Das Trilemma eines Registrars – Wie würden Sie entscheiden?

fire-truck-4912_640Wenn man Museologie studiert oder eine Kurs zum Umgang mit Kunstgegenständen besucht und zu Präventiver Konservierung, dann lernt man sehr viel über ideale Lagerbedingungen, wie man die Klimabedingungen verbessert, was man tun und was man besser vermeiden soll. Nur, all diese Übungen, die man im Unterricht lösen soll, sind präzise zugeschnitten. Gewöhnlich gibt es eine richtige Antwort auf die Frage „Wie würden Sie entscheiden?“

Und daneben gibt es das wirkliche Museumsleben. Und wie das wirkliche Leben überhaupt besteht es nicht aus klaren Fällen. Immer wieder gibt es Situationen, in denen nicht entschieden werden muss, was die beste Lösung ist, man muss sich für Desaster oder Katastrophe entscheiden.

Dies ist eine Geschichte aus dem Leben und ich werde sie in zwei Teilen erzählen. In dem ersten Teil wird die Situation geschildert, werden zusätzliche Informationen gegeben und dann bleibt die Frage; „Wie würden Sie entscheiden?“ – so bleibt Zeit zum Überlegen, bis ich erzähle, wie die Geschichte ausgegangen ist.

Das Szenario

Stellen Sie sich vor, Sie sind der Sammlungsmanager eines Museums mit einer großen Sammlung technischer Objekte. Es ist Freitag morgen im Dezember, 7 Uhr 30, und der Technische Dienst meldet sich: Ein Feuermelder hat in der Nacht einen Fehlalarm abgesetzt, es waren 2 Löschzüge im Einsatz. Der Feuermelder wurde zurückgesetzt, löste aber am frühen Morgen einen weiteren Fehlalarm aus. Er muss in Ordnung gebracht werden.

Die Lagerhalle ist mit zwei gleichartigen Infrarot-Feuermeldern bestückt, die jeweils die Hälfte der Halle überwachen. Um ordnungsgemäßes Funktionieren zu erreichen, muss der Feuermelder von einer externen Servicefirma kontrolliert und eventuell ersetzt werden – erreicht werden kann er aber nur mit einem Hubsteiger. Der Platz für den Hubsteiger im Inneren der Halle wird von zwei großen historischen Lastwagen blockiert. Es wäre auch möglich, wenn ein Tor geöffnet wird, den Hubsteiger außerhalb der Halle auf zu stellen. Man kann den Feuermelder auch so erreichen. Allerdings würde dann die Temperatur in der Nähe des Tores von 11 Grad auf fast Null fallen und im Inneren der Halle wäre es nicht viel wärmer.

Klimakonditionen der Lagerhalle

  • In der Halle werden Lastwagen und Eisenbahnmaterial gelagert
  • Die Temperatur beträgt normalerweise 15 Grad Celsius und sollte nicht unter 11 Grad fallen
  • Die relative Luftfeuchtigkeit beträgt ca. 42%

Wetterbericht

Die lokale Wetterstation meldet -3 Grad Celsius und 55 % relative Luftfeuchtigkeit, das Wetter ist bewölkt aber trocken. Eine Wetterwarnung sagt heftigen Schneefall voraus, der gegen 10.00 Uhr beginnen soll.
Vorhersage für die folgende Woche: Am Montag werden die Temperaturen auf +5 Grad Celsius steigen, Regenwahrscheinlichkeit 85%. Das Wetter wird für die nächsten beiden Wochen warm und feucht bleiben.

Telefonnotizen

7.56 Firma für Brandschutzanlagen
Der Servicetechniker kann um 9.00 Uhr da sein und wird für die Arbeit 1-2 Stunden brauchen, je nachdem, ob der Feuermelder nur gereinigt werden muss, oder komplett ersetzt. Er muss allerdings bis spätesten 10.00 Uhr benachrichtigt werden, sonst könnte er erst am Montag kommen.

7.59 Fahrzeug-Restaurator
Die Lastwagen können bewegt werden, aber es braucht schweres Gerät und Unterstützung vom Technischen Dienst

8.05 Leiter des Technischen Diensts
Zugstange und Wagen zum Ziehen der historischen Lastwagen sind vorhanden, auch Personal zur Unterstützung des Restaurators steht zur Verfügung.

8.07 Fahrzeug-Restaurator
Wo sollen die Lastwagen hin gezogen werden? Der einzig mögliche Platz ist im Hof vor der Halle. Wie lange wird es dauern sie dorthin zu bringen? Wenn die Arbeit sofort beginnt kann sie bis ca. 9.30 Uhr erledigt sein.

Jetzt sind Sie dran!

Haben Sie alle Informationen, um zu entscheiden?
Wie würden Sie vorgehen?
a) die beiden Lastwagen aus der Halle ziehen lassen, sodass der Techniker innen arbeiten kann?
b) Das Tor öffnen, damit der Hubsteiger außen stehen kann und die Arbeit in der Halle erfolgen kann?
c) Bis Montag oder später warten und dabei die Halle zur Hälfte ohne Überwachung lassen und abwarten, bis die Temperatur steigt und trockenes Wetter herrscht?

Jetzt meine lieben Leser:
Wie würden Sie vorgehen?

Lesen Sie hier wie die Geschichte wirklich ausgegangen ist.

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag,
Registrar Trek!

celebrationAm 2. Januar 2013 begannen wir dieses Projekt mit der Absicht, der Öffentlichkeit Informationen zu der Arbeit in Museumssammlungen zu vermitteln und um Sammlungsmitarbeiter in der ganzen Welt einander näher zu bringen. Jetzt, ein Jahr später, sind wir ein Team von vier Autoren und 32 Übersetzern aus 19 Ländern, die für 16 Sprachen stehen.

