Richtig Gefälscht: Auf der Spur eines Kunstfälschers Teil 4

picture: LSU University Art Museum

Mark Landis
Bekannte Decknamen:
2009 – Steven Gardiner
2010 – Father Arthur Scott
2011 – Father James Brantley
2012 – Mark Lanois

Ich habe Sie das letzte Mal mit dem Gedanken an den Picasso zurückgelassen. Wie ich erwähnt habe, war es zu meiner Mission geworden, Menschen über Landis, seine Decknamen und seine Bewegungen zu informieren. Lassen Sie uns also heute nach Jacksonville in Florida gehen.

Ich rief Holly Keris, Kuratorin am Cummer Museum, an und erzählte ihr von Landis und was ich herausgefunden hatte. 2008 war das Cummer noch nicht „betroffen“. Ich rief Holly eine Woche später noch einmal an, weil ich wissen wollte, wie sie und das Museum einen Hurrikan überstanden hatten. Holly erzählte mir, dass sie in Ordnung war und der Hurrikan keinen Schaden an der Sammlung angerichtet hatte. Aber, sagte sie mir am Telefon, „Rate Mal, Matt, ich habe einen Umschlag von FedEx mit einem Tafelbild in Öl von Picasso drin auf dem Schreibtisch liegen.“ Es stellte sich heraus, dass ihnen das Ölbild „Portrait de Lora“ geschenkt worden war, das 2008 bei einer US-Auktion ersteigert worden war. Raten Sie mal, wer der Käufer war? Gut geraten, ich hatte keine Ahnung! Landis hatte einen Picasso gefälscht und der nächsten großen US-Institution geschenkt, dem Cummer. Ja, ein Picasso! Also, Leute, was ich entdeckt hatte, war, dass Landis nicht einfach nur Bilder weniger bekannter Künstler fälschte, sondern sich auch an solche Größen wie Picasso, Signac, Daumier und viele andere heranwagte. Übrigens auch an Dokumente von John Hancock und Thomas Jefferson. Ich entdeckte, dass er leere Seiten aus den hinteren Teilen von jahrhundertealten Büchern aus Bibliotheken herausschnitt und diese als Grundlage verwendete, um seine Fälschungen so aussehen zu lassen als seien sie der wahre Jakob. Ziemlich mutig und vorausschauend so vorzugehen. Die Institution in der das passiert ist, muss anonym bleiben. Ich kann Ihnen aber verraten, dass Landis erwischt wurde und dort nicht länger willkommen ist.

Wie geht es nun weiter? Ich habe Ihnen bis jetzt ein paar Leckerbissen darüber aufgetischt, wie ich Landis entdeckt habe. Die Wahrheit ist: ich habe so viel zu erzählen und so wenig Zeit, dass ich nicht recht weiß, wo ich anfangen und wo ich weitermachen soll. Ich meine, fragen Sie sich doch mal selbst: wenn Sie der einzige Mensch wären, der einen Kunstfälscher entdeckt hat, und Sie wüssten nicht, wann und wie man diese Informationen an die Behörden übergeben soll und Sie hätten diesen Menschen über fünf Jahre verfolgt, was würden Sie tun? Ich hatte Angst, dass man mich der Verleumdung, der üblen Nachrede und Ehrverletzung an Landis bezichtigen würde. Ich hatte die Beweise, dass das keine Einbildung war. Ich wollte nie, dass mich dieser Landis-Fall irgendwohin bringt, ich hatte ihn mir nicht ausgesucht. Aber der Fall erwies sich nicht nur als seltsam und interessant, sondern erweckte auch generell in meinem Leben wieder das Verlangen, nicht alles für bare Münze zu nehmen, sondern kritisch und genau zu sein. Nicht nur in der Arbeit, sondern auch als Mensch. Seien Sie immer auf der Hut vor Wölfen im Schafspelz, denn sie sind real und sie sind dort draußen. Mehr davon beim nächsten Mal. Ich möchte Angela noch einmal dafür danken, dass Sie mich eingeladen hat, Teil des Teams von Registrar Trek zu sein und ich freue mich auf Kommentare von und Kontakte mit Ihnen.

Für diese Woche: bleiben Sie wachsam, überprüfen Sie Ihre Unterlagen und Datenbanken auf die Nachnamen von Landis: Gardiner, Scott, Brantley and Lanois. Warum? Weil das die vier Decknamen sind, unter denen ich Landis bereits entdeckt habe. Denken Sie daran, dass Sie meine Kontaktdaten auf der Autorenseite von Registrar Trek finden.

Bis bald!

Matt

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Das Registrar Trek Blog zu Besuch in Costa Rica

Some people from the discussion group. Photo: Georgina DeCarli

Einige Mitglieder der Diskussionsgruppe. Photo: Georgina DeCarli

Diesen Januar war ich in San José, Costa Rica, um an einem Projekt mit der ILAM Foundation – Lateinamerikanisches Museumsinstitut zu arbeiten. Wie Sie vielleicht wissen, bin ich Professor und halte sowohl virtuelle Workshops als auch Präsenzvorträge aus dem Themengebiet der Inventarisierung und Dokumentation. Diese Workshops gehen nun schon in die achte Runde und ich habe schon in fast allen lateinamerikanischen Ländern unterrichtet.

Bei dieser Gelegenheit hatte Esteban Calvo, Registrar am Kunstmuseum von Costa Rica, der einen der Workshops besuchte, die Idee, ein Gespräch abzuhalten, eine informelle Diskussionsrunde mit einigen Kollegen aus Museen in San José. Das Treffen fand im Museum für Zeitgenössische Kunst und Design am Mittwoch, den 23. Januar, statt, Teilnehmer waren einige Direktoren, Registrare, Kuratoren und Museumspädagogen aus verschiedenen Museen. Georgina DeCarli, Direktorin der ILAM Foundation nahm auch daran teil und stellte uns die Möglichkeiten, die das ILAM durch virtuelle Kurse und Präsenzveranstaltungen für Museumsbeschäftigte bietet, vor. Wir unterhielten und herzlich über interessante Themen aus der Praxis und hatten ein wertvolles Feedback für alle.

