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Museum professional, lover of all collections work, former collections manager of the TECHNOSEUM in Mannheim, Germany. Now Professional Services Specialist for Gallery Systems. Independent museum professional. Cat wrangler and #SciFi enthusiast. Views are my own. Of course, they are. I can't make anybody responsible for the garbage my brain produces!

Europäische Konferenz der Registrare 2014: Sei vorbereitet!

Ei vahinko tule kello kaulassa.
Das Unglück hat keine Glocke um den Hals
= Ein Unglück meldet sich nicht vorher an
(Finnisches Sprichwort)

Den nächsten Tag begannen wir alle ein bisschen müde. Wir mussten uns zwischen „Bewertung und Versicherung“ und „Sei vorbereitet!“ entscheiden. Nun, ich fühlte mich nicht gut vorbereitet, nachdem ich erst um 2 Uhr in Bett gekommen war und so entschied ich mich für „Sei vorbereitet“.

Die erste Präsentation „Schadensbehebung / AIC-CERT“ bestand aus zwei Teilen, einem, in dem Julie Bakker, Chief Registrar des Kunstmuseums in Houston/USA die zugrundeliegenden Ideen und die daraus resultierende Fortbildung vorstellte, und zum anderen Teil aus „Steve’s Reality Show“, vorgestellt von Steve Pines, Chefrestaurator für Kunstgewerbe am gleichen Museum.

Nachdem 2015 der Hurrikan Katrina New Orleans verwüstet hatte, wurde es offensichtlich, dass das größte Problem bei der Rettung von Sammlungen nicht darin besteht, dass es zu wenig Leute gäbe, die helfen möchten und auch nicht, dass es zu wenige Fachwissen gäbe. Das Problem bestand darin, dass es keine organisierte Form der Zusammenführung dieser beiden so wichtigen Komponenten gab.
Daher schuf das American Institute for Conservation das AIC-CERT (American Institute for Conservation – Collections Emergency Response Team: Team zur Hilfe bei Notfällen in Sammlungen). Es ist eine Gruppe von freiwilligen Restauratoren und Sammlungsspezialisten, die in Notfällen ihr Wissen zur Verfügung stellen – per Telefon, Email oder vor Ort.

Übung ist immer ein ganz wichtiger Punkt, wenn es darum geht nach einer Katastrophe eine Sammlung zu retten. Personen, die das geübt haben wissen eher, was zu tun ist und verlieren nicht so leicht den Kopf. Deshalb führt AIC-CERT auch überall in den Vereinigten Staaten Fortbildungen durch. In 5 Tagen lernen die Teilnehmer wie sie wirksame Katastrophenteams bilden, wie sie effektiv mit anderen Katastrophenhelfern zusammenarbeiten und wie sie sich und andere schützen. Der letzte Punkt ist sehr wichtig, da Museumsmitarbeiter in der Regel nicht an ihre eigene Sicherheit denken, wenn sie einen Unglücksbereich betreten. Einige der Empfehlungen waren:

  • Unbedingt Sicherheitsausrüstung anlegen, wie Schutzhelme, Handschuhe, Masken
  • Vor dem Betreten des Gefahrenbereichs sicherstellen, dass andere wissen, wo man hin geht
  • Nie alleine vordringen, immer mit einem Kollegen
Be prepared: Julie Bakke with hard hat, mask and, of course, clipboard. Picture via twitter @BergFulton
Gut vorbereitet: Julie Bakke mit Helm, Maske und, natürlich, einem Klemmbrett (via Twitter @BergFulton)

Auch bei „kleineren“ Unfällen ist es entscheidend, dass jemand alles koordiniert, was vor Ort geschieht und auch sicher stellt, dass alle Informationen weitergegeben werden: Warnungen der Polizei und der Feuerwehr an das Helferteam, Anweisungen für die Vorgehensweise von den beratenden Restauratoren an das Helferteam, Beobachtungen und Kenntnis neuer Gefahren, auf die das Helferteam aufmerksam wird, an die Verantwortlichen…

Nach den Vorschlägen des AIC-CERT besteht ein Helferteam normalerweise aus 4 Personen: 1 Teamleiter, 2 Personen vor Ort und 1 Koordinator für die Logistik. Registrare und Sammlungsverwalter scheinen sich besonders gut für die Koordination der Logistik zu eignen, wohl weil sie oft in ihren Institutionen sowieso für den Katastrophenplan zuständig sind. Aber sie eignen sich auch gut für die Teamleitung.

Die Schulung durch das AIC-CERT beinhaltet nicht nur Theorie. Sie simulieren auch Katastrophen. Sie kreieren zum Beispiel ein bestimmtes Szenario (Hurrican der Stärke 3 im Museum, Brand in der Bibliothek nach einem Kurzschluss…) und das Team muss das dann abarbeiten, um dabei zu lernen, was wann zu tun ist.

In dieser Sitzung wurde auch mitgeteilt, dass das lange bekannte „Emergency Response and Salvage Wheel“ (Drehscheibe für Notfälle) nun auch als App für Mobilgeräte zu haben ist: http://www.heritagepreservation.org/wheel/

Steve Pine berichtete dann, welche Hilfe von AIC-CERT kam, als Sandy zuschlug.
In diesem Fall übernahm das MOMA die Informationsbeschaffung durch Restauratoren, die Rat gaben und Hilfe koordinierten. Sie nutzen ihren „Inside/Out“-Blog, um Hilfe anzubieten und Fragen von Künstlern zu beantworten, deren Werke von der Flut betroffen waren. Man kann sich diese Postings ansehen unter http://www.moma.org/explore/inside_out/tag/hurricane-sandy

Steve zeigte Bilder von der Arbeit, die AIC-CERT-Mitglieder zusammen mit Künstlern und anderen Freiwilligen leisteten, um die Arbeiten einer Künstlerkolonie und die Kostüme und Requisiten der Marta Graham Tanz Company zu retten (http://afrnyc.org/emergency-response-martha-graham-dance-company). Mit Toiletten- an Stelle von Japanpapier wurden Bilder getrocknet, ehe sie anfangen konnten zu schimmeln. Fliegengitter wurden als Trockengestelle genutzt und eine leere Industriehalle als „Feldlazarett“ für Kunstwerke und Requisiten … Es war außerordentlich eindrucksvoll zu sehen, wie das Fachwissen der Restauratoren und der Improvisationsgeist die Rettung tausender von Kunstwerken ermöglichten.