Aber unsere treuen Leser wollen wahrscheinlich lieber wissen, was sie im neuen Jahr erwartet, als Statistiken* zu lesen:

Sie können sicher sein, weiter mit Geschichten und Artikeln aus der Welt der Museumssammlungen unterhalten zu werden. Und wir freuen uns über jeden Beitrag, den jemand einsendet. Wir suchen nach mehr Geschichten über praktische Erfahrungen, Beispielen für vorbildhaftes Vorgehen bei der Registrierung von Objekten und gute Lösungen für Probleme bei der Lagerung, ebenso wie über gute Einfälle zur Dokumentation und zur Verwaltung von Sammlungen. Wir werden auch wieder Geschichten aus dem täglichen, wahren Leben bringen, die zum Teil mit Fragen enden werden wie „Wie hätten Sie entschieden?“, damit jeder sich die Sache überlegen kann bis wir dann verraten, wie die Sache wirklich aus gegangen ist.

Matt wird uns weiter über den Kunstfälscher Mark Landis und seine Decknamen informieren, Anne erzählt uns mehr „direkt ab Lager“ und Derek wird weiter in die faszinierende Arbeit des Registrars einführen. Angela plant eine kleine, lustige Serie zum „Museum des Spam“. Und natürlich wird es Beiträge von Gastautoren geben. Wir haben augenblicklich einen von einen Datenbank-Enthusiasten in Vorbereitung und eine Reihe weiterer sind versprochen.

Also: bei uns bleiben und dran bleiben!

 
Das Team von Registrar Trek

 
* Statistik: wir haben 62 Posts veröffentlicht, hatten über 12.000 Besucher, die unseren Blog fast 20.000 mal besuchten. Mehr als 300 Nutzer haben unseren RSS-feed abonniert.

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt
Dieser Beitrag ist auch auf italienisch erhältlich, übersetzt von Silvia Telmon.

Fröhliche Weihnachten von Registrar Trek

Working on an installation of 173 coffee makers. Still more to come...
Aufbau einer Präsentation von 173 Kaffeemaschinen. Und es kommen noch mehr…
Die Sonderausstellungsfläche liegt verlassen da. Wo vor einer halben Stunde noch Objekte in Regale geräumt oder von Restauratoren gereinigt wurden, ist nun Ruhe eingekehrt. Der letzte Arbeitstag vor Weihnachten. Normalerweise der Tag, an dem ich Papiere und meine Gedanken ordne, Rückschau auf das vergangene Jahr und auf kommende Projekte halte und diese Gedanken mit ein paar Kollegen teile.

Dieses Jahr ist das anders. Weihnachten „erwischt“ mich mitten im Ausstellungsaufbau zu unserer neuen Sonderausstellung zum elektrischen Haushalt. Das ganze vergangene Jahr drehte sich um Staubsauger, Bügeleisen, Toaster, Küchenmaschinen, Haartrockner, Kaffeemaschinen… Über 1500 Objekte wurden ausgewählt, weit mehr nachrecherchiert und Angaben in der Datenbank in Ordnung gebracht. Nun geht es darum, dass jedes an seinen richtigen Platz kommt, sauber ist und seine korrekte Exponatbeschriftung erhält. Kein kontemplativer Arbeitsprozess, der zur Besinnlichkeit einlädt. Trotzdem will ich nicht auf meine ganz persönliche Rück- und Vorschau verzichten, zumal ich sie dieses Mal zum ersten Mal mit Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt teilen kann:

Neben den Herausforderungen der Sammlungsausstellung war das letzte Jahr vom Start und Wachstum von Registrar Trek bestimmt. Seit dem 2. Januar sind wir online und am Jahrestag wird es sicherlich hier noch eine ausführlichere Rückschau zum Geburtstag geben. Es ist großartig, dass sich aus einer verrückten Idee zweier Menschen binnen eines Jahres ein Projekt entwickelt hat, das so viele Kollegen weltweit kennen und unterstützen.

Christmas tree at the TECHNOSEUM: decorated with household appliances.
Weihnachtsbaum im TECHNOSEUM: dekoriert mit Haushaltsgegenständen… TECHNOSEUM, Foto Klaus Luginsland
Die Finanzkrise in Nordamerika und Europa ist vor allem im kulturellen Bereich spürbar und ich weiß, dass viele unserer Leser und auch einige Teammitglieder von Registrar Trek verzweifelt versuchen, wieder einen Arbeitsplatz im Sammlungsbereich zu bekommen. Wir können leider nicht mehr tun, als ihnen die Daumen zu drücken und viel Glück, Mut und Durchhaltevermögen zu wünschen.

Auch die, die in festen Arbeitsverhältnissen sind, müssen sich mit dem zunehmenden Druck von mehr Arbeit, die sich auf weniger Schultern verteilt auseinandersetzen, und das bei immer knapper werdenden Finanzmitteln. Eine schwierige Aufgabe, professionelles Selbstverständnis und finanzielle Notwendigkeiten unter einen Hut zu bringen. Lassen Sie uns bei dieser ganzen Problematik nie vergessen, dass der Sammlungsbereich bei weitem nicht der einzige Bereich ist, der von der Krise betroffen ist. Viele Diskussionen die ich im vergangenen Jahr in professionellen Gruppen und Mailinglisten verfolgt habe drehten sich darum, wie Geld an den falschen Stellen ausgegeben wird. Fast scheint es, als ob jeder Kollege es dem anderen neidet, wenn dieser ein Projekt finanziert bekommt. Ich persönlich denke, dass das kein erfolgverprechender Ansatz ist. Als Registrare, Sammlungsmanager, Depotverwalter, Magaziner und Dokumentare sitzen wir im selben Boot wie Restauratoren, Museumspädagogen, Besucherbetreuer, Aufsichten, Wissenschaftler, Öffentlichkeitsarbeiter, Verwaltungsangestellte… das Boot heißt „Museum“ und wir werden alle unsere verschiedenen Fähigkeiten brauchen, um Schiffbruch zu vermeiden.

...obviously, our marketing department likes the upcoming exhibition as much as we collections people do. Pictures by TECHNOSEUM
…ganz offensichtlich mag unsere Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit die kommende Sammlungsausstellung genauso gerne wie wir Sammlungsleute. TECHNOSEUM, Foto Klaus Luginsland
Lassen Sie uns also im neuen Jahr das tun, worin wir Sammlungsmitarbeiter am besten sind: Dinge übernehmen, die Liebe zum Detail erfordern, bei Papierkram und Organisation helfen und – im übertragenen Sinne – die blanken Nerven puffern und einpacken – die eigenen und die der Kollegen.

