne wird die originalgetreue Rekonstruktion durch das Technikmuseum „Hugo Junkers“ in Dessau unterstützen. Bitte unterstützen Sie uns, indem Sie auf die Website zum Projekt J1 hinweisen (www.facebook.com/j1project). Machen Sie mit bei der Kickstarter-Kampagne (www.j1-project.com/start). Für jeden Beitrag gibt es eine attraktive Gegenleistung, wie beispielsweise eine limitierte J1-Armbanduhr, ein J1-Modellflugzeug, ein Set mit 24 Faksimile-Postkarten, eine Pilotenbrille und vieles mehr.

Nur wenn viele das Projekt durch die Teilnahme an der Crowdfunding-Kampagne unterstützen, können wir dieses ambitionierte Projekt unterstützen und die Junkers J1 nach den Originalplänen rekonstruieren.

Viele Grüße aus München

Fabian Knerr

junkers-j1-slider04

Mülltrennung: Was tun mit alten Emails?

Oh, habt keine Angst, ihr, die ihr mit einem vollen elektronischen Posteingang kämpft. Heute hat mir ein Kollege die ultimative Antwort auf die Frage geschickt: „Wie entsorgt man all diese Spammails, veralteten Telefonlisten und irrelevanten Listenbeiträge sachgerecht?“

Email_1

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(Tatsächlich wurde diese Kiste für die Lagerung von Emailschildern genutzt, die nun einen neuen, besseren Lagerort bekommen haben.)

Unbearbeitete Sammlungen – Letzte Feinjustierungen

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Vielleicht fragen Sie sich, wie es dem Buchprojekt zum Thema „Unbearbeitete Sammlungen in den Griff kriegen“ geht. Nun, letzte Woche kamen die Korrekturfahnen, also verbringe ich die meiste freie Zeit damit, Korrektur zu lesen. Ich habe Kontakt aufgenommen zu allen, die Praxisbeispiele und Bilder geliefert haben, damit sie überprüfen können, ob auch alles korrekt ist und die Bildunterschriften stimmen.

Zusätzlich arbeite ich gerade am Index, was gar nicht so einfach ist, wie ich zunächst gedacht habe. Ich nahm an, dass ich mehr oder weniger einen Suchbegriff eingebe, den Computer das Dokument durchsuchen lasse und notiere, auf welcher Seite welcher Suchbegriff auftaucht und das war’s dann. Nun habe ich festgestellt, dass es so eben nicht funktioniert. Meine Erfahrung aus der Dokumentationsarbeit hätte mir das eigentlich sagen müssen… Woran es liegt:

Sagen wir, jemand möchte wissen, ob man etwas zum Thema „deaccessioning“ (entsammeln, Deakzise) im Buch findet. Nun, es gibt da schon eine ganze Menge Seiten, auf denen ich über die Entscheidung, was in der Sammlung verbleiben soll und was nicht schreibe, aber es ist durchaus möglich, dass ich auf diesen Seiten nicht ein einziges Mal den Begriff „deaccessioning“ verwendet habe. Natürlich würde der Computer diese Seiten überspringen. Also muss ich, während ich die Korrekturfahnen durchlese, jene Begriffe notieren, von denen ich glaube, dass sie im Index Sinn machen.

Das mache ich auf veralteten Visitenkarten, die ich nicht weggeworfen habe, weil man nie wissen kann, wann man kleine, stabile Kärtchen braucht, die alle die gleiche Größe haben. Tja, jetzt, 10 Jahre nachdem die Karten nicht mehr aktuell sind, haben sie endlich einen neuen Verwendungszweck gefunden. Ich sortiere die Begriffe in alphabetischer Reihenfolge, so dass ich, wenn ich auf einen Begriff stoße, den ich bereits verwendet habe, einfach die zugehörige Karte suchen und die neue Seitennummer darauf notieren kann. Ich habe mich entschlossen, breit zu sammeln und immer aufzuschreiben, wenn ich mir vorstellen kann, dass ein Begriff hilfreich sein könnte, statt zu stark einzuschränken. Ich werde erst ganz am Ende entscheiden, welche Begriffe es dann endgültig in den Index schaffen. Während „deaccessioning“, „collections policy“ (Sammlungskonzept) oder „cataloging“ (Inventarisierung) es definitiv schaffen werden, bin ich mir bei „Grandmother’s Fixes“ (Großmutters Remedur), „upper management, dealing with“ (Entscheidungsträger, Umgang mit) oder „numbers, spellbound by“ (Nummern, hypnotisiert sein von), nicht ganz so sicher.