Feuer im Museum

Die nächste Sitzung konfrontierte uns mit einem anderen Alptraum des Registrars: „Feuer im Museum“. Adina Ekbergh, Sicherheitsbeauftragte im Museum für Ethnographie in Stockholm/Schweden berichtete über diesen Schwarzen Tag ruhig, aber mit Nachdruck.

Als der Rauchmelder im Kalt-Lagerraum anschlug, wurde das Museum sofort evakuiert und die Feuerwehr kam 7 Minuten später. Unglücklicherweise hatte der Rauch auch weitere Magazine in der Umgebung des Kaltraums erreicht und so tat die Sprinkler-Anlage 13 Minuten lang das, wofür sie da war – sodass die Objekte dort klatschnass wurden. Zum Glück war Adina da und wurde von den Vorgesetzten sofort ermächtigt, alles zu koordinieren.

Als die Feuerwehrmänner alles unter Kontrolle hatten, wurden die Türen geöffnet, um den Rauch abziehen zu lassen, und Museumsmitarbeiter bewachten die Einlässe. Die meisten Mitarbeiter warteten draußen, um mit der Rettung der Objekte zu helfen, Aber unglücklicherweise konnte die Spurensicherung an dem Tag nicht abgeschlossen werden und so wurde das Museum um Mitternacht versiegelt. Die Untersuchungen gingen am nächsten Tag weiter – und natürlich konnten die Museummitarbeiter erst mit der Behandlung der nassen Objekte beginnen, als diese abgeschlossen waren. Kostbare Zeit verstrich und für die Sammlung von Objekten aus Federn, Pelzen und Leder waren die 24 Stunden, die verstrichen waren, ehe mit der Arbeit begonnen werden konnte, lange genug, damit sich Schimmel bilden konnte.

Sobald man das Gebäude wieder betreten durfte, begann die Rettungsaktion. Es wurde beschlossen, alles, was befallen war einzufrieren. Von Donnerstag bis Samstag halfen alle Mitarbeiter bei der Behandlung der Objekte. Anfangs ohne Schutz, denn es gab nicht genügend Masken und Handschuhe. Der Kauf dieser Dinge war eine der ersten Aufgaben!

Adina betonte, dass sie eine Menge von dieser Katastrophe gelernt hätten:

  • Man sollte immer genügend Schutzkleidung vorrätig haben, denn natürlich wollen alle helfen, jedoch sollte die Gesundheit der Kollegen an erster Stelle stehen. Adina formulierte es so: wir verstehen uns immer als Profis, die mit Objekten umgehen und nicht als Menschen! Deshalb denken wir oft nicht an Gesundheitsrisiken.
  • Wenn jemand helfen möchte, sollte man nicht nein sagen. Man sollte nicht unterschätzen, wie sehr solche Katastrophen erschöpfen: physisch, geistig und seelisch. Und man sollte sich nicht scheuen, selbst um Hilfe zu bitten.
  • Auf dem Boden dürfen keine Objekte stehen!
  • Während der Arbeit Tagebuch schreiben – man vergisst schnell
  • Beteiligen Sie ihre Nachbarn.
  • Gute Beziehungen zu Ämtern wie Feuerwehr und Polizei sind wichtig und sollten geknüpft werden, ehe etwas passiert.
  • Unbedingt die Mitarbeiter für den Katastrophenfall schulen.

Als Auslöser für das Feuer wurde eine Überspannung in einem Sensor des Kalt-Lagerraumes festgestellt. Mit dem Gedanken an unsere eigenen Sammlungen verließen wir den Konferenzraum zur Kaffeepause.

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Europäische Konferenz der Registrare 2014: Diebstahl und Rückführung

Vahinko tulee viisaallekin.
Auch der Kluge erleidet Schaden
Finnisches Sprichwort

Die letzten Sitzungen des ersten Tages, bescherten uns zwei Sprecher, die sich im Aussehen und in der Art ihrer Präsentationen sehr unterschieden, die aber unbedingt an einem Strang ziehen, wenn es darum geht verlorene Kunstwerke zurück zu bringen: Christopher A. Marinello, der Direktor und Gründer von Art Recovery International and Rune Sivertsen, Kriminalhauptkommisar der Norwegischen Polizei. Der beredte Rechtanwalt und der beherzte Gesetzesvertreter sprachen und wir lauschten ihnen in den nächsten eineinhalb Stunden wie gebannt.

Chris Marinello speaking about the restitution of a Matisse (via twitter @erc2014)
Chris Marinello spricht über die Restitution eines Matisse (via twitter @erc2014)
“Wer stiehlt Kunst?” fragte Chris Marinello zu Beginn seiner Präsentation “Verlorene und wiedergefunden Kunst”. Er stellte klar, dass Kunstdiebe keineswegs so sind, wie sie in Hollywoodfilmen wie „Die Thomas Crown Affäre” oder in „Entrapment (dt. Verlockende Falle)“ gezeigt werden. Es ist nichts romantisches oder heroische an ihnen, sie sind ganz gewöhnliche Kriminelle, der gleiche Typ von Leuten, die auch Brieftaschen klauen.

Kunstdiebstahl ist eine „Industrie“, die 6 Billionen Dollar im Jahr umsetzt. Aber wie viele von den „guten Jungs“ gibt es, um diese Diebstähle zu verfolgen? Marinello hatte Zahlen: in Italien gibt es einen Beamten für Kunstdiebstahl auf 200.000 Einwohner, in Großbritannien einen auf 15 Millionen und in den USA sogar nur einen für 20 Millionen Bürger. Nur 15 % der Kunstwerke werden je wieder entdeckt. Darum ist es, nach Marinellos Meinung, wichtig Hilfe im privaten Bereich zu bekommen.

Er stellte die Datenbank „Art Claim“ für gestohlene, geraubte und vermisste Kunstwerke vor. Die Idee ist, dass Museen und Sammler ihre Objekte dort registrieren lassen können, ehe ihnen etwas passiert. Das macht deutlich, wer der rechtmäßige Besitzer ist und Kunsthändler können dort, um sicher zu gehen, dass es nicht gestohlen wurde, die Datensätze kontrollieren, wenn ihnen ein Kunstwerk angeboten wird. Auch die Polizei kann die Datenbank heranziehen, wenn sie ein Kunstwerk finden, zum Beispiel nach einer Razzia.