Ich bin wirklich froh, dass das Team von Registrar Trek aus Leuten aus unterscheidlichen Berufen besteht. Neben selbstredend Registraren und Sammlungsmanagern finden sich Restauratoren, Kuratoren, Marketingspezialisten, Besucherbetreuer und Leute aus völlig anderen Berufsfeldern. Die Vielfalt macht den Gedankenaustausch spannend und sorgt dafür, dass die Arbeit am Projekt Spaß macht. Für das neue Jahr haben wir schon ein paar spannende Geschichten und Artikel in der Pipeline, lassen Sie sich überraschen.

Nun werde ich noch etwas Müll zusammen sammeln und ein paar leer gewordene Paletten aufeinanderschichten, bevor ich in den Weihnachtsurlaub gehe. Aber zuvor, im Namen des gesamten Teams von Registrar Trek:

Fröhliche Weihnachten und ein glückliches, gesundes und erfolgreiches Neues Jahr 2014!

Angela

Dieser Text ist auch auf Italienisch erhältlich, übersetzt von Silvia Telmon.

Update: Kunst im Hotel

Manchmal bekommen wir Rückmeldungen zu unseren Artikeln auf Registrar Trek aus den entferntesten Regionen der Welt. Manchmal sind es aber auch Rückmeldungen aus dem Büro nebenan:
„Rat mal, was ich dieses Wochenende gesehen habe?“ fragte Dr. Hajo Neumann, einer unserer Referenten.
Ich war ahnungslos.
„Hotelkunst!“ grinste er und zeigte mir dieses Bild:

Foto00061 by Hajo Neumann

Genau, da hat jemand ein Bild tatsächlich direkt an die Wand genagelt. Und zwar so dicht an die Wand, dass sich der ganze Rahmen biegt. Dass es auch noch so dicht am Fenster hängt, dass es das Maximum an möglicher UV-Belastung abbekommt ist dann noch ein nettes Extra.

Wie ich Museumsregistrar wurde IV

Ausstellungstechniker, Depotverwalter, Registrar, Lehrer – nie mit dem Lernen aufhören!

Derek Swallow

Mein Interesse für die Kulturgeschichte begann in den Mit-Siebzigern, als ich im Ft. Edmonton Park als Führer arbeitete, das ist eine rekonstruierte Poststation für den Pelzhandel und daneben ehrenamtlich die EDV der Strathcona Historical Society in Edmonton betreute. Diese Anregung brachte mich dazu Anthropologie und Geschichte zu studieren und auf diesem Gebiet meinen Bachelor-Abschluss zu machen. Danach kam ich in Kontakt mit Museumskunde und erarbeitete mir im Selbststudium die Kenntnisse für die Arbeit als Registrar/ Depotverwalter.

springcleaningSeitdem und für fast drei Jahrzehnte, waren Registrartätigkeit, Museumsdokumentation und Betreuung von Ausleihvorgängen mit Museumsgut im Zentrum meiner Berufswünsche. Meine praktischen Erfahrungen damit begannen 1982, als ich ehrenamtlich langfristiger Assistent des Registrars in der Art Gallery of Greater Victoria (AGGV) wurde. 1984 begannen meine Kontakte zu dem Royal BC Museum in Victoria, British Columbia, Canada. Dort arbeitete ich als Ehrenamtlicher im Bereich Ethnologie und katalogisierte die Sammlung von Objekten der First Nation (kanadische Ureinwohner). Das inspirierte mich zu einem Studium der Kunst der First Nations und daraufhin zu einem Bachelor und Master in Kunstgeschichte. 1990 folgte ein Jahr Collections Management Internship, das auch verschiedene Kurse zum Cultural Resource Management an der Univeristät in Victoria beinhaltete.

1991 begann ich im British Columbia Archiv als Ausstellungstechniker und Depotverwalter zu arbeiten. Um meine Kenntnisse zu vermehren arbeitete ich auch ehrenamtlich im Meeresmuseum in Sidney (BC), knapp außerhalb von Victoria. Der Schwerpunkt dieser Sammlung ist die Naturgeschichte. Dort arbeitete ich in den Bereichen Registrierung und Depotverwaltung. Mit dem Zusammenschluss des Royal British Columbia Museums mit dem British Columbia Archive im Jahr 2003 eröffneten sich viel neue interessante Perspektiven im Hinblick auf meine Weiterbildung. Die lohnendste war die Abmachung mit dem Chefregistrar, der anbot, mein Mentor auf dem Weg zum ausgebildeten Registrar zu sein. Im Lauf der letzten mehr als 10 Jahre haben sich so meine beruflichen Aufgaben gewandelt von einen Depotverwalter/Ausstellungstechniker zu einem Vollzeit-Registrar.

Vom Anfang meiner Berufslaufbahn an, war mir Stellenwert und Bedeutung des Registrars als eines Bindeglieds klar, das die durchgängige Kontrolle über den Standortnachweis der Objekte, die angemessene Handhabung, Lagerung und Erhaltung hat. Ebenso betreut er die Papierdokumente und elektronischen Aufzeichnungen mit den wichtigen Daten zu diesen Sammlungen. Darüber hinaus versteht und steuert der Registrar die Abläufe und die Vorsichtsmaßnahmen, die nötig sind, um Artefakte rechtzeitig und sicher aus zu leihen und die Objekte zu betreuen, die für Ausstellungs- oder Forschungszwecke ins Haus gebracht werden.

Derek privat:

Ich bin verheiratet und habe 3 Kinder: einen Sohn, eine Tochter und einen großen, struppigen Hund, der davon überzeugt ist, auch zur Familie zu gehören. Ich lese gerne gut geschriebene Romane, schreibe Aufsätze, segle mit einem Dinghy und unternehme mit meinem Hund lange Spaziergänge auf den Pfaden der Umgebung oder an der Küste.
Ich bin aber auch dem verpflichtet, was meine Frau meinen zweiten, unbezahlten Full-Time-Job nennt: ich koordiniere, erstelle Stundenpläne und unterrichte ehrenamtlich in einem ESL-Program (English as a Second Language) für Erwachsene, das vor allem die mündliche Ausdrucksfähigkeit entwickelt. Ich habe einen TESOL-Abschluss (der erlaubt Englisch als Fremdspreche zu unterrichten) und ich bin ein in British Columbia geprüfter Grundschullehrer.