Projection of the website. Photo: Georgina DeCarli

Präsentation der Blogwebsite. Photo: Georgina DeCarli

Wir nutzten die Gelegenheit und ich stellte unser Blog „Registrar Trek: Die Nächste Generation“ vor, indem ich Bilder der Website an die Wand warf und die Kollegen einlud, das Blog zu besuchen und dafür zu schreiben. Es gab gute Anekdoten von der Gründung des Blogs und über die Besonderheiten des Museumsalltags. Ich habe ein paar Bilder von diesem ganz besonderen Treffen mitgebracht.

Fernando

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Richtig Gefälscht: Auf der Spur eines Kunstfälschers Teil 3

picture: LSU University Art Museum

Mark Landis
Bekannte Decknamen:
2009 – Steven Gardiner
2010 – Father Arthur Scott
2011 – Father James Brantley
2012 – Mark Lanois

Hoffentlich habe ich Ihr Interesse an Landis geweckt und Sie reden mit anderen über diese Serie, auch wenn sie nicht im „Kunstrevier“ tätig sind. Also, Landis macht das seit über 30 Jahren. Aber warum? – fragen mich die Leute, zum Beispiel auch hier in einem Kommentar zu Teil 1. Es ist nie Geld geflossen, kein Postbetrug, kein Versicherungsbetrug, kein Betrug in irgendeinem Sinne, der staatliche Stellen interessieren würde. Der ehemalige FBI-Agent Bob Wittman sagte mir, wenn nie Geld geflossen sei und Landis seine Gemälde nie verkauf hätte, hätte er nichts falsches gemacht. Außer, dass Landis über Jahre die wertvolle Zeit von Museumsprofis vergeudet hat und es natürlich indirekte und direkte Kosten verursacht hat, was den Budgets geschadet hat und sicherlich auch der Reputation der Sachverständigen in den Museen. Es gibt mehr als 17.000 Institutionen hier in den USA, die entweder Kunst ausstellen oder Kunst sammeln. Und davon habe ich nur 52 entdeckt, beziehungsweise haben diese selbst darauf hingewiesen, dass sie auf Landis hereingefallen sind. Ich weiß, dass es mehr sind, aber sie wollen es vor sich selbst oder vor ihrer Institution nicht zugeben, dass sie Teil von Landis‘ Spiel waren.

Wie erkennt man eine Fälschung, fragen Sie sich vielleicht? Ich hatte keine formale Ausbildung, Fortbildung oder Training in Ermittlungen. Ich war einfach neugierig wegen der Schenkung des Signac an das Savannah College of Art and Design (SCAD) und des Lepine in St. Louis1. Als ich mißtrauisch wurde, schlug meine krankhafte Ordnungsliebe, die Zwangsstörung, die für das Denken eines Registrars typisch ist, zu. Ich sah mir die sechs Schenkungen, die Landis an Oklahoma City getätigt hatte, unter einem normalen Vergrößerungsglas und UV-Licht an. Jedes Stück, der Signac, Lepine, Daumier, Laurencin, die Rötelzeichnung aus dem 17. Jahrhundert und der Valtat, den wir früher erhalten hatten, alle hatten etwas eigenartiges an sich. Der Lepine leuchtete unter Schwarzlicht. Warum? Weil überall dort, wo Landis nicht die Ölfarben aus dem 20. Jahrhundert verwendet hatte, um die digitalen Vorlagen zu übermalen, diese weiß hervorleuchteten. Die Rötelzeichnung sollte aus dem 17. Jahrhundert sein… nicht nur, dass auch dort fragliche Bereiche weiß oder dunkelblau leuchteten, es gab auch noch ein anderes Werkzeug, das meine Vermutungen bestätigte… meine Nase. Wenn es eine wirkliche Zeichnung aus dem 17. Jahrhundert war, sollte man vermuten, dass das zugehörige Passepartout brüchig wäre und sich leicht abreißen lassen würde. Ich erinnere mich, wie ich die untere linke Ecke des Passepartouts abziehen wollte, immer in der Erwartung, dass es abbrechen würde, ohne das Bild zu beschädigen, und raten Sie mal… es war strahlend weiß… nagelneu! Dann hielt ich die freigelegte Fläche an meine Nase und es roch nach KAFFEE! Gefälscht!

Nachdem ich mich in weniger als 60 Minuten mit mehr als 20 Institutionen unterhalten hatte, hatte ich den produktivsten Kunstfälscher unserer Zeiten entdeckt. Aber keiner, der in der Vergangenheit schon einmal deswegen eingesperrt gewesen wäre, sondern ein ungewöhnlicher Charakter, der es nicht wegen des Geldes tat, sondern als Philanthrop, zu Ehren von Vater und Mutter und um „nett“ behandelt zu werden. Landis hatte übrigens auch kein Interesse daran, die „FAUX Real Ausstellung“ zu sehen, die ich an der Universität von Cincinnati im letzten April zusammengestellt hatte. Ich zitiere: „Das Zeug interessiert mich nicht, das hab ich schon gesehen. Ist hier irgendjemand Nettes, mit dem ich reden könnte? Ja, das wäre nett. Ist hier irgendjemand, mit dem man reden könnte, der nett ist?“ Landis eigene Worte… Versuchen Sie es mal mit so jemandem drei Tage lang auszuhalten, wie ich es im Sommer 2008 getan habe… es laugt Sie aus. Also, meine lieben Co-Spürnasen, fürchtet euch nicht, eurem Bauchgefühl zu vertrauen und Fragen zu stellen. Sie könnten vielleicht der nächste Registrar sein, der auf so etwas Großes stößt wie ich im Fall von Mark Augustus Landis. Scharfsichtige Augen, Erfahrung, die gebotene Sorgfalt, Geduld, ein wissbegieriges Naturell… achtet nicht auf den ersten Anschein. Ihr könntet hinters Licht geführt werden!

