Category Archives: Geschichten

Matchball für den Registrar!

Wenn Sie an die Arbeit eines Registrars denken, denken Sie wahrscheinlich als erstes an Kunst, archäologische Fundstücke oder Fossilien. Weniger bekannt und beachtet sind Sportsammlungen und -museen. Aber, hey, Sport und Museum? Klingt für mich nach einer Win-Win-Kombination. Ich bin froh, Antony Aristovoulou kennen gelernt zu haben, der schon für einige Sportsammlungen gearbeitet hat. Das Spiel des Registrars scheint immer das gleiche zu sein: sortieren, katalogisieren, in die Datenbank eintragen, verpacken, einlagern. Keine großen Überraschungen, man spielt einfach nach den Regeln. Aber das, was Antony passiert ist, war nicht damit zu vergleichen, mit einem Rasenplatz zu rechnen und einen Sandplatz vorzufinden. Es war eher so, als ob man einen Hundertmeterlauf erwartet und am Tag des Wettbewerbs erfährt, dass es ein Ironman ist, den man in Flip-Flops zu absolvieren hat.

tennisMeine Arbeit für das Melbourne Cricket Club Museum/National Sports Museum, die darin bestanden hatte, die Sammlung umzuziehen, zu dokumentieren und neu zu verpacken, ging langsam ihrem Ende entgegen und ich sicherte mir einen neuen Auftrag für das Deakin University’s Centre for Leisure Management Research (CLMR) im Dezember 2006. Man sagte mir, dass im Januar 2007 Tennis Australia eine Sammlung haben würde, die umgezogen und dokumentiert werden müsste. Mit Kind und Kegel und allem, was so dazu gehört. Was man mir an diesem Punkt wohlweislich nicht verraten hatte, war, dass noch keinerlei Gründungsarbeiten (z.B. Lagerraum, Datenbanksystem, Regale…) gemacht worden waren. Mann, der Vertrag zwischen der Universität und Tennis Australia (TA) war noch nicht einmal in trockenen Tüchern! Da war ich also, stolz auf mich und dachte, dass ich den einen Auftrag beenden würde, dann Weihnachtsurlaub hätte und dann direkt mit dem neuen Job anfangen könnte. Wie falsch lag ich damit!

Im März ’07 kamen die Dinge dann langsam in Gang, als ich in ein Schiffscontainerlager gerufen wurde. Im Grunde genommen war die ganze Sammlung in diesem Container – direkt aus Kalifornien, U.S.A. Es war die Privatsammlung eines deutschen Auswanderers namens Rolf Jaeger, der sie in einem kalifornischen Privatmuseum ausgestellt hatte. Sie wurde vom Präsidenten der TA, Geoff Pollard, aufgekauft, in der Hoffnung, damit den Grundstein einer eigenen Sammlung des Kulturerbes von Tennis Australia für ein Tennismuseum im Melbourne Park zu legen. Diese Jaeger-Sammlung sollte diejenigen historischen Objekte ergänzen, die sich bereits in den Büros und Lagerräumen von Melbourne Park befanden. Australien war die einzige Grand Slam Nation, die noch kein eigenes Grand Slam Tennismuseum besaß. Alle Objekte waren in den Container gestopft und ich sah auf den ersten Blick, dass es Opfer gegeben haben musste. Ich starrte mit offenem Mund und fragte mich, wo ich da reingeraten war.
Wie auch immer, ich musste mich also nicht nur um die Objekte kümmern, sondern auch einen Lagerraum, Computer, Bildbearbeitungs- und Datenbanksoftware und Fotoausrüstung beschaffen, sowie Empfehlungen zu Sicherheitseinrichtungen, Lagereinrichtungen usw. geben.

Das machte ich also, der Container wurde angeliefert und im Verlauf einiger Monate sortiere ich die ganzen Objekte durch. Geld wurde schon nach kurzer Zeit knapp – was die Liegenschaft, Computer, Datenbank und Fotoausrüstung betraf, hatte ich bekommen, was ich gewollt hatte, aber nicht im Hinblick auf Verpackungsmaterial (säurefreie Kartons usw….) und Lagereinrichtung (ich bekam einiges, aber nicht genügend, um alle Objekte sicher unterzubringen). Für viele Objekte – besonders für die Hunderte von Tennisschlägern – musste ich große Acrylcontainer (mit Stretchfolie darüber) nehmen, die mit dem Container mitgekommen waren, die auf Holzpaletten standen. :-/
Dennoch wurde alles bezeichnet, registriert, inventarisiert (Vernon CMS), mit Standort versehen, fotografiert und zur Datenbank verlinkt und, natürlich, verpackt (zumindest soweit es mir möglich war).
Ich erstellte umfassende Schadensberichte für die Objekte, die ungeschützt oder nur unzureichend geschützt aus dem Container kamen und das war’s dann.

Oh, nein, noch nicht ganz. Ich musste mich auch noch (was ich vorher nicht wusste) um die überschüssigen Einrichtungsgegenstände und um die Australien Open Gerätschaften kümmern. Das schluckte natürlich ziemlich viel Lagerplatz und ich brauchte Monate, um die ganzen Dinge so zusammenzupacken und einzudampfen, dass maximal viel Platz für die Sammlung blieb UND so wenig Dreck und Staub wie möglich die Sammlung beeinträchtigte.

Tja, das war’s – soweit ich mich jetzt, da ich es aufschreibe, erinnern kann. Ich weiß nicht, was aus dem Großteil der Sammlung geworden ist, seit ich das Projekt im April 2009 beendet habe. Aber etwa ein Jahr später habe ich gesehen, dass einige der Objekte, mit denen ich gearbeitet hatte, an den Kooyong Tennis Club (das ehemalige Zuhause der Australian Open) ausgeliehen worden war und das war schön zu sehen. Wenigstens hatte einige der Schmuckstückchen, die ich in Händen hatte, ihren großen Auftritt! 🙂

Text: Antony Aristovoulou

Dieser Beitrag ist auch auf russisch erhältlich, übersetzt von Helena Tomashevskaya.