Ich habe das große Glück, in Victoria (British Columbia, Kanada) zu leben. Das ist eine der schönsten Städte unseres Landes und eine mit dem mildesten Klima. Auch wenn wir nicht in den Tropen wohnen, sprechen wir doch mit leichter Übertreibung davon, nur zwei Jahreszeiten zu haben: Winter und Trockenzeit im Sommer. Die Stadt liegt auf der Insel Vancouver an der Westküste Kanadas.

Aufgewachsen bin ich im Alberta, einer Provinz im Osten von British Columbia. Meine Heimatstadt ist die Hauptstadt der Provinz, Edmonton. Im Frühjahr rutschten wir durch Berge von matschigen Schnee, schwitzten in unseren Winterjacken und froren in dünneren. Erholung kommt mit einen relativ heißen und trockenen Sommer, der von heftigen Gewitterstürmen begleitet wird. Die Kehrseite ist, dass Gebiete mit stehenden Gewässern Brutstätten für Moskitos sind. Die wundervollen warmen Abende werden von Wolken dieser blutrünstigen Insekten gestört, die alle Menschen in die Häuser treiben. Der Herbst ist wundervoll. Die Moskitos sind verschwunden und die Bäume färben sich rot, orange und gelb – und dann kommt der Winter. Wir haben oft von November bis Mai Schnee. Die Temperaturen schwanken, aber wir leiden oft unter extremer Kälte und Wind, manchmal fallen die Temperaturen unter -40 Grad oder noch darunter. Dann können nackte Finger oder Teile des Gesichts in weniger als einer Minute erfrieren.

Jetzt wisst ihr, warum ich nach Victoria floh, wo sich die mittleren Wintertemperaturen zwischen +6 und +9 Grad bewegen. Hier ist man im Himmel, allerdings einem nassen Himmel. Wir haben wundervolle Sommer aber verregnete Winter.

Ich bin so froh, Teil von Registrar Trek: Die nächste Generation zu sein. Der Blog ist eine wunderbare Idee – er eröffnet nicht nur die Möglichkeit, weltweit mit anderen Registraren zu kommunizieren, sondern er hilft auch, um Informationen zu unserem Beruf zu verbreiten. Und er bietet das Potential kleineren Museen und Anfängern im Beruf des Registrars weltweit Lernmaterial zur Verfügung zustellen.

Danke schön!

Derek Swallow
Registrar
Royal BC Museum

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt

Kunst im Hotel

Eins vorab: ich liebe Hotels. Und ich finde, dass wir als Museen viel von ihnen lernen können, wenn es darum geht, Kunden das Gefühl zu geben, willkommen zu sein. Aber es gibt da eine Sache, die mir aus professioneller Sicht immer wieder auffällt. Deshalb erlauben Sie mir heute ein paar Worte zum Thema „Kunst im Hotel“:

Kunst im Hotel ist großartig. Sie kann trösten, wenn man sich einsam fühlt. Sie kann Neues entdecken lassen. Sie kann liebe Erinnerungen wecken. Sie kann inspirieren. Sie kann nach einem hektischen Tag beruhigend wirken. Aber sie kann auch das Gegenteil bewirken: Sie kann dazu führen, dass der Hotelgast sich äußerst unwohl fühlt. Die folgenden Beispiele habe ich alle selbst gesehen, und zwar alle an einem verlängerten Wochenende in unterschiedlichen Hotels:

1. Der subtile Horror von Erbstücken

Nichts ist schöner als Kunst, die man geerbt hat. Oft sind richtige Perlen unter den gut gehüteten Schätzen der Vorfahren. Allerdings gibt es da eine simple Daumenregel: wenn Sie zuhause etwas abhängen müssen, weil das Enkelkind davon Alpträume bekommt, ist es kaum geeignet, statt dessen im Hotelzimmer zu hängen:

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Eine Naturszene in Kupfer? Perfekt für ein Landhotel! Was könnte man daran nicht mögen?

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Was sagt schließlich besser „herzlich willkommen“ als die toten Augen eines Zombie-Dompfaffs (Pyrrhula pyrrhula)?

2. Bei uns hängen Sie richtig!

Vor einiger Zeit kam ein findiger Verleger von Kunstpostern auf eine Idee: In einer Gesellschaft, in der man sich nicht mehr darauf verlassen kann, dass Leute erkennen, was Kunst ist, muss man eben nachhelfen. Also versah er die Nachdrucke berühmter Kunstwerke immer gleich mit einer vergrößerten, stilisierten Signatur des Künstlers; „Vincent“, „Monet“, „Manet“, usw. Hotels scheinen diese Art von Kunstdrucken zu bevorzugen und ich wette, Sie sind auf die Art auch schon dem einen oder anderen Strauß Sonnenblumen von van Gogh auf begegnet. In einem Hotel hatte ich die „Felder im Frühling“ von Monet über dem Bett:

monet

Zweifelsohne ist das Original ein Meisterwerk impressionistischer Kunst. Allerdings war es in diesem Fall ein Bild, unter dem kein Registrar ruhig schlafen kann. Dass die Farben durch jahrelange UV-Einstrahlung stark verblichen sind, lässt sich ja schon auf dem ersten Foto erahnen. Der wahre Horror zeigt sich aber erst in der Blitzlichtaufnahme:

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Die klimatischen Bedingungen in dem Hotelzimmer waren also offensichtlich alles andere als ideal. Als wäre das nicht genug, ist der Rahmen in einer Art und Weise befestigt, wie ich es zugegebener Maßen noch nicht oft gesehen habe. Leider waren die Lichtverhältnisse zu schlecht, um das ausreichend zu dokumentieren:

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Das Bild war tatsächlich durch den Rahmen in die Wand genagelt worden…
Zur Ehrenrettung des Hotels sei gesagt, dass das Zimmer ansonsten einwandfrei und das Essen hervorragend war.