Weitere Details über die Masche kommen bald. Ich könnte stundenlang über diesen Fall schreiben, aber ich versuche diese zweiwöchige Serie so knapp zu halten, dass Sie immer noch genug Raum haben, sich zu fragen „warum?“ und darüber nachzudenken. Oh, warten Sie nur, bis ich Ihnen die Sache mit dem Picasso erzähle! Vergessen Sie nicht, dass Sie meine Kontaktdaten auf der Autorenseite von Registrar Trek finden. Bis bald!

Matt

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Richtig Gefälscht: Auf der Spur eines Kunstfälschers Teil 2

picture: LSU University Art Museum

Mark Landis
Bekannte Decknamen:
2009 – Steven Gardiner
2010 – Father Arthur Scott
2011 – Father James Brantley
2012 – Mark Lanois

Also, ich habe am Ende von Teil 2 dieses Blogs erwähnt, dass ich die vollständige Geschichte von Mark Landis habe… Ich hätte „unvollständige“ sagen solle, da ich Landis bis heute verfolgen. Es ist, vorsichtig ausgedrückt, erstaunlich, dass ich bisher fünf Jahre meines Lebens damit verbracht habe, die Schritte dieses Individuums zu verfolgen und immer noch das Bauchgefühl habe, dass er nur in Deckung gegangen ist und jederzeit wieder loslegen kann, obwohl er mir gesagt hat, dass er aufhören würde. Oh ja, aufhören mit etwas, was er seit über dreißig Jahren tut? Ich dachte wirklich, das sei der Fall nachdem ich 2011 sein drittes Alias, Father James Brantley, entdeckte. Das war kurz nachdem die Financial Times die Geschichte veröffentlich hatte, in der er zugab, was er getan hat und wie er „es“ gemacht hat. Nachdem ich den Artikel gelesen hatte (den man immer noch im Internet finden kann), nahm ich wirklich an, dass er nun, da er erwischt worden war aufhören würde… meine Jagd war vorbei… und Landis war erledigt. Tatsächlich war es Februar 2012, als ich eine Anfrage eines Fortbildungsreferenten an der Loyola University in New Orleans erhielt. Dieser Herr wusste, dass ich Landis schon seit Jahren verfolgte und er hatte neue Neuigkeiten! Landis hatte die Loyola angesprochen, genau so wie er es vor zehn Jahren zuvor als Mark Landis getan hatte, nur jetzt als Mark Lanois. Ich nehme an Lanois soll Französisch für Landis sein. Richtig! Ich nahm das zu den Akten und habe nun vier Aliase (ich werde über alle in den kommenden Teilen berichten).

Also, gehen wir zurück dahin, wo wir stehengeblieben waren, sonst bin ich zu vorschnell und rege mich zu sehr auf. Am 7. August 2008, nachdem ich herausgefunden hatte, dass mit den Schenkungen an das Oklahoma City etwas nicht stimmte, ließ ich eine Anfrage an meine Kollegen an anderen US-Institutionen los, um zu sehen, ob jemand auch einen Spender und Schenkungen von Mark Landis hatte. Innerhalb der ersten Stunde hatte ich über zwölf Anfragen per Telefon und Email, die von mir wissen wollten, was los sei. Ich berichtete ihnen meine Geschichte und siehe da, die Geschichten, die die Kollegen zu erzählen hatten, waren fast die selben. Landis hatte ihnen entweder per FedEx eine Schenkung gemacht oder war persönlich aufgetaucht und hatte mehr Kunstwerke und Geld für eine Stiftung versprochen. Alle institutionen hatten ihn kostenlos in ihren Museumsshops einkaufen lassen, ihn zum Essen eingeladen und nie wieder etwas von ihm gehört. Meine Lieblingsfrage, die ich allen stellte, war… „Hat er erwähnt, dass er ein krankes Herz hat und eine Herzoperation haben wird?“ Zu meiner Überraschung war die Antwort: Ja. Das heißt, er hatte dreißig Jahre lang Herzoperationen, richtig? Das war sein Trick, die Leute fragten sich, warum er sich wohl nicht mehr meldete. War bei der Operation etwas schiefgegangen oder ging es ihm gesundheitlich nicht gut? Das war nicht der Fall. Er benutzte das als einen der vielen Gründe, nie wiederzukommen…. wissen Sie warum? Er benutzte vielfältige Taktiken um sich zu verbergen, obwohl ich überzeugt bin, dass er nie der Meinung war, dass er etwas unrechtes tut. Aber Betrug ist Betrug und Fälschung ist Fälschung. Wenn Sie jemandem etwas unter Vorspiegelung falscher Tatsachen geben, dann betrügen Sie denjenigen. Einfach und klar. Man muss kein Geld dafür nehmen, es bleibt trotzdem ein Komplott, ein Beschiss oder wie auch immer Sie es einordnen wollen, nachdem Sie alle Folgen gelesen haben. Landis hat das wissentlich eine sehr lange Zeit getan und Sie wissen, dass er es wusste oder warum hätte er sonst seinen Namen und sein Erscheinungsbild vier Mal in fünf Jahren ändern sollen? Er wusste, dass ihn jemand entdeckt hatte und dass derjenige hinter ihm her war… genau, ich war dieser Jemand!

Mehr darüber in zwei Wochen, am nächsten „Richtig Gefälscht“-Freitag. Bitte setzen Sie sich mit mir in Verbindung, wenn Sie Fragen oder Anmerkungen haben. Sie finden meine Kontaktdaten auf der Autorenseite dieses Blogs. Bis bald!

Matt

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Auf die Größe kommt es an!

Diese Papiermaschine wurde mehrfach vermessen, bevor sie transportiert wurde.

Diese Papiermaschine wurde mehrfach vermessen, bevor sie transportiert wurde.

