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Ein Käfer ist keine Kaffeetasse – Warum Umzüge naturkundlicher Sammlungen keine „normalen“ Umzüge sind

Dass ein Käfer kein Haushaltsgegenstand ist, kling zunächst trivial, ist es aber nicht. Geht eine Kaffeetasse bei einem Umzug zu Bruch, kauft man eben eine neue. Ärgerlich wird es, wenn das Service zu dem die Kaffeetasse gehörte nicht mehr hergestellt wird. Ein nicht ersetzbarer Verlust ist es, wenn diese spezielle Kaffeetasse mit einer besonderen Erinnerung verbunden war, etwa, weil sie der Urgroßmutter gehörte oder weil das Kind sie selbst getöpfert hatte.

Der Fall liegt bei Museumssammlungen ähnlich, nur geht es nicht um den Erinnerungswert für eine Person oder eine Familie, sondern um die Geschichte der Menschheit. Entsprechend schwer wiegt der Verlust eines Objektes hier.

Bei naturkundlichen Sammlungen kommt nun ein weiterer Aspekt hinzu: hier bedeutet der Verlust eines Sammlungsstückes gleichzeitig den unwiederbringlichen Verlust von Informationen, die für die aktuelle und zukünftige Forschung wichtig sind. Zwar ist das grundsätzlich auch bei kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlungen der Fall, hier können aber die Auswirkungen des Verlustes zumindest teilweise durch gute Dokumentation und Digitalisierung gemildert werden. Unser Käfer ist jedoch selbst der Wissensspeicher für Informationen, die nur durch ihn zu bekommen sind. Nur dieses Exemplar ist zu exakt dieser Zeit an exakt diesem Ort gesammelt worden und birgt all die Informationen über seine damalige Umwelt in sich. Keine Form von Dokumentation und Digitalisierung kann alle Fragen erfassen, die zukünftige Generationen von Forschern an ihn haben werden. Ein Erhalt dieser Information ist nur über den Erhalt des Käfers selbst möglich.

Käfer in einer Museumssammlung. Die einzelnen Tiere befinden sich auf einer säurefreien Unterlage und sind mit dieser und ihrem Label zusammen auf eine Unterlage gespießt.
Käfer in einer Museumssammlung. Bild von Markéta Klimešová auf Pixabay

Nicht alle Käfer gehören in die Sammlung

Da der Erhalt der Sammlungsstücke von so großer Bedeutung ist haben Generationen von Forschern versucht, Schaden von ihren Objekten fernzuhalten. Naturkundliche Sammlungen sind für Schädlinge äußerst attraktiv und dementsprechend wurde alles, was die chemische Forschung und Industrie in den vergangenen Jahrhunderten an Bioziden entwickelt hat hier eingesetzt. DDT in Käfersammlungen, Arsen in Taxidermien, Quecksilber in Herbarien, vom Nervengift bis zur Phosphorsäure ist alles dabei, was die Gesundheit nachhaltig schädigen oder gar tödlich sein kann.

Für den Umzugsfall bedeutet dies, dass Sie gleich zwei Dinge mit bedenken müssen, die bei einem konventionellen Haushalts- oder Büroumzug gar keine Rolle spielen:

  • Sie müssen verhindern, dass Schädlinge die günstige Gelegenheit nutzen, um während eines Transportvorgangs in Ihre Sammlung zu gelangen. Das bedeutet, dass die Umzugsgebinde entsprechend verpackt sind und die Transportwege so mit Schleusen und Quarantänestationen ausgelegt sind, dass ein Befall ausgeschlossen werden kann.
  • In Ihren Arbeitsabläufen müssen Sie davon ausgehen, dass Sie mit hoch schadstoffbelasteten Gütern arbeiten. Biozideinsatz in Sammlungen wurde in der Vergangenheit meist nicht oder nur unzureichend dokumentiert. Gewissheit darüber, mit welchem Giftstoff in welcher Menge Sie es zu tun haben ist nur durch Messungen im Vorfeld zu ermitteln. Daraus ergeben sich dann Anforderungen für Schutzausrüstungen, Transport und Lagerung.

Davon abgesehen gibt es eine weitere Gefahrenquelle: die Objekte selbst. Manche von ihnen sind selbst giftig oder radioaktiv und müssen dementsprechend anders behandelt, transportiert und gelagert werden als eine Kaffeetasse.