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Von Laderampen und Türen

Als Registrare sind wir vertraut mit Standards, Richtlinien und Normen. Neulich stolperte ich über eine Passage in der DIN EN 15946:2011 „Erhaltung des kulturellen Erbes – Verpackungsverfahren für den Transport“. Unter 5.2.1 wurde da darauf hingewiesen, dass darauf zu achten ist, dass die äußeren Dimensionen der Verpackung so bemessen sind, dass sie durch die engste Stelle auf dem Transportweg gehen. Und dass man kleine Gegenstände zusammen verpacken kann, solange sie zusammenpassen und den gleichen Zielort haben. Meine erste Reaktion war:
youdontsay
„Sag bloß?“

Meine Kollegin Anne T. Lane informierte mich kurz darauf, dass das zwar durchaus wie eine Anweisung von Hauptmann Offensichtlich klingt, aber doch nicht ganz blöd ist:

Da die Laderampe unseres Universitätsmuseums natürlich so ist, dass kein normaler LKW dort rückwärts ranfahren kann, nutzen wir oft die benachbarte Laderampe der Theater-Abteilung, wenn ein Sattelschlepper eine Sendung abholt oder anliefert. Das bedeutet, dass wir unsere Kisten durch das ganze Ausstellungshaus und eine ganze Reihe von Fluren und Türen schleppen. Kevin, einer unserer Präparatoren („preparator“ entspricht in US-Museen in etwa unseren Ausstellungstechnikern – Anmerkung der Übersetzerin), versuchte schon geraume Zeit eine Kiste aus unserem Museum durch die Doppeltür zu bringen, aber sie hing immer wieder fest. Ich kam, um ihm behilflich zu sein und stellte fest, dass es so eng war, dass ich die beiden Türdrücker auf beiden Seiten abwechselnd eindrücken musste, damit die Kiste hindurch passte. Die Kiste war eigentlich ein Standardmodell, diese Dinger aus Sperrholz, die mit Leisten verstärkt sind, so dass hervorstehende Leiste und flachere Platten sich abwechseln. Deshalb schnappten die Türdrücker natürlich wieder zurück, sobald die erste Leiste durch war und hielten die Kiste fest. Deshalb musste ich immer vor und wieder zurück, um die Türdrücker wieder hineinzudrücken, bis wir das Ding endlich durch hatten. Da meine Arme nicht lang genug sind, um beide Türflügel zu erreichen, mussten wir die Kiste immer in genau so einem Winkel halten, dass sie den einen Türdrücker von selbst hineindrückte, während ich auf die andere Seite ging, um den dortigen Türdrücker herunterzudrücken. Wenn die Kisten nur einen Zentimenter breiter gewesen wäre, hätten wir sie nach draußen und um das ganze Gebäude herum transportieren müssen.
Das sind so Tage, die Spaß machen….

Text: Anne T. Lane, Übertragen ins Deutsche von Angela Kipp

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Wie ich ein Museumsregistrar wurde III

Eilmeldung: Journalistin entdeckt, dass sie ein Registrar ist

Tracey Berg-Fulton

GUAlumniProfileKIch erinnere mich ziemlich gut an den Tag, an dem ich beschlossen habe, im Museum zu arbeiten. Ich saß auf einer Bank im Ulster Museum in Belfast, Nordirland, nachdem ich gerade einige Interviews für einen Zeitungsartikel beendet hatte, den ich schreiben sollte. Wie es sich gehört, war es ein grauer, regnerischer Tag und ich hatte im Museum Schutz gesucht.

Als ich da so saß, dachte ich darüber nach, was ich tat – ich war Journalistin – und fragte mich, ob ich wirklich die nächsten dreißig Jahre davon leben wollte.

Die Antwort war ein klares, überwältigendes, niederschmetterndes: Nein. Ich hatte tausende von Dollar in einen Ausbildungskredit gesteckt, um an diesen Punkt zu kommen. Was um alles in der Welt sollte ich jetzt tun?

Und dann sah ich mich um.

Das hier. Das war, was ich tun wollte. Geschichte, Kunst, Bibliotheken und Museen hatte ich schon immer geliebt, also warum sollte ich sie nicht offiziell zu meinem Leben machen?

Aus einer Laune heraus bewarb ich mich auf ein Postgraduiertenprogramm in Kunstgeschichte an der Universität von Glasgow. Ich war mir sicher, dass ich abgelehnt würde, da ich keine britischen Qualifikationen hatte und nur ein paar ganz entfernt verwandte Kurse aus dem Grundstudium in Fotografie und Journalismus. Ich war schockiert, als ich zu Beginn des Herbstes 2007 angenommen wurde.

In Glasgow wurde ich Kopf voran ins Forschen und Schreiben gestürzt. Ich erhielt die Gelegenheit, ein Praktikum bei einem Restaurator für Bleiglasfenster bei Glasgow Museums zu absolvieren. Unsere Arbeit konzentrierte sich darauf, ein Inventar von Bleiglaswerken anzulegen. Dadurch lernte ich die verschiedenen Arbeitsbereiche in einem Museum kennen. Ich konnte von den Objekten nicht genug bekommen und davon, Zeit in den Gewölben zu verbringen. Dann entdeckte ich, dass die Person, die am meisten Kontakt mit den meisten Objekten hat, natürlich, der Registrar ist.

Mein Ziel war klar. Berühmte letzte Worte, richtig?

Ich graduierte im Dezember 2008 und ging zurück in meine Heimatstadt Pittsburgh, Pennsylvania in den Vereinigten Staaten. Ich hatte natürlich von der Rezession in den USA gehört, aber da ich zu der Zeit in Schottland war, hatte ich das Ausmaß nicht vollständig begriffen. Ich begann mich an jedem Museum zu bewerben und dann in allen verwandten Bereichen und schließlich auf alle nur denkbaren Jobs. Nichts.

