Aus dem Registrarsärmel geschüttelt: Die gestiefelte Katze

Sie wissen alle, dass in einem perfekten Museum alles zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Dummerweise ist dies keine perfekte Welt, deshalb gibt es auch kein perfektes Museum. Also ist es Teil des Jobs eines Registrars zu improvisieren. Provisorien, Übergangslösungen, Ersatzlösungen… den gesunden Menschenverstand und manchmal den nächsten Baumarkt nutzen, um das Problem in den Griff zu kriegen. Meist nutzt man seine Alltagserfahrung, um sie auf die Museumswelt zu übertragen. Jetzt habe ich entdeckt, dass es auch anders herum funktioniert.

Neulich ist meine Katze aus großer Höhe auf etwas sehr hartes, raues gefallen. Wir vermuten von einem Gerüst, Dach oder Baukran auf die Asphaltstraße. Das führte dazu, dass ihre Pfoten aufplatzten, ihre Krallen splitterten und sie zwei davon komplett verlor. Der Tierarzt bandagierte ihre Hinterläufe, aber als sie versuchte, mit den Verbänden zu gehen, rutschte sie immer wieder auf dem glatten Parkettboden aus. Nun, wie Sie der Beschreibung des Unfallhergangs entnehmen können, ist still in der Ecke zu liegen nicht die große Stärke meiner Katze und vor allem nicht ihre Vorstellung von Spaß. Also lief sie immer weiter und rutschte immer wieder aus. Da fing mein Depotverwalterhirn an zu arbeiten….

Wie die meisten Leute die in der Sammlungsarbeit beschäftigt sind habe ich einen privaten Vorrat an Handschuhen: Nitril, Latex, Baumwolle, Leder… für jeden Zweck den richtigen Handschuh. Darunter auch diese praktischen Exemplare, die sicherlich die meisten von Ihnen kennen werden:

gloves

Sicherlich nicht für jeden Einsatzzweck geeignet, denn die Noppen sind aus PVC, aber genau die richtigen, um etwas mit einer glatten, rutschigen Oberfläche zu transportieren. In meinem Fall war es genau umgekehrt: sie sollten etwas auf einem glatten, rutschigen Boden halten.

Ich opferte zwei Daumen und improvisierte Socken, die ich über die Verbände ziehen konnte:

socks1

Später habe ich die Socken noch mit Leukoplast fixiert. Jetzt ist meine Katze zwar immer noch weit davon entfernt eine glückliche Katze zu sein, aber sie kann wieder ohne auszurutschen herumtollen.

Puss in Boots

Problem gelöst.

Angela

Abseits des Weges: ein Buch über Papiertapeten

Das Tolle am Museumsalltag ist, dass man nie weiß, wann und wo man die Fähigkeiten, die man im Lauf der Zeit erworben hat, auch wirklich anwenden kann. Hier eine Geschichte dazu.

Vor ein paar Monaten diskutierte ich mit Robert M. Kelly über einen Artikel, den er für eine Zeitschrift verfasste. Da ich schon öfter mit Museumstexten zu tun hatte, konnte ich ihm eine paar Tipps geben. Wer je für Ausstellungen und Kataloge Texte geschrieben oder redigiert hat weiß, dass man dann chirurgische Eingriffe vornehmen muss, um Füllwörter zu eliminieren oder auch eine Axt wie ein Metzger einsetzen, um ganze Passagen heraus zu werfen, um so den Text in das vorgegebene Raster ein zu passen…

Als wir alles erledigt hatten, fragte Bob mich, ob ich ihm auch bei einem Buch helfen könnte, das der gerade schrieb. Ein Buch über Papiertapeten. Über die Anfänge der Papiertapeten.

Ich sagt ihm: „Bob, ich bin Depotverwalterin, ich weiß Garnichts über Papiertapeten und ich bin auch kein Muttersprachler.“ Die Antwort war: „genau danach suche ich.“

Manchmal bin ich froh, dass heute Unterhaltungen via E-Mail stattfinden, denn wenn er mich gefragt hätte, ob es in Ordnung wäre die Mona Lisa mit dem xxx Paket-Dienst zu verschicken, hätte ich auch kein anderes Gesicht gemacht.

Nun, genau 9 Monate nachdem ich die ersten Sätze des Manuskripts gelesen habe ist das Buch erschienen und ich bin verdammt stolz!

Backstory of Wallpaper Titel

Frage: Warum sollte ich ausgerechnet ein Buch über Papiertapeten lesen?