Käfer auf Reisen – keine Pauschaltouristen

Transporte gehen dann schnell und unproblematisch, wenn Dinge standardisiert werden können. Vom Privatumzug kennen Sie das: Es gibt standardisierte Umzugskartons, die dann perfekt in den Umzugswagen passen. Sie müssen lediglich darauf achten, dass Sie diese Kartons gut packen und nicht überlasten.

In naturkundlichen Sammlungen gibt es auch viele Dinge, die sich für den Transport standardisieren lassen. Käfer werden z.B. meist mit vielen Artgenossen zusammen in einer Schublade gelagert und diese Schublade kann dann mit anderen Schubladen zusammen verpackt und transportiert werden. Viele andere Sammlungsgegenstände tun den Sammlungsverantwortlichen diesen Gefallen aber nicht.

Viele Objekte in naturkundlichen Sammlungen sind sogenannte Feuchtpräparate, die in mit Alkohol oder Formalin gefüllten Gläsern aufbewahrt werden. Diese Sammlungsobjekte sind nicht nur zerbrechlich, sie sind auch noch vibrationsempfindlich, der Inhalt feuergefährlich und gesundheitsschädlich. Darüber hinaus darf ihre Transportroute nicht durch ein Wasserschutzgebiet führen.

Dies ist nur ein Beispiel für die vielen Sonderfälle die beim Umzug einer naturkundlichen Sammlung auftreten und vom Standard abweichen. Manches ist so schwer, dass Sie eine Schwerlastfirma beauftragen müssen. Anderes ist so fragil, dass dafür erst spezielle Transportverpackungen gebaut werden müssen. Vieles ist sowohl schwer als auch zerbrechlich. Manche Präparate müssen dauerhaft gekühlt werden, um erhalten zu bleiben. Hier darf beim Transport die Kühlkette nicht unterbrochen werden. Eine präparierte Giraffe oder ein Walskelett kann so komplexe Herausforderungen an den Transport stellen, dass mehrere Experten mehrere Tage mit der reinen Planung der besten Transportmethode beschäftigt sind.

Käfer einlagern – kein Fall fürs Möbelhaus

Wenn Sie bis hierher gelesen haben, haben Sie es vermutlich schon erraten: Der Lagerort für eine naturkundliche Sammlung muss eine ganze Menge leisten. Er muss Schädlinge abhalten, ein stabiles Raumklima bieten, ausreichend Luftzirkulation haben und mit Möbeln ausgestattet sein, in denen die Objekte über Jahrzehnte so gelagert werden können, dass sie keinen Schaden nehmen und trotzdem leicht für die Forschung zugänglich sind.

Unterschiedliche naturkundliche Sammlungsarten können dabei sehr unterschiedliche Anforderungen haben. Hohe Luftfeuchtigkeit ist meistens das größte Problem, da sie Schimmel begünstigt und Schädlinge anzieht. Doch auch Trockenheit kann Schäden verursachen. Temperaturschwankungen lassen Felle an präparierten Tieren reißen und Fossilien auseinanderbrechen. Eine nicht ausreichende Belüftung lässt die Schadstoffkonzentration im Raum steigen und die Schimmelgefahr wächst. Gute Museumsdepots bieten für jede Art von Sammlung das jeweils passende Raumklima. Sie sind so konstruiert, dass selbst im Notfall, bei Ausfall sämtlicher Technik, mit konventionellen Mitteln schnell wieder gute Lagerungsbedingungen hergestellt werden können, bevor es zu Schäden an den oder gar Totalverlust von Sammlungsobjekten kommt.

Zur sicheren Lagerung gehört auch die Zugänglichkeit. Objekte müssen so entnommen werden können, dass sie und die mit ihnen zusammen gelagerten Objekte keinen Schaden nehmen. Unser Käfer ist dabei in seiner Schublade schon sehr platzsparend aufbewahrt. Andere Objekte brauchen mehr Platz, Sie müssen z.B. ein Feuchtpräparat mit seinem Glas so aus dem Regal nehmen können, dass die benachbarten Gläser dabei nicht bewegt werden müssen. Diese Bewegungsfreiheit kostet Lagerplatz, ist aber unabdingbar für die sichere Lagerung.

Für all diese Probleme gibt es gute Lösungen, die aber nicht im nächsten Baumarkt erhältlich sind. Es gibt Experten und Firmen, die sich auf dieses Fachgebiet spezialisiert haben.