Was wirklich interessant ist, ist, dass diese Karten jetzt sogar so etwas wie eine Topographie des Buches abbilden. „Hazards“ (Gefahren, Gefahrstoffe) scheint das wichtigste Thema zu sein mit bis jetzt 12 Erwähnungen und ich bin erst bis zur Hälfte des Buches gekommen. Nun, mal schauen, ob das so bleibt.

Weiter geht’s! Ich muss einen Termin einhalten, damit dieses Buch im Mai erscheinen kann.

Angela

Dieser Beitrag ist auch auf russisch erhältlich, übersetzt von Helena Tomashevskaya.

Von „Kojak“ zu „Go-Jacks“

Go-Jacks Image : bendpak.com
Go-Jacks
Image : bendpak.com

Der Tag, an dem Du einen Artikel für Registrar Trek übersetzt, und Du entdeckst, dass die Geräte, die die Transporteure immer „Kojak“ nennen (der Begriff, den Du immer verwendest, seit Du damit Kutschen bewegen musstest) in Wirklichkeit „Go-Jacks“ heißen…

 

(Aktualisieren des Vokabulars in meinem kleinen Kopf: erledigt !)

 

Demonstration der Nutzung von Go-Jacks : https://youtu.be/mush3hNbnmY
Der Artikel, der die Entdeckung erst ermöglichte: Transport und Ausstellung des Rolls-Royce von John Lennon

Aurore

Préparation des « petites charriotes » qui seront visibles à la ré-ouverture de la Galerie des Carrosses du Château de Versailles dès mai 2016.  Image : © Aurore T
Vorbereitung der „Kleinen Kutschen“ die bei der Wiedereröffnung der Galerie der Kutschen im Palast von Versailles im May 2016 zu sehen sein werden.
Bild : © Aurore T

Schönes Bild des Tages: Kistenkonstruktion

Ich arbeite mit einer ganzen Reihe von großartigen Leuten zusammen. Das weiß ich natürlich, aber ab und zu wird man nochmal daran erinnert. Während des Aufräumens unserer Packstation fiel mir ein Stückchen Papier in die Hände, auf dem eine unserer Hilfskräfte eine Spezialbox für eine unserer Röhren konstruiert hatte. Ich konnte mich nicht dazu überwinden, es weg zu werfen, ich musste es einfach mit all den Verpackungsenthusiasten da draußen teilen:

kiste roehren

Ups – Little Registrar schickt eine Nachricht an alle, obwohl er das gar nicht soll…

Liebe Leserinnen und Leser,

entschuldigen Sie bitte, dass unser treuer Benachrichtigungsdienst Sie über einen passwortgeschützten Beitrag informiert hat. Das war ein Versehen, wir testen im Moment unseren neuen Klimaschreiber und ich benötigte eine Website, um zu überprüfen, ob wir alle unsere Klimadaten von der ganzen Welt aus einsehen können (naja, eher aus allen unseren Depots und Büros). Ich hatte ja keine Ahnung, dass das sofort über den RSS-Feed versendet würde, genau wie bei jedem anderen Blogbeitrag.

Nun, um Sie aber mit einzubeziehen: Was passiert hier im Moment?

Über Weihnachten habe ich mich mit dem arduino und anderen Mikrocontroller-Plattformen befasst. Und natürlich, sogar wenn ich versuche, etwas nur aus Spaß an der Freude zu machen, endet das damit, dass es etwas mit Museum zu tun hat. Da ich etwas zum ausprobieren brauchte, habe ich einen Datenlogger gebaut. Und wenn er schon mal gebaut ist, warum ihn nicht mit auf die Arbeit nehmen?

There it glows... the experimentation zone at Christmas.
Da leuchtet was… das Labor an Weihnachten.

