Die Wetterfeuerzwerge oder: Ein paar Gedanken über Sensoren – Teil 2

Picture by Alexas_Fotos via pixabay CC0

Es ist ein allgemeines Missverständnis, dass Sensoren grundsätzlich die Raumtemperatur und die relative Luftfeuchtigkeit erkennen können. Das können sie nicht. Es gibt keinen Wetterfeuerzwerg, der zu den Objekten spaziert und sagt: „Nun, hier haben wir eine relative Feuchtigkeit von 51%“. Ein Sensor misst Temperatur und Feuchtigkeit immer in der unmittelbaren Umgebung. Wenn er zwei Meter über dem Boden hängt, misst er dort wunderbare 51% und 21°C, während Ihre Objekte weiter unten hinter dem Glas einer Ausstellungsvitrine mit schlechter Lichtinstallation bei 28°C überhitzen und bei 34% vertrocknen. Möglichweise bekommt man Panik, wenn man die angezeigten 32°C in der Ausstellung erblickt, während dies tatsächlich nur durch direkte Sonneneinstrahlung auf den Sensor verursacht wird. Oder aber der Sensor wurde über einem Heizgerät angebracht und wird deswegen gegrillt.

Ein Problem bei der richtigen Platzwahl für die Montage eines Dataloggers ist, dass es nur in den wenigsten Fällen soetwas wie ein „Raumklima“ gibt. In den meisten Räumen gibt es mehrere Klimazonen: Es gibt eine Außenwand, die stets etwas kälter ist als der Rest des Raumes. Es gibt die eine Wand, die im Winter immer von 11 bis 14 Uhr und im Sommer von 9 bis 16 Uhr viel Sonnenlicht abbekommt. Es gibt den Bereich in der Nähe des Eingangs, in dem immer ein kühler und feuchter Luftzug herrscht, sobald jemand die Tür öffnet. Und es gibt noch die Ausstellungsvitrinen.

Alles in einem Raum tendiert stets nach einem Ausgleich, was bedeutet, dass sich alle Komponenten einem gemeinsamen Raumklima anzupassen versuchen. Aber gerade dadurch wird ein wechselhaftes und manchmal problematisches Raumklima erzeugt. Wärmere Luft störmt unvermeidlich in kühlere Bereiche, aber sobald sie dort ankommt, können sich eben die schönen 51% bei 21°C bald in die klimatischen Bedingungen der Außenwände von 68% bei 16°C umwandeln. 1

Um einen guten Überblick darüber zu bekommen, was an welcher Stelle in einem Raum oder einer Ausstellung geschieht, könnte man mehrere Sensoren zu platzieren. Doch wir kennen alle das Leben und den Museumsbetrieb: Mit großer Wahrscheinlichkeit stehen nie genügend finanzielle Mittel zur Verfügung. Was man aber auf jeden Fall machen kann, ist, mit seinem Datalogger zunächst in unterschiedlichen Raumbereichen zu messen, um einen besseren Überblick zu bekommen, was wo passiert. Dadurch lässt sich für die dauerhafte Platzwahl eines Dataloggers ein Bereich auswählen, der die besten Erfahrungswerte für die jeweiligen Objekte aufweist.

Das nächste Mal werden wir uns den Unterschied zwischen günstigen und teuren Sensoren anschauen, was – neben anderen Faktoren, wie etwa einer W-LAN-Kompatibilität – ausschlaggebend für die Quailtät des Datalogger ist.

Bleiben Sie dran für den dritten Teil dieses Beitrags!

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Edith Harmati.

  1. Fun fact: Aus diesem Grund bekommt man einen noch feuchteren Keller, wenn man versucht, diesen zu trocknen indem man die Fenster im Sommer öffnet – wohingegen man bessere Erfolgschancen hat, wenn man das gleiche im Winter tut.
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