Dies ist ein spezieller Dienstag. Heute wird mein ehemaliger Professor Hans Wilderotter in den Ruhestand verabschiedet und damit geht gewissermaßen eine Ära zu Ende. Ich könnte jetzt eine wehmütige Rückschau halten, denn damals, als ich 1998 das Studium der Museumskunde aufnahm, war der Studiengang noch recht jung, gerade erst hatten die ersten Diplom-Museologinnen und -Museologen die Fachhochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin verlassen. Vieles war noch im Experimentierstadium und leicht könnte ich in eine verklärte Betrachtung der guten alten Studienzeit verfallen, die vermutlich ebenso wenig mit der Realität zu tun hat wie alle anderen guten, alten Schul-, Nachkriegs- oder sonstigen –zeiten.
Dennoch gibt es einige Dinge, die ich aus meinem Studium mitgenommen habe, jenseits der fachlichen Ausbildung. Die Fakten sind nur ein kleiner Teil des Lerninhalts, egal, ob Schule, Universität oder Arbeitsstelle. Viel mehr prägt die Persönlichkeit des oder der Lehrenden diejenigen, die von ihm oder ihr lernen. In leichter Abwandlung zu Karl Valentin könnte man sagen: „Menschen unterrichten bringt gar nix, sie machen einem eh alles nach.“ Unwillkürlich übernimmt man Eigenheiten und Ausdrucksweisen, übernimmt eine gewisse Sicht auf die Dinge oder auch die Herangehensweise bei Problemen. Und wenn etwas von diesen übernommenen Strategien zum Erfolg führt, dann würde man das nur allzu gerne der eigenen Klugheit und Lebenserfahrung zuschreiben. Wenn man aber ganz ehrlich ist, dann schimmert da ein Lehrmeister oder eine Lehrmeisterin durch. Bei dem einen „müllert“ oder „meiert“ es dann, bei mir „einholzt“ oder „wilderottert“ es.
Was das im Detail ist, das sei hier nicht verraten. Aber ich möchte an dieser Stelle einmal „Danke!“ sagen. Zunächst natürlich persönlich an Prof. Sibylle Einholz, die letztes Jahr in den wohlverdienten Ruhestand gegangen ist, und an Prof. Wilderotter. Dann aber auch an all diejenigen weltweit, die die Aufgabe übernommen haben, Menschen zu unterrichten und die diesen Job mit Leidenschaft machen. Das sind nicht nur Professoren. Es sind auch Lehrer, Ausbilder, Meister oder auch einfach Arbeitskollegen, die ihr Wissen weitergeben. Was Sie von anderen unterscheidet ist die Begeisterung und Leidenschaft sowohl für Ihr Fachgebiet als auch für die Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten. Wie sehr das Ihre Schüler prägt, werden die eventuell erst sehr viel später merken und Sie werden es vielleicht nie erfahren.
Ganz konkret wünsche ich denjenigen, die nun in die Professoren-Fußstapfen im Studiengang Museumskunde treten den gleichen Enthusiasmus und Mut, die gleiche Energie und Experimentierfreude aber auch die Ausgeglichenheit und das Durchhaltevermögen Ihrer Vorgänger.
Und natürlich wünsche ich allen Professoren, Studierenden, Ehemaligen und sonstigen Teilnehmern heute Abend eine schöne Feier!
Angela Kipp