Ein andere Bereich der Arbeit von Artcovery sind die Verhandlungen bei Restitutionsfällen. Chris sprach von einigen besondere schwierigen Fällen, u.a einem aus dem Gurlitt-Kunst-Fund. Man kann sich die Schwierigkeiten lebhaft vorstellen bei den Verhandlungen, wenn etwas als legal und gesetzeskonform erworben erachtet wird und doch, unter moralischen Gesichtspunkten, seinem früheren Besitzer noch gehört. Wie überzeugt man jemanden davon, ein Kunstwerk ohne finanzielle Kompensation zurück zu geben, nur um die richtige Sache zu tun und um eine Unrecht lang vergangener Zeit auszugleichen?

Dann betrat Rune Sivertsen das Podium und berichtete von dem Raub des „Schrei“ und der „Madonna“ aus den Munch-Museum 2004. Wir waren ganz Ohr, als der Polizeioffizier die bittere Wahrheit dieses Diebstahls offen legte.

Es gab einige Umstände, die es den Räubern leichter machten, wenn sie diese auch nicht vorhersehen konnten. Der Wächter saß außerhalb des Raumes, in dem „Der Schrei“ und die Madonna ausgestellt waren und das Alarmsystem war schlecht gewartet, sodass der Alarm nicht los ging, als die Bilder entfernt wurden. Die Räuber waren aber auch für andere Umstände gerüstet: einer war bewaffnet und sie nutzten Montageschaum um die Alarmglocke still zu legen.

Picture of the robbery – approaching the getaway car
Bild vom Raub: Fast am Fluchtauto
Es gab auch glückliche Umstände: der Raubzug wurde gefilmt und ein Zeuge machte, ohne das zu wissen, eine Aufnahme des Fluchtautos. Während die Räuber maskiert waren, war es der Chauffeur nicht, sodass er identifiziert wurde. Ein anderer der Räuber wurde identifiziert, weil er bei der Festnahme in einem anderen Fall die gleiche Kleidung trug. Dennoch dauerte es 2 Jahre und 7 Tage bis es gelang, die Räuber fest zu setzen und die Bilder wieder zu finden, die größere Schäden davongetragen haben.

Was uns Museumsleute aber am meisten schockierte, war der wahre Grund für den Raub: die Bilder wurden nicht als Kunstwerke gestohlen, die man verkaufen wollte. Sie wurden nur gestohlen (22.8.2004), um die Polizei abzulenken und zu beschäftigen, die wegen eines größeren Gelddraubes bei NOKAS ermittelte (Nokas ist ein Anbieter von Sicherheitslösungen und Cash-Management für die Regierung, Unternehmen und Privatpersonen, zum Überfall s. http://en.wikipedia.org/wiki/NOKAS_robbery), der von der gleichen kriminellen Bande ausgeführt worden war (5.4.2004). Noch schockierender – wenn möglich: die Strafen für den Raub waren gering, der einzige der zu einer nennenswerten Gefängnisstrafe verurteilt wurde war derjenige, der eine geladene Waffe dabei gehabt hatte….

Mit dem Eindruck, dass offenbar nur wir einen Kunstraub als etwas Ernsthaftes ansehen, gingen wir zum Mitsommerfest im Kiasma Museum…

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Dieser Beitrag ist auch auf Französisch erhältlich, übersetzt von Marine Martineau.

Richtig gefälscht – Art & Craft Vorschau

Hallo Trekker!

picture: LSU University Art Museum
Der Fälscher – Mark Augustus Landis
Auch bekannt unter:
2009 – Steven Gardiner
2010 – Father Arthur Scott
2011 – Father James Brantley
2012 – Mark Lanois
2013 – Martin Lynley und John Grauman
Wenn ich an den 7. August 2008 denke, als ich mich im Kunstmuseum der Stadt Oklahoma auf eine Erwerbungssitzung vorbereitete und dabei der einzige war, der den fleißigsten Fälscher aller Zeiten entlarvte – dann bin ich sehr stolz. Heute kann ich weiterhin pädagogisch tätig sein, aber in viel größerem Maßstab – weil:

Der Film Art and Craft, der bei dem Tribeca Festival im New York uraufgeführt wurde, wird ab dem 19. September im Lincoln Plaza in New York City laufen. Der Film hat mitreißende Besprechungen bei allen Festivals erhalten, bei denen er Teil des Festprogramms war und er wurde auch vom Publikum sehr gut aufgenommen. Ich bin sicher, dass er auch der Museumswelt die Augen über meine Funde öffnen wird, wenn er in den Kinos ankommt.

Für diejenigen unter Ihnen, die nicht in den USA leben und trotzdem den Film Art and Craft sehen wollen: ANFANG 2015 wird er auf DVD, bei Amazon Instant Videos, NETFLIX, iTunes, Hulu und anderen Streaming-Medien zu sehen sein. Liebe Trekker, eure täglich Arbeit ist für die Museumswelt von immenser Bedeutung und glaubt nicht, dass sie umsonst sei! An jenem Tag im August konnte ich mir allerdings nicht vorstellen, dass all dies passieren würde.

Hier folgt der Link für den offiziellen Kino-Trailer. Bitte teilen Sie ihn auf den Seiten Ihrer Social Media, und tragen Sie so dazu bei, dass sich die Kunde von dem fleißigsten Kunstfälscher aller Zeiten verbreitet

Bis bald!
Matt

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Dieser Beitrag ist auch auf Französisch erhältlich, übersetzt von Marine Martineau.

Europäische Konferenz der Registrare 2014: Risiken der Ausleihe abschätzen

Niin metsä vastaa kuin sinne huudetaan.

Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus
(Finnisches Sprichwort)

Nach dem Mittagessen stand wieder eine schwierige Wahl an: Risiken der Ausleihe abschätzen oder Herausforderungen beim Versand. Ich könnte stundenlang über Herausforderungen beim Versand in einem Museum für Technik und Arbeit sprechen, aber die stellen sich meist innerhalb meiner Institution und so entschied ich mich für die Ausleihe

„Mit freundlichen Grüßen“: ein Ausleihszenario wurde für beide Seiten – Leihgeber und Leihnehmer – durchgespielt von Kate Parsons, Abteilungsleiter Sammlungsverwaltung in der Tate (UK) und Jane Knowles, verantwortlich für die Ausstellungen dort und Präsidentin der englischen Registrar-Vereinigung.