Was am endgültigen Lagerort geplant ist, hat Auswirkungen auf den Umzug selbst: wenn sich unser Käfer zum Beispiel im Moment in einer Schublade befindet, die durch Biozide verseucht ist oder schlicht nicht ins Raster der neuen Sammlungsmöblierung passt, dann müssen er und seine Artgenossen vor dem Umzug in eine neue Schublade umziehen. Es kommt also durchaus vor, dass ein großer Umzug im Vorfeld mehrere kleinere Umzüge bedingt.

Fragen an den Käfer zu jeder Zeit

Kunst- und Kulturgeschichtliche Sammlungen schränken oft einen Großteil ihrer Sammlungs-, Ausstellungs- und Forschungstätigkeit während der Zeit eines Sammlungsumzugs ein. Eine naturkundliche Sammlung, die Teil eines internationalen Forschungsnetzwerks ist, wird sich diesen relativen Luxus in den meisten Fällen nicht leisten können.

Das bedeutet aber auch, dass ein Sammlungsumzug hier ganz anders angegangen werden muss. Es können nicht einfach ganze Sammlungsteile verpackt und bis zum eigentlichen Umzug kompakt und weitestgehend unzugänglich eingelagert werden. Zu jeder Zeit muss ein Zugriff auf einzelne Objekte und Sammlungsteile möglich sein.

Generell gibt es zwei Möglichkeiten mit dieser Anforderung umzugehen: Entweder wird die Zeit in der eigentlichen Umzugseinheit so kurz wie möglich gehalten, das heißt Transportvorbereitung, Verpacken, Transport, Entpacken und neu einlagern geschieht innerhalb weniger Tage. Oder die Umzugseinheiten werden so gewählt, dass auch während der Phase der Einlagerung ein Zugriff jederzeit gefahrlos möglich ist. Beide Möglichkeiten haben Vor- und Nachteile, bedeuten aber beide, dass an Start- und Zielort mehr Platz benötigt wird und ein Mehraufwand an Zeit und Personal im Vergleich zu anderen Sammlungstypen besteht.

Schlussbemerkung: Im Zweifel für den Käfer

Mit dem Erfahrungshorizont der eigenen Haushaltsumzüge erscheint der Zeit-, Kosten- und Personalaufwand für den Umzug von Museumssammlungen immer relativ hoch. Dieser Eindruck relativiert sich schnell, wenn man die Hintergründe kennt.

Dabei ist keine Art von Museumssammlung per se „einfacher“ oder „schwieriger“ umzuziehen als eine andere. Jede Art hat ihre eigenen Herausforderungen. Naturkundliche Sammlungen gehören dabei aber sicherlich zu den komplexesten mit denen man es zu tun haben kann. Und sie haben mit einem Manko zu kämpfen: während jeder einsieht, dass man die Mona Lisa nicht einfach auf die Ladefläche eines alten Lastwagens wirft, ist ein Käfer augenscheinlich „nur“ ein Käfer. Dass er ein Wissensspeicher ist, dessen unentdeckte und undokumentierte Informationen unter Umständen bedeutsamer sind als das umfassend untersuchte und dokumentierte Kunstwerk von Leonardo da Vinci sieht man ihm nicht an.

Zur eigentlichen Komplexität des Umzugs und der schieren Masse an Exemplaren, die von A nach B transportiert werden müssen, kommt also noch eine weitere Herausforderung: Der Öffentlichkeit klarzumachen, warum ein Käfer keine Kaffeetasse ist.

Vielleicht trägt dieser Artikel ja ein wenig dazu bei.

Angela Kipp

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Lasst uns über unbearbeitete Sammlungen reden

Die Neuauflage von “Managing Previously Unmanaged Collections” ist gerade in der Mache, aber noch nicht fertig. Tatsächlich poste ich hier während ich noch fieberhaft meine vielen Randbemerkungen durchfilze und wie verrückt all die Dinge eintippe, die ich beim letzten Mal vergessen oder übersehen habe.

Zeit, das Gespräch zu eröffnen, Ihnen zu zeigen wie weit ich bisher gekommen bin und meine Notizen mit Ihnen, den Leser:innen der ersten Auflage, meinen Kursteilnehmenden, oder ganz allgemein am Thema Interessierten abzugleichen.