3. Haben Sie den Monet auch in apricot?

Reproduktionen von Kunstwerken haben eine lange und ehrwürdige Tradition. Sie sind eine Möglichkeit, sich mit hochwertiger Kunst zu umgeben, ohne gleich Unsummen dafür ausgeben zu müssen. Und natürlich hat man immer schon das Kunstwerk passend zum Raum gewählt. In letzter Zeit ist mir aber eine Art von Hotelkunst aufgefallen, die dieses Prinzip auf den Kopf stellt: Statt Kunst zu suchen, die zum Raum passt, wird die Kunst passend gemacht.

Es werden Ausschnitte aus Meisterwerken gemacht, die so vom Künstler nicht vorgesehen waren. Zum Beispiel gibt es die Frau mit dem Sonnenschirm aus den gerade gesehenen Feldern im Frühling auch einzeln, vergrößert, im Hochformat. So passt sie besser an die Wand im Flur und es ist nicht so viel unnötiges Gestrüpp mit auf dem Bild… Im Extremfall lässt man auch noch die Farben etwas korrigieren, damit sie besser mit der Tapete harmonieren.

Eine andere Unsitte sind Massenware, die so tut, als sei sie echt gemalt. Bei näherem Hinsehen sieht man dann allerdings, dass es Tintenstrahl auf Leinwand ist, festgetackert auf eine Lattenkonstruktion, die einen Keilrahmen imitiert. Diese Art von Massenkunst gibt es in allen möglichen Stilen (beliebt ist z.B. etwas in Anlehnung an Edward Hopper für Fast-Food-Restaurants), besonders gern werden allerdings abstrakte Motive genommen. Vermutlich, weil sie äußerst pflegeleicht sind: sie gelten von vornherein als intellektuell und lassen sich in allen möglichen Farben herstellen. Wenn man dann noch ein Motiv findet, das man als Pärchen über dem Doppelbett aufhängen kann, hat man eigentlich schon gewonnen:

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Sicher, über Kunst lässt sich streiten. Ich habe allerdings eher den Verdacht, dass hier aus einem Katalog die passende Deko zum Zimmer herausgesucht wurde. Und dass man sich an der Rezeption keine Wasserwaage borgen konnte, um zumindest die Hängung in Ordnung zu bringen, hat mir dann noch völlig den Rest gegeben.

Aber ich will nicht ausschließen, dass das soeben gezeigte Werk dem Hotelbesitzer einfach ausnehmend gut gefallen hat. Schönheit liegt schließlich im Auge des Betrachters. Trotzdem, auch wenn es einem selbst richtig gut gefällt, so gut, dass man sich gar nicht daran satt sehen kann, sollte man trotzdem als Hotelbesitzer einen Fehler nie machen, Massenproduktion hin oder her: Man sollte das gleiche Werk nicht an zwei Orten aufhängen, zu denen der selbe Hotelgast Zugang hat!

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Wobei ich es schon bewundernswert finde, dass man es zweimal geschafft hat, das Bilderpaar beinahe gleich schief aufzuhängen!

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Angenehme Nachtruhe!
Angela

Dieser Beitrag ist auch auf französisch erhältlich, übersetzt von Marine Martineau.

Richtig gefälscht: Auf der Spur eines Kunstfälschers Teil 10

picture: LSU University Art Museum
Die Aliase des Fälschers Mark Augustus Landis:
2009 – Steven Gardiner
2010 – Father Arthur Scott
2011 – Father James Brantley
2012 – Mark Lanois
2013 – Martin Lynley
Diesen Freitag habe ich die Gelegenheit, die Öffentlichkeit weiter über Landis zu informieren – diesmal eine Gruppe von Studenten, möglicherweise zukünftige Registrare.

Ich werde um 13.00 im Taft Museum hier in Cincinnati sein. Dort werde ich nicht nur über Bilder und dergleichen erzählen, wie das ein Konservator tun würde, sondern über meine Erfahrungen als Registrar, die mich zu meinen Erkenntnissen über Landis gebracht haben. Ich sage Ihnen das, damit Sie – ob als Registrar oder auf einem anderen Arbeitsgebiet – ihre Erfahrungen nicht einfach hinter sich lassen, sondern sie dazu verwenden, andere in unterschiedlichen Berufen dadurch weiter zu bilden. Jeder von uns der sich entschieden hat Registrar zu sein, in welchem Land oder Staat er auch arbeitet, ist verantwortlich als der einzige „Kümmerer“ für Objekte, persönliche Hinterlassenschaften und geliebte Schätze, die über die Jahre erworben wurden. Auch wenn wir oder die Dokumentation nicht im einzelnen darüber Rechnung ablegen können – wir SIND der Herzschlag jeder Institution.

Vergesst das nicht, Leute, Ihr seid der Herzschlag! Nehmt nichts für gegeben – weder Euch, noch andere. Ihr seid die, die ihr seid und Eure Talente und Fähigkeiten werden Euch an Plätze führen, von denen ihr nie geträumt habt. Gebt nicht auf – es sind Ausdauer und Gewissenhaftigkeit die einen großartigen Registar großartig machen. Das Leben wird Türen öffnen, natürlich auch schließen, aber wenn man ehrlich bleibt und ein großes Netzwerk wie dieses hat, dann wird man stark bleiben. Wenn man sich von dieser Einstellung entfernt schließen sich die Türen.

Das ist alles für den Augenblick. Noch einmal: kontaktieren Sie mich, wenn Sie irgend etwas zu den unten genannten Namen heraus bekommen haben, oder wenn Sie bei irgend einer Erwerbung einen Verdacht haben! Meine Kontaktdaten auf Registrar Trek sind vollständig und richtig. Ich bin sehr gespannt auf alle Antworten oder Fragen, die mich selbst oder den Landis-Komplex betreffen.

Und bis dahin— bleiben Sie hartnäckig und seien Sie sich der Tatsache bewusst, dass Sie zu einer einzigartigen Gruppe von Menschen gehören.
Ich danke Angela Kipp und der Mannschaft von Registrar Trek.