Es begann mit einem kurzen Blick auf die Geschichte der Risiko-Beurteilung bei Ausleihen an Hand einiger besonders kurioser Funde aus dem Bereich der Kunsttransporte:

venue

handling valuable pictures

Ganz allgemein gibt es 3 Risikotypen, wenn es um Ausleihen geht:
1. Finanzielle Risiken
2. Logistische Risiken
3. Kuratorische und ethische Risiken

Alle diese Risiken sollten im Leihvorgang so früh als möglich ins Auge gefasst werden. Um ein Handlungsmuster zu zeigen schufen Kate und Jane ein Szenario: Die Royal Academy möchte einige Arbeiten aus der Tate ausleihen. Kate übernahm die Rolle des Leihgebers, Jane die des Ausleihenden und sie zeigten so, wie der Leihprozess in Gang kommt, wie die Bewertung der Risiken auf beiden Seiten immer berücksichtigt wird und welche Schlüsselrolle die Kommunikation dabei hat.

Wie bei den meisten Leihvorgänge, lief es auch hier nicht glatt. Zum Beispiel schickt der Leihnehmer eine Klimakurve von einem Ausstellungsraum, die so aussah:

graph

Ist das für eine Alabasterskulptur hinreichend? Nun, auch mit viel Wohlwollen gegenüber dem Leihnehmer ist es das nicht … Es muss ein anderer Raum für die Skulptur gefunden werden und es bestehen Bedenken wegen der Gewichts der Statue und wegen Transportproblemen. Im Hinblick auf ein anderes Kunstwerk zieht der Leihnehmer seine Leihanfrage zurück. Allerdings hat der Leihgeber schon Zeit in Konservierungsmaßnahmen investiert, sodass er eine Rechnung für die Kosten schickt – die der Leihnehmer nicht erwartet und natürlich nicht einkalkuliert hatte. So ging es weiter, aber am Ende fanden sie eine gute Übereinkunft für beide Seiten und lebten glücklich und zufrieden …

Ach, du meine Güte, ich wünschte mir, dass alle Leihanfragen und Leihverhandlungen auf so gesittete, freundliche und kollegiale Art und Weise erledigt würden wie in diesem Szenario! So handelt man im Interesse der Kunstwerke, der Institutionen und natürlich auch der beteiligten Kollegen. Auf den Punkt gebracht: Leihnehmer und Leihgeber sollten zusammenarbeiten und Risiken offen und kollegial besprechen. Das ist gutes Risikomanagement.

Nächste Vortragende war Eva-Lena Bergström mit: „Ausleihen – Risiken kalkulieren“
Sie blickte auf die Geschichte der Risiko-Beurteilung bei Ausleihen und besonders auf die Entwicklung der Staatshaftung. Einige der Punkte an die ich mich erinnere (bzw. meinem Notizbuch entnehme):

  • 2009 gab es in 22 von 30 europäischen Ländern Staatshaftung
  • seitdem wurden 2296 Ausstellungen mit Staathaftung gedeckt und es gab 16 gemeldete Fälle von Schaden bzw. Verlust bei den mindestens 100 000 Werken, die bewegt wurden (0,016%).
  • Von den 84 Institutionen, die an Evas Umfrage teilnahmen gab es nur 2, die keine Risikobewertung vornehmen.

Darauf folgte ein intensiver Blick auf die Daten aus der Umfrage, die die ERC 2014-Delegierten online vor der Konferenz beantwortet hatten (und die hoffentlich bald publiziert werden).

Die folgende Diskussion konzentrierte sich bald darauf, dass sich in vielen Leihverträgen ein Passus befindet, nach dem der Leihnehmer auch noch für Schäden verantwortlich ist, die bis zu 6 Monate nach der Ausleihe sichtbar werden. Dieser Passus scheint ein unabsehbares Risiko für den Leihnehmer zu beinhalten. Aber ein deutscher Teilnehmer betonte, dass es sich da vielleicht um ein Missverständnis handelt: nach deutschem Recht muss die Schadensersatzforderung für einen Schaden während der Leihphase unmittelbar nach der Rückgabe erfolgen. Dadurch kann kein verborgener Schaden reklamiert werden, der sich erst nach der Rückgabe zeigt, der aber ganz offensichtlich mit den Bedingungen der Ausleihe zusammenhängt (so habe ich es verstanden, aber ich bin kein Jurist). Aus diesem Grund verlängern deutsche Leihverträge die Frist für die Schadensmeldung auf 6 Monate.

Es wurde deutlich, wie wichtig es ist, dass die Formulierung der Verträge ganz klar ist und dass man keine nicht-versicherbaren Risiken akzeptieren kann. Für Ausleihe und Leihnahme stehen Museen in der Verantwortung und Leihgeber müssen akzeptieren, dann jede Ausleihe ein Risiko bedeutet, das nicht vollständig auf die leihnehmende Institution abgewälzt werden kann.

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt

Dieser Beitrag ist auch auf Italienisch erhältlich, übersetzt von Silvia Telmon.

Silikagel (Kieselgel) – das ist kein Wunder, sondern Physik!

Mir begegnen immer wieder falsche Vorstellungen davon, wie Silikagel funktioniert. Eine ist, dass Silikagel in einer Vitrine ununterbrochen Wasser absorbiert, bis entweder die Kapazität des Silikagels erschöpft, oder bis eine relative Luftfeuchtigkeit von 0% erreicht ist – und das stimmt nicht.

Am nützlichsten ist es wohl zu wissen, dass die physikalischen Gesetze, die das Funktionieren von Silikagel bestimmen genau die gleichen sind, die auch das Verhalten von Papier, Leder, Holz, Fotografien und vielen anderen Dingen im Museum regeln. Was passiert, wenn man ein Stück Papier in eine neue Umgebung bringt? Je nach den Bedingungen unter das Papier zuvor aufbewahrt wurde, wird es Feuchtigkeit aufnehmen oder abgeben, bis es sich in einer Art Gleichgewicht mit der neuen Umgebung befindet. Wenn wir dann die RH erhöhen, wird auch der Wasseranteil am Papier zunehmen, bis wiederum ein Gleichgewicht erreicht ist. Und entsprechend, wenn wir die RH reduzieren wird das Papier Wasser verlieren, bis auch da das Gleichgewicht hergestellt ist.