Wenn Sie Museumsleute stöhnen hören wollen, sagen Sie einfach mal „Maße“. Jeder hat eine Geschichte darüber. Murphy aus Murphys Gesetz treibt sich immer in der Nähe unserer Maßbänder, Zollstöcke und Lasermessgeräte herum. Nicht alle Geschichten sind so extrem wie die, die Sie in den Bildern sehen. Die Papiermaschine war immer wieder vermessen worden, weil es klar war, dass sie eines der problematischsten Transportgüter beim großen Depotumzug sein würde. Wir hatten eine technische Dokumentation. Wir hatten Spezialisten für Schwertransporte, erfahren in wesentlich problematischeren Fällen als unserer „kleinen“ Papiermaschine. Wir vertrauten unseren Fähigkeiten als Profis, als wir überwachten, wie das Maschinenteil per Kran auf den Tieflader verladen wurde. Erst dann wurde uns klar, dass die Maschine auf dem Tieflader stehend nicht durch das Tor passen würde. Es fehlte nicht viel, nur ein paar Zentimeter. Es schien so zu sein, dass sich die Meßungenauigkeiten (Höhe des Maschinenteils, höhe des Tiefladers, Höhe des Tors) zum schlimmsten Fall aufsummiert hatten. Es ließ sich nicht leugnen – wir hatten ein Problem.

Auf dem Tieflader passte die Maschine nicht durchs Tor - Die Transporteure mussten sich etwas einfallen lassen...

Auf dem Tieflader passte die Maschine nicht durchs Tor – Die Transporteure mussten sich etwas einfallen lassen…

Zum Glück hatten wir eine erfahrene Transportfirma. Nach ein paar Diskussionen wurde entschieden, die Maschine auf Rollbretter zu stellen und sie vorsichtig durch das Tor zu schieben. Es funktionierte. Nachdem sie durch war, wurde sie wieder auf den Tieflader gehoben und in ihr neues Zuhause gebracht.

Lassen Sie sich nicht täuschen: Jetzt scheint es so, als ob die Maschine niemals durch das Tor passen konnte. Aber das liegt an der Perspektive. In Wirklichkeit fehlten nur vier Zentimeter.

Lassen Sie sich nicht täuschen: Jetzt scheint es so, als ob die Maschine niemals durch das Tor passen konnte. Aber das liegt an der Perspektive. In Wirklichkeit fehlten nur vier Zentimeter

Andere Fälle von falschem Messen sind weniger spektakulär, aber die Probleme, die dadurch entstehen, sind manchmal größer. Ich weiß nicht, warum, aber einige Menschen tendieren dazu, Maße abzurunden. Nicht besonders hilfreich, besonders, wenn man einen Kistenbauer oder Vitrinendesigner mit der selben Angewohnheit hat…

Ein besonderes Problem tritt auf, wenn man mit internationalen Partnern zusammenarbeitet. In der Europäischen Union ist das metrische System üblich, während das Vereinigte Königreich und die USA ihr eigenes System verwenden (Imperial units und United States customary units, die sich in einigen Fällen leicht unterscheiden). Man hat das als Registrar normalerweise im Hinterkopf, aber Mißverständnisse sind trotzdem vorprogrammiert. Ich erinnere mich an einen Fall, als uns ein schwer lesbares Fax mit Objektdaten erreichte. Wenn man zurückblickt, klingt es verrückt, aber eine lange Zeit rechneten wir damit, eine kleine Kiste von etwa 50 x 20 x 21 Zentimetern zu erhalten. Als uns der Kostenvoranschlag für den Transport erreichte, waren wir vom Preis leicht schockiert. Als wir das ursprüngliche Fax noch einmal lasen, fiel uns auf, dass wir es mißverstanden hatten. Ja, das Zeichen hinter den Maßen war KEIN Doppelstrich („), sondern nur ein Strich (‚). Der kleine Unterschied, der das Inch (1“ = 2.54 cm) vom Fuß (1‘ = 30.48 cm) unterscheidet. Wir würden kein nettes, kleines Kistchen erhalten, sondern einen veritablen Überseecontainer….

Angela

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Digitale Medien, Universitätsdidaktik und kultureller Kannibalismus: Überlegungen von einer lateinamerikanischen Professorin im Exil

January 2013

„Wenn Du die Antwort nicht weißt, diskutiere die Frage“ (Clifford Geertz)

Im anthropologischen Sprachverständnis ist der „Eingeborene“ das lokale Wesen, das zu diesem Land gehört und der der erste Bewohner dieses Platzes war, wohingegen der „Einwanderer“ der Fremde oder Ausländer ist, der von außen kommt und den Platz des Eingeborenen einnimmt und sein Gebiet besetzt. Es ist wie in einem Cowboy-und-Indianer-Film aus Holywood, in dem der Indianer von Elvis Presley gespielt wird und seine indigene Mutter von einer Südamerikanerin wie Dolores de los Rios!

Es ist interessant, festzustellen, dass die Sprache der Cyberkultur oder des Cyberspace die vergegenständlichten Konzepte der westlichen Kultur in Hinblick auf Kolonialismus und Imperialismus anwendet: in diesem neuen Cyberkontext ist der „Eingeborene“ der, der innerhalb der digitalen Ordnung geboren wurde und dementsprechend auf der Grundlage dieser Logik seine Schlüsse zieht, während der „Einwanderer“ aus seiner buchzentrierten Mittelalter/Rennaissance-Kultur in die Cyberkultur hinein vertrieben wird, immer noch mit dem einen Fuß in dieser, mit dem anderen in jener Kultur.

Was wird aus dieser Kultur im Cyberspace, besonders, wenn man an die große Zahl sowohl grammatikalischer als auch digitaler Analphabeten in Lateinamerika denkt? Néstor García Canclini untersucht, in Büchern wie Diferentes, Desiguais e Desconectados, Editora UFRJ, 2005, die Widersprüche der südamerikanischen indigenen Bevölkerung, die das Internet nutzt, ohne überhaupt Lesen und Schreiben gelernt zu haben! Als Anthropologin und Lehrerin scheint mir das eine relevante Frage zu sein, die diskutiert werden sollte: wie kommt man in die digitale Ära von globalen oder internationalen Charakter, ohne den regionalen Bezug der brasilianischen Kultur zu verlieren, hier bin ich inspiriert von der Haltung von Oswald Andrade zum „kulturellen Kannibalismus“?