Schließlich stelle mich ein Kontakt von mir einem seiner Kontakte vor, der mir dabei half, ehrenamtlich am Carnegie Museum in Pittsburgh tätig zu werden. Da ich seit ich 14 Jahre alt war gearbeitet hatte, war ich sehr erleichtert, überhaupt wieder arbeiten zu können, auch wenn es unbezahlt war. Ich half auch ehrenamtlich an einem kleinen Museum aus, das von der Gemeinde geführt wurde und erstellte für sie ein Inventar ihrer Sammlung.

Dann, im April 2009 hatte ich beim Laufen einen Unfall. Meine Hüfte war gebrochen und ich war vorübergehend unfähig zu laufen, sitzen, arbeiten oder überhaupt irgendetwas zu tun, außer im Bett zu liegen. Ich verlor sechs Monate meines Lebens an meine Genesung.

Nachdem ich wieder gesund war, nahm ich meine freiwillige Arbeit am Carnegie wieder auf. Nach einer erfolgreichen Bewerbung wechselte ich die Rollen und bekam einen Teilzeitjob als Objektfotografin. Keine Registrar-Arbeit, aber wenigstens konnte man mit vielen Objekten arbeiten. Ich mochte meine Arbeit, hoffte aber immer noch auf eine Arbeit als Registrar und bewarb mich auf offene Stellen im ganzen Land.

375_513434167185_2390_nEine dieser Bewerbungen war erfolgreich und 2010 nahm ich eine Stelle als Assistenzregistrar in Oklahoma an. Es war eine wunderbare Lernerfahrung, aber die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen waren so, dass ich in Oklahoma arbeitete und mein Ehemann in Pennsylvania bleiben musste. Dann gab es eine ganze Reihe von Krankheitsfällen in meiner Familie und die Notwendigkeit zuhause zu sein wurde übermächtig. Ich verließ meine Stelle, ohne zuhause eine andere Museumsstelle zu haben.

Nach Pittsburgh zurückzukommen war zwar lohnend, weil ich wieder zuhause bei meiner Familie sein konnte, aber die Jobsituation war düster. Ich arbeitete wieder im Einzelhandel bei einem Outdoorhändler während ich überlegte, wie es jetzt weitergehen sollte.

Eines Tages fiel es mir wie Schuppen von den Augen – wieso sollte ich kein Vertragsregistrar sein? Wenn es keinen Job für mich gibt, wieso soll ich mir nicht selbst einen schaffen? Einer der Vorteile in einer mittelgroßen Stadt zu leben ist, so stellte ich fest, dass es da nicht viele Menschen gibt, die selbständig arbeiten (vermutlich, weil sie alle schon von Kunden weggeschnappt worden sind!).

Ich suchte einen Mentor vom Registrars Committee der American Alliance of Museums (RC-AAM, Untergliederung der Registrare im Amerikanischen Museumsbund – Anmerkung der Übersetzerin) auf und fing an zu netzwerken und überall herumzuerzählen, dass ich als Selbständige arbeitete. Ich sammelte meine Papiere zusammen und gründete eine LLC (Limited Liability Company, amerikanische Form der Kapitalgesellschaft, ohne eindeutige deutsche Entsprechung – Anmerkung der Übersetzerin). Ich erhielt erstaunlich viel Ressonanz von der Allgemeinheit in Pittsburgh und los ging’s.

Die Arbeit als Selbständige passte mir hervorragend – ich sollte Registrar sein, aber die wohl passendere Bezeichnung wäre „Mädchen für alles“. Ich liebte es, verrückte Probleme für meine Kunden zu lösen. Alles, angefangen davon, wie man ein massives Foto über Nacht quer durchs ganze Land schickt bis hin dazu, wie man den Drücker in einer Toilette auswechselt (Tipp: die Plastikmutter in genau die andere Richtung drehen als alle anderen Bolzen oder Muttern, die Sie je festgezogen haben). Es war die perfekte Mischung aus Kunstgeschichte, Tischlerei, Elektrowerkzeuge und Diplomatie. Ich legte meine Arbeitszeiten selbst fest und wählte meine Projekte selbst aus, was ein Segen war, als ein Familienmitglied an Krebs erkrankte.

Aber irgendetwas fehlte. Mein Hund ist ein hervorragender Zuhörer, aber kein besonders gewandter Gesprächspartner, deshalb vermisste ich es furchtbar, Kollegen zu haben. Ich vermisste es, eine Sammlung zu haben, die ich bis ins kleinste Detail kannte. Ich vermisste es, ein Gebäude zu haben, das ich wie einen alten Freund kannte. Ich vermisste es, halbwegs geregelte Arbeitszeiten zu haben. Was einem niemand über „flexibles Arbeiten“ und von zuhause aus arbeiten sagt ist, dass es in Wirklichkeit bedeutet, 24 Stunden am Tag zu arbeiten. Emails beantworten, Rechnungen schreiben, Steuererklärung machen, die normale Arbeit für den Kunden machen, neue Kunden finden, sich über die aktuellsten Methoden auf dem Laufenden halten, netzwerken, und so weiter…

Das bringt mich zum heutigen Tag. Ich bin jetzt seit einem Monat auf meiner Vollzeitstelle als Registrar am August Wilson Center for African American Culture. Wir sind eine junge Institution und es ist aufregend, Methoden einzuführen, Herausforderungen anzugehen und Neuland zu betreten, wenn notwendig. Ich bin froh in einer Organisation zu arbeiten, die eine wichtige kulturelle Funktion in unserer Stadt erfüllt und meine Arbeit ist unglaublich dankbar.

Es war ein langer und verschlungener Weg bis hierhin, aber ich habe unterwegs faszinierende Dinge gesehen. Ich hatte das Vergnügen, so viele Leute zu treffen und von so vielen Kollegen zu lernen, bei Konferenzen, bei einer Tasse Kaffee oder durch den RC-AAM Listserv (Mailingliste des RC-AAM – Anmerkung der Übersetzerin). Jeden Tag lerne und tue ich etwas Neues. Jeden Tag sehe ich die erstaunlichsten und intimsten Objekte der Zivilisation – vom Taufkleid zum Schienbeinschützer. Ich kann meiner Liebe zu glänzenden Dingen nachhängen. Und ich kann meine Technikbegeisterung ausleben (und ich warte immer noch auf eine web-basierte Datenbank, die sich an jedes verwendete Gerät anpasst, meine lieben Entwickler!). Was kann es besseres geben?