Es geht also immer und das Gleichgewicht zwischen dem Wasser im Objekt und dem Wasserdampf in der Luft um das Objekt. Ein weiteres wichtiges Detail ist, dass alle diese „trockenen“ Materialien das Wasser aDsorbieren (mit „d“) und nicht aBsorbieren (mit „b“). Bei der aBsorption wird das absorbierte Teil im Körper des aufnehmenden (absorbierenden) Mediums festgehalten. Wenn man einen Schwamm mit Wasser füllt –und wenn man ihn dann durchschneiden könnte, ohne dass das Wasser heraus läuft – dann würde man viele große und kleine Löcher voller Wasser sehen. Das ist eine Aktion, die sich in relativ großem Maßstab abspielt.
Bei der ADsorbtion verbinden sich einzelne Moleküle des Adsorbats mit einzelnen Molekülen des Adsorbens, auch Substrat genannt, wie kleine Kühlschrankmagneten.
Sie bleiben relativ leicht hängen und lösen sich auch wieder relativ leicht.

Von adsorbierten Gasen nimmt man an, dass sie sich in kondensiertem Zustand befinden. Üblichere Kondensat-Zustände bei Wasser sind der flüssige und gefrorene (Eis). Es geht also um ein Gleichgewicht zwischen den Phasen der Adsorption und der Dampf-Phase.

In der Regel wollen wir eine gegebenen RH erhalten und deshalb konditionieren wir das Silikagel auf die gewünschte relative Luftfeuchtigkeit. Wir schütten das Silikagel in die Vitrine und wenn die Konditionierung von Vitrine und Silikagel übereinstimmen passiert gar nichts. Wenn kein Gleichgewicht herrscht, wird das Silikagel – wie Papier – so lange Wasser adsorbieren oder abgeben, bis dieses hergestellt ist. Damit folgt es dem Prinzip vom kleinsten Zwang (Le Chatelier-Prinzip). Dies besagt: wenn ein System im Gleichgewicht ist und wir darauf einwirken und es verändern (z. B. indem wir die RH ändern, oder die Temperatur, oder den Luftdruck) , dann wird es sich in die dem Wechsel entgegengesetzte Richtung verschieben. Wenn also die RH in der Vitrine sinkt wird das Silikagel Wasser entlassen und die RH wird wieder steigen (wenn auch nicht bis zu dem ursprünglichen Wert). Wenn man also ganz wissenschaftlich daher kommen will, dann erklärt man den Leuten, dass es dem ersten Thermodynamischen Gesetz gehorcht: dem Erhalt der Energie.

-Doug
Douglas Nishimura
Image Permanence Institute
Rochester institute of Technology

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt

Dieser Beitrag ist auch auf Französisch erhältlich, übersetzt von Aurore Tisserand.

Europäische Konferenz der Registrare 2014: Sicherheitsbelange

Älä laita kaikkia munia samaan koriin.

Man soll nicht alle Eier in einen Korb legen
(Finnisches Sprichwort)

Nach der Eröffnung und der ersten Sektion „Ist es denn Kunst?“ mit Daniel Birnbaum gab es Parallelveranstaltungen: Sicherheitsbelange und das Einmaleins des Kuriertransports. Da in unserem Museum selten Mitarbeiter als Kuriere eingesetzt werden habe ich die Sektion Sicherheit gewählt.

Der eindrucksvollste Vortrag war wohl der von Tygve Lauritzen, Verantwortlicher für Sicherheit und Transporte im Munchmuseet in Norwegen. Seine Präsentation umfasste ganz praktische hands-on Hinweise in Bezug auf die Sicherheit bei Transporten und einige ganz allgemeine Hinweise.

Was uns am meisten beeindruckte war eine Karte mit Angriffen auf Lastwagen in Europa (grün: niedrigste Rate, rot die höchste):

Tygve Lauritzen on the risk of road transportation
Tygve Lauritzen über die Risiken des Transports auf der Straße (Bild via twitter @ERC2014)

Tatsächlich ist Kunst, die auf der Straße transportiert wird, 1000mal gefährdeter als bei Luftfracht – was logisch, aber auch irgendwie erschreckend ist. Einer der Gedanken, die Tygve vorbrachte war, es sich zu überlegen, ob man Kuriere dem Risiko auf diesen Straßen aussetzen dürfe. Aus seiner Sicht ist die Gefahr, der man das wertvollste Gut – nämlich das Leben des Kollegen – aussetzt viel größer als der Nutzen. Was kann der Kurier tun, wenn der Lastwagen Feuer fängt? Was kann er tun, wenn der Wagen aufgehalten und von falschen Polizisten entführt wird?

Der Transport von Kunst auf der Straße ist ein Risiko, das nicht vermieden, aber durch gute Organisation minimiert werden kann. Einige seiner Empfehlungen waren:

  • Die Fahrt vorher zu planen, einschließlich Pausen, sicheren Parkmöglichkeiten und alternativen Routen
  • Den Fahrer mit allen nötigen Telefonnummern versehen und mit Anweisungen, was er jeweils tun soll und wen anrufen in welcher Situation.
  • Den Fahrer mit gedruckten Schildern versehen, auf denen in allen Sprachen der Länder, die er durchqueren muss steht: „Ich darf die Fenster nicht öffnen, bitte rufen Sie (Name +Telefonnummer) an und begleiten Sie mich zur nächsten Polizeistation.“ Es gibt viele Beispiele für Lastwagen, die von Verbrechern entführt wurden, die sich als Polizisten verkleidet haben. Zu ihrer Sicherheit sollten Fahrer nie die Fenster öffnen. Echte Polizisten eskortieren selbstverständlich einen Lastwagen zur nächsten Polizeistation.
  • Zahlenschlösser verwenden, die nur dann am Ziel die gleiche Nummer zeigen, wenn sie währen des Transports nicht geöffnet wurden. Das ist ein gutes Mittel um heraus zu finden, ob unterwegs etwas schief gelaufen ist.

Im Hinblick auf die Risiken des Straßentransports ist es logisch, eine Obergrenze für den Wert eines Kunsttransports in einem einzelnen Wagen fest zu legen. Auf dem Papier ist das sehr einfach, aber natürlich ist der Knackpunkt, das unter allen Umständen auch in der Praxis durch zu setzen.