Im Moment überwacht ein Prototyp mit dem Namen „Little Registrar“ das Klima in einem unserer Außendepots und schickt die Daten auf eine Website. Und seit dieser Woche hält dieser kleine Kerl Wache in einem Lagerraum im Museum und schreibt die Daten auf eine SD-Karte:

DatLog_2

Wie Sie an dem Wattestäbchen, das als Startknopf dient, sehen können ist das alles noch im Entwicklungsstadium. Tatsächlich ist der „Q-tip Registrar“ eine schnelle Antwort auf eine dringende Anfrage unserer Restauratoren. Zusammengeschustert aus Teilen, die ich ohnehin greifbar hatte, darunter eine alte Pappschachtel, ein Dübel, etwas Ethafoam und, ja, ein Wattestäbchen.

Diejenigen, die @RegistrarTrek auf Twitter folgen, wissen, dass ich versprochen habe, etwas darüber zu schreiben, was und wie wir das gemacht haben und das werde ich auch tun, wenn wir die Entwicklungsphase hinter uns gelassen haben (und aufgehört haben, Leute mit Emails zu bombardieren).

Ein schönes Wochenende!
Angela

Dieser Beitrag ist auch in russisch erhältlich, übersetzt von Helena Tomashevskaya.

Was passierte am zweiten September? Ein Klima-Kriminalfall für Registrare Teil 4 – Alternative Möglichkeiten

Ich hoffe, dass Ihnen unser kleines Klimarätsel Spaß gemacht hat. Bei vielen unserer Leser war es so und sie schickten uns mögliche Lösungen. Zwei von Ihnen fanden die richtige.

Geert Bellens vermutete sofort, dass der Logger in einen anderen Raum gebracht worden war und er erriet sogar den richtigen Ort:

„Wenn jemand nahe am Logger atmet, kann die Temperatur von 16 auf 30 Grad steigen, aber auch die Feuchtigkeit nimmt zu. Wenn eine Wärmequelle im Spiel ist (Heizkörper, Lampe …) dann ist ein Ansteigen der Temperatur zu erwarten, auch eine niedrigere Luftfeuchtigkeit, aber keine so dramatische Änderung.
Ich vermute, jemand brachte den Datenlogger in einen anderen (wärmeren, trockneren ) Raum, vielleicht auch die Nacht über in ein Auto und brachte ihn am 3. September zurück?“

Und Michael Hall lieferte eine komplette Analyse, die die Sache auf den Punkt brachte:

„Ich meine, der Logger wurde damals von seinem ursprünglichen Standort entfernt. Die Änderungen bei der Luftfeuchtigkeit erfolgen in Abhängigkeit von der Temperatur. Vor und nach den Ausschlägen sind die Bedingungen ziemlich stabil. Die plötzlichen Temperaturänderungen könnten daher rühren, das jemand den Logger aus Versehen in eine Tasche gesteckt hat, die aus einem warmen Umgebung kam, dann das Gebäude verließ, sodass die Temperatur absank, dann ins Auto stieg, mit Klimaanlage nach Hause fuhr und dort ca. 17. 30 ankam. Die Abendsonne erwärmte das Auto, bis es nach dem Sonnenuntergang die Nacht über abkühlte. Um 7.30 am nächsten Morgen fährt die Person zur Arbeit, merkt, dass sie den Logger eingesteckt hat und stellt ihn wieder an seinen Platz.“

Wenn das auch in diesem Fall die richtigen Lösungen waren, so kamen doch auch andere Vorschläge, die Sie in Betracht ziehen sollten, wenn Ihr Datenlogger so merkwürdige Graphiken liefert wie unserer:

„Das Wetter war Anfang September mild, mit Tagestemperaturen um die 24 Grad. Die Temperaturschwankungen sind aber zu groß, um von normalen täglichen Schwankungen hervorgerufen zu sein. Die Luftfeuchtigkeits-Schwankungen stehen im umgekehrten Verhältnis zu den Temperaturschwankungen, d.h. etwas beeinflusste die Temperaturen und es wird deutlich, dass es keine unabhängige Steuerung der relativen Luftfeuchtigkeit gibt. Das Sie sagen, es gäbe keine Klimaanlage, kann auch eine Fehlfunktion der Anlage ausgeschlossen werden. Irgend etwas führte zu dem gleichmäßigen und dann raschen Anstieg der Temperatur, dem langsamen Abfall während der Nacht und der raschen Normalisierung danach. Gibt es eine Zentralheizung in dem Gebäude die ansprang ,wodurch das Depot zu warm wurde und irgendjemand öffnete am Abend des 2. September ein Fenster, das über Nacht offen blieb und das dann am Morgen des 3. September geschlossen wurde?“

