Was sind das für Objekte und wo kommen sie her?

Erschließung der Sammlung der Historischen Gesellschaft der Anna Maria Insel (Anna Maria Island Historical Society (AMIHS)

Von Ashley Burke

Im ganzen Land gibt es Gemeinden, die sich darum bemühen ihr historisches Erbe zu erhalten. In Folge dessen gibt es kleine historische Gesellschaften und Museen entstehen zu diesem Zweck. Viele dieser Organisationen werden von Ehrenamtlichen betrieben, die keine spezielle Museumsausbildung haben, besonders im Hinblick auf die Betreuung einer Sammlung. Diese Museen beherbergen oft Sammlungen, zu denen es sehr wenige Informationen gibt und die daher in Zukunft wahrscheinlich Schwierigkeiten haben werden, sowohl bei der Forschung als auch bei ihrer Entwicklung.

Das Erbe der Anna Maria Insel (Florida) erhalten

AMIHS on eHiveDas AMIHS war ein solches Museum. Es war 1992 von Bürgern gegründet worden, die von den Veränderungen in ihrer Gemeinde beunruhigt waren. Viele der früheren Bewohner zogen weg oder starben und eine rasche Veränderung der Insel hatte begonnen. AMIHS versuchte nun, die Geschichte ein zu fangen, ehe sie verschwand und dazu auch historische Objekte zu sammeln, um die einzelnen Geschichten besser erzählen zu können. In den folgenden 18 Jahren wurden mehr als 1300 Objekte, ein Häuschen aus den 1920er Jahren und noch viel mehr Archivmaterial und Notizbücher angehäuft, die noch bearbeitet werden müssen.

Viele Jahre später, nämlich 2014, an einem heißen Sommertag, besuchte eine unbekannte Museumsperson die Sammlung und erklärte dem Ehrenamtlichen, der gerade Dienst hatte, dass das Museum kein guter Hüter seiner Sammlungen sei. Von dem Augenblick an änderte sich der Blick des Museum auf die Sammlung und man bemühte sich um eine Verbindung zu einem örtlichen Museumsberater (der Autorin). Die erste Aufgabe bestand darin, das Museum zu evaluieren, um die notwendigen Konservierungsmaßnahmen zu skizzieren und Empfehlungen für deren Implementierung zu geben. Eine der wichtigsten Empfehlungen war, die Sammlung vollständig zu erfassen und zu katalogisieren. Auf der Basis der Empfehlungen und der Evaluation entschied sich das Museum, das Katalogisierungsprojekt in Angriff zu nehmen.

Katalogisieren – wie am Fließband

Das Museum beschloss eine Schließung von 1 ½ Monaten (während der Zeit, in der am wenigsten Touristen kommen) um der Museumsberaterin umfassenden Zugang zum Museum zu ermöglichen, ohne von Ehrenamtlichen und Sponsoren belästigt zu werden. So konnte eine Art Fließbandbearbeitung eingerichtet werden, bei der die Objekte Raum um Raum erfasst und fotografiert wurden, Notizen in einem Tabellenprogramm festgehalten wurden, zugleich Stützen und andere Hilfsmittel angebracht, die für eine bessere Konservierung der ausgestellten Objekte sinnvoll waren. Nach und nach wurde das Vorgehen immer stromlinienförmiger und zentrierte sich immer mehr auf das Fotografieren. Eine große Zahl von Objekten wurde aufgestellt, nummeriert, fotografiert und dann zurück gestellt. Beim Fotografieren wurde erst die Nummern fotografiert und dann das Objekt. Wenn die Fotos auf den Computer überspielt waren, wurden die Objekte den Inventarnummern entsprechend neu nummeriert. So konnte der größte Teil der Arbeit außerhalb des Museums erledigt werden. Versehen mit den Fotos der Sammlung in hoher Auflösung konnte die Museumsberaterin leicht die Bezeichnungen nach der Nomenklatur 3.0 anfügen und auch ein paar Web-Recherchen erledigen.

Nachdem die Sammlung vollständig verzeichnet und katalogisiert war (zum Schluss betrug die Zeit pro Objekt ca. 7 Minuten) wurden noch das Archiv und die Zeitungen nach Informationen über Schenker durchsucht. Nachdem die Museumsberaterin nach der Katalogisierung die Sammlung recht gut kannte war es nun leichter, Informationen der Schenker den Objekten zu zu ordnen.