Zeit in die Tasten zu hauen – oder das Mikrophon zu ergreifen.

Glückskatze liegt auf Keyboard und greift nach den Tasten.

Nehmen Sie kostenlos am Gespräch teil!

Museum Study veranstaltet kostenlos diesen „Unmanaged Collections Talk“ (in englischer Sprache) am Dienstag, 19. Dezember um 21 Uhr Mitteleuropäische Zeit, 20 Uhr in Großbritannien, 15 Uhr Eastern North America, 14 Uhr Central America, 13 Uhr Mountain, 12 Uhr Pacific, 11 Uhr Alaska, 10 Uhr Hawaii, Mittwoch 20. Dezember 9 Uhr in Neuseeland, 7 Uhr in Australien.

Wie kann ich mich anmelden?

Einfach per Mail an Webinar@MuseumStudy.com

Sie haben eine Frage oder eine Idee, können aber nicht teilnehmen oder lieber schreiben?

Kein Problem, hinterlassen Sie einfach hier einen Kommentar oder schreiben Sie an angela.kipp@museumsprojekte.de

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Lieblings-Werkzeuge: Der Nass-Trocken-Sauger

Oder: manche Helden tragen Stutzen

Kärcher WD 5.600 MP

Ich wollte schon lange eine Reihe von Texten schreiben über die Werkzeuge, die Registrare, Sammlungsmanager und Depotverwalter besonders lieben, aber irgendwie war ich nie dazu gekommen. Wie ich schon in einem der letzten Beiträge erwähnt habe, überraschte uns dieser Sommer mit heftigen Regenfällen und so beschloss ich, mit dem nie besungenen Helden undichter Dächer, geplatzter Rohre und schlecht schließender Tore zu beginnen: dem Nass-Trocken-Sauger.

Wie es der Name sagt, ist er für gewöhnlich so ausgestattet, dass er beides kann: Wasser UND trockenes Material aufnehmen. Das Problem: Er kann immer nur eine dieser Aufgaben auf einmal erledigen. Es ist deshalb empfehlenswert, einen Sauger nur für das Aufnehmen von Flüssigkeit zu nutzen. Wenn man sich keine zwei Sauger leisten kann, dann sollte man sich angewöhnen, den einen am Ende eines Arbeitstages immer zu leeren, damit man nicht aus Versehen schließlich den Tank voll matschigem Staub, Schmutz und Sägemehl hat, den man kaum geleerte bekommt.

Was muss man also bedenken, wenn man einen Nass-Trocken-Sauger kauft? Es gibt eine große Bandbreite an Preisen und Funktionsweisen, sodass, wie immer das „Kommt-darauf-an“ zu beachten ist. Dazu ein paar Überlegungen:

Das Volumen ist oft ein wichtiges Kriterium für den Preis, man muss sich also fragen, welcher Schadensfall am wahrscheinlichsten ist. Ein Dach, das gelegentlich tropft ist ein großes Risiko für die Objekte, hinterlässt aber meist nur kleine Pfützen. Dafür ist vermutlich ein kleiner Tank mit einer Aufnahmefähigkeit von 10-20 Litern genug, auch wenn man ihn dann ein paarmal leeren muss. Wenn der Verdacht auf ein nicht ausreichendes Entwässerungssystem fällt, bei dem das Wasser aus den Gullys und Toiletten (igittigitt) kommt, sobald es ein wenig mehr als üblich regnet, dann braucht man einen größeren Tank. Wenn das aber häufiger passiert oder große Wassermengen beteiligt sind, dann sollte man sich um eine Abwasserpumpe und eine Rückstauklappe kümmern.

Nilfisk Alto Aero 25

Danach sollte man die Handhabung beachten. Die Abbildung rechts zeigt das Gerät, das ich zu Hause habe. Da ich es primär für die Sauberkeit in der Werkstatt gekauft habe, hatte ich mich weniger um seine Fähigkeit Wasser auf zu nehmen gekümmert. Man muss nämlich, um den Tank zu leeren, das ganze Oberteil entfernen. Und, da es keinen Griff und keinen separaten Wasserauslass hat, muss man es hochnehmen und irgendwie in den Ausguss entleeren – bei einem Fassungsvermögen von 20 Litern ist das eine ziemliche Anstrengung.
Der gelbe Nass-Trocken-Sauger in unserem Depot auf dem Bild oben, hat einen Griff, der es erlaubt, den Tank wie einen Eimer (auf Rädern!) zu nutzen, sodass er sehr viel leichter gekippt und über dem Ausguss geleert werden kann. Noch besser: er hat einen Ablasshahn am Boden, sodass man weder das Oberteil abnehmen muss, noch ihn überhaupt kippen.