Bis bald
Matt

Bekannte Pseudonyme des Fälschers Mark Augustus Landis:
Steven Gardiner
Father Arthur Scott
Father James Brantley
Marc Lanois
Martin Lynley

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt

Der Registrar bei Leihen ist…

von Derek R. Swallow
Registrar am Royal BC Museum

…Jongleur/in, Mediator/in, Kapellmeister/in, Regler/in, ultimative/r Sammlungsverwalter/in, Yogameister/in, Risikomanager/in, Zollagent/in, Transportkoordinator/in, Ausstellungstechniker/in, Bestandskontrolleur/in, Diplomat/in, Bürokrat/in, Rechtsberater/in, Kommunikationsknotenpunkt, Papierkriegsdiva oder -divo und Hirte/Hirtin: Das sind alles Begriffe, die die Tätigkeiten von Registraren bei Leihvorgängen beschreiben.

Der Grundgedanke dieses Artikels ist das Verständnis für die Rolle des Registrars zu erweitern, indem die oben genannten Fähigkeiten mit konkreten Arbeitsaufgaben verknüpft werden. Diese Fähigkeiten bestehen aus vier Kategorien: mentale Veranlagung, kommunikative und organisatorische Belastbarkeit, Fähigkeiten der Sammlungsverwaltung und Dokumentationsfähigkeiten.

I’ve got this under control, I think?
Ich habe das unter Kontrolle, glaube ich?
Image I-27378 courtesy of Royal BC Museum, BC Archives
Multi-tasking, die Fähigkeit, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun oder im Blick zu halten ist eine Veranlagung, die „Jongleure“ und Registrare gleichermaßen besitzen müssen. Gleichzeitig verschiedene Leihvorgänge betreuen, die sich in verschiedenen Stadien des Gesamtablaufs befinden und unterschiedliche Komplexitätsgrade aufweisen gleicht der Aufgabe eines Jongleurs, der den Fluß verschiedener Objekte verschiedener Größe und unterschiedlichen Gewichts in der Luft halten muss, ohne dass eines davon herunter fällt. Wie ein „Yogameister“ ist die Grundeigenschaft des Registrars, dass er oder sie Ruhe bewahrt und diese auch ausstrahlt und das in diesem Fall unter hoher beruflicher Belastung, flexibel zwischen verschiedenen Leihvorgängen hin- und herwechselnd, getrieben von sich ständig ändernden Prioritäten im Ablauf der Leihvorgänge.

Okay, I guess we’re not on the same page yet.
Okay, ich glaube, wir sind noch nicht ganz auf dem gleichen Stand
Image C-04790 courtesy of Royal BC Museum, BC Archives
Aus der Rolle des Kommunikators erwächst die Rolle des „Mediators“. Der Registrar trägt dazu bei, dass Probleme zwischen Teammitgliedern des Ausleihteams, der eigenen Institution und dem Leihnehmer oder Leihgeber gelöst werden. Das Taktgefühl, das hierbei von Nöten ist, entspricht dem eines „Diplomaten“. Um den Fluß der richtigen Informationen and die richtigen Stellen zu ermöglichen, wird der Registrar zum „Kommunikationsknotenpunkt“, er oder sie ist der eine Ansprechpartner für die Institution und der Kommunikationskanal, der Fragen, Antworten und Informationen vom Leihnehmer zum Ausleihteam weiterleitet und umgekehrt.


In seiner Funktion als Organisator konzentriert sich der Registrar sowohl auf das große Ganze, so dass der Leihvorgang am Laufen gehalten wird, verliert aber auch die Details nicht aus dem Auge, so dass an keiner Stelle ein wichtiger Schritt vergessen wird.

The loans team at the ready. Image   C-02802  courtesy of Royal BC Museum, BC Archives
Das Ausleihteam am Start.
Image C-02802 courtesy of Royal BC Museum, BC Archives
Dies entspricht der Rolle des „Hirten“, der die Herde zusammenhält, sie vorantreibt und aufpasst, dass kein Gruppenmitglied auf der Reise verloren geht. Als „Kapellmeister“ agiert der Registrar wie ein Dirigent, der alle Beteiligten des Leihverkehrs harmonisch zusammenspielen lässt, seinen Teammitgliedern oder dem Leihnehmer das Zeichen zum Einsatz gibt, wenn es Zeit ist, aktiv zu werden. Die Fähigkeiten des „Hirten“ und des „Kapellmeisters“ unterstützen die Tätigkeit des „Projektmanagers“, der sicherstellt, dass alle Schritte mit dem effizientesten Zeit- und Arbeitseinsatz abgearbeitet werden, so dass alle Deadlines eingehalten werden können.

So what were those crate dimensions again?
Wie groß sollte die Transportkiste nochmal werden?
Image B-03338 courtesy of Royal BC Museum, BC Archives
Der Registrar übernimmt auch die allumfassende Rolle des „ultimativen Sammlungsverwalters“. Sie kann so definiert werden: weitgehendes Wissen zum Umgang mit Sammlungen und Erfahrung im Umgang mit allen Sammlungstypen, die in seinen Aufgabenbereich fallen. Unterstützt von Restauratoren und auf ihren Bereich spezialisierten Sammlungsmanagern sorgt diese Fähigkeit dafür, dass alle Vorgaben und Handlungsanweisungen korrekt beachtet werden, so dass bei der Ausleihe die speziellen Bedürfnisse jedes erdenklichen Objekts aus jeder erdenklichen Sammlung beachtet werden. Wenn die Leihgaben für den Transport vorbereitet werden, ermöglicht das Wissen, das der Registrar als „Ausstellungstechniker“ hat, den Verpackungsprozess zu überwachen und wenn nötig einzugreifen, damit das geliehene Objekt auf die bestmögliche Art und Weise mit dem bestmöglichen Schutz transportiert wird.