Die Sammlung online verfügbar machen

Am Ende des Katalogisierungsprojekts war das ganze Museum vollständig erfasst, die Objekte mit Nummern versehen und fotografiert – nur, was anfangen mit all diesen Informationen? Das Museum bekam einen vollständigen Ausdruck für einen raschen Zugriff – aber das Museum brauchte eine Computerlösung, die mehr bot als eine Exceltabelle. Da gab es allerdings einige Hürden, die höchste war die, dass das Museum nur einen einzigen Computer besaß, der zudem meistens weggeschlossen war. Es gab keinen Server und technische Unterstützung gab es auch nicht wirklich. Das Museum brauchte aber eine preiswerte, Cloud-gestützte Internet-Lösung. Mit diesem Wissen machte sich die Museumsberaterin auf, alle Museums-Management-Programme auf zu spüren, die Opensource im Netz zu finden sind.

Im Anhang findet sich der ursprüngliche Bericht über die verschiedenen untersuchten Systeme (einschließlich der Kosten und einer Auflistung von Pro und Contra). Auf Grund dieses Berichts und nach längeren Gesprächen mit dem Museum bleib zum Schluss noch die Wahl zwischen eHive und OMEKA. In beide Systeme wurden Daten aus dem Museum eingegeben und dann dem Museumsvorstand vorgeführt. Auf Grund all dieser Informationen entschloss sich das Museum eHive zu wählen.

Nachdem die Software fest stand, wurden mit Hilfe einer Zusammenarbeit von Museum und Museumsberaterin sowie der Softwarefirma die vorhandenen Daten in die Sammlungsdatenbank eingespielt. Das AMIHS hat jetzt eine nutzbare, recherchierbare Sammlungs-Datenbank – eine auf die Forscher leicht zugreifen können, in die Neuerwerbungen leicht eingetragen werden können und in die auch das vorhandene Archivmaterial eingearbeitet werden kann.

Ashley Burke ist die Sammlungsmanagerin des Leepa-Rattner Kunstmuseums in Tarpon Springs, Florida und Museumsberaterin für Burke Museum Services. Sie hat mehr als 10 Jahre Erfahrung in Museen mit den unterschiedlichsten Sammlungen von Kunst bis Kunsthandwerk, von naturgeschichtlichen und archäologischen Objekten bis zu medizinischen (einschließlich Feuchtpräparate). Sie begeistert sich für alles, was mit Museum zu tun hat und für die Geschichte Floridas. Außerdem ist sie Teilzeit-Schmied. Sie stellt in ihrer Freizeit von Museen inspirierten Schmuck her.

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Worauf man sich verlassen kann: Fachmann hoch 2

Sich über Dinge zu unterhalten, ganz gleich welche es sind, ist leichter, wenn alle Beteiligten genau wissen, wie bestimmte Dinge benannt werden.
Hier ein mögliches Szenario:

flowerBei der Jahresversammlung des Gartenvereins „Jedermann“ ist auch eine Pflanzen-Tauschbörse vorgesehen. Einige der Mitglieder stehen um einen großen Topf, in dem etwas Grünes, zart und haarig mit tief roten Blüten wächst. Frau Seifenwürze ruft: „Oh, daran erinnere ich mich, es wuchs im Garten meiner Großmutter. Es ist der behaarte Purpurbecher!“ Herr Thymian streicht sein Kinn und grummelt: „Nein, nein, mein Bruder baute das gewerbsmäßig an, das sind Kaminrote Fingerblätter, das weiß doch jeder.“ „Karminrot“ brummelt seine Frau, die Lehrerin gewesen ist. „Als ich ein Kind war machte übrigens meine Mutter Tee aus den Blättern und nannte das Falsche Kamille.“
An dem Punkt beschlossen sie, Dr. Grünpflanz zu befragen, den Spezialisten für Pflanzenanbau an der Universität. „Sie haben alle Recht,“ war seine Antwort, „das sind alles volkstümliche Bezeichnungen für Jargonius confusus bzw. Gemeines Anderblatt. Wahrscheinlich hat es in anderen Weltgegenden auch noch andere Namen und diese Bezeichnungen werden möglicherweise auch für mehr als eine bestimmte Pflanze verwendet. Wenn man diese bestimmte Pflanze aber irgendwo in der Welt bestimmen will, dann kann ihr zweiteiliger wissenschaftlicher Name sie eindeutig kennzeichnen.