Nun, dafür gibt es viel gute Gründe: Papiertapeten findet man an den Wänden historischer Gebäude und wir haben uns darum ebenso zu kümmern wie um die Möbel, die Teppiche und die anderen Gegenstande. Vielleicht haben wir auch Papiertapeten in unserer Sammlung, brandneue Rollen, die nie ausgeliefert und benutzt wurden oder Fragmente, die aus zerstörten Gebäuden gerettet wurden, Papiertapeten die fälschlich als Makulatur inventarisiert wurden (oder umgekehrt), oder eine Studiensammlung für Designfragen. Wie immer: je mehr man von einer Sache weiß, desto leichter ist es, sie zu betreuen.

Dies ist jedoch kein Buch über Konservierung oder den Umgang mit Papiertapeten. Es erzählt die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Anfänge der Papiertapete, wie sie verkauft wurde und wie sie allgemein beliebt wurde, sowohl in Europa als auch in den Nordamerikanischen Kolonien. Und das Buch erzählt von Menschen.

Wir treffen Leute, die Papiertapeten machten, verkauften, kauften und anbrachten. Wir treffen Jean-Michel Papillon, der die wunderbar genauen Beschreibungen und Zeichnungen zu diesem Handwerk machte, die für Diderots Enczycopedie bestimmt waren (einige davon sind abgebildet) – aber er wurde von seinem Vater zu diesem Handwerk gezwungen und drehte ihm so bald es ging den Rücken zu. Thomas Coleman begann mit dem Verkauf von Papiertapeten in London und zog dann nach Amerika, wo er in den Kolonien das gleiche tat. Catherina Mac Cormick ist eine von den wenigen Tapeziererinnen, die wir namentlich kennen und vertritt die zahllosen weiblichen und männlichen Handwerker, die die Papierbahnen aufhängten und die keine Spuren in den Aufzeichnungen hinterlassen haben.
Da man den Spuren von Menschen folgt, ist das Buch leicht zu lesen und macht sogar Vergnügen. Obwohl es ein Buch über die Geschichte und Technologie der Papiertapete ist, ist es nicht trocken. Es verhilft zu einer Reise in die Vergangenheit.

Nun setzte ich meine Reise als Depotleiterin und Museumsmitarbeiterin fort und ich bin sehr gespannt, wann die Fähigkeiten, die ich erworben habe, um ein Buch über Papiertapeten erscheinen zu lassen, für ein anderes Projekt nützlich werden. Bis dahin habe ich auf meinem Bildschirm eine Papiertapete als Wallpaper (= Papiertapete)…

 

Angela

 

Das Buch ist in jeder Buchhandlung bestellbar. Bibliographische Angaben:

Robert M. Kelly: The Backstory of Wallpaper. Paper-Hangings 1650-1750. Veröffentlicht von Wallpaperscholar.com, gebundene Ausgabe, 190 Seiten.
ISBN-10: 0985656107
ISBN-13: 978-0985656102

Hier kann man schon mal hineinsehen:
http://www.amazon.co.uk/The-Backstory-Wallpaper-Paper-Hangings-1650-1750/dp/0985656107/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1378396917&sr=8-1&keywords=Backstory+of+wallpaper

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt

Dieser Beitrag ist auch auf niederländisch erschienen, übersetzt von Jiska Verbouw, in Zulu/Ndebele, übersetzt von Phineas Chauke und in Französisch, übersetzt von Marine Martineau.

Sammlung und Ausstellung – eine symbiotische Beziehung

von Anne T. Lane

Eine Ausstellung aufbauen ist Teamarbeit. Dank an Matt Leininger fuer das Foto.
Eine Ausstellung aufbauen ist Teamarbeit. Dank an Matt Leininger für das Foto.
Eine Ausstellung kommt auf unterschiedlichem Wege zustande. Normalerweise steht am Anfang die Idee und die Texte und Exponate kommen hinzu, um die Idee zu unterstützen. Manchmal verkörpert ein Objekt oder eine Gruppe von Objekten die Ausstellungsidee und der Rest der Ausstellung entsteht um das Objekt herum. Manchmal, zum Beispiel weil die Ausstellung bombensicher oder transportabel sein muss, besteht die Ausstellung nur aus Texten und Bildern und Bilder von Objekten unterstreichen die Ausstellungsidee. Egal ob die Objekte Teil der eigenen Sammlung sind oder von anderen Institutionen oder Einzelpersonen ausgeliehen werden müssen, die Sammlungsabteilung wird schon ganz früh in den Ausstellungsprozess einbezogen.