Was die Zukunft betrifft, so hoffe ich, dass ich mich in meiner Aufgabe weiterentwickle. Und ich hoffe, dass ich mich mehr in die weitere Welt der Museen einbringen werde und aktiv daran teilhabe, die Museen den Besuchern des 21. Jahrhunderts nahe zu bringen.

Text: Tracey Berg-Fulton
Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche: Angela Kipp

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Richtig Gefälscht: Auf der Spur eines Kunstfälschers Teil 6

picture: LSU University Art Museum

Mark Landis
Bekannte Decknamen:
2009 – Steven Gardiner
2010 – Father Arthur Scott
2011 – Father James Brantley
2012 – Mark Lanois

Landis wurde geschnappt und gestoppt … nicht vom FBI, nicht von der Polizei, nicht durch das „Gesetz“… sondern von den besten Detektiven, die es da draußen gibt: von Registraren und Sammlungsmanagern, die ihre Arbeit ernst nehmen und sogar ihre Arbeit mit nach Hause nehmen und über solche Dinge nachgrübeln. Sollten Sie Ihre Arbeit mit nach Hause nehmen? Nein… aber ich denke, es gibt nicht einen von uns da draußen, der nicht schon die Gedanken an einen schwierigen Leihgeber, logistische Probleme oder eine schwierige Meldung an seinen Vorgesetzten mit nach Hause genommen hat, etwas, das ihn eventuell sogar die ganze Nacht wachgehalten hat… nicht sehr gesund und unproduktiv.

Seit Jahren bringen mich Landis und seine Possen tagtäglich zum Nachdenken, ob er wirklich aufgehört hat, Fälschungen zu machen und sie als Originale weiterzuverschenken, aber das bereitet mir keine schlaflosen Nächte. Landis sagte mir am 1. April 2012 bei der Eröffnung der Ausstellung „FAUX REAL: Die Geschichte eines Fälschers“ an der Universität von Cincinnati ins Gesicht, dass er aufhören würde, weil er müde und gelangweilt sei von dem, was er schon so lange getan hat. Aber wieso schreibe ich dann weiter dieses Blog und warum bin ich noch so sehr an der Verfolgung von Landis interessiert, wenn er mir persönlich gesagt hat, er würde aufhören? Ich glaube bis zum heutigen Tag nicht, dass er es kann oder auch nur will.

Erlauben Sie mir bitte, dass ich Ihnen allen die folgende Frage stelle: Wer von Ihnen hat diesen Fall recherchiert und hat seine Kolleginnen und Kollegen über Landis und die vier Aliase informiert? Einige sind besorgt um ihren eigenen Ruf oder den der Institution, für die sie tätig sind. Da bisher kein echtes Verbrechen begangen wurde und man darüber wohl auch nicht besorgt sein muss, warum glaube ich immer noch, dass es mehr als die etwa 50 Institutionen sind, die betrogen wurden und das nicht zugeben wollen? Niemand mag gern glauben, dass er persönlich betrogen wurde oder dass das Museum für das er arbeitet betrogen wurde und niemand mag das gerne zugeben… vor allem, wenn man weiß, was ich weiß und die Updates und Erinnerungen über die Jahre immer wieder gelesen und weitergegeben hat.

Deshalb möchte ich Sie heute noch einmal ermutigen: schauen Sie in Ihren Unterlagen, Datenbanken, Büros und teilen Sie mit Ihren Kollegen diese seltsame Geschichte von Mark Augustus Landis und derjenigen, die ihn entdeckt und den übereifrigsten Fälscher enthüllt haben, den die Museumswelt in den letzten Jahren gesehen hat. Ich ermutige Sie alle, mailen Sie mir oder rufen Sie mich an, wenn Sie auch nur den geringsten Verdacht haben, dass sich eine Schenkung von Landis in Ihrer Sammlung befindet oder dass Sie jemanden gesehen haben, der dem Fälscher ähnelt. Meine Kontaktdaten finden Sie auf der Autoren-Seite und wie ich sage immer … machen Sie Ihre Arbeit gut, halten Sie Ihre Nase sauber und alles wird gut.

Bis bald!
Matt

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Erkenne Dein Kunstwerk!

Neulich lernte ich Eduardo De Diego kennen, Physical Security Professional (PSP) bei Applied Security Research Associates, mit Sitz in Kanada. Sicherheit ist immer ein großes Thema in Museen und ich war interessiert an seinen Einblicken zum Umzug von Sammlungsgegenständen. Natürlich habe ich ihm von diesem Blog erzählt und ihn gefragt, ob er nicht eine interessante Geschichte für uns hat. Natürlich hatte er (und ich hoffe, er hat noch mehr)! Genießen Sie die Lektüre und danke an Eduardo fürs erzählen!

Während einer Überprüfung der Sicherheitsvorkehrungen und Zugangskontrollen an einem großen, international bekannten Museum erfuhren wir, dass der Chefkurator (der ungenannt bleiben soll, um die Institution zu schützen) eine Crew der Fernsehnachrichten eingeladen hatte, um mit ihnen ein „Zeigen und Erklären“-Feature aufzuzeichnen.

Der Kurator wollte für die Medien ein bißchen angeben und präsentierte eine hervorragende Fälschung eines sehr bekannten Kunstwerkes. Das Fernsehteam fragte, wie er denn feststellen könne, dass das eine Fälschung sei? Der Kurator sagte: „OK, ich zeige es Ihnen“ und holte das Original aus dem Sicherheitstrakt (was einen völligen Bruch der Zugangs- und Bewegungskontrollvorschriften darstellte). Er brachte also das Original, stellte Original und Fälschung auf zwei identische Staffeleien und fuhr damit fort zu erklären, wie seine ausgezeichnete Kenntnis der Materie ihn in die Lage versetze, das wahre Kunstwerk von der Fälschung zu unterscheiden. Dann zeigte der Kurator weitere Kunstwerke und interpretierte sie, während er die ersten beiden Gemälde unbeobachtet ließ. Ein Mitglied der Nachrichtencrew fand, dass es an der Zeit für einen Streich wäre und tauschte die beiden Bilder gegeneinander aus. Der Kurator bemerkte es nicht, da seine Aufmerksamkeit anderweitig in Anspruch genommen war. Der Kurator kam zurück und die Nachrichtencrew fragte noch einmal, für die Zuschauer, welches war jetzt bitte das richtige Kunstwerk? Er identifizierte die Fälschung als das echte Kunstwerk.