Der Experte verwendete eine Art „Kontrolliertes Vokabular“, in diesem Fall das System der binomischen Nomenklatur, das wir alle aus dem Biologieunterricht kennen. Es erlaubt Wissenschaftlern in der ganzen Welt, unabhängig von ihrer Muttersprache, exakt zu wissen, welche Art Pflanze oder Tier dieser „jargonius confusus“ ist.

Wechseln wir nun zum Museum: wir haben eine Sammlung von Möbeln, Glasbehältern und Instrumenten aus einer Arztpraxis geschenkt bekommen. Ich habe keine Ahnung, wie die Mehrzahl dieser Objekte genannt wird. Zum Glück ist unser Hausarzt auch schon lange ein Freund der Familie. Ihn bitte ich, mir zu sagen, was dieses „verchromte Dingsbums mit einem herausstehenden Draht und einem kleinen Gummiball am Ende“ wirklich ist. Er brachte einen befreundeten pensionierten Arzt mit, der mit genau den Instrumenten praktiziert hatte, die mit der Schenkung ins Museum kamen. Den beiden macht es großes Vergnügen die Sammlung durch zu sehen. Manchmal benennt einer ein Ding so und der andere anders. In der Regel können sie sich aber einigen, so dass ich vernünftiger Weise annehmen kann, dass die Bezeichnung, die ich im Inventar festhalte das wissenschaftlich Äquivalent zum Purpurbecher im Blumentopf ist.

Damit sind wir aber noch nicht am Ende: Die meisten Museen verwenden, um die Verständigung über ihre Objekte zu erleichtern kontrollierte Wortlisten. Viele verwenden ein Buch, das „Nomenclature“1 heißt und in dem der Autor die Objekte nach ihrem Gebrauch klassifiziert hat. Es gibt 10 Kategorie, wie „Möbel“ oder „Werkzeuge und Ausrüstungen für die Kommunikation“ und dort dann wieder zahlreiche Unterkategorien wie „Bettzeug“ und „Bodenbelag“ oder „Ausrüstung für schriftliche Kommunikation“. Wenn man einen dieser Unterpunkte aufschlägt erhält man jeweils eine lange Wortliste. Das sind die zugelassenen Begriffe für die Gegenstände aus dieser Untergruppe. So ist gewährleistet, wenn ich ein Museum anrufe und sage, dass ich einen Esszimmerstuhl ausleihen möchte, dass ich dann keinen Dielenstuhl bekomme. Und wenn ich nach einem Sofa frage bekomme ich nicht etwas, das nur an einem Ende eine Lehne hat. Schwierig wird es aber, wenn man nur einen Namen für das Objekt hat und dieser nicht in dem Buch verzeichnet ist. Manchmal muss man dann einfach den nächstgelegenen nehmen und den Begriff, den man verwenden möchte in der Beschreibung unterbringen. In der besten aller Welten gäbe es auch Begriffserklärungen in der „Nomenclature“. Da dies aber nicht der Fall ist muss ich oft zum Wörterbuch greifen oder zum Art & Architecture Thesaurus des Getty-Museums2, einem wunderbaren online-Wörterbuch, das auch Definitionen bietet. Oder aber ich verlasse mich, wenn ich in der Klemme stecke, auf einen Fachmann – am besten aber auf zwei.

Anne T. Lane

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

  1. „Nomenclature“ ist ein kontrolliertes Vokabular für die Klassifikation von Kulturgütern, es wurde von Robert G. Chenhall zusammengestellt und 1978 erstmals veröffentlicht. Seitdem wurde es mehrfach überarbeitet und ist in den USA das Standardwerk für die Klassifizierung von Kulturgütern. Vor kurzem erschien die Version 4.0:
    Paul Bourcier, Heather Dunn and The Nomenclature Task Force (ed.): Nomenclature 4.0 for Museum Cataloging, Robert G. Chenhall’s System for Classifying Cultural Objects, 4th Edition, Lanham: Rowman & Littlefield Publishers /AASLH 2015.
  2. Die Getty Wörterlisten, einschließlich des „Art & Architecture Thesaurus“ findet man hier: http://www.getty.edu/research/tools/vocabularies/. Sie können kostenlos genutzt werden.