Perhaps we should find a new artefacts transport company.
Vielleicht sollten wir doch eine andere Kunstspedition beauftragen.
Image B-07174 courtesy of Royal BC Museum, BC Archives
Das leitet über zu den Aufgaben des Registrars als „Transportkoordinator“, der nur solche Transportspeditionen beauftragt, die die optimalen Sicherheitsvorkehrungen und Transportbedingungen bieten können. Der Registrar als „Risikomanager“ sucht Unternehmen aus, die Verpackung und Transport in wirklicher Museumsqualität im besten Sinne des Wortes anbieten. Zu dieser Rolle gehören noch weitere Verantwortlichkeiten: sicherzustellen, dass Leihobjekte zum korrekten, aktuellen Wert versichert sind und dass die ausleihende Institution die internationalen Standards in Bezug auf klimatische Bedingungen, Gebäudesicherheit, Sicherheitstechnik, Sicherheitspersonal, qualifiziertes Sammlungspersonal, etc. erfüllt. Als „Regler“ veranlasst der Registrar die Beschaffung von Dokumenten und Informationen, die zum Risikomanagement gehören, wie z.B. Versicherungsbestätigungen, Facility Reports 1, usw. Der „Bestandskontrolleur“ ist eine weitere Facette des Risikomanagements, alle Leihobjekte werden kontrolliert wenn sie ankommen oder herausgegeben werden, sei es nun eine Leihnahme oder eine Leihgabe und natürlich werden alle Standortveränderungen dokumentiert, wenn die Leihnahmen im Hause sind.

You don’t have the loan agreement signed. I see.
Sie haben also keinen unterschriebenen Leihvertrag dabei. Aha.
Image C-04362 courtesy of Royal BC Museum, BC Archives
Bevor eine Leihe die Institution verlassen kann, um ans andere Ende der Stadt, des Landes oder ins Ausland zu kommen, kommt der Aspekt des „Rechtsberaters“ im Registrar zu tragen. Juristisch verbindliche Dokumente wie Leihverträge werden erstellt und andere wichtige Dokumente, wie z.B. CITES-Zertifikate 2 oder andere Genehmigungen werden angefordert. Die Regelungen und erforderlichen Dokumente für den Im- und Export zu kennen und zu verstehen ist die Aufgabe des „Zollagenten“ im Registrar. Das Beschaffen und sichere Aufbewahren all dieser wichtigen Dokumente macht den Registrar zum „Dokumentar“ und „Papierkriegsdiva“ und das unnachgiebige Festhalten an präzisen Regeln erfordert, dass er auch ein guter „Bürokrat“ ist.

Die eben beschriebenen Fähigkeiten sind weder vollständig noch gehören sie ausschließlich zur Rolle des Registrars. Verschiedene Kombinationen dieser Fähigkeiten gehören zu vielen Berufen. Das komplette „Paket“ dieser Fähigkeiten macht jedoch die Rolle des Registrars einzigartig.

Also, sind wir Meister in allen diesen genannten Fähigkeiten? Ich bin es sicherlich nicht. Ich habe den erforderlichen akademischen Hintergrund, gefestigt und gemäßigt durch die Ausbildung direkt im Beruf und mit mehr Erfahrung, so denke ich, wächst die Befähigung. Ralph Waldo Emerson schrieb: “The years teach much which the days never know.” („Die Jahre lehren viel, was die Tage niemals wissen werden.“)

I’m serious. Don’t mess with the collection                 Image   C-02996 courtesy of Royal BC Museum, BC Archives
Ich meine es ernst. Macht keinen Unsinn mit unserer Sammlung.
Image C-02996 courtesy of Royal BC Museum, BC Archives
Trotz meiner über dreißigjährigen Karriere im Sammlungmanagement von Kunst, ethnologischen, zeitgeschichtlichen und naturkundlichen Sammlungen, mit Aufgaben als Ausstellungstechniker, Kurator, Bewahrungsspezialist und Registrar, lerne ich immer noch neue Dinge und verfeinere meine Fähigkeiten. Für mich waren die Jahre der praktischen, weniger der akademischen, Erfahrungen die besten, manchmal die einzigen Lernprogramme. Am Anfang meiner Karriere lernte ich zum Beispiel indem ich als Ausstellungstechniker zusammen mit einem Veteranen in diesem Beruf arbeitete. Ich machte viele Fehler, aber diese führten oft zu einmaligen Lernerfahrungen. Mark Twain hat einmal gesagt “A man who carries a cat by its tail learns something he can learn in no other way.” („Ein Mann der eine Katze am Schwanz trägt lernt etwas, das er auf keine andere Art und Weise lernen kann.“)

Es gibt noch eine hervorstechende Fähigkeit, die ich oben nicht erwähnt habe. Vielleicht sollte man es besser eine Besessenheit nennen. Wir setzen uns verbissen für die Sammlungsstandards unserer Institution ein. Wir sind in unserem Berufsbild als Registrare darauf trainiert, uns an hohe ethische Standards zu halten und unsere professionellen Fähigkeiten auf ein immer höheres Niveau zu bringen. Das ist eine gute Sache. Um es mit einem Zitat zu sagen, das Michelangelo zugeschrieben wird: “The greatest danger for most of us lies not in setting our aim too high and falling short, but in setting our aim too low and achieving our mark.” („Die größte Gefahr für die meisten von uns besteht nicht darin, dass wir unsere Ziele zu hoch stecken und sie dann verfehlen, sondern darin, dass wir unsere Ziele zu niedrig setzen und sie erreichen.“)

Dieser Beitrag ist auch auf Polnisch erhältlich, übersetzt von Natalia Ładyka, die Übersetzung erschien zuerst auf dem Blog der Vereinigung der Polnischen Museumsregistrare http://inwentaryzatorzy.blogspot.de/.

  1. hierfür gibt es keine gute deutsche Entsprechung, der Begriff hat sich im deutschen Museumswesen eingebürgert. Der Facility Report einer Institution umfasst Angaben zur Gebäudekonstruktion, klimatischen Bedingungen, Sicherheitseinrichtungen, usw. die für die Zu- oder Absage von Leihgaben entscheidend sein können. Anm. d. Übers.
  2. CITES = Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora, deutsch: Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen

Richtig Gefälscht: Auf der Spur eines Kunstfälschers Teil 9

picture: LSU University Art Museum
Die Aliase des Fälschers Mark Augustus Landis:
2009 – Steven Gardiner
2010 – Father Arthur Scott
2011 – Father James Brantley
2012 – Mark Lanois
2013 – Martin Lynley
Der Artikel in The New Yorker ist im August erschienen und ich denke er war gut. Ein Filmteam war letzte Woche letztmals hier und sollte die Landis-Sache bis 2014 unter Dach und Fach haben.