Danach sagte man dem Kurator was vorgefallen war und es brauchte Wochen, ehe eine unabhängige Überprüfung das echte Bild zweifelsfrei identifiziert hatte und es wieder ins Depot zurückgebracht werden konnte.

Happyend, aber teuer.

Text: Eduardo De Diego

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Das Registrar Trek Blog zu Besuch in Costa Rica

Some people from the discussion group. Photo: Georgina DeCarli

Einige Mitglieder der Diskussionsgruppe. Photo: Georgina DeCarli

Diesen Januar war ich in San José, Costa Rica, um an einem Projekt mit der ILAM Foundation – Lateinamerikanisches Museumsinstitut zu arbeiten. Wie Sie vielleicht wissen, bin ich Professor und halte sowohl virtuelle Workshops als auch Präsenzvorträge aus dem Themengebiet der Inventarisierung und Dokumentation. Diese Workshops gehen nun schon in die achte Runde und ich habe schon in fast allen lateinamerikanischen Ländern unterrichtet.

Bei dieser Gelegenheit hatte Esteban Calvo, Registrar am Kunstmuseum von Costa Rica, der einen der Workshops besuchte, die Idee, ein Gespräch abzuhalten, eine informelle Diskussionsrunde mit einigen Kollegen aus Museen in San José. Das Treffen fand im Museum für Zeitgenössische Kunst und Design am Mittwoch, den 23. Januar, statt, Teilnehmer waren einige Direktoren, Registrare, Kuratoren und Museumspädagogen aus verschiedenen Museen. Georgina DeCarli, Direktorin der ILAM Foundation nahm auch daran teil und stellte uns die Möglichkeiten, die das ILAM durch virtuelle Kurse und Präsenzveranstaltungen für Museumsbeschäftigte bietet, vor. Wir unterhielten und herzlich über interessante Themen aus der Praxis und hatten ein wertvolles Feedback für alle.

Projection of the website. Photo: Georgina DeCarli

Präsentation der Blogwebsite. Photo: Georgina DeCarli

Wir nutzten die Gelegenheit und ich stellte unser Blog „Registrar Trek: Die Nächste Generation“ vor, indem ich Bilder der Website an die Wand warf und die Kollegen einlud, das Blog zu besuchen und dafür zu schreiben. Es gab gute Anekdoten von der Gründung des Blogs und über die Besonderheiten des Museumsalltags. Ich habe ein paar Bilder von diesem ganz besonderen Treffen mitgebracht.

Fernando

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Auf die Größe kommt es an!

Diese Papiermaschine wurde mehrfach vermessen, bevor sie transportiert wurde.

Diese Papiermaschine wurde mehrfach vermessen, bevor sie transportiert wurde.

Wenn Sie Museumsleute stöhnen hören wollen, sagen Sie einfach mal „Maße“. Jeder hat eine Geschichte darüber. Murphy aus Murphys Gesetz treibt sich immer in der Nähe unserer Maßbänder, Zollstöcke und Lasermessgeräte herum. Nicht alle Geschichten sind so extrem wie die, die Sie in den Bildern sehen. Die Papiermaschine war immer wieder vermessen worden, weil es klar war, dass sie eines der problematischsten Transportgüter beim großen Depotumzug sein würde. Wir hatten eine technische Dokumentation. Wir hatten Spezialisten für Schwertransporte, erfahren in wesentlich problematischeren Fällen als unserer „kleinen“ Papiermaschine. Wir vertrauten unseren Fähigkeiten als Profis, als wir überwachten, wie das Maschinenteil per Kran auf den Tieflader verladen wurde. Erst dann wurde uns klar, dass die Maschine auf dem Tieflader stehend nicht durch das Tor passen würde. Es fehlte nicht viel, nur ein paar Zentimeter. Es schien so zu sein, dass sich die Meßungenauigkeiten (Höhe des Maschinenteils, höhe des Tiefladers, Höhe des Tors) zum schlimmsten Fall aufsummiert hatten. Es ließ sich nicht leugnen – wir hatten ein Problem.

Auf dem Tieflader passte die Maschine nicht durchs Tor - Die Transporteure mussten sich etwas einfallen lassen...

Auf dem Tieflader passte die Maschine nicht durchs Tor – Die Transporteure mussten sich etwas einfallen lassen…

Zum Glück hatten wir eine erfahrene Transportfirma. Nach ein paar Diskussionen wurde entschieden, die Maschine auf Rollbretter zu stellen und sie vorsichtig durch das Tor zu schieben. Es funktionierte. Nachdem sie durch war, wurde sie wieder auf den Tieflader gehoben und in ihr neues Zuhause gebracht.

Lassen Sie sich nicht täuschen: Jetzt scheint es so, als ob die Maschine niemals durch das Tor passen konnte. Aber das liegt an der Perspektive. In Wirklichkeit fehlten nur vier Zentimeter.