„Vielleicht wurde der Datenlogger durch irgend etwas abgedeckt, eine Schachtel, die darauf fiel oder Luftpolsterfolie? Die Angaben beziehen sich dann auf die unmittelbare Umgebung des Datenloggers. Am nächsten Morgen entfernte jemand die Abdeckung.“

„Meine erste Frage wäre die nach dem Zustand des Datenloggers. Wurden die Daten bei der Erfassung, der Interpretation, der Speicherung oder der Übertragung beschädigt oder falsch verarbeitet?
Gibt es zweitens andere Hinweise auf Änderungen bei Temperatur und relativer Luftfeuchtigkeit?
Drittens: Welche Objekte wurden dort aufbewahrt, konnten sie in irgend einer Weise Einfluss haben?
Vielleicht fänden sich in den Antworten auf diese Fragen Hinweise auf das, was passierte.“

„Ein Mitarbeiter tat etwas sehr trockenes als er nach Hause ging und hörte damit auf, als er am Morgen kam. Ich weiß aber nicht, was das war.“

„Ich stimme K. K. zu, es ist etwas auf den Datenlogger gefallen und hat ein besonderes Mikroklima geschaffen, ein Stück Luftpolsterfolie oder ein Stück Stoff – oder irgend ein Tier ist mit dem Sensor in Berührung gekommen – aber vielleicht ist ja auch ein Gespenst in dem Apparat?“

„Es gab starke Sonneneruptionen zwischen dem 1. und 3. September 2013 – könnte das etwas mit den Störungen bei den Aufzeichnungen des Datenloggers zu tun haben?“

Die interessanteste Alternative, etwas woran ich nun wirklich nicht gedacht hatte, kam von Doug Nishimura. Wir gehen ganz selbstverständlich davon aus, dass wir, oder das Gebäude, oder die technischen Geräte das Klima kontrollieren. Manchmal aber ist es anders herum. Dann kontrollieren die Objekte das Klima.

„Ich wollte darauf hinweisen, dass die Stellen, wo die Temperatur und relative Feuchtigkeit zumindest über kurze Strecken gleich ansteigen oder abfallen, so aussehen, als ob die Objekte die Lagerungsbedingungen beeinflussen. Wir haben das in einem historischen Gebäude gesehen, bei dem die Temperaturen im Dachgeschoss anstiegen und fielen je nach Tageszeit. Tagsüber stieg die Temperatur, manchmal begleitet von einem geringen Absinken der relativen Luftfeuchtigkeit, die dann stark anstieg ehe sie wieder abfiel. Wenn die Temperaturen ihren Höhepunkt erreichten und anfingen wieder zu fallen, sah man eine kleine Aufwärtsbewegung der RL, der dann ein rascher Abfall folgte, wenn die Temperaturen sanken, um dann aber wieder zu steigen. Die Erklärung war das Holz des Dachstuhls, das Wasserdampf abgab, wenn die Temperaturen stiegen (und somit den mit dem Steigen der Temperaturen erwarteten Rückgang ausglichen) und die Absorption des Wassers durch das Holz, wenn die Temperatur wieder fiel. Neulich hatten wir mit einem großen Lager mit Keramik aus archäologischen Ausgrabungen zu tun. Auch der Ton absorbierte Wasser wenn die Temperaturen sanken und gab es wieder frei, wenn sich die Keramik erwärmte.

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Ich habe die Abbildung eines Experiments meines Kollegen, Jean-Louis, eingefügt, das er mit Sensoren innerhalb einer Schachtel mit Fotos machte. Er hatte einen Sensor innerhalb des Stoßes von Fotografien angebracht, einen oben auf dem Stapel, einen daneben und einen außerhalb der Schachtel. Der große Pfeil zeigt die ersten Spitzen der Kurve, die die Wirkung des Materials auf die relative Luftfeuchtigkeit innerhalb der Schachtel anzeigen. Man sieht, wie die Temperatur ansteigt und die Luftfeuchtigkeit dem genau folgt, bis sie langsamer zu einem Gleichgewicht gleitet. Wenn die Temperatur sinkt gibt es einen scharfen Abfall bei der RL und dann eine langsame Bewegung zum Gleichgewicht. Als wir uns dann Daten ansahen die im eClimate Notebook hochgeladen wurden, sahen wir, dass dieses Muster erstaunlich oft erschien und wir bekamen heraus: Wenn man man von einem leeren Raum mit nicht-hygroskopischen Wänden ausgeht, dann ist die klimatische Umgebung so so wie sie ist.