Tygve betonte auch, wie wichtig es wäre, sich als Registrar in die „zukünftige Denkweise Krimineller“ hinein zu versetzen. Kunst wird heute im organisierten Verbrechen als Zahlungsmittel genutzt und wir sollten das Risiko nicht unterschätzen. Wir sollten uns darüber klar sein, dass Insiderwissen für Kriminelle sehr wertvoll ist und dass sie sich aktiv darum bemühen es zu erhalten. Scheinbar harmlose Fragen wie: “könnten Sie mir eine Telefonliste ihrer Institution geben“ sind keineswegs harmlos. Tatsächlich ist es, als ob man dem Verbrecher eine Hintertüre öffnet. Sie werden Erkundigungen über diese Leute einziehen und sicher finden sie irgendwo einen Schwachpunkt: jemanden, der Geld braucht, jemanden mit einem Alkoholproblem, jemand mit persönlichen Problemen …

Die „zukünftige Denkweise Krimineller“ muss auch im Hinblick auf die Sicherheit von Dokumenten bedacht werden. Wir machen uns oft nicht klar, dass Informationen, die wir mit Email schicken oder auf unseren Telefonen und Tablets mit uns herumtragen, ebenfalls Dokumente sind.
Einige von Tygves Empfehlungen:

  • Jedes Dokument vor dem Senden mit Passwort schützen. Denken Sie daran, dass jede normale, ungeschützte Email so etwas wie eine Postkarte ist – der Inhalt kann leicht ausspioniert werden. NIEMALS Dokumente offen versenden.
  • Das Passwort an die Personen, die das Dokument lesen müssen, am Telefon, nicht mit Mail weitergeben.
  • Dropbox ist kein sicherer Ort für Dokumente mit sensiblen Informationen.

In der nächsten Sektion stellte Simon Mears, der Gutachter für Sicherheitsrisiken und den Schutz von hohen Werten ist, GRASP vor, das Global Risk Art Survey Program (Programm zur Erhebung globaler Risiken). Es handelt sich dabei um ein System, das von Versicherern als Reaktion auf Unfälle erarbeitet wurde, bei denen auch Kunst betroffen war. Es ist ein holistisches Verfahren, um eine Abschätzung aller Risiken vor zu nehmen, die eine Sammlung treffen können, also nicht nur Diebstähle und Katastrophen, sondern auch Schäden, die durch das Klima entstehen können.

Pascal Matthey speaking on risk aggregation
Pascal Matthey spricht über die Kumulation von Risiken (Bild via twitter @ERC2014)

Der letzte Sprecher war Pascal Matthey (Schweiz) vom Rückversicherer XLGroup, Leiter der Abteilung Hochrisiko. Er sprach vom Ganzheitlichen Risiko-Management für Museen. Einige seiner Schlüsselsätze, an die ich mich noch erinnere:

  • Bei dem ganzheitlichen Risiko-Management hat man den größten vorhersehbaren Verlust (Maximum Foreseeable Loss – MFL) bei einem einzigen Unfall in Betracht zu ziehen. Das ist Murphys Gesetz in der Praxis: ein Feuer bricht aus, die Sprinkler funktionieren nicht, die Feuerwehr kommt mit Verzögerung – wie groß ist der größtmögliche Schaden?
  • Machen Sie sich klar, dass Versicherung und Risikomanagement nicht direkt miteinander zu tun haben – das Geld bringt die Kunstwerke nicht wieder und es bringt auch die Reputation des Museums nach einem Diebstahl nicht zurück.
  • Eine guter Ansatz bei der Risikoaggregation ist es, dieses Risiko für einzelne Bereiche des Museums zu definieren und nicht den MFL beim kompletten Verlust der Sammlung, der ja sehr unwahrscheinlich ist. Damit werden auch die Versicherungswerte in einer vernünftigen Höhe gehalten.
  • Beispiel: Das höchste Risiko für die Schauräume könnte Diebstahl und Feuer sein, Risiken, die man durch organisatorische Maßnahmen zu verringern sucht (z.B. indem man es so einrichtet, dass ein Dieb viel Zeit braucht, um das Gebäude zu verlassen, so dass die Polizei eine Chance hat, ihn noch innerhalb des Gebäudes zufassen) und versichert dann den MFL im Fall von Feuer und Diebstahl. Wenn die Schauräume nicht im Erdgeschoss sind, kann das Hochwasserrisiko sehr gering sein. Wenn sich das Depot im Keller befindet kann das Feuerrisiko gering sein – aber dann wird der MFL in Bezug auf Hochwasser versichert.

Sie können sich vorstellen, dass wir in der folgenden Mittagspause gut mit Ideen und Gesprächsstoff versorgt waren und daran zu knabbern hatten …

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt

Dieser Beitrag ist auch auf Italienisch erhältlich, übersetzt von Silvia Telmon.

Wie war Helsinki? Ein Bericht von der European Registrars Conference 2014

Helsinki white night with the art deco station
Eine Weiße Nacht in Helsinki, im Hintergrund der Hauptbahnhof
Wenn die Leute mich fragen, wie Helsinki war, fange ich an mit Begeisterung von der schönen Stadt, den weißen Nächten, den freundlichen Menschen, dem guten Essen, den Möwen,… zu erzählen. Dann merke ich, dass die Frage anders gemeint war. Sie wollen wissen, ob es etwas Sinnvolles, Innovatives, Wichtiges oder irgendwie Interessantes auf der Konferenz zu hören gab. In Ordnung, das klingt einleuchtend, schließlich war das keine Urlaubsreise, obwohl ich viel Spaß hatte.

Lunch break at the terrace looking out to the harbour.
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Natürlich gab es viele interessante Dinge in den Vorträgen. Um das auf eine Art und Weise zu berichten, die irgendwie Sinn macht für jemanden, der nicht selbst dabei war musste ich meine Gedanken und Notizen ordnen. Letzteres war einfach, ich hatte permanent von der Konferenz getwittert, ich musste die Tweets von mir und anderen nur mit Hilfe der Website Storify zusammenfassen, um ein Notizbuch zur Hand zu haben: https://storify.com/RegistrarTrek/erc2014-the-twitter-notepad. Dummerweise hatte ich mir zweimal die Arbeit gemacht, die Tweets anhand der verschiedenen Vorträge zu ordnen und das Programm hat diese Arbeit aus unerfindlichen Gründen zunichte gemacht. (Notiz an mich: Beitrag über die Möglichkeiten und Schwierigkeiten des Twitterns von Konferenzen schreiben).