Als eine Art, meine Studenten darin zu schulen, eine kritische Haltung zu entwickeln – das Ziel jeder Hochschulbildung – habe ich ein Produkt der visuellen Gestaltung in der Kunsterziehung entwickelt, in dem ich auf die Wichtigkeit hinweise, die Cyberkultur auf eine kritische Art und Weise zu verschlingen und sie zurück-verändert wiederzugeben, einer lokalen „einheimischen“ Sprache gemäß. Mir scheint es, als ob diese bemerkenswerte Frage nie betont wird, wenn über Cyberkultur gesprochen wird: Könnte es möglich sein, dass alle kulturellen Statuten die hier auf scheinbar demokratischem Wege aufgestellt werden, die selbe sozioökonomische Vorherrschaft ergeben, wenn man sie einfach schluckt?

Wenn dem so ist, wie kann es mit den Studenten gelingen, einen Zusammenhang mit dem „kritischen Kannibalismus“ herzustellen? Wie kann man in ihnen ein ästhetisches Gespür (im platonishcen Sinne) für Konzepte wecken? Wie kann man sie lehren, die Spreu vom Weizen zu trennen in einem Wust von digitalem Medienchaos, das unweigerlich durchzogen ist von der kapitalistischen, imperialistischen und kolonialistischen Logik der Europäischen und Nordamerikanischen Ersten Welt?

Philosophische und humanistische Fragen erster Ordnung, Gefährten: ist es möglich, dass das, was ein typischer „digitaler Eingeborener“ denkt, relevant, angemessen, politisch und ethisch korrekt ist und kann es die Welt zum besseren verändern? Oder, immer noch wichtiger, was ist der wahre didaktische Beitrag, den das profunde Wissen eines Lehrers im Vergleich zu dem Übermaß an unterschwellig transportierten Informationen durch die digitalen Medien in der heutigen Welt leisten kann?

Prof. Dr. Dinah Papi Guimaraens – Professor für Architektur und Städtebau an der Universidade Federal Fluminense und ist Direktorin und Mitbegründerin des Museu de Arte e Origens, NYC (promovierte über das Postgraduiertenprogramm in Social Anthropology -Museu Nacional- UFRJ und New York University – Museum Studies Program /Fullbright Scholar; PhD, Department of Anthropology, University of New Mexico, USA)
Translated by Araceli Galán

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Richtig Gefälscht: Auf der Spur eines Kunstfälschers Teil 1

Wenn ich an bemerkenswerte Geschichten von Registraren denke, fällt mir immer die Geschichte des Kunstfälschers Mark Landis ein. Registrar Matthew C. Leininger hat seine Fälschungen entdeckt und versucht ihm seither auf der Spur zu bleiben. Ich bin sehr froh darüber, dass Matt sich bereit erklärt hat, hier diese Geschichte zu erzählen. Wir machen das als Fortsetzungs-Detektivgeschichte aus dem richtigen Leben, also bleiben Sie dran! Sie können einige der Fälschungen Landis in diesem youtube video sehen. Landis treibt noch immer sein Unwesen, deshalb finden Sie in jedem Artikel sein Bild und alle bis jetzt bekannten Decknamen. Es ist unser Ziel, die Museumswelt über diesen Fälscher und seine Masche zu informieren. Wenn Sie ihn erkennen: informieren Sie Matt Leininger darüber. Danke – Angela.

Was ich Ihnen nun erzähle, sind meine persönlichen Erfahrungen mit dem, den die New York Times einmal als den „produktivsten Kunstfälscher unserer Zeit“ bezeichnet hat.
Ich war Registrar und Abteilungsleiter am Oklahoma City Museum of Art (OKC) als 2008 alles anfing.

Bild: LSU University Art Museum

Mark Landis
Ebenfalls bekannte Decknamen:
2009 – Steven Gardiner
2010 – Father Arthur Scott
2011 – Father James Brantley
2012 – Mark Lanois

Registrare sind die wahren Hüter der Sammlungen und mit der Zeit geht ihnen ihre Erfahrung in Fleisch und Blut über, was sich auszahlt, wenn sie Sammlungen überprüfen, besonders, wenn Sie von Spendern kommen, die ihnen undurchsichtig erscheinen. Am 7. August 2008 zahlte sich meine berufsübliche Sorgfalt und mein kritisches Auge in einer Art und Weise aus, die ich damals noch nicht einmal erahnen konnte, denn an diesem Tag entblößte ich Mark Augustus Landis aus Laurel, Mississippi. Landis hatte dem OKC früher im Jahr 2008 ein Aquarell „von“ Louis Valtat geschenkt. Wir waren so begeistert von diesem seltenen Stück, dass wir es ohne weitere Recherche mit einem Passepartout und einem Rahmen versahen und im Ausstellungshaus ausstellten. Wir waren nicht nur von dieser Schenkung begeistert, sondern auch davon, dass uns Landis mehr Kunstwerke und Geld für eine Stiftung in Aussicht gestellt hatte. Es war Mai 2008 als wir den Valtat erhielten. Im Juli 2008 kam Landis zu einer Zeit zu uns ins Museum, als eine der bislang schwierigsten Ausstellungsvorbereitungen im Gange war. Mir wurde gesagt, ich solle alles stehen und liegen lassen und mich zusammen mit dem Chefkurator und dem Direktor um Landis kümmern. Es waren aufreibende zweieinhalb Tage, um es noch gelinde auszudrücken. Die Mitarbeiter fanden Landis nicht nur undurchsichtig, irgendetwas stimmte mit ihm nicht, kein gutes Gefühl, wenn Sie verstehen, was ich meine? Er hatte eine Blankovollmacht für unseren Laden und luden ihn zum Mittagessen ein, er rührte es aber nicht an. Der Chefkurator brachte ihn zum Flughafen für seinen Rückflug nach Laurel (habe ich erwähnt, dass Landis seine Anreise, sein Hotelzimmer und seine Mahlzeiten selbst zahlte?). Landis schlief am Gate ein und jemand klaute seine ganzen Sachen! Wir mussten noch einmal zum Flughafen fahren und ihm dabei helfen, noch einmal zu buchen, damit er nach Hause konnte.
Ich habe den 7. August erwähnt und ich erinnere mich sehr gut daran. Wir bereiteten uns darauf vor, die fünf neu geschenkten Werke in Empfang zu nehmen und unserem Sammlungsausschuß für die Aufnahme in die Sammlung vorzustellen. Ich recherchierte und man höre und staune das Savannah College of Art and Design hatte genau das gleiche Paul Signac Aquarell erhalten, geschenkt von Landis, im gleichen Zeitraum, in dem er auch im OKC war. Dann kam ein Gemälde Öl auf Holz von Stanislas Lepine. Dieses Werk tauchte in einer Presseerklärung auf der Website des St. Louis University Museum of Art auf. Hmm, jawohl, eine Schenkung von Landis. Ich war auf etwas gestoßen. Ich recherchierte die letzten drei und fand sie ebenfalls in anderen Sammlungen in den Vereinigten Staaten. Nachdem ich Landis‘ Spur die letzten fünf Jahre verfolgt habe, habe ich gut über einhundert Fälschungen in zwanzig US-Bundesstaaten und über 50 Institutionen ausmachen können, die Schenkungen von Landis waren… und ich bin der einzige, der Landis enttarnt und seine Masche national und international bekannt gemacht hat.
Das ist nur der Anfang und ich habe mit diesem Eintrag gerade mal an der Oberfläche gekratzt. Ich danke Angela Kipp für die Einladung hier mitzuschreiben und ich hoffe, dass Sie alle Spaß daran haben, dass ich Sie in meine Akten sehen lasse und weiter mitlesen, wenn ich die ganze Geschichte über Mark Landis erzähle.