Nicht betreute Sammlungen – Großmutters Remedur

Picture by Mimirebelle via pixabayWenn man anfängt mit einer bis dahin nicht betreuten Sammlung zu arbeiten wird man in der Regel mit einer ganzen Reihe von Faktoren konfrontiert, die die Sammlung schädigen: Klimabedingungen, Ungeziefer, undichte Dächer, tropfende Wasserleitungen, Risse in den Wänden… Während jeder dieser Faktoren ganz oben auf der Liste stehen sollte, die die Dinge auflistet, die professionell angegangen werden müssen wird es doch eine Weile dauern, bis das nötige Geld dafür aufgetrieben ist. In der Zwischenzeit leidet die Sammlung jeden Tag. Das ist dann die Zeit und der Ort für etwas, das ich „Großmutters Remedur“ nenne.

Wir wissen alle, dass Großmütter die wunderbare Fähigkeit haben, Dinge zu heilen – gleich ob es eine zerbrochene Vase, ein gebrochener Finger oder eingebrochens Herz ist. Großmütter haben viele Erfahrung dabei gesammelt ihre Familie durch schwere Zeiten zu bringen oder mit knappen Ressourcen aus zu kommen. Bei „Großmutters Remedur“ (von remedium = Heilmittel) geht es darum, Dinge sofort zu verbessern – mit eigenen Händen und mit Sachen, die zur Hand sind und wenig bis gar nichts kosten. Natürlich sollte man keine Vase mit Schnellkleber reparieren, wie es die eigene Großmutter tun würde. Die Großmutter, die ich vor Augen habe ist ein Ideal von einer Großmutter, eine Superheldin mit überaus ausgeprägtem gesundem Menschenverstand und ebenso großer Kreativität. Sehr alt, sehr weise und sehr aufmerksam. Einfach ein Bild von einer „Großmutter“.

Meine eindrucksvollster Fall einer „Großmutter Remedur“ wurde bei einer Sammlung angewendet, die in einer großen Industriehalle gelagert war. Etwa 50% des Dachs bestand aus Fenster, sodass der Platz wunderbar hell zum Arbeiten war – aber auch sehr ungeeignet für eine Sammlung. Eine Notiz mit Kugelschreiber auf Papier verblasste so rasch, dass sie nach 6 Monaten in dieser Halle nicht mehr lesbar war. „Großmutters Remedur“ war unglaublich einfach: die Fenster wurden zugestrichen. Das war in wenigen Tagen getan, kostete nur ein paar Eimer Farbe und reduzierte den Lichteinfall beträchtlich. Die Langzeitlösung bestand darin, die Sammlung ein paar Jahre später in ein passenderes Magazin zu überführen, aber die Remedur reduzierte die Belastung für die Sammlung unmittelbar.

Was war Ihre eindrucksvollste „Remedur“ bei der Betreuung einer Sammlung?

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Dieser Beitrag ist auch auf russisch erhältlich, übersetzt von Helena Tomashevskaya.

Was tun Sie eigentlich die ganze Zeit?

Eine Woche im Leben eines Sammlungsmanagers

One of the delicate glass slides
Eines der zerbrechlichen Glasbilder.
Ich liebe meine Arbeit, ohne Frage. Dafür verantwortlich sein, dass jedes Objekt an seinem richtigen Platz ist, und das zu dem Zeitpunkt an dem es gebraucht wird ist eine wunderbare Aufgabe, ebenso wie die Herausforderung, die Objekte für zukünftige Generationen sicher auf zu bewahren. Trotzdem gibt es eine Sache die mich ärgert und ich weiß, dass sie viele der Kollegen im Bereich der Sammlungspflege ärgert, gleich ob sie Sammlungsmanager, Depotverwalter, Registrare, Restauratoren, Konservatoren, Kuratoren, Dokumentare oder EDV-Verantwortliche sind. Das ist die Frage: „Warum dauert das so lange?“ oder „Warum ist das noch nicht fertig?“. Sie ärgert mich so sehr, dass ich geschworen habe, darüber einen Blogbeitrag zu schreiben, sobald ich ein gutes Beispiel bei der Hand hätte. Nun, letzte Woche war ein gutes Beispiel.

