Was passierte am zweiten September? Ein Klima-Kriminalfall für Registrare Teil 4 – Alternative Möglichkeiten

Ich hoffe, dass Ihnen unser kleines Klimarätsel Spaß gemacht hat. Bei vielen unserer Leser war es so und sie schickten uns mögliche Lösungen. Zwei von Ihnen fanden die richtige.

Geert Bellens vermutete sofort, dass der Logger in einen anderen Raum gebracht worden war und er erriet sogar den richtigen Ort:

„Wenn jemand nahe am Logger atmet, kann die Temperatur von 16 auf 30 Grad steigen, aber auch die Feuchtigkeit nimmt zu. Wenn eine Wärmequelle im Spiel ist (Heizkörper, Lampe …) dann ist ein Ansteigen der Temperatur zu erwarten, auch eine niedrigere Luftfeuchtigkeit, aber keine so dramatische Änderung.
Ich vermute, jemand brachte den Datenlogger in einen anderen (wärmeren, trockneren ) Raum, vielleicht auch die Nacht über in ein Auto und brachte ihn am 3. September zurück?“

Und Michael Hall lieferte eine komplette Analyse, die die Sache auf den Punkt brachte:

„Ich meine, der Logger wurde damals von seinem ursprünglichen Standort entfernt. Die Änderungen bei der Luftfeuchtigkeit erfolgen in Abhängigkeit von der Temperatur. Vor und nach den Ausschlägen sind die Bedingungen ziemlich stabil. Die plötzlichen Temperaturänderungen könnten daher rühren, das jemand den Logger aus Versehen in eine Tasche gesteckt hat, die aus einem warmen Umgebung kam, dann das Gebäude verließ, sodass die Temperatur absank, dann ins Auto stieg, mit Klimaanlage nach Hause fuhr und dort ca. 17. 30 ankam. Die Abendsonne erwärmte das Auto, bis es nach dem Sonnenuntergang die Nacht über abkühlte. Um 7.30 am nächsten Morgen fährt die Person zur Arbeit, merkt, dass sie den Logger eingesteckt hat und stellt ihn wieder an seinen Platz.“

Wenn das auch in diesem Fall die richtigen Lösungen waren, so kamen doch auch andere Vorschläge, die Sie in Betracht ziehen sollten, wenn Ihr Datenlogger so merkwürdige Graphiken liefert wie unserer:

„Das Wetter war Anfang September mild, mit Tagestemperaturen um die 24 Grad. Die Temperaturschwankungen sind aber zu groß, um von normalen täglichen Schwankungen hervorgerufen zu sein. Die Luftfeuchtigkeits-Schwankungen stehen im umgekehrten Verhältnis zu den Temperaturschwankungen, d.h. etwas beeinflusste die Temperaturen und es wird deutlich, dass es keine unabhängige Steuerung der relativen Luftfeuchtigkeit gibt. Das Sie sagen, es gäbe keine Klimaanlage, kann auch eine Fehlfunktion der Anlage ausgeschlossen werden. Irgend etwas führte zu dem gleichmäßigen und dann raschen Anstieg der Temperatur, dem langsamen Abfall während der Nacht und der raschen Normalisierung danach. Gibt es eine Zentralheizung in dem Gebäude die ansprang ,wodurch das Depot zu warm wurde und irgendjemand öffnete am Abend des 2. September ein Fenster, das über Nacht offen blieb und das dann am Morgen des 3. September geschlossen wurde?“

„Vielleicht wurde der Datenlogger durch irgend etwas abgedeckt, eine Schachtel, die darauf fiel oder Luftpolsterfolie? Die Angaben beziehen sich dann auf die unmittelbare Umgebung des Datenloggers. Am nächsten Morgen entfernte jemand die Abdeckung.“

„Meine erste Frage wäre die nach dem Zustand des Datenloggers. Wurden die Daten bei der Erfassung, der Interpretation, der Speicherung oder der Übertragung beschädigt oder falsch verarbeitet?
Gibt es zweitens andere Hinweise auf Änderungen bei Temperatur und relativer Luftfeuchtigkeit?
Drittens: Welche Objekte wurden dort aufbewahrt, konnten sie in irgend einer Weise Einfluss haben?
Vielleicht fänden sich in den Antworten auf diese Fragen Hinweise auf das, was passierte.“

„Ein Mitarbeiter tat etwas sehr trockenes als er nach Hause ging und hörte damit auf, als er am Morgen kam. Ich weiß aber nicht, was das war.“

„Ich stimme K. K. zu, es ist etwas auf den Datenlogger gefallen und hat ein besonderes Mikroklima geschaffen, ein Stück Luftpolsterfolie oder ein Stück Stoff – oder irgend ein Tier ist mit dem Sensor in Berührung gekommen – aber vielleicht ist ja auch ein Gespenst in dem Apparat?“

„Es gab starke Sonneneruptionen zwischen dem 1. und 3. September 2013 – könnte das etwas mit den Störungen bei den Aufzeichnungen des Datenloggers zu tun haben?“

Die interessanteste Alternative, etwas woran ich nun wirklich nicht gedacht hatte, kam von Doug Nishimura. Wir gehen ganz selbstverständlich davon aus, dass wir, oder das Gebäude, oder die technischen Geräte das Klima kontrollieren. Manchmal aber ist es anders herum. Dann kontrollieren die Objekte das Klima.