Bleiben Sie dran,

Matt

Dieser Beitrag ist auch auf französisch erhältlich, übersetzt von Kelsey Brow.

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Baumwollhandschuhe? Weiße oder Bluejeans Handschuhe?

Warum verwenden Registrare ausgerechnet weiße Handschuhe? Nun, damit man sieht, wenn sie dreckig sind! „Registrare machen es mit weißen Handschuhen“ ist fast ein Slogan.

designall

“Registrars do it with their gloves on”
“Registrare machen es mit weißen Handschuhen”
Bild von hier

Alle Sammlungsgegenstände gehen durch die Hände des Registrars und ihres / seines Teams von Assistenten, vom ersten Tag an, an denen sie ins Museum kommen bis zu dem Tag, an dem sie in einer Ausstellung gezeigt werden oder ausgeliehen werden. Und ein guter Registrar lässt nicht zu, dass irgendjemand die Objekte ohne sehr saubere weiße Handschuhe anfasst – oder Handschuhe mit Gumminoppen, wenn es sich um schwere oder glatte Objekte handelt.
UPDATE 15.1.2013: Vergessen Sie die Gumminoppen. Wie Sie den Kommentaren entnehmen können, ist das nicht das Beste. Verwenden Sie Nitrilhandschuhe – oder Nylonhandschuhe mit Nitrileinsätzen für schwere Objekte – das ist viel besser.

Es sind weiße Baumwollhandschuhe, keine Bluejeans!

Ich erinnere mich, dass ich vor 20 Jahren einem neuen Kollegen einige Paare weiße Handschuhe gab, mit der dazugehörigen Erklärung, wie man sie benutzt und warum, usw. Am nächsten Tag kam mein Assietent mit grün gefärbten Handschuhen; er erklärte mir „naja, so sieht man den Dreck nicht so.“ Bitte… das ist geistiges Jeanstragen

Wir alle wissen, dass man Bluejeans mehrere Tage lang tragen kann (Oh, bitte, wer tut das nicht?), ohne dass man gleich jeden Dreckfleck sieht…. (dafür sind sie schließlich dunkelblau). Aber die weißen Handschuhe, die wir für den Umgang mit Objekten tragen sind genau deshalb weiß: Um zu sehen, dass sie schmutzig sind und sie dann sofort gegen ein neues Paar austauschen zu können, so dass man nicht das nächste Objekt mit schmutzigen Handschuhen anfasst. Stellen Sie sich einmal vor, wie es wäre, mit dunklen Handschuhen „auf denen man den Dreck nicht so sieht“ Objekte anzufassen und welcher Schaden und Flecken damit auf den so behandelten Objekten entstehen.

Man kann sagen, wenn es ein gemeinsames Symbol für Registrare in aller Welt gibt, dann sind es ein Paar weiße Handschuhe. Dies gilt besonders für Registrare, die mit Kunst, Dokumenten oder archäologischen Objekten zu tun haben. Das ist nicht nur eine schlaue Werbeidee der Firma, die die oben gezeigten T-Shirts verkauft. Die Mid-Atlantic Association of Museums in den USA haben ein Projekt, das sich „White Gloves Gang“ (in etwa: Weißbehandschuhte Bande) nennt, bei dem Registrare, Sammlungsmanager, Archivare, Museumskunde-Studenten… einen Tag freiwillig einem ausgewählten Museum bei einem Sammlungsprojekt helfen.

Die „White Glove Gang“, wäre ein passender Name für Registrare und Sammlungsmanager weltweit…

Fernando Almarza Rísquez

 
Dieser Beitrag ist auch auf französisch verfügbar, übersetzt von Kelsey Brow.

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Eine ernsthafte Arbeit

Wo ist oben? Es gibt keine Möglichkeit, es richtig zu machen…

Ja, die Arbeit eines Registrars ist ein ernsthaftes Geschäft. All die wertvollen Objekte, die ganze Dokumentation… wir Registrare sind sehr ernsthaft und geradlinig, richtig? Richtig! Aber warum bricht dann das Team des Registrars bei Sitzungen oder Veranstaltungen plötzlich in hilfloses Gekicher aus? Weil unsere Arbeit voller unfreiwilliger Komik ist!

Ich erinnere mich, wie einmal eine Kiste für eine Ausstellung angeliefert wurde, die auf zwei völlig unterschiedlichen Seiten „hier oben“ stehen hatte. Dummerweise habe ich kein Foto davon geschossen. Sie können sich vorstellen, wie glücklich ich darüber war, dass mir Noel Valentin vom El Museo del Barrio, New York das Foto links geschickt hat.