Mögliche Kandidaten für die Ausstellung herauszufinden ist zunächst Recherchearbeit in der eigenen Datenbank oder in den Beständen von potentiellen Leihgebern. Eine Liste mit möglichen Objekten wird an die Sammlungsmitarbeiter gegeben, die sie heraussuchen, damit der Ausstellungsmacher und der Ausstellungsdesigner sie sich ansehen können. Jedes Objekt wird nicht nur danach beurteilt, wie gut es die Geschichte erzählt, sondern auch nach seinem Zustand und wie gut es mit den Gefährdungen zurecht kommt, denen es während des Ausstellungsbetriebes ausgesetzt sein wird, wie z.B. Transporte und Lichtbelastung. Manchmal sind Größe und Gewicht einschränkende Faktoren, oder auch davon, ob ein Objekt gut genug vor den Zugriff von Besuchern geschützt werden kann, die den Schaden, den ihre Berührungen hervorrufen gar nicht absehen können.

Wenn die Wahl getroffen ist, ist eine ganze Reihe von Schritten erforderlich, um das Objekt auf die Ausstellung vorzubereiten. Zustandsprotokolle werden geschrieben oder auf den neuesten Stand gebracht, inklusive einer vollständigen Fotodokumentation. Der Ausstellungsdesigner muss die Größen und Beleuchtungsanforderungen kennen, damit er entscheiden kann, welche Vitrinen er braucht und wohin er die Objekte platzieren kann. Er muss auch wissen, ob manche Objekte wegen ihrer Empfindlichkeit während der Ausstellungsdauer ausgetauscht werden müssen. Die Sammlungsmitarbeiter müssen im Gegenzug entscheiden, welche Halterungen und Stützen gebaut werden müssen, damit das Objekt sicher ausgestellt werden kann. Sowohl die Ausstellungsmacher als auch die Sammlungsmitarbeiter müssen ein tiefgreifendes Wissen darüber haben, welche Materialien für Ausstellungszwecke verwendet werden dürfen. Dies betrifft nicht nur Vitrinen, Sockel und Beschichtungen, sondern auch Beschriftungstafeln, Tinten und Klebstoffe.

Just in case... the registrar makes sure the lights are alright. Thanks to Abbi Kaye Huderle for the picture
Alles im Kasten? Die Registrarin kümmert sich um die richtige Beleuchtungsstärke. Dank an Abbi Kaye Huderle für das Bild.
Der Ausstellungsaufbau ist immer ein gemeinsames Projekt. Damit alles reibungslos abläuft, müssen alle wissen, wann welches Stück wo platziert wird. Mitarbeiter und Ehrenamtliche arbeiten beim Transport der Objekte zwischen Depot und Ausstellung zusammen, räumen den Weg frei und öffnen und schließen Türen je nach Bedarf. Sobald das erste Objekt auf der Ausstellungsfläche ist, muss immer jemand vor Ort sein, um Unbefugten den Zutritt zu verwehren. Halterungen und Isoliermaterial werden aufgebaut, Objekte platziert und die Beleuchtung eingerichtet. Ausstellungsmitarbeiter auf der Leiter, Sammlungsmitarbeiter am Boden regeln und kontrollieren die Beleuchtungsstärke, damit sie so ist, dass das Objekt gut ausgeleuchtet, aber nicht durch zu viel Licht gefährdet ist. Das Wohlergehen der Öffentlichkeit muss ebenfalls berücksichtigt werden, denn ein strahlend helles Licht, das direkt in die Augen der Besucher am anderen Ende des Ausstellungsraums scheint ist ein böses Foul. Ein letztes Wischen über die Plexiglasvitrinen und die Eröffnung kann kommen.

Auch nachdem die Ausstellung eröffnet ist müssen Ausstellungs- und Sammlungsmitarbeiter regelmäßig überprüfen ob die Vitrinen sauber sind, dass sich nichts verschoben hat, dass die Besucher keine Möglichkeit gefunden haben, an die Objekte zu kommen und dass die Beleuchtungsstärken eingehalten werden. Die Sammlungsmitarbeiter überprüfen auch regelmäßig, ob es Hinweise auf Schädlingsbefall gibt. Wenn irgendetwas schief läuft, wird das sofort der zuständigen Abteilung gemeldet, die mit so wenig Störung der laufenden Ausstellung wie möglich für Abhilfe sorgt.

Dieser Beitrag ist auch auf französisch erhältlich, übersetzt von Marine Martineau, in russisch, übersetzt von Arina Miteva und in italienisch, übersetzt von Silvia Telmon.