Apropos Räder: wenn man den Nass-Trocken-Sauger über weitere Strecken oder auf unebenem Grund bewegen muss, dann kann auch die Qualität der Räder und wie gut das Gerät sich bewegt ein entscheidender Faktor für die Kaufentscheidung sein.

Mit der Handhabung verwandt ist das Problem der Zeit bis zur Einsatzbereitschaft. Wie anfangs gesagt, am besten ist es, ein Gerät nur für die Nutzung als Nass-Sauger zu haben. Wenn das nicht geht kann es entscheidend sein, wie lange es dauert, den Staubsauger in einen Nass-Sauger zu verwandeln. Zum Beispiel: Bei dem blauen Gerät muss ich den Filterbeutel und den Filtereinsatz entfernen und einen extra Textilbeutel einsetzen, der über dem Motor als Fein-Filter dient, ehe ich Wasser aufnehmen kann. Wenn ich einen Schritt auslasse, zerstöre ich den Sauger. Bei dem gelben Gerät kann ich mit der Arbeit anfangen, sobald ich den Filterbeutel entfernt habe. In diesem Fall muss ich aber daran denken, dass ich den Filtereinsatz NICHT entfernen darf, da er den Motor schützt. Würde ich es machen wie bei dem Sauger zu Hause, würde ich ihn unvermeidlich zerstören.

Eng damit verwandt ist die Frage, ob der Sauger in allen Ecken des Depots oder Museums eingesetzt werden kann. Auch die Länge des Stromkabels kann ein Faktor bei der Entscheidung sein. Aber selbst wenn das Gerät ein langes Stromkabel hat, ist die Chance groß, dass es immer noch nicht lang genug ist für irgend eine entfernte Ecke des Depots. Man sollte es deshalb VOR dem ersten Unfall testen und es mit einer Kabeltrommel aufbewahren, das ein Kabel in genügender Länge hat.

Eine andere wichtige Frage ist die nach der Wartung. Das bedeutet, wie leicht das Gerät zu reinigen und zu reparieren ist. Manchmal findet man no-name Nass-Trocken-Sauger zum Schnäppchenpreis, man sollte aber sehr genau nachsehen, welche Teile wohl bald verloren gehen oder brechen. Der Stutzen sollte zum Beispiel eine Standardgröße haben, die man in jedem Handwerkermarkt bekommt, und nicht irgendein exotisches Kaliber, das nur im Nordwestlichen Schwarzwald Standard ist. Das gleiche gilt für Beutel, Filter und Schrauben. Alle Teile sollten leicht auseinandergenommen und gereinigt werden können, denn es ist ganz unvermeidbar, dass man etwas Merkwürdiges aufsaugt, das dann im Schlauch stecken bleibt. In dem Fall sollte es möglich sein, den Schlauch einfach zu entfernen und zu reinigen.

Ein paar Fallen sind nicht so offensichtlich: ich habe davon berichtet, dass der Filtereinsatz bei dem gelben Sauger im Gerät bleibt. Da ist aber zu bedenken: der Filtereinsatz aus einem strapazierfähigen Papier wird nass, wenn ich Wasser ansauge. Damit er trocknet, muss ich ihn nach dem Gebrauch herausnehmen. Einerseits muss ich daran denken, ihn wieder ein zu bauen, oder der nächste, der den Sauger benutzt wird ihn kaputt machen. Andererseits fühle ich mich nicht wohl, wenn ein tropfnasses Papierteil in Depot herumfliegt, da ich mich immer vor Schimmel fürchte. Ich werde also überlegen müssen, wie das Problem bei zukünftigen Käufen zu lösen ist.