Unglaublich, wie viel Humor in Datenbankeinträgen steckt. Wie wäre es denn mit „Messer ohne Klinge, Heft fehlt“? Ich nehme an, dass es sich um eine elegante Methode handelt, einen Totalverlust zu verschleiern. Oder eine Anmerkung im Zustandsfeld der Datenbank: „muss mit dem Staubsauger behandelt werden“. Wir haben den Staubsauger immer griffbereit, es hat mit Sicherheit mehr Mühe gekostet, diesen Datenbankeintrag vorzunehmen, als das Objekt zu staubsaugen. Überhaupt: Zustandsprotokolle. Eine Kollegin mailte einmal, dass sie tatsächlich dort die Bemerkung „häßlich, aber langlebig“ gelesen hatte.

"Close door! Because of climate" Registrar's do something against climate change!

Registrare gegen den Klimawandel…

Ich liebe bescheuerte Aufschriften und versuche sie zu fotograferen, wenn ich sie sehe. Leider habe ich meinen persönlichen Favoriten verloren, es war eine Kiste mit der Aufschrift „Vorsicht Inhalt“. Es zeigte sich, dass es sich bei dem Inhalt um einen Autofeuerlöscher handelte und dass offensichtlich jemand vermeiden wollte, dass man die alte Weinschachtel achtlos wegwarf, in der sich das undokumentierte Objekt befand. Von der Aufschrift her hätte ich allerdings zumindest etwas Asbest- oder Quecksilberhaltiges erwartet…

Was ich allerdings fotografiert habe, ist das improvisierte Türschild rechts: „Tür zu! wg. Klima“. Natürlich wissen wir alle, was damit gemeint ist. Wir sollen die Tür geschlossen halten, weil der Raum dahinter eine konstante Temperatur und relative Feuchte benötigt. Trotzdem, mit den ganzen Diskussionen um den Klimawandel… es sieht nach einer sehr einfachen Lösung aus.

Offensichtlich bin ich nicht die einzige, die unfreiwillige Komik liebt. Schauen Sie sich den wunderbaren Film  „Stuff Museum People Say“ (Zeug das Museumsleute sagen) vom Atlanta History Center an: http://www.youtube.com/watch?v=IhAJiz2ixuY bei 1:23 sehen Sie eine typische Szene mit einem Registrar: ein Museumsmitarbeiter verletzt sich und die Registrarin ruft „Bluten Sie nicht auf die Artefakte!“.

Oh ja, und dann gibt es da noch die Fehlleistungen bei der Objektlagerung. Liz Walton hat dafür ein Blog ins Leben gerufen: Art Storage Fail. Genießen Sie es, und wenn Sie etwas beizutragen haben: schicken Sie es ihr.

Lassen Sie mich diesen Beitrag mit zwei unfreiwillig komischen Postkarten eines Schornsteinfegers beschließen. Unsere Außenlager sind nicht rund um die Uhr besetzt. Unser Kaminkehrer hat das durch die vielen, vielen sinnlosen Anfahrten für die jährliche Untersuchung unserer Heizungsanlage gelernt. Deshalb schickt er jetzt Postkarten, um diese Termine auszumachen. Die erste lautete: „Ich komme am 25. Februar um 10:15 Uhr oder an den darauffolgenden Tagen.“ Nachdem er zu dem ersten Termin nicht erschien, rief ich ihn an und wir vereinbarten einen Termin auf den 26. um 11 Uhr. Alles ging glatt. Im folgenden Jahr erhielt ich eine Postkarte „Wir kommen im Februar. Bitte warten Sie nicht, wir rufen Sie zwecks genauerer Terminvereinbarung an.“ Wieder ging alles glatt, nachdem wir telefoniert hatten. Aber bis heute geht mir das Bild nicht aus dem Kopf, wie jemand den ganzen Februar hindurch auf einen Schornsteinfeger wartet…

Angela

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Wie ich ein Museumsregistrar wurde II

Vagabundin in verschiedenen Arbeitsfeldern im Museum

Angela Kipp

picture by Bernd Kiessling

Einblick in meinen derzeitigen Arbeitsplatz.
HDR-Foto von Bernd Kießling

Es sollte wohl besser heißen: Wie ich entdeckte, dass ich eine Registrarin bin. Aber von Anfang an…

Ich mochte schon immer altes Zeug und bin so lange ich denken kann auf Burgen herumgeklettert und in Museen gegangen. Also war es irgendwie logisch, dass ich mich nach der Schule für ein Studium der Museumskunde entschied. Übrigens fand das mein Berater beim Arbeitsamt eine dumme Idee… Wie auch immer, ich entschied mich für das Studium an der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW) in Berlin. Dies bedeutete, dass ich sechs Monate Praktikum in einem Museum oder einem Archiv vorweisen musste, um die Zugangsvoraussetzungen zu erfüllen.

Ich entschloß mich, das Vorpraktikum am Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim zu absolvieren. Das war das erste Mal, dass ich in Kontakt mit der Arbeit in Museumssammlungen kam, denn eine meiner Aufgaben war die Inventarisierung und Dokumentation einer 500 Objekte umfassenden Blechdosensammlung, vom sehr kleinen Medikamentendöschen bis zur großen Kaffeedose.

Der Vorteil dieses Praktikums war nicht nur, dass ich im Herbst 1998 in Berlin als Studentin der Museumskunde angenommen wurde, sondern auch, dass ich in den ersten Semesterferien einen Museumsjob hatte. Das Landesmuseum für Technik und Arbeit hatte da eine Ausstellung „automatisch aromatisch – wie Kaffee zubereitet wird und wie er schmeckt“ und ich arbeitete als eine Mischung aus Vorführtechniker und Kellnerin: erst erklärte ich anhand eines Proberösters, wie Kaffee geröstet wird und dann schenkte ich Kaffee an die Besucher aus. Wenn es nichts zu tun gab, dokumentierte ich eine Sammlung von Kaffeemaschinen und Kaffeemühlen. Bis heute kann ich Ihnen aus dem Stand einen 5-Minuten-Vortrag darüber halten, was „rezirkulierende Perkolatoren“ sind und warum es eine dumme Idee ist, damit seinen Kaffee zuzubereiten.