Lassen Sie sich nicht täuschen: Jetzt scheint es so, als ob die Maschine niemals durch das Tor passen konnte. Aber das liegt an der Perspektive. In Wirklichkeit fehlten nur vier Zentimeter

Andere Fälle von falschem Messen sind weniger spektakulär, aber die Probleme, die dadurch entstehen, sind manchmal größer. Ich weiß nicht, warum, aber einige Menschen tendieren dazu, Maße abzurunden. Nicht besonders hilfreich, besonders, wenn man einen Kistenbauer oder Vitrinendesigner mit der selben Angewohnheit hat…

Ein besonderes Problem tritt auf, wenn man mit internationalen Partnern zusammenarbeitet. In der Europäischen Union ist das metrische System üblich, während das Vereinigte Königreich und die USA ihr eigenes System verwenden (Imperial units und United States customary units, die sich in einigen Fällen leicht unterscheiden). Man hat das als Registrar normalerweise im Hinterkopf, aber Mißverständnisse sind trotzdem vorprogrammiert. Ich erinnere mich an einen Fall, als uns ein schwer lesbares Fax mit Objektdaten erreichte. Wenn man zurückblickt, klingt es verrückt, aber eine lange Zeit rechneten wir damit, eine kleine Kiste von etwa 50 x 20 x 21 Zentimetern zu erhalten. Als uns der Kostenvoranschlag für den Transport erreichte, waren wir vom Preis leicht schockiert. Als wir das ursprüngliche Fax noch einmal lasen, fiel uns auf, dass wir es mißverstanden hatten. Ja, das Zeichen hinter den Maßen war KEIN Doppelstrich („), sondern nur ein Strich (‚). Der kleine Unterschied, der das Inch (1“ = 2.54 cm) vom Fuß (1‘ = 30.48 cm) unterscheidet. Wir würden kein nettes, kleines Kistchen erhalten, sondern einen veritablen Überseecontainer….

Angela

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Baumwollhandschuhe? Weiße oder Bluejeans Handschuhe?

Warum verwenden Registrare ausgerechnet weiße Handschuhe? Nun, damit man sieht, wenn sie dreckig sind! „Registrare machen es mit weißen Handschuhen“ ist fast ein Slogan.

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“Registrars do it with their gloves on”
“Registrare machen es mit weißen Handschuhen”
Bild von hier

Alle Sammlungsgegenstände gehen durch die Hände des Registrars und ihres / seines Teams von Assistenten, vom ersten Tag an, an denen sie ins Museum kommen bis zu dem Tag, an dem sie in einer Ausstellung gezeigt werden oder ausgeliehen werden. Und ein guter Registrar lässt nicht zu, dass irgendjemand die Objekte ohne sehr saubere weiße Handschuhe anfasst – oder Handschuhe mit Gumminoppen, wenn es sich um schwere oder glatte Objekte handelt.
UPDATE 15.1.2013: Vergessen Sie die Gumminoppen. Wie Sie den Kommentaren entnehmen können, ist das nicht das Beste. Verwenden Sie Nitrilhandschuhe – oder Nylonhandschuhe mit Nitrileinsätzen für schwere Objekte – das ist viel besser.

Es sind weiße Baumwollhandschuhe, keine Bluejeans!

Ich erinnere mich, dass ich vor 20 Jahren einem neuen Kollegen einige Paare weiße Handschuhe gab, mit der dazugehörigen Erklärung, wie man sie benutzt und warum, usw. Am nächsten Tag kam mein Assietent mit grün gefärbten Handschuhen; er erklärte mir „naja, so sieht man den Dreck nicht so.“ Bitte… das ist geistiges Jeanstragen

Wir alle wissen, dass man Bluejeans mehrere Tage lang tragen kann (Oh, bitte, wer tut das nicht?), ohne dass man gleich jeden Dreckfleck sieht…. (dafür sind sie schließlich dunkelblau). Aber die weißen Handschuhe, die wir für den Umgang mit Objekten tragen sind genau deshalb weiß: Um zu sehen, dass sie schmutzig sind und sie dann sofort gegen ein neues Paar austauschen zu können, so dass man nicht das nächste Objekt mit schmutzigen Handschuhen anfasst. Stellen Sie sich einmal vor, wie es wäre, mit dunklen Handschuhen „auf denen man den Dreck nicht so sieht“ Objekte anzufassen und welcher Schaden und Flecken damit auf den so behandelten Objekten entstehen.

Man kann sagen, wenn es ein gemeinsames Symbol für Registrare in aller Welt gibt, dann sind es ein Paar weiße Handschuhe. Dies gilt besonders für Registrare, die mit Kunst, Dokumenten oder archäologischen Objekten zu tun haben. Das ist nicht nur eine schlaue Werbeidee der Firma, die die oben gezeigten T-Shirts verkauft. Die Mid-Atlantic Association of Museums in den USA haben ein Projekt, das sich „White Gloves Gang“ (in etwa: Weißbehandschuhte Bande) nennt, bei dem Registrare, Sammlungsmanager, Archivare, Museumskunde-Studenten… einen Tag freiwillig einem ausgewählten Museum bei einem Sammlungsprojekt helfen.

Die „White Glove Gang“, wäre ein passender Name für Registrare und Sammlungsmanager weltweit…

Fernando Almarza Rísquez

 
Dieser Beitrag ist auch auf französisch verfügbar, übersetzt von Kelsey Brow.

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Eine ernsthafte Arbeit

Wo ist oben? Es gibt keine Möglichkeit, es richtig zu machen…

Ja, die Arbeit eines Registrars ist ein ernsthaftes Geschäft. All die wertvollen Objekte, die ganze Dokumentation… wir Registrare sind sehr ernsthaft und geradlinig, richtig? Richtig! Aber warum bricht dann das Team des Registrars bei Sitzungen oder Veranstaltungen plötzlich in hilfloses Gekicher aus? Weil unsere Arbeit voller unfreiwilliger Komik ist!

Ich erinnere mich, wie einmal eine Kiste für eine Ausstellung angeliefert wurde, die auf zwei völlig unterschiedlichen Seiten „hier oben“ stehen hatte. Dummerweise habe ich kein Foto davon geschossen. Sie können sich vorstellen, wie glücklich ich darüber war, dass mir Noel Valentin vom El Museo del Barrio, New York das Foto links geschickt hat.