Die Nächste Generation

Ich habe immer gesagt, ich möchte keine Arbeit mit nach Hause nehmen, habe aber auch schon immer festgestellt, dass das leichter gesagt als getan ist.

Als ich zuerst in diesem Geschäft anfing war ich etwas, was man vielleicht am besten als Roadie bezeichnen könnte und kümmerte mich für eine bekannte spanische Firma um die Logistik hinter den Kulissen bei internationalen Ausstellungen. Ich stellte fest, dass ich von da an Museen aus einer völlig neuen Perspektive sah, wenn ich sie in meiner Freizeit besuchte. Ich sah, wenn Dinge nicht gerade hingen, wenn Exponatbeschriftungen fehlten, wenn der Unterbau komisch aussah und sogar wenn die Malerarbeiten etwas abseitig waren.

Wenn ich bei einer Ausstellung mitgearbeitet hatte, wusste ich im Detail, was alles hinter den Kulissen vorgegangen war. Ganz egal, wie schön oder wichtig ein Stück war, wenn etwas seine Ankunft verzögert hatte oder es sonst irgendwelche Probleme gegeben hatte, war das alles, woran ich denken konnte (obwohl ich natürlich einen Stoßseufzer der Erleichterung ausstieß, wenn ich es an seinem Platz sah). Wenn ich nicht beim Ausstellungsaufbau mitgearbeitet hatte, fragte ich mich, wie die Dinge wohl verpackt und wie sie gehandhabt und transportiert worden waren. Welche Verpackungskisten wurden benutzt / gebaut?

Die meisten Menschen nehmen die Durchgangsbreiten von Gängen, Treppenhäusern und Türen nicht wahr. Ich schon. Ich konnte gar nicht verhindern, dass ich Zugangswege und Anlieferungsstellen anders ansah, egal, wo ich war! Ich weiß, was auf die Standardpaletten für internationale Flüge passt und was nicht. Immer wenn ich fliege frage ich mich, was in diesem Frachtraum außer Gepäck noch mitfliegt.

Mein Mann sagt immer, dass ich ein bißchen etwas von einem Kontrollfreak habe, also passt diese Branche irgendwie schon. Als ich auf die Museumsseite wechselte, war meine Erfahrung sehr hilfreich und die tägliche Arbeit als Sammlungsmanager/Registrar kam dieser meiner leichten Zwangserkrankung sehr entgegen. Vor mir hatte ich eine ganze Sammlung, die intensive Betreuung brauchte. Die Vorstellung, sie neu zu organisieren, besser zu verpacken und alles ordentlich zu inventarisieren – das war, wie wenn man ein Kind in einen Spielzeugladen wirft!

Ich habe nie wahrgenommen wie sehr meine Arbeit mein Leben beeinflusst, bis ich eines Tages meine Tochter dabei beobachtete, wie sie Aufkleber sortierte und das machte:

iPhone2

Da wurde mir klar, warum kein Babysitter mit meiner Art, Spielzeuge zu lagern zurecht kam: alle Musikspielsachen kommen in einen Kasten, alle Spielzeuge, die stapelbar oder zusammensteckbar sind in einen anderen Kasten, Spielzeuge, die rollen, in einen weiteren und so weiter und so fort. Ich brachte meine Arbeit mit nach Hause und gab sie an meine Kleine weiter! Plötzlich wurde mir klar, warum sie Untersetzer gerne sauber aufeinander stapelte und im Laden ausflippte, wenn Dinge nicht in ihrem Regal waren, sondern auf dem Boden lagen. Da wurde mir klar, dass ich eine wichtige Aufgabe habe: die neue Generation auszubilden.

Ich hoffe sehr, dass ich dieser Aufgabe gerecht werde. Wenigstens so, dass ihr Zimmer immer aufgeräumt ist und sie die Wichtigkeit eines Schädlingsbekämpfungsplans versteht!

Maria C. O’Malley

Eine Erhebung zu Zeitschriften, Magazinen und Newsletters für Registrare

Vor kurzem habe ich eine Erhebung gestartet bezüglich Zeitschriften, Magazinen und Newslettern für Restauratoren. Ziel war und ist es, eine umfassende Liste von weltweit verfügbaren Informationsquellen zu sammeln.
Bis heute scheint es nichts vergleichbares zu geben und ich hoffe damit zur Verbesserung von Informationsfluss und Vernetzung zwischen Museumsfachleuten beitragen zu können.