Ihr Sauger wird vielleicht ein paar besondere Fähigkeiten benötigen, die wir noch nicht in Erwägung gezogen haben. Vielleicht haben Sie gelegentlich größere Wassermengen im Depot aber manchmal auch nur kleine Pfützen. In dem Fall sucht man vielleicht nach einem Sauger, der auch als Pumpe funktioniert, indem man einen zusätzlichen Schlauch anbringt, der das Wasser direkt in den Abfluss transportiert. Oder das Wasser befindet sich in Bereichen, die schwer zu erreichen sind, sodass man sich ein Teleskop-Ansaugrohr wünscht oder mehrfache, zusammensteckbare Ansaugrohre. Manchmal kann es auch nützlich sein, wenn man mit dem Gerät blasen kann, statt zu saugen (der Gelbe Sauger hat so eine Funktion). Was immer es sein mag, vergewissern sie sich, dass Ihr Superheld alle Superkräfte hat, die nötig sind.

Es ist ein Lieblingswerkzeug! Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie es nie für einen Notfall nutzen müssen.

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.
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Registrar Trek kommt nach Mailand!

Liebe Registrar Trekker,

Ich bin ganz aus dem Häuschen: ich werde zusammen mit Rupert Shepherd von der Londoner National Gallery in Mailand auf der CIDOC Konferenz einen kleinen Beitrag liefern! Er heißt: “Die Nachricht verbreiten – Erklären was Museumsdokumentation ist und warum sie wichtig ist“. Wir sind Teil der Sitzung „Einführung in die Qualitätsanforderungen für die Dokumentation“, die für den 4. Juli von 14.00 -16.00 Uhr angesetzt ist.

photo by hikersbay via pixabay

Duomo di Santa Maria Nascente (Foto von hikersbay via pixabay)

Im Augenblick feilen wir noch an unserem Vortrag, der sich mit der Bedeutung von Initiativen wie dem Hashtag #MuseumDocumentation beschäftigt, mit unserem Blog und mit all den anderen Projekten, die darauf abzielen, Dokumentation und Sammlungsbetreuung für Öffentlichkeit und Entscheidungsträger sichtbarer zu machen.

Da die CIDOC Konferenz Teil des großen ICOM-Treffens ist, wird das auch eine wunderbare Gelegenheit sein Kollegen zu treffen, die ich viele Jahre nicht gesehen habe und auch Personen, die ich bisher nur vom Internet kenne. Ich freue mich besonders, dass ich Marzia Loddo, unsere Italienische Übersetzerin, nun persönlich kennen lernen werde. 🙂

Und natürlich werde ich, wenn ich zurück bin, einen kurzen Bericht schreiben. Denken Sie daran, dem Hashtag #CIDOC2016 zu folgen, wenn Sie wissen wollen, was sich tut.

Man sieht sich in Mailand!
Angela

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

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Ein Dings, das Dinge tun kann – Ein Blick auf den Arduino aus Sicht eines Sammlungsmenschen

An Arduino with a LAN shield - a thing that can do MANY things

Ein Arduino mit einer LAN-Erweiterung – ein Dings das VIELE Dinge tun kann

Depotleiterin in einem Technikmuseum zu sein hat eine ganze Reihe von Nachteilen. Zum Beispiel, dass man große Industriehallen nie so dicht bekommt, dass Staub und Ungeziefer kein Problem sind, dass Leute denken, man sei übergeschnappt, weil man auf Alarmanlagen und archivgerechte Verpackungen für „alten Schrott“ besteht oder dass eine der Dienstaufgaben darin besteht, zu erklären, dass, so leid es uns tut, wir keine Ersatzteile für Oldtimer und alte Radios verkaufen. Aber manchmal hat es auch seine Vorteile. Zum Beispiel ist man ziemlich nah dran an all den neuen, technischen, „nerdigen“ Dingen, die „da draußen“ passieren (denn, ja, es GIBT eine Welt außerhalb des Museums, ich kenne ein paar Menschen, die das bestätigen können).

Eines Tages zeigte mir ein Kollege ein kleines, blaues, blinkendes Ding.

„Was ist das?“ fragte ich.
„Ein Arduino.“ sagte er.
„Was ist denn ein Arduino?“
„Es ist ein phantastisches kleines Ding! Es ist ein Dings, das Dinge tun kann. Es kann ALLES machen!“

Tatsächlich konnte es in dem Moment, als er mir es zeigte, nur eine kleine rote LED blinken lassen. Aber als ich mich näher damit befasste, entdeckte ich, dass man tatsächlich alles mögliche damit anstellen konnte, vom Auslesen von Sensoren bis zum Ansteuern eine Elektromotors und alles, was man sich dazwischen vorstellen kann. Als ich sah, dass jemand damit das Computerspiel Tetris in einem Kürbis umgesetzt hatte (https://www.youtube.com/watch?v=8PCp5xk-9Qo), hatten sie mich. Ich musste so ein Ding haben!