Gerade als ich angefangen hatte, den Bericht zu schreiben, stellte ich fest, dass die Englische Registrarsvereinigung „UK Registrars Group“ ein Blog gestartet hatte, auf dem sie Zusammenfassungen aller Vorträge veröffentlichten. Sie können es hier finden: http://ukregistrarsgroup.blogspot.co.uk/

Helsinki Harbour
Hafen in Helsinki
Dadurch fühle ich mich ein Stückweit von der Aufgabe befreit allumfassend berichten zu müssen und kann mich statt dessen auf einige Punkte konzentrieren, die mir besonders wichtig erschienen. Ich werde in einigen Beiträgen berichten, geordnet in der Reihenfolge der Vorträge auf der Konferenz.

Und jetzt, bevor wir uns endgültig in Registrar-Kauderwelsch begeben wollen, erlauben Sie mir noch ein Bild zu zeigen vom Landeanflug auf Helsinki, zusammen mit den Worten des Finnischen Dichters Alexis Kivi, die ich leider nur auf Englisch gefunden habe:

onplane

What is that land of hill and dale
That is so beautiful,
The land aglow with summer days,
Land with the northern lights ablaze,
Whose beauty all the seasons share,
What is that land so fair?

The Finnish Land

Dieser Beitrag ist auch auf Französisch erhältlich, übersetzt von Aurore Tisserand.

Berichte von der ERC 2014:
ERC 2014: Sicherheitsbelange
ERC 2014: Risiken der Ausleihe abschätzen
ERC 2014: Diebstahl und Rückführung
ERC 2014: Sei vorbereitet!
ERC 2014: Umzug von Sammlungen

Weitere Dinge von der ERC 2014:
Die Präsentation von Registrar Trek auf der ERC
Was im Kopf eines Registrars so vor sich geht

Lagerungslösungen: Alternative für die Lagerung von Buttons

Neulich haben wir die Lagerungslösung für Buttons am MJH vorgestellt. Was aber, wenn man keinen geschickten Restaurator oder Ausstellungstechniker zur Verfügung und selbst keine Zeit für eine so ausgefeilte Lösung hat? Nun, da gibt es noch die Lösung, die uns die Sammlungskuratorin der State Historical Society of North Dakota, Jenny Yearous, eingeschickt hat.

oject in bag

Sie erzählt, wie sie es machen:

card cut to take pinEin Stück Karton wird zugeschnitten, etwas kleiner als der Zip-Beutel, mit schmalen Schlitzen im Karton für die Nadel des Buttons. Auf das Objekt kommt die Katalognummer, ebenso auf den Karton und den Beutel. So können bei einer Ausleihe Objekt und Verpackung später wieder zusammengeführt werden.

drawer1Zwar haben diese Objekte noch keinen Barcode, aber er kann auf dem Beutel angebracht werden. Die Beutel werden stehend in Schubladen und/oder Schachteln aufbewahrt, in numerischer Ordnung nach den Katalognummern. Da sie in Beuteln sind, kann man sie handhaben, ohne dass man sich um Handschuhe kümmern muss. Unter Aufsicht können auch Forscher sie leicht ansehen.

Das ist eine sehr einfache Methode, sie ist preiswert und mit wenig Ausbildung leicht zu machen. Oft lasse ich die Kartons auch schon im Voraus schneiden.“

Danke für diese Lagerungslösung!

Bitte denken Sie daran: wenn Sie eine gute Lagerungslösung gesehen haben, dann informieren Sie uns, indem Sie diesen Beitrag kommentieren oder eine Mail schicken an: story@museumsprojekte.de

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt

Dieser Beitrag ist auch auf Italienisch erhältlich, übersetzt von Marzia Loddo und auf Französisch, übersetzt von Marine Martineau.

Richtig gefälscht – Wie kam es dazu?

Wie ich Museumsregistrar wurde V

Matthew C. Leininger

Liebe Trekker,

matt condition reportes ist ein gutes Gefühl, Ihnen nun nach der Weltpremiere von „Art and Craft“ auf dem Tribeca Film Festival wieder zu schreiben. Der Film ist großartig und er wird Geschichte machen mit dieser ganzen Landis-Geschichte. Wie heißt es im Film: er hat sich mit dem falschen Registrar angelegt! Es ist eine tolle Sache, Art and Craft wird in den USA im Herbst, vielleicht schon im Spätsommer in die großen Kinos kommen, dann wird die DVD erscheinen und möglicherweise wird der Film auch im Fernsehen gezeigt werden. Wirklich phantastisch und ich war der Registrar, der das alles ins Rollen brachte.

Aber warum ich und wie kam ich dazu?

Nachdem mein Kunstlehrer an der Highschool, Barb Sailor, mich schon früh dazu ermutigte, habe ich mich mein Leben lang intensiv mit Kunst beschäftigt und auf dem College auch Kunst studiert. Mein Schwerpunkt war die Druckgraphik und das absolute Highlight war die Lithographie. Ich begann meine Kariere als völlig ahnungsloser Praktikant in Kennedy Museum of Art an der Universität Ohio, wo ich meinen Master in Fine Arts machte. Schließlich wurde ich dort als Konservator, Registrar und Restaurator angestellt. Man kann sagen, es war ein Sprung ins kalte Wasser – und es war der Anfang einer 15-jährigen Kariere in Kunstmuseen. Meine Frau Jen lernte ich 1996 kennen und wir heirateten im folgenden Jahr. In diesem Monat sind es 17 Jahre gemeinsamen Glücks!