Unglaublich, wie viel Humor in Datenbankeinträgen steckt. Wie wäre es denn mit „Messer ohne Klinge, Heft fehlt“? Ich nehme an, dass es sich um eine elegante Methode handelt, einen Totalverlust zu verschleiern. Oder eine Anmerkung im Zustandsfeld der Datenbank: „muss mit dem Staubsauger behandelt werden“. Wir haben den Staubsauger immer griffbereit, es hat mit Sicherheit mehr Mühe gekostet, diesen Datenbankeintrag vorzunehmen, als das Objekt zu staubsaugen. Überhaupt: Zustandsprotokolle. Eine Kollegin mailte einmal, dass sie tatsächlich dort die Bemerkung „häßlich, aber langlebig“ gelesen hatte.

"Close door! Because of climate" Registrar's do something against climate change!

Registrare gegen den Klimawandel…

Ich liebe bescheuerte Aufschriften und versuche sie zu fotograferen, wenn ich sie sehe. Leider habe ich meinen persönlichen Favoriten verloren, es war eine Kiste mit der Aufschrift „Vorsicht Inhalt“. Es zeigte sich, dass es sich bei dem Inhalt um einen Autofeuerlöscher handelte und dass offensichtlich jemand vermeiden wollte, dass man die alte Weinschachtel achtlos wegwarf, in der sich das undokumentierte Objekt befand. Von der Aufschrift her hätte ich allerdings zumindest etwas Asbest- oder Quecksilberhaltiges erwartet…

Was ich allerdings fotografiert habe, ist das improvisierte Türschild rechts: „Tür zu! wg. Klima“. Natürlich wissen wir alle, was damit gemeint ist. Wir sollen die Tür geschlossen halten, weil der Raum dahinter eine konstante Temperatur und relative Feuchte benötigt. Trotzdem, mit den ganzen Diskussionen um den Klimawandel… es sieht nach einer sehr einfachen Lösung aus.

Offensichtlich bin ich nicht die einzige, die unfreiwillige Komik liebt. Schauen Sie sich den wunderbaren Film  „Stuff Museum People Say“ (Zeug das Museumsleute sagen) vom Atlanta History Center an: http://www.youtube.com/watch?v=IhAJiz2ixuY bei 1:23 sehen Sie eine typische Szene mit einem Registrar: ein Museumsmitarbeiter verletzt sich und die Registrarin ruft „Bluten Sie nicht auf die Artefakte!“.

Oh ja, und dann gibt es da noch die Fehlleistungen bei der Objektlagerung. Liz Walton hat dafür ein Blog ins Leben gerufen: Art Storage Fail. Genießen Sie es, und wenn Sie etwas beizutragen haben: schicken Sie es ihr.

Lassen Sie mich diesen Beitrag mit zwei unfreiwillig komischen Postkarten eines Schornsteinfegers beschließen. Unsere Außenlager sind nicht rund um die Uhr besetzt. Unser Kaminkehrer hat das durch die vielen, vielen sinnlosen Anfahrten für die jährliche Untersuchung unserer Heizungsanlage gelernt. Deshalb schickt er jetzt Postkarten, um diese Termine auszumachen. Die erste lautete: „Ich komme am 25. Februar um 10:15 Uhr oder an den darauffolgenden Tagen.“ Nachdem er zu dem ersten Termin nicht erschien, rief ich ihn an und wir vereinbarten einen Termin auf den 26. um 11 Uhr. Alles ging glatt. Im folgenden Jahr erhielt ich eine Postkarte „Wir kommen im Februar. Bitte warten Sie nicht, wir rufen Sie zwecks genauerer Terminvereinbarung an.“ Wieder ging alles glatt, nachdem wir telefoniert hatten. Aber bis heute geht mir das Bild nicht aus dem Kopf, wie jemand den ganzen Februar hindurch auf einen Schornsteinfeger wartet…

Angela

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Wie ich ein Museumsregistrar wurde II

Vagabundin in verschiedenen Arbeitsfeldern im Museum

Angela Kipp

picture by Bernd Kiessling

Einblick in meinen derzeitigen Arbeitsplatz.
HDR-Foto von Bernd Kießling

Es sollte wohl besser heißen: Wie ich entdeckte, dass ich eine Registrarin bin. Aber von Anfang an…

Ich mochte schon immer altes Zeug und bin so lange ich denken kann auf Burgen herumgeklettert und in Museen gegangen. Also war es irgendwie logisch, dass ich mich nach der Schule für ein Studium der Museumskunde entschied. Übrigens fand das mein Berater beim Arbeitsamt eine dumme Idee… Wie auch immer, ich entschied mich für das Studium an der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW) in Berlin. Dies bedeutete, dass ich sechs Monate Praktikum in einem Museum oder einem Archiv vorweisen musste, um die Zugangsvoraussetzungen zu erfüllen.

Ich entschloß mich, das Vorpraktikum am Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim zu absolvieren. Das war das erste Mal, dass ich in Kontakt mit der Arbeit in Museumssammlungen kam, denn eine meiner Aufgaben war die Inventarisierung und Dokumentation einer 500 Objekte umfassenden Blechdosensammlung, vom sehr kleinen Medikamentendöschen bis zur großen Kaffeedose.

Der Vorteil dieses Praktikums war nicht nur, dass ich im Herbst 1998 in Berlin als Studentin der Museumskunde angenommen wurde, sondern auch, dass ich in den ersten Semesterferien einen Museumsjob hatte. Das Landesmuseum für Technik und Arbeit hatte da eine Ausstellung „automatisch aromatisch – wie Kaffee zubereitet wird und wie er schmeckt“ und ich arbeitete als eine Mischung aus Vorführtechniker und Kellnerin: erst erklärte ich anhand eines Proberösters, wie Kaffee geröstet wird und dann schenkte ich Kaffee an die Besucher aus. Wenn es nichts zu tun gab, dokumentierte ich eine Sammlung von Kaffeemaschinen und Kaffeemühlen. Bis heute kann ich Ihnen aus dem Stand einen 5-Minuten-Vortrag darüber halten, was „rezirkulierende Perkolatoren“ sind und warum es eine dumme Idee ist, damit seinen Kaffee zuzubereiten.