Wenn wir anfangen, den Raum mit Objekten zu bestücken, dann kontrolliert der Raum die Objekte. Schließlich erreicht man aber den Punkt, bei dem das Verhältnis des hygroskopischen Materials zum freien Luftraum so ist, dass die Objekte beginnen, den Raum zu kontrollieren. Wir sehen den Effekt allerdings nicht wirklich bei der Temperatur, wenn ich auch darauf hinweisen möchte, dass ein Ries normales Büro-Kopierpapier (Amerikanisches Kopierpapier hat die Maße 8,5 x 11 Inch, bzw. 215,9 mm x 279,4 mm und ein Ries wiegt 5 pounds bzw. 2268 Gramm) eben so viel Wärme speichert oder abgibt wenn es seine Temperatur um ein Grad ändert, wie 3,64 Kubikmeter trockene Luft. Vielleicht fällt der Effekt nicht so auf wegen der geringen thermalen Leitfähigkeit von Papier – aber es ist ein Beispiel dafür, was passieren kann.“

Also Leute, achtet auf Eure Klimadaten!

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Dieser Beitrag ist auch auf russisch erhältlich, übersetzt von Helena Tomashevskaya.

Was passierte am zweiten September? Ein Klima-Kriminalfall für Registrare
Teil 3 – Die Lösung

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„Sieht nach Hosentasche aus“ meinte mein Kollege.

Nun, es ging nicht um eine Hosentasche, aber so kamen wir auf die richtige Spur. Eindeutig war es die Spur einer Person. Ein Depot von der Größe der erwähnten Halle kann nicht innerhalb von 10 Minuten 20% Luftfeuchtigkeit verlieren, außer im Fall wirklicher Katastrophen. Der Grund war also nicht, dass in dem Depot etwas passiert war, sondern dem Datenlogger war etwas zugestoßen.

Und das ist die Geschichte:

Zu Beginn jedes Monats werden die Daten vom Datenlogger auf einen Laptop geladen, nach Möglichkeit am 1. Tag des Monats. Da der 1. September 2013 ein Sonntag war, sollten die Daten am 2. September gesichert werden.

An diesem Tag um 16.30 rief mich der Restaurator an, der für die Datenlogger zuständig ist, dass er es einfach nicht schaffen würde, die Daten an diesem Tag herunter zu laden. Da wir aber am nächsten Tag ein Teamtreffen hatten und ich gerade in diesem Außendepot war, fragte er mich, ob ich den Logger holen und am nächsten Tag ins Museum bringen könnte.

Natürlich konnte ich das. Also holte ich sofort den Logger und verstaute ihn in meinem Auto, um ihn bei der Schließung des Depots nicht zu vergessen. Während ich nun meine Arbeit in dem Außendepot zu Ende brachte, lag der arme Logger, wie man sehen kann, in meinem Auto, das in der vollen Sonne parkte. Ungefähr 20 Minuten später schloss ich das Depot ab und machte mich auf den Weg. Da es im Auto heiß war, kurbelte ich die Fenster herunter, sodass die Temperatur auf angenehme 25 °C (77 °F) sank. Um halb sechs parkte ich mein Auto zu Hause, wieder in der vollen Sonne eines wunderbaren, milden Septemberabends. Es war einer jener letzten warmen Septembertage, an denen man mit einem kühlen Getränk vor dem Haus sitzen und die warmen Strahlen der untergehenden Sonne genießen kann. Offensichtlich war es im Auto nicht ganz so angenehm, da wurden 30 °C (86 °F)erreicht.

Am nächsten Morgen kam ich wieder zum Auto, das in der Nacht auf 13 °C (55.4 °F) abgekühlt war. Mich fror und so stellte ich die Heizung an. Als ich dann um 8.10 vor dem Museum einen Parkplatz fand war das Auto angenehm warm mit 22.5 °C (72.5 °F). Ich nahm den Logger und brachte ihn unserem Restaurator und so registrierte er von da an das gleichbleibende Klima im Inneren unseres Museums.