Glass slides wrapped in acid-free tissue
In säurefreies Seidenpapier eingeschlagene Glasbilder.
Eines der ersten Dinge, die ich am frühen Montagmorgen entdeckte, war eine sehr schwere Schachtel, in etwa von der Größe einer Schuhschachtel. Darinnen waren Dutzende von bemalten Glasscheiben, wie sie damals, im 19. Jahrhundert, für die „Laterna Magica“, die „Zauberlaterne“ verwendet wurden. Einige waren in ihren Originalschachteln, einige waren ohne jeden Schutz aufeinander gestapelt. Einige der Glasscheiben hatten auf Grund der schlechten Lagerungsbedingungen schon Schaden gelitten. Es war unvermeidlich, sie neu zu verpacken. Den ganzen Montag verbrachte ich deshalb damit zu recherchieren und mir eine bessere Lagerungsmöglichkeit aus zu denken.

Fitting ethafoam block with cut in supports
Passender Ethafoam-Block mit hineingeschnittenen Haltern.
Sie erst einmal in säurefreies Seidenpapier ein zu wickeln schien mir ein guter Anfang. Um sie dann zu lagern sollten sie aber eine Art der Aufbewahrung haben, bei der sie sich nicht bewegen und dadurch beschädigt werden konnten. Man sollte die gesuchte Scheibe leicht finden, ohne eine andere an zu fassen. Ich nahm einen Ethafoam-Block und schnitt ihn in der Größe einer Archivschachtel zu und da hinein schlitzte ich Halter für die Glasscheiben. So können die Glasprojektionsbilder sicher transportiert werden, sie können innerhalb der Schachtel nicht verrutschen und jeder kann rasch ein bestimmtes Glas finden.

Every support has written what slide you'll find inside
Auf jeder Halterung steht, welches Glasbild darin zu finden ist.
Am Dienstag beauftragte ich meine Hilfskraft damit die Schachteln für die übrigen Glasbilder zu machen. Vor allem, weil ich andere Dinge zu tun hatte, aber auch, weil ich nicht sehr begabt bin für das Herstellen von Schachteln, während sie wunderbare „Wohnungen“ für alles mögliche produziert (vgl. „Lagerungslösungen: Ein Zuhause für den Barcode-Scanner“). Ich konzentrierte mich darauf, einen Platz für die Projektionsbilder zu finden. Sie sollten dort untergebracht werden, wo unsere Sammlung von Foto- und Filmausrüstungen aufbewahrt ist. Aber, wie in vielen anderen Museen ist das mit dem Platz so eine Sache. Neu verpackt würden die Glasscheiben den Raum von 6 Archivboxen benötigen, einen Platz, den ich in dieser Regalreihe nicht hatte. Schließlich kam mir die Idee: wenn ich die Sammlung von Schmalfilmkameras in Archivboxen verpacken würde, dann könnte ich sie stapeln und so circa 3 freie Regalbretter gewinnen.

Nun, das ist nicht so einfach, wie es klingt. Wir überführen gerade unsere Standortverwaltung von einem rein händischen System zur Nutzung von Barcodes. Um dieses System voran zu bringen gibt es die Vereinbarung, dass jedes Objekt, das in die Hand genommen wird ein neues Beschriftungsschild mit Barcode bekommt. Das ist auch deshalb gut, weil viele unserer alten Objektbeschriftungen Hüllen aus Polyvinylchlorid haben, die wir los werden wollen.

Shelves with repacked narrow film cameras and the six boxes with glass slides (marked red). You can also catch a glimpse of the now empty shelf boards.
Regalböden mit den umgepackten Schmalfilmkameras und den sechs Archivkartons mit Glasbildern (rot markiert). Man kann auch die jetzt leeren Regalböden erahnen.
Ich musste also 118 Schmalfilmkameras umpacken, druckte deshalb 118 neue Objektbeschriftungen aus, schnitt sie zurecht und ordnete sie den entsprechenden Kameras zu. Natürlich brauchte auch jede neue Archivbox eine Beschriftung, damit wir über den Inhalt