Actually, if you look sharp at the picture on the post for our second Registrar Trek Birthday 2015 you get the idea when I first made contact with this thing...

Wenn Sie bei unserem Beitrag zum 2. Geburtstag von Registrar Trek 2015 ganz genau hinschauen, bekommen Sie eine Ahnung, seit wann ich mich mit dem Dings beschäftige…

Zugegeben, die Momente, zu denen man als Sammlungsmitarbeiter ganz dringend ein Tetris im Kürbis braucht, sind eher rar gesäht. Es gibt aber eine ganze Reihe von Anwendungen, die denkbar, nützlich und – im Gegensatz zu einem Computerspiel in einem Kürbis – auch nicht allzuschwer zu realisieren sind.

Wie wäre es zum Beispiel mit einem Alarmton, der ertönt, wenn es viel zu hell im Ausstellungsraum ist und jemand die Vorhänge zuziehen sollte? Oder einem Klimaschreiber, der Temperatur und Feuchte in einem Depot überwacht und auf eine SD-Karte sichert? Hat man noch ein Netzwerk oder gar W-LAN verfügbar, wird es erst richtig interessant. Denn dann kann man sich die Klimadaten sogar direkt im Internet ansehen und sich Warnungen über Twitter oder Email schicken lassen, wenn jemand das Licht einschaltet oder ein Klimawert eine kritische Marke überschreitet.

Der Vorteil des Arduino ist, dass man solche Projekte selbst realisieren kann, und das zu einem günstigen Preis. Es erfordert natürlich, dass man sich mit der Materie auseinandersetzt, aber man muss, im Vergleich zu früher, kein Elektronik-Experte sein. Die wenigen notwendigen Komponenten bekommt man im Internet und dank einen großen, weltweiten Gemeinschaft, die sich dem Open-Source-Gedanken verschrieben hat findet man zu fast jedem Problem irgenwo eine Anleitung oder gar ein fertiges Programm, das sich mit ein wenig Nachdenken und Herumprobieren auf die eigene Situation anpassen lässt.

The first thing that can do things that actually DOES things for the TECHNOSEUM: A data logger that records the climate in a certain area of our museum.

Das erste Dings, das Dinge tun kann und das tatsächlich etwas für das TECHNOSEUM tut: ein Klimaschreiber, der das Klima in einem bestimmten Bereich des Museums aufzeichnet.

Da ich in letzter Zeit viel privat mit diesem „Ding, das Dinge tun kann“ herumprobiert habe, werde ich das Blog nutzen, um ab und an eines dieser Projekte, die etwas mit der Museumsarbeit zu tun haben, zum Anschauen und Nachbauen zu präsentieren. Unsere nicht so sehr an Technik interessierten Leser werden mir das hoffentlich verzeihen. Vielleicht bekommt die eine oder der andere ja sogar Lust, sich doch ein wenig näher mit der Welt der Mikrocontroller zu beschäftigen…

Für den Anfang finde ich die Komplettpakete ganz hilfreich, die neben einem Arduino gleich eine ganze Reihe von nützlichem Zubehör wie Widerstände, Sensoren und LEDs enthalten, so dass man direkt mit dem Experimentieren loslegen kann. Kaum etwas ist so frustrierend wie das Fehlen einer Kleinigkeit gleich zu Beginn des Lernens, und wer hat schon eine perfekt eingerichtete Elektronik-Bastelwerkstatt zu Hause? Meistens sind in diesen Paketen auch die ersten einfachen Experimente beschrieben, die nachzubauen sich empfiehlt. Neben einem generellen Verständnis für die Materie bekommt man so auch eine Vorstellung davon, was alles machbar ist, sei es ein Tetris im Kürbis oder eben ein Datenlogger.

Und eines kann ich Ihnen versprechen: Wenn Sie es zum ersten Mal geschafft haben, dass eine kleine, rote LED genau nach Ihren Vorgaben blinkt, haben Sie ein Gefühl, als hätten Sie soeben neues Land entdeckt…

Angela Kipp

Dieser Beitrag ist auch auf russisch erhältlich, übersetzt von Helena Tomashevskaya.Facebooktwitterredditpinterestlinkedintumblrmail