Ich hoffe, dieses Rätsel aus der wirklichen Welt hat Ihnen Spaß gemacht!

Wie alles begann
Die Spur

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Dieser Beitrag ist auch auf russisch erhältlich, übersetzt von Helena Tomashevskaya.

Was passierte am zweiten September? Ein Klima-Kriminalfall für Registrare
Teil 2 – Die Spur

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Ich sah mir die Klimakurve an. Sie sah für diesen Tag ganz normal aus, jedenfalls bis etwa 16.30. Es gab einen langsamen Temperaturanstieg von 21 auf 25 Grad Celsius (von 69.8 auf 77 Grad Fahrenheit) und einen Rückgang der Luftfeuchtigkeit von 60% auf unter 50 %. Das ist nichts Außergewöhnliches in der keineswegs idealen Halle in der Übergangszeit eines Deutschen Herbsts. Wenn man die Daten mit denen einer nahegelegenen Wetterstation vergleicht, sieht man, dass unsere Innenraumdaten denen von außen entsprechen: http://archiv.mannheim-wetter.info/2013/pcws/20130902.gif (die dicke grüne Linie gibt die Temperatur, die dünne lila Linie die Luftfeuchtigkeit wieder).

Dann, nach 16.40 Uhr, wurde es skurril. Die Temperatur stieg plötzlich auf 29 °C (84 °F) bei einem Absinken der Luftfeuchtigkeit von 44% auf 23% in bloß 10 Minuten. Als ob das nicht merkwürdig genug gewesen wäre, sehen wir die Temperatur 20 Minuten später wieder auf 25 °C (77 °F) sinken, wobei die Feuchtigkeit langsam bis auf 32% ansteigt. Um 17.30 steigt die Temperatur wieder und klettert bis auf über 30 °C (86 °F) wo sie bis 19.00 verharrt und dann in den nächsten Stunden ganz langsam zu fallen, bis am nächsten Morgen um 7.30 dann 13 °C (55,4 °F) erreicht sind. Dann steigt die Temperatur ganz plötzlich und auf ungewöhnliche Weise wieder: um 7.40 erreicht sie 16 °C (60.8 °F), um 17.50 fast 19 °C (66.2 °F) um dann um 8.10 einen Höhepunkt bei 22,5 °C (72.5 °F) zu erreichen. Anschließend blieb die Temperatur ganz stabil bei 21 °C (68.8 °F) und die relative Luftfeuchtigkeit bei 57%.

Immer wieder sah ich mir die Daten an und diskutierte sie mit Kollegen. Dann murmelte ein Kollege: „Sieht nach Hosentasche aus“.

Nun war mir mit einem Blick auf die Graphik die ganze Geschichte klar. Ihnen auch?

Wie alles begann
Die Lösung

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Dieser Beitrag ist auch auf russisch erhältlich, übersetzt von Helena Tomashevskaya.

Was passierte am zweiten September? Ein Klima-Kriminalfall für Registrare
Teil 1

Ich erhielt einen Anruf von unserer Restaurierungspraktikantin. Sie untersuchte gerade die Klimadaten unserer Depots für das Jahr 2013 und entdeckte etwas wirklich, wirklich Merkwürdiges. Sie schickte mir die Daten und fragte mich, ob ich mir die Daten des 2. und 3. Septembers dieses Jahres irgendwie erklären könnte. Sehen Sie sich das Diagramm unten einmal an, das die Temperatur in Celsius (rote Linie) und die relative Luftfeuchtigkeit in Prozent (blaue Linie) zwischen dem 2. September um 7 Uhr morgens und dem dritten September 12 Uhr zeigt. Können Sie sich das erklären?

what_happened

Der Datenlogger ist ein portables Gerät mit Batterie, das seinen Standort ziemlich zentral in einem großen Depot (etwa 2000 qm, 5 Meter hoch) ohne Klimatisierung hat. Im nächsten Teil werden wir uns das Diagramm genauer ansehen und ich gebe Ihnen auch den Tipp eines Kollegen, der schließlich zur Lösung führte.

Was ist in diesen 29 Stunden passiert, was denken Sie?

Datenblatt

Die Spur
Die Lösung

Dieser Beitrag ist auch auf russisch erhältlich, übersetzt von Helena Tomashevskaya.