Der Beruf des Registrars hat in den vergangenen Jahren zusehens an Bedeutung gewonnen. Registrare übernehmen mittlerweile Aufgaben, die früher durch Restauratoren erfüllt wurden. Ich finde es daher interessant und wichtig, auch Informationsquellen für Registrare zu sammeln und damit den Horizont und die Vernetzung beider Berufsgruppen gleichermaßen zu fördern und zu verstärken.

Im Moment, da ich diese Zeilen schreibe, sind bereits 46 Zeitschriften in einer Datenbank zusammengetragen. Davon beinhalten nur eine Handvoll Themen, die speziell für Registrare verfasst wurden oder für sie von Interesse sind. Ich bin überzeugt, dass es noch mehr geben muss!

Sie können dies ändern! Bitte helfen Sie mir, Online-und Offline-Quellen für Registrare zu sammeln. Teilen Sie Ihre Informationen mit mir und dem Rest der Welt.

Die Datenbank mit den Resultaten meiner Erhebung ist bereits jetzt online verfügbar unter der URL http://83.150.7.6/fmi/webd#magazines_for_conservators_and_registrars
> Melden Sie sich als Gast „Gastkonto“ an, um die Datenbank zu durchsuchen.
> Melden Sie sich als „Editor“ an und geben Sie als Passwort „contribute“ ein, um Einträge hinzu zu fügen oder zu bearbeiten.
> Sie können mir aber auch ein Email schreiben mit Ihren Anregungen und Empfehlungen (a.franz [at] divisual [dot] net)

Vielen Dank für Ihre Mithilfe!
Ihr
Andreas Franz, dipl. Restaurator FH / SKR

Fauler Kerl! Das Verhalten von sauren Gasen in gepufferten Papierverpackungen verstehen

Das Problem, wie saure Gase auf gepufferte Papierhüllen einwirken, ist interessant und das Ergebnis nicht ganz so, wie wir das erwarten. Die meisten von uns, selbst Wissenschaftler in der Industrie, die mit Fragestellungen zur Stabilität arbeiten, haben gelernt, dass gepuffertes Papier mit sauren Gasen reagiert und sie deshalb daran hindert das Papier zu durchdringen. Manche von diesen Spezialisten haben auch schon davon gehört, dass die Papierhülle das Objekt im Inneren nicht unbedingt vor dem Einfluss der sauren Gase schützt, aber der Puffer würde zumindest die Hülle schützen und bewirken, dass sie länger hält (und so, wie eine Rüstung, auch das Objekt schützen).

Nun, als erstes ist zu klären, was dieser Puffer eigentlich ist. Das Oxford Concise Science Dictionary definiert einen Puffer so: „Eine Lösung die Änderungen im pH-Wert verhindert, wenn eine Säure oder Base hinzugefügt wird oder die Lösung verdünnt wird.“ Da wir unsere Papierhüllen aber relativ trocken halten müssen entspricht ein Puffer im Papier nicht der wissenschaftlichen Definition. ISO 1890 Bildaufzeichnungsmaterialien – verarbeitete Bildaufzeichnungsmaterialien – Alben, Rahmen und Aufbewahrungsmaterialien verwendet den Begriff „Basische Reserve“ statt „Puffer“.
Natürlich ist das, was wir als Puffer im Papier erwarten per Definition „alkalisch“. Dabei handelt es sich unter anderem um alkalische Carbonatgesteine wie Kalzium- oder Magnesiumkarbonat oder um Metalloxyd wie Zinkoxyd. Wenn wir der Pulpe eine Base zufügen, z. B. Natriumhydroxid oder Alkalikarbonat oder Borax, dann verteilt sie sich in der Lösung und ebenso im Papier. Sehr viel davon wird wieder entfernt, wenn das Wasser von der Pulpe separiert wird und der Rest reguliert den pH-Wert des Papiers. In der Regel, da auch Säuren im Papier sind, wird einfach der pH-Wert niedriger ausfallen. D. h. trotz der Anwesenheit von Basen gibt es keine Basen-Reserve. Der Reserve-Aspekt wird dann erreicht, wenn man Basen mit geringer Löslichkeit wählt, die einen geringen Einfluss auf den ph-Wert des Papiers haben, aber doch für eine Reaktion mit Säuren zur Verfügung stehen. Ein Beispiel: wenn man mit reinem Wasser von 25 Grad C beginnt, kann man in einem Liter 0,007 Gramm Calziumkarbonat auflösen. Nun wird zum Beispiel lt. Papierindustrie das normale Büro-Kopierpapier so produziert, dass es die Papiermühle mit einem Wassergehalt von 5% seines Gewichts verlässt; damit enthält ein Blatt dieses Papiers etwa 0,2 Gramm Wasser, genügend um 0,000001 Gramm Kalziumkarbonat zu enthalten. Das ist aber nicht gleichmäßig im Papier verteilt, sondern die Basische Reserve besteht aus einzelnen Partikel im Papier, wobei sie typischerweise 2-3% des Gewichts ausmachen.
Die andere Seite des Problems besteht aus den sauren Gasmolekülen und der Art, wie sie sich bewegen. Gasmoleküle bewegen sich ganz zufällig, sodass wir nie wissen, was ein einzelnes Molekül zu einem bestimmten Zeitpunkt macht (außer, wenn eben diese Bewegung untersucht wird). Glücklicherweise gibt es statistische Regeln, die es uns erlauben zu sagen, wie sich eine große Zahl von Gasmolekülen verhalten wird. Uns jedoch interessiert das einzelne Molekül. Pufferpartikel haben keine Anziehungskraft auf Gasmoleküle, um sie an sich zu binden – also ist es alleine dem Zufall überlassen, ob ein Gasmolekül auf ein Pufferpartikel stößt. Es gibt eine sehr große Zahl von Zufallswegen durch das gepufferte Papier, die nicht bei einem Puffermedium enden und daraus folgt, dass das Gas problemlos das Papier passieren kann. Auch können Säuren und Pufferpartikel im Papier co-existieren.