In meinen nächsten Semesterferien absolvierte ich ein Praktikum am Museum für Kommunikation (dem ehemaligen Postmuseum) in Berlin. Dort wurde gerade die neue Dauerausstellung vorbereitet und so musste ich „leider“ mein Studium unterbrechen, weil ich als Projektassistentin unter Vertrag genommen wurde. Das war eine sehr spannende Zeit und ich hatte Gelegenheit, viel über Ausstellungen, Recherche, Textarbeit, Urheberrechtsfragen, Umgang mit Objekten und Problemlösung zu lernen.

Im Mai 2000 nahm ich mein Studium wieder auf, aber seit dieser Zeit gab es keinen Zeitraum mehr, in dem ich nicht für Museen oder ähnliche Einrichtungen gearbeitet hätte. Ich arbeitete neben meinem Studium her als Freiberuflerin und hatte sehr unterschiedliche Jobs, die aber alle mehr oder weniger mit Sonderausstellungen zu tun hatten. So lernte ich viel über die Enigma, das Preussische Militär, Ziegel, Papierherstellung, die Entwicklung der Landwirtschaft im Land Brandenburg, Paramente und Kirchengeschichte, das menschliche Gehirn und Schraubenherstellung.

Im Frühjahr 2002 war ich mit meinem Studium fertig und arbeitete weiterhin als Freiberuflerin, hauptsächlich für das Deutsche Museum in München und für das Dommuseum in Brandenburg/Havel. Nebenher schaute ich immer wieder nach befristeten und unbefristeten Stellen in Museen. Eines Tages, als ich wieder Stellenanzeigen im Internet durchforstete, tauchte ein sehr bekannter Name auf. Das Landesmuseum für Technik und Arbeit suchte einen wissenschaftlichen Angestellten für die Betreuung der Ausstellungseinheit Kunststoffe und für den Sammlungsbereich Chemie. Da ich ohnehin nichts zu verlieren hatte, schickte ich eine Bewerbung, ohne mir große Hoffnungen zu machen, denn sie suchten einen Spezialisten im Fach Chemie. Sehr zu meiner Überraschung wurde ich zum Vorstellungsgespräch eingeladen und im Februar 2003 war ich zurück in „meinem alten Museum“ und fühlte mich, als wäre ich nach Hause zurückgekommen.

Developing Banana Key Rings (from left to right): Polypropylene let the key ring break too easy, blue was the wrong color, polyethylene with yellow color was just perfect.

Entwicklungsreihe der Bananen-Schlüsselanhänger: bei Polypropylen brach der Schlüsselring zu leicht, blau war offensichtlich die falsche Farbe, Polyethylen mit gelber Farbe war einfach perfekt.

Die Ausstellungseinheit Kunststoffe umfasste auch einige Spritzgußmaschinen, die immer noch funktionstüchtig waren. Als das Museum eine Sonderausstellung zum Thema Bananen zeigte, gelang es uns, einen Hersteller von Spritzgußformen aus der Nähe zu gewinnen, der uns eine Spritzgußform für einen Schlüsselanhänger in Bananenform entwarf, herstellte und spendete. Die Vorführtechniker und ich hatten viel Spaß dabei, den richtigen Kunststoff und die richtige Farbe für eine perfekte Banane zu finden. Wir hatten weiße, rosane und blaue Bananen und schließlich sogar eine, die aussah, als sei sie verfault, weil die Temperatur zu hoch eingestellt war und der Kunststoff außen etwas verbrannt war. Nach einiger Zeit konnten wir dann perfekte gelbe Polyethylen-Bananen-Schlüsselanhänger herstellen. Die Besucher liebten sie. (Entschuldigung für den Exkurs, aber da das keine Registrar-Geschichte ist, werde ich sie wohl nirgends sonst erzählen können.)

As a side note: The little blue banana is travelling the world as a geocaching travelbug, see http://www.geocaching.com/track/details.aspx?guid=0bbfcf4f-c2e6-4f21-8539-ab73e54b9dfa

Randbemerkung: die blaue Banane zieht als Geocaching Travelbug „little blue banana“ um die Welt, derzeit befindet er sich in Schweden…

Aber der „Kunststoffmensch“ zu sein, bedeutete nicht nur Ausstellungsarbeit, sondern auch Sammlungsarbeit. Es gab eine riesige Sammlung von Magnetbändern, die bis zu den ersten Entwicklungen von 1934 zurückreichte, aber auch die aktuellsten Typen umfasste. Dieser Bestand musste gesichtet und dokumentiert werden. Die größten Schwierigkeiten bereitete die Recherche nach den Lagerungsbedingungen und dazu, wie man die Inhalte sichern konnte – ein Problem das bis heute noch nicht zufriedenstellend gelöst ist.

Wie Sie sich vorstellen können, verging die Zeit wie im Fluge und ich hatte nur einen Zweijahresvertrag. In meinem zweiten Jahr wurde die Stelle des Depotverwalters am Landesmuseum ausgeschrieben. Da ich wieder nichts zu verlieren hatte, bewarb ich mich und wurde genommen. Dies markiert den Wendepunkt, ab dem ich aus der Ausstellungsarbeit komplett in die Sammlungsarbeit wechselte.

Es war wesentlich später, nachdem wir 2006 die Schließung eines unserer Depots und den Umzug unserer Sammlungen in die beiden verbliebenen Hallen über die Bühne gebracht hatten, als ich versuchte, einem Amerikanischen Kollegen zu erklären, was ich eigentlich machte. Ich konsultierte das Internet und grub zwei Stellenbeschreibungen aus, eine von einem „Collection Manager“ und eine von einem „Registrar“. Da ich der Meinung war, dass ich mehr mit dem praktischen Umgang mit Objekten zu tun hatte, wählte ich die Bezeichnung „Collection Manager“. Später erfuhr ich, dass die Verwendung dieser Bezeichnungen sich von Museum zu Museum unterscheidet und, da ich auch viel mit unserer Datenbank und mit dem Leihverkehr befasst bin, ich mich durchaus auch als „Registrar“ hätte bezeichnen können.

Das war’s Leute! So wurde ich Registrar, bzw. merkte ich, dass ich eine Registrarin war.

 

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