„Ich wollte darauf hinweisen, dass die Stellen, wo die Temperatur und relative Feuchtigkeit zumindest über kurze Strecken gleich ansteigen oder abfallen, so aussehen, als ob die Objekte die Lagerungsbedingungen beeinflussen. Wir haben das in einem historischen Gebäude gesehen, bei dem die Temperaturen im Dachgeschoss anstiegen und fielen je nach Tageszeit. Tagsüber stieg die Temperatur, manchmal begleitet von einem geringen Absinken der relativen Luftfeuchtigkeit, die dann stark anstieg ehe sie wieder abfiel. Wenn die Temperaturen ihren Höhepunkt erreichten und anfingen wieder zu fallen, sah man eine kleine Aufwärtsbewegung der RL, der dann ein rascher Abfall folgte, wenn die Temperaturen sanken, um dann aber wieder zu steigen. Die Erklärung war das Holz des Dachstuhls, das Wasserdampf abgab, wenn die Temperaturen stiegen (und somit den mit dem Steigen der Temperaturen erwarteten Rückgang ausglichen) und die Absorption des Wassers durch das Holz, wenn die Temperatur wieder fiel. Neulich hatten wir mit einem großen Lager mit Keramik aus archäologischen Ausgrabungen zu tun. Auch der Ton absorbierte Wasser wenn die Temperaturen sanken und gab es wieder frei, wenn sich die Keramik erwärmte.

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Ich habe die Abbildung eines Experiments meines Kollegen, Jean-Louis, eingefügt, das er mit Sensoren innerhalb einer Schachtel mit Fotos machte. Er hatte einen Sensor innerhalb des Stoßes von Fotografien angebracht, einen oben auf dem Stapel, einen daneben und einen außerhalb der Schachtel. Der große Pfeil zeigt die ersten Spitzen der Kurve, die die Wirkung des Materials auf die relative Luftfeuchtigkeit innerhalb der Schachtel anzeigen. Man sieht, wie die Temperatur ansteigt und die Luftfeuchtigkeit dem genau folgt, bis sie langsamer zu einem Gleichgewicht gleitet. Wenn die Temperatur sinkt gibt es einen scharfen Abfall bei der RL und dann eine langsame Bewegung zum Gleichgewicht. Als wir uns dann Daten ansahen die im eClimate Notebook hochgeladen wurden, sahen wir, dass dieses Muster erstaunlich oft erschien und wir bekamen heraus: Wenn man man von einem leeren Raum mit nicht-hygroskopischen Wänden ausgeht, dann ist die klimatische Umgebung so so wie sie ist.

Wenn wir anfangen, den Raum mit Objekten zu bestücken, dann kontrolliert der Raum die Objekte. Schließlich erreicht man aber den Punkt, bei dem das Verhältnis des hygroskopischen Materials zum freien Luftraum so ist, dass die Objekte beginnen, den Raum zu kontrollieren. Wir sehen den Effekt allerdings nicht wirklich bei der Temperatur, wenn ich auch darauf hinweisen möchte, dass ein Ries normales Büro-Kopierpapier (Amerikanisches Kopierpapier hat die Maße 8,5 x 11 Inch, bzw. 215,9 mm x 279,4 mm und ein Ries wiegt 5 pounds bzw. 2268 Gramm) eben so viel Wärme speichert oder abgibt wenn es seine Temperatur um ein Grad ändert, wie 3,64 Kubikmeter trockene Luft. Vielleicht fällt der Effekt nicht so auf wegen der geringen thermalen Leitfähigkeit von Papier – aber es ist ein Beispiel dafür, was passieren kann.“

Also Leute, achtet auf Eure Klimadaten!

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Dieser Beitrag ist auch auf russisch erhältlich, übersetzt von Helena Tomashevskaya.

2 thoughts on “Was passierte am zweiten September? Ein Klima-Kriminalfall für Registrare Teil 4 – Alternative Möglichkeiten”

  1. I accepted a request from members of the Island Church Foundation to serve as s Board Member and as an advisor to the Board. The Board is commited to establishing a climate controlled display space, including a work area and storage area in a building separate from Saint Wenceslaus Church.
    The Board Also committed itself to search for students, who will be considered as equal to adults volunteers.
    This is a huge committment from the Island Church Foundation for insuring the future if its heritage. The Bosrd is also working with the University of Wisconsin-Milwaukee in creating an Intern position with a stipend to assust with the cataloging the current collections of the Foundation.
    This is an exciting time to work for the future of the Foundstion.

    1. Hi Peter,

      so glad to hear your institution is moving forward in collections care. This is a huge achievement. Congratulations!

      Best wishes
      Angela

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