Wir haben das zuerst in den 1990er Jahren beobachtet, im Zusammenhang mit der Wirkung von Stickstoffdioxyd auf Fotografien in gepufferten Papierumschlägen. In Anwesenheit von Wasser bildet Stickstoffdioxyd (NO2) Salpetersäure (HNO3) und salpetrige Säure (HNO2), die wiederum in Salpetersäure und Stickstoff (NO)zerfällt.
Zu unserer großen Überraschung hatte das Papier sowohl einen hohe Säuregrad als auch eine hohe basische Reserve. Jahre später wurde der gleiche Effekt bei sich zersetzenden Acetat-Filmen in gepufferten Papier-Umschlägen beobachtet. Hoher Säuregehalt und ein hoher Pufferanteil fanden sich im gleichen Umschlagpapier.
Nachdem wir erklärt hatten, wie ein System mit statischen Pufferpartikeln und sich per Zufallsprinzip bewegenden sauren Gasmolekülen zu dieser Situation führt, rief ein Kollege spontan: „So ein fauler Kerl!“ (lazy dad im Englischen ist natürlich schöner). Er erklärte das dann so: der faule Kerl sitzt vor dem Fernseher und möchte auf keinen Fall irgend etwas von der Fußballübertragung verpassen (ersetzen Sie das durch Ihren Lieblingssport). Der faule Kerl, der Pufferpartikel, hat nicht die Absicht sich zu bewegen, außer das Haus brennt ab. Inzwischen rennen die Kinder, die sauren Gasmoleküle, wie wild durch das Haus. Es ist ihnen ganz egal wo sie sich bewegen, Hauptsache sie können weiter rennen. Nichts wird sich an diesem System ändern, außer wenn eines der Kinder dem Vater zu nahe kommt, der sich das Kind dann schnappen wird und ihm sagen „Stopp, hör auf im Haus herum zu rennen“. Es gibt sehr viele Wege in einem Haus auf denen man sich bewegen kann, die nicht in Vaters Nähe führen, und so werden sie nicht aufhören herum zu rennen, bis sie doch einmal die Kurve nicht erwischen und den Vater stupsen (Reaktion). Da der bequeme Vater nicht die Absicht hat, den Kindern nach zu rennen können er und die herumrennenden Kinder im gleichen Haus (Papier) koexistieren.
Anmerkung: auch andere feste Additive in Papier haben die gleichen Beschränkungen. In manchen Laboratorien verwenden wir zum Beispiel Aktivkohle auf gefaltetem Papier um die Luft zu filtern und diese Filter gehorchen mehr oder weniger den gleichen physikalischen Gesetzen, auch wenn es ein paar Unterschiede gibt. Die Filter haben Ventilatoren, die große Luftvolumen durch die Filter blasen, sodass die Molekularbewegung nicht auf die zufällige Bewegung der Moleküle beschränkt ist. Außerdem ist der Kohleanteil nicht auf wenige Prozent beschränkt – die Filter sind schön schwarz von der Kohle. Dennoch: bei einem geringeren Kohleanteil und ohne die Ventilatoren wäre der Effekt von den gleichen physikalischen Gesetzen bestimmt wie bei dem Puffer im gepufferten Papier.
So hat also gepuffertes Papier nicht den Effekt, den wir von ihm erwarten und das liegt an Naturgesetzen und nicht an einer falschen Rezeptur für das Papier.