In meinen nächsten Semesterferien absolvierte ich ein Praktikum am Museum für Kommunikation (dem ehemaligen Postmuseum) in Berlin. Dort wurde gerade die neue Dauerausstellung vorbereitet und so musste ich „leider“ mein Studium unterbrechen, weil ich als Projektassistentin unter Vertrag genommen wurde. Das war eine sehr spannende Zeit und ich hatte Gelegenheit, viel über Ausstellungen, Recherche, Textarbeit, Urheberrechtsfragen, Umgang mit Objekten und Problemlösung zu lernen.

Im Mai 2000 nahm ich mein Studium wieder auf, aber seit dieser Zeit gab es keinen Zeitraum mehr, in dem ich nicht für Museen oder ähnliche Einrichtungen gearbeitet hätte. Ich arbeitete neben meinem Studium her als Freiberuflerin und hatte sehr unterschiedliche Jobs, die aber alle mehr oder weniger mit Sonderausstellungen zu tun hatten. So lernte ich viel über die Enigma, das Preussische Militär, Ziegel, Papierherstellung, die Entwicklung der Landwirtschaft im Land Brandenburg, Paramente und Kirchengeschichte, das menschliche Gehirn und Schraubenherstellung.

Im Frühjahr 2002 war ich mit meinem Studium fertig und arbeitete weiterhin als Freiberuflerin, hauptsächlich für das Deutsche Museum in München und für das Dommuseum in Brandenburg/Havel. Nebenher schaute ich immer wieder nach befristeten und unbefristeten Stellen in Museen. Eines Tages, als ich wieder Stellenanzeigen im Internet durchforstete, tauchte ein sehr bekannter Name auf. Das Landesmuseum für Technik und Arbeit suchte einen wissenschaftlichen Angestellten für die Betreuung der Ausstellungseinheit Kunststoffe und für den Sammlungsbereich Chemie. Da ich ohnehin nichts zu verlieren hatte, schickte ich eine Bewerbung, ohne mir große Hoffnungen zu machen, denn sie suchten einen Spezialisten im Fach Chemie. Sehr zu meiner Überraschung wurde ich zum Vorstellungsgespräch eingeladen und im Februar 2003 war ich zurück in „meinem alten Museum“ und fühlte mich, als wäre ich nach Hause zurückgekommen.

Developing Banana Key Rings (from left to right): Polypropylene let the key ring break too easy, blue was the wrong color, polyethylene with yellow color was just perfect.

Entwicklungsreihe der Bananen-Schlüsselanhänger: bei Polypropylen brach der Schlüsselring zu leicht, blau war offensichtlich die falsche Farbe, Polyethylen mit gelber Farbe war einfach perfekt.

Die Ausstellungseinheit Kunststoffe umfasste auch einige Spritzgußmaschinen, die immer noch funktionstüchtig waren. Als das Museum eine Sonderausstellung zum Thema Bananen zeigte, gelang es uns, einen Hersteller von Spritzgußformen aus der Nähe zu gewinnen, der uns eine Spritzgußform für einen Schlüsselanhänger in Bananenform entwarf, herstellte und spendete. Die Vorführtechniker und ich hatten viel Spaß dabei, den richtigen Kunststoff und die richtige Farbe für eine perfekte Banane zu finden. Wir hatten weiße, rosane und blaue Bananen und schließlich sogar eine, die aussah, als sei sie verfault, weil die Temperatur zu hoch eingestellt war und der Kunststoff außen etwas verbrannt war. Nach einiger Zeit konnten wir dann perfekte gelbe Polyethylen-Bananen-Schlüsselanhänger herstellen. Die Besucher liebten sie. (Entschuldigung für den Exkurs, aber da das keine Registrar-Geschichte ist, werde ich sie wohl nirgends sonst erzählen können.)

As a side note: The little blue banana is travelling the world as a geocaching travelbug, see http://www.geocaching.com/track/details.aspx?guid=0bbfcf4f-c2e6-4f21-8539-ab73e54b9dfa

Randbemerkung: die blaue Banane zieht als Geocaching Travelbug „little blue banana“ um die Welt, derzeit befindet er sich in Schweden…

Aber der „Kunststoffmensch“ zu sein, bedeutete nicht nur Ausstellungsarbeit, sondern auch Sammlungsarbeit. Es gab eine riesige Sammlung von Magnetbändern, die bis zu den ersten Entwicklungen von 1934 zurückreichte, aber auch die aktuellsten Typen umfasste. Dieser Bestand musste gesichtet und dokumentiert werden. Die größten Schwierigkeiten bereitete die Recherche nach den Lagerungsbedingungen und dazu, wie man die Inhalte sichern konnte – ein Problem das bis heute noch nicht zufriedenstellend gelöst ist.

Wie Sie sich vorstellen können, verging die Zeit wie im Fluge und ich hatte nur einen Zweijahresvertrag. In meinem zweiten Jahr wurde die Stelle des Depotverwalters am Landesmuseum ausgeschrieben. Da ich wieder nichts zu verlieren hatte, bewarb ich mich und wurde genommen. Dies markiert den Wendepunkt, ab dem ich aus der Ausstellungsarbeit komplett in die Sammlungsarbeit wechselte.

Es war wesentlich später, nachdem wir 2006 die Schließung eines unserer Depots und den Umzug unserer Sammlungen in die beiden verbliebenen Hallen über die Bühne gebracht hatten, als ich versuchte, einem Amerikanischen Kollegen zu erklären, was ich eigentlich machte. Ich konsultierte das Internet und grub zwei Stellenbeschreibungen aus, eine von einem „Collection Manager“ und eine von einem „Registrar“. Da ich der Meinung war, dass ich mehr mit dem praktischen Umgang mit Objekten zu tun hatte, wählte ich die Bezeichnung „Collection Manager“. Später erfuhr ich, dass die Verwendung dieser Bezeichnungen sich von Museum zu Museum unterscheidet und, da ich auch viel mit unserer Datenbank und mit dem Leihverkehr befasst bin, ich mich durchaus auch als „Registrar“ hätte bezeichnen können.

Das war’s Leute! So wurde ich Registrar, bzw. merkte ich, dass ich eine Registrarin war.

 

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A project to break down language barriers and connect registrars worldwide