Ich habe mich heute entschlossen meine Funde nochmals durch zu sehen und up-dates mitzuteilen. Wenn es auch unglaublich klingt, nachdem ich eine E-mail an 2 Museumslisten geschickt hatte, bekam ich eine Antwort. Da manche Kollegen anonym bleiben wollen, wenn sie etwa von Landis haben respektiere ich das. So kann ich jetzt berichten, dass ich einen anderen Versuch von Landis gefunden habe, der im Februar 2007 eine Institution in Kalifornien um Informationen zu seiner Genealogie bat, von der er dann einen Ausdruck dem Museum schenke wollte. Allerdings waren es – wen wundert es – nicht existierende Namen! Die Adresse für die Antwort verwies auf eine Stadt hier in Ohio. Der Direktor, der die Mail von Landis erhalten hatte, schickte die Dokumente zurück, und erklärte ihm, dass man nichts über diese Genealogie wisse und seine Schenkung auch nicht akzeptieren könne, da sie nicht dem Sammlungskonzept entspräche. Gut für ihn. Aber es kann natürlich sein, dass Landis sich ihnen inzwischen unter anderem Namen genähert hat, die Institution wusste 2007 nichts von Landis, aber heute weiß sie von ihm und ich weiß, dass sie andere Kollegen gewarnt haben.

Ich sage das alles, um an diesen nun namentlich bekannten Kunstfälscher zu erinnern, der noch immer frei herum läuft, da das was er tut als nicht illegal angesehen wird. Ob er noch immer aktiv ist nach all der Aufmerksamkeit in den Medien oder ob er nur still hält und abwartet, bis er glaubt, wieder anfangen zu können, weiß ich nicht. Aber ich werde – wie bei den beiden Museumslisten – weiterhin seinen wahren Namen und seine Decknamen bekannt machen, wobei der fünfte ziemlich neu ist. Und ich werde die, die diese Serie verfolgen und auch Kollegen, die neu in unserem Beruf sind, bitten, ihre Unterlagen durch zu sehen, Fragen zu stellen und die Informationen weiter zu verbreiten. Damit werden nicht nur mehr Leute auf Landis aufmerksam, sondern sie werden es sich generell zweimal überlegen, ehe sie eine Schenkung annehmen oder etwas erwerben, so wie ich es damals am 7. August 2008 tat und etwas sehr merkwürdiges entdeckte.

Bis bald!
Matt

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt

Ein Kapitän verlässt das Schiff

boat-85601_640Es gibt gute Tage und schlechte Tage. Dies ist ein schlechter, ein trauriger Tag. Ein Tag, von dem ich gehofft habe, dass er niemals kommt – oder wenn, dann in einer weit, weit entfernten Zukunft, wenn Registrar Trek ein Mythos ist, von dem alte Registrare den jungen Registraren erzählen.

Dieses Projekt begann als das Projekt zweier Menschen: von Fernando und mir. Wir haben Gedanken ausgetauscht seit… ja, beinahe genau einem Jahr. Wir lachten, hatten Spaß, inspirierten uns gegenseitig und daraus entstand Registrar Trek. Zunächst ein kleines Projekt. Zwei Menschen, die Artikel schrieben und sie in ihre jeweilige Muttersprache übersetzten. Wir gingen im Januar online und bald gewannen wir weitere Autoren und Übersetzer. Registrar Trek wuchs schnell, bis 37 Menschen zum Gelingen beitrugen.

Schnelles Wachstum ist großartig, aber es ist schwierig, alles im Auge zu behalten. Während ich also eifrig dabei war, neue Teammitglieder einzuarbeiten, Übersetzungen online zu stellen und Beiträge zu schreiben, merkte ich nicht, dass ein Teammitglied nicht damit einverstanden war, wie die Dinge liefen. Ein sehr wichtiges Teammitglied. Mein Kapitän. (Wir hatten oft darüber gescherzt, dass sein Vorbild Captain Jean-Luc Picard und meines Admiral Kathryn Janeway war).

Das Problem im Team mit Menschen aus Ländern überall in der Welt über das Internet zu arbeiten ist, dass man den Menschen nie von Angesicht zu Angesicht begegnet. Im normalen Museumsalltag würden einem die eigenen Augen oder das Bauchgefühl sagen, dass etwas nicht so angekommen ist, wie es gemeint war oder dass ein Teammitglied unglücklich ist. Falls das vorkommt, kann man sich zwei Tassen Kaffee schnappen, die Bürotür hinter sich zumachen und sich gemeinsam hinsetzen und darüber reden. Im Internet muss man sich auf das verlassen, was der andere schreibt. Ein sehr eingeschränkter Blick auf ein anderes menschliches Wesen.

Vielleicht waren es Worte, die ich geschrieben habe, die nicht so verstanden wurden, wie ich sie gemeint habe, vielleicht waren es andere Dinge, die ich gesagt oder getan (oder nicht gesagt oder nicht getan) habe, jedenfalls ist Fakt, dass Fernando beschlossen hat, Registrar Trek zu verlassen. Keine Möglichkeit, ihn zu erreichen, keine Möglichkeit, die Dinge gerade zu rücken, keine Chance, ihn aufzuhalten. Ich habe immer gesagt, dass wenn einer von uns beiden keinen Spaß mehr an diesem Projekt hat, das das Ende von Registrar Trek ist. Und ich fühle immer noch, dass ich dieses Schiff nicht ohne meinen Kapitän, Mitbegründer und Co-Administrator steuern möchte. Deshalb war mein erster Impuls, das Projekt zu beenden.

Aber andererseits sind da all die großartigen Kolleginnen und Kollegen, die angeboten haben mit Übersetzungen zu helfen und die vielen Menschen, die an Beiträgen für Registrar Trek schreiben. Und natürlich gibt es da Sie, die Leser unseres Blogs, die dafür sorgen, dass wir mit Spaß und Motivation unsere Freizeit in Artikel und Übersetzungen investieren. Deshalb fühle ich eine gewisse Verantwortung, weiter zu machen. Ich kann nicht versprechen, dass wir das so gut hinbekommen wie bisher. Immerhin fehlt der Kapitän! Aber wir werden weiter machen.

Angela

Das Projekt: Die Mauern der Sprache durchbrechen und Registrare weltweit verbinden.