-Doug

Douglas Nishimura
Image Permanence Institute
Rochester Institute of Technology!

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt

Da waren’s 20…

Picture by Nico Kaiser http://www.flickr.com/photos/nicokaiser/
Bild von Nico Kaiser via flickr
Am 8. Juli riefen wir in die Welt, dass wir Übersetzer suchten. Die Reaktion war überwältigend. Als wir unseren Aufruf starteten, waren wir vier Autoren: Matthew Leininger, Anne T. Lane, Fernando Almarza Rísquez und ich. Wir hatten drei Übersetzer: Liliana Rêgo, Araceli Galán und Georgia Flouda.

Innerhalb von 1 1/2 Wochen wuchs unser kleines siebenköpfiges Team auf zwanzig Mitglieder an! Sie kamen aus fast allen Himmelsrichtungen und einer ganzen Bandbreite von Berufen:

Da sind die Museumskunde/Museologie-Studentinnen Patrícia Melo aus Portugal und Carolina Vaz aus Brasilien.

Ich bin sehr froh, dass wir auch einen professionellen Übersetzer an Bord haben: Salvador Martínez lebt in Spanien und verdient mit Übersetzungen Spanisch/Französisch und Spanisch/Englisch seinen Lebensunterhalt, uns hilft er aber kostenlos!

Dann sind da die großartigen Kolleginnen, die in den Berufen arbeiten, denen dieses Blog gewidmet ist: Maria O’Malley, ist Collections Manager/Registrar (Sammlungsmanagerin/Registrarin) am Southstreet Seaport Museum in New York, Lucía Villarreal ist Exhibitions Registrar (Ausstellungsregistrarin) am Museo del Prado in Madrid, Cleopatra arbeitet als Registrarin einer Fotosammlung an einem volkskundlichen Forschungsinstitut in Griechenland und Sylviane Vaucheret ist Documentation Officer for Natural History (Dokumentarin für die naturkundlichen Sammlungen) am National Museum of Ireland.

Dann haben wir zwei Kolleginnen aus dem Tätigkeitsfeld, das dem unseren in der zugrunde liegenden Philosophie, den Ansichten und Zielen am nächsten steht: Molly Hope ist Textilrestauratorin in New York und hat schon für das Ixchel Museum of Textiles in Guatemala übersetzt, Rosana Calderón ist Senior Conservator (leitende Restauratorin) am National History Museum des National Anthropology and History Institute in Mexico.

Besonders froh und stolz bin ich auf die vier Kolleginnen und Kollegen, die über den Zaun ihres eigenen Berufs geschaut haben und bereit sind, uns zu helfen. Museumsarbeit ist immer eine gemeinsame Anstrengung, egal, ob man in den Sammlungen, in der Museumspädagogik, im Ausstellungswesen oder im Marketing arbeitet:

Jiska Verbouw arbeitet als Wissenschaftsvermittlerin im Museum for Natural Sciences in Brüssel. Arina Miteva arbeitet für Smart Museum, eine Firma, die Apps für Museen entwickelt. Tegan Kehoe arbeitet als Museumspädagogin am Old South Meeting House in Boston. Phineas Chauke ist der Regional Marketing Officer bei den National Museums and Monuments of Zimbabwe.

Mit diesem großen und großartigen neuen Team werden wir neue Sprachen erschließen, wir gewinnen Niederländisch, Französisch, Russisch, Zulu, Shona und Shangaan dazu. Und wir werden weiterreisen zu neuen Galaxien… ups, falscher Film… neuen Geschichten, Artikeln und anderen hilfreichen Inhalten für Registrare, Sammlungsmanager, Depotverwalter, Magaziner, Dokumentare,… auf der ganzen Welt.

Wir werden auch ein neues Medium entdecken: Sie können uns auf Twitter folgen (http://twitter.com/RegistrarTrekDE). Hier werden wir auf neue Beiträge hinweisen und auch auf andere Dinge, die wir interessant finden.

Bleiben Sie dran!

Angela

Dieser Beitrag ist auch auf Französisch erhältlich, übersetzt von Sylviane Vaucheret

Richtig Gefälscht: Auf der Spur eines Kunstfälschers Teil 8

picture: LSU University Art Museum
Mark Landis
Bekannte Decknamen:
2009 – Steven Gardiner
2010 – Father Arthur Scott
2011 – Father James Brantley
2012 – Mark Lanois
Der Artikel im New Yorker sollte Ende des Monats erscheinen. Ich habe noch viele Dinge über Landis mitzuteilen und das werde ich sicherlich auch tun, aber irgendwie komme ich mir gerade wie in einer Einbahnstraße vor: Ich sitze hier und schreibe alles zusammen, was ich über Landis weiß, halte Sie auf dem Laufenden, wenn es etwas Neues gibt, erzähle meine Geschichte aber ich weiß nicht, ob ich hier einfach nur Selbstgespräche führe oder ob ich euch Sammlungsleute da draußen erreiche?

Mich würde wirklich interessieren, ob Sie auf Landis oder eines seiner Aliase gestoßen sind oder was Sie entdeckt haben, als Sie nach Leihgebern recherchiert haben, die etwas abgelehnt haben. Ich habe 5 Jahre meines Lebens mit der Verfolgung dieser Person zugebracht und ich weiß, dass es mehr Leute wie Landis geben muss, naja, vielleicht nicht genau solche, aber Leute, die eine ähnliche Masche fahren. Was hat Ihre Verwaltung getan, um nach Spendern und Philanthropen zu suchen? Was haben sie herausgefunden? Hat dieser Landis-Fall Sie Fragen stellen lassen oder hatten Sie einen „Wow!“-Moment in Ihrer momentanen Stellung? Das würde ich gern von Ihnen erfahren.

Ich liebe es zu bloggen und Teil des Bloggen ist es, Fragen zu fragen und Antworten zu geben. Also, für den nächsten Teil dachte ich mir, wir machen etwas, das ich

Fragen an Matt

nennen möchte. Sie stellen mir Fragen, hier in der Kommentarspalte oder per Mail oder Telefon und ich beantworte sie im nächsten Teil. Ich bin bestrebt, selbst die obskurste Anfrage zum Fall oder Fragen zu meinem Hintergrund zu beantworten….

Ihr seid die Besten, macht weiterhin gute Arbeit, wo auch immer ihr seid, seid euch sicher, dass das nächste Abenteuer sogar noch größer und besser sein wird als das, was ihr gerade macht. Macht eure Arbeit gut, haltet eure Nase sauber und alles wird gut.

Bis bald!
Matt

Lesen Sie mehr:

Übersetzer für Registrar Trek gesucht

Hallo da draußen!

Sieht so aus, als hätten wir sowohl verpasst, das erste halbe Jahr unserer Existenz zu feiern (das wäre am 1. Juli gewesen), als auch den 200sten Abonnenten unseres RSS-Feeds. Aber es ist ja nie wirklich zu spät zum Feiern, also:

Danke und alles Gute für unsere treuen Leser!

june

Wie Sie sehen, erreichen wir Registrare, Sammlungsmanager, Magaziner, Dokumentare, Studenten der Kunst, Kunstgeschichte, Geschichte, Museumskunde/Museologie und viele, viele andere Menschen um den ganzen Erdball, die sich für das interessieren, was hinter den Kulissen im Museum passiert.

Wie die Zahlen zeigen, hatten wir fast 10.000 Besucher, die fast 18.000 Seiten gelesen haben. Das ist großartig! Aber kein Grund, sich zurückzulehnen, eher im Gegenteil. Wie wir in unserem Eröffnungsbeitrag im Januar geschrieben haben, ist es unser Ziel, Menschen die Gelegenheit zu bieten, Dinge aus der Welt der Registrare in ihrer eigenen Sprache zu lesen. Um das zu erreichen, brauchen wir

SIE

Wenn Sie zwei Sprachen sprechen und etwas übersetzen möchten, schreiben Sie uns bitte unter story@museumsprojekte.de oder hinterlassen Sie einen Kommentar.
Wir erwarten nicht, dass Sie ALLE Artikel und Geschichten übersetzen. Wir suchen Leute, die unsere Beiträge lesen und dann sagen „Hey, das sollte in meiner Muttersprache verfügbar sein.“ und es dann übersetzen. Jede Sprache ist willkommen, aber besonders suchen wir Übersetzer in den Sprachen, die wir schon haben: Englisch, Spanisch, Deutsch, Portugiesisch und Griechisch.
Wir sind Enthusiasten, also können wir Ihnen dafür kein Geld anbieten. Was wir bieten können ist unsere Anerkennung und die Gelegenheit, in einem fantastischen multinationalen Team von Museumsenthusiasten zu arbeiten.

Bis bald!
Angela and Fernando

Das Projekt: Die Mauern der Sprache durchbrechen und Registrare weltweit verbinden.