Ich schloss mein Studium an der Ohio University ab und machte mich mit meiner Neuvermählten auf, um im Oklahoma City Museum Registrar zu werden. Die große Herausforderung dort war, die gesamte Sammlung von den alten Ausstellungsgebäuden in die neuen, innerstädtischen Unterkünfte um zu ziehen. Leider lebt Carolyn Hill, die damalige Direktorin, nicht mehr. Carolyn pflegte zu sagen, ich wäre das Herz des Museums – selbst Stiftern und dem Museumsvorstand gegenüber äußerte sie sich so. Ganz schön große Schuhe, die ich da aus zu füllen hatte! Schließlich wurde ich Leiter der Konservatorischen Abteilung und hatte die Arbeit der Konservatoren, und Museumpädagogen, sowie die Produktion von Filmen zu betreuen. Ich war ein Ass, wenn es darum ging Kostenpläne auf zu stellen und sie im schwarzen Bereich zu halten und schließlich habe ich in meiner Laufbahn weit mehr als 150 Ausstellungen verantwortet.

mattcleanNach 8 Jahren in Oklahoma City entschieden wir uns, nach Ohio zurück zu ziehen, wo meine Kariere als Registrar endete – aber das konnte ich damals nicht wissen. Ich wurde vom Cincinnati Art Museum als Leitender Registrar eingestellt und hatte drei Mitarbeiter, die ich heute noch vermisse – drei gute Kollegen mit großer Erfahrung. Meine Stelle aber wurde – ob man es glaubt oder nicht – „beseitigt “. Die Argumente, die ich zu hören bekam waren alle verlogen und ich verbrannte zuletzt diesen Brief. Ich nehme an, dass es finanzielle Gründe waren, denn ich verdiente wirklich gut für einen Registrar. Eine große Rolle scheint mir aber auch meine Suche nach Mark Landis gespielt zu haben. Ein paar Wochen ehe ich gehen musste wurde mir gesagt, dass ich das keinesfalls während meiner Arbeitszeit tun dürfe. Daran habe ich mich gehalten. Keine Anrufe und keine Emails. Nur wussten Sie alle, wo ich arbeite und so kamen doch Anrufe oder Emails um Informationen über Landis zu erhalten. Ich hielt mich an die Wünsche des Museums und arbeitete über Landis nur von zu Hause aus. Ich hatte sowieso über Landis nie im Museum gearbeitet und wunderte mich warum sie so besorgt waren. Das Cincinnati Art Museum kommt in „Art and Craft“ natürlich vor und Cincinnati, Ohio ist groß auf der Leinwand zu sehen. Das ist mein Verdienst und ein großer Gewinn für Cincinnati, auch wenn die Stadt nichts davon weiß, dass der Film ein großer Erfolg werden wird!

Nachdem ich 14 Monate lang nach Arbeit in einem Museum gesucht hatte, bzw. nach allem, womit ich wieder ein Einkommen erzielen konnte, wurde ich von einer Franchise Spedition angestellt. Das ging vier Monate gut, aber ich sah, dass etwas nicht stimmte, als mein direkter Vorgesetzter einen Kredit auf seine Lebensversicherung aufnehmen musste, um mich zu bezahlen. Also wieder arbeitslos und ein Hausmann mit meinem sechsjährigen Engel! Aber die Geschichte geht weiter, bis zu dem heutigen Zeitpunkt. Ich wurde Mitarbeiter bei Amazon für die Erfüllung von Kundenwünschen. Was ich in diesem Riesendepot tue, ist – einfach ausgedrückt – dass ich dafür sorge, dass das, was Sie online bestellen, Ihnen auch zugeschickt wird. Das ist eine ganz neue Welt, aber ganz erfrischend und es zeigt mir, dass sich meine Kariere als Registrar auf einem ganz anderen Feld bezahlt machen kann.

Delivery1Als ich frisch verheiratet 1998 Ohio verließ, hatte ich nicht die geringste Vorstellung von dem, was ich später machen würde. Nehmen Sie also mein Leben als Beispiel, dass man nie weiß, wie der Lebensplan verlaufen wird. Seien Sie also glücklich, wo Sie zur Zeit sind und nützen Sie jeden Tag, denn die Zukunft bringt Veränderungen. Manchmal kleine, manchmal große, aber man sollte darauf vorbereitet sein. Vor drei Jahren, als ich zum ersten Mal meine Arbeit verlor, war ich sehr verstört und verängstigt. Aber hier bin ich nun, ein hart arbeitender Mann im Blaumann mit einer wunderbaren Frau und Tochter und es ist mir eine Ehre zu erzählen, wie es dahin kam.

Bis bald!
Matt

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Dieser Beitrag ist auch auf Französisch erhältlich, übersetzt von Marine Martineau.

Letzte Vorbereitungen für Helsinki

Registrar Cat checks if documents are complete for the trip.
Registrarkatze überprüft die Reisedokumente auf Vollständigkeit.
Es gibt gerade viel zu tun, also wird Ihnen auffallen, dass wir in den nächsten Wochen nicht so schnell wie gewöhnlich neues Material veröffentlichen. Dafür gibt es einige Gründe, zu denen Schwierigkeiten mit gelöschtem Webspace gehörten, die mich gezwungen haben, das Backup von einer Vorgängerversion aufzuspielen (einigen wird aufgefallen sien, dass wir ein paar Tage nicht erreichbar waren) und dass ich an einer voll funktionsfähigen französischen Version der Seite arbeite, was einigen zusätzlichen Aufwand bedeutet. Ach ja, und dann ist da noch mein „kleiner Nebenjob“ als Depotleiterin am TECHNOSEUM und außerdem Garten, Mann und Katzen. Aber insbesondere bereite ich gerade meinen Vortrag und meine Reise nach Helsinki vor.

Ich bin begeistert, dass ich auf der European Registrars Conference über Registrar Trek sprechen darf (das vollständige Programm ist hier einsehbar: http://www.confedent.fi/erc-2014/programme2/) und hoffe sehr, dass es meinen Kolleginnen und Kollegen gefallen wird. So weit ich sehe, bin ich die einzige Registrarin von einem Technikmuseum, also fühle ich mich als Vertreterin einer ganzen Museumssparte und hoffe, dass ich das nicht vermassele. Ich freue mich sehr darauf, viele Kolleginnen und Kollegen zu treffen, die ich bisher nur über Email, Twitter oder Linkedin kenne. Besonders freue ich mich darauf, zwei Menschen zu treffen, die für Registrar Trek Beiträge geschrieben haben: Tracey Berg-Fulton und Derek Swallow.

Ich denke, es wird viel zu berichten geben, wenn ich zurück bin und ich hoffe, dass mein Vortrag ein paar Kolleginnen und Kollegen dazu inspiriert, Geschichten und Artikel zu diesem Projekt beizusteuern.

Bis nach der ERC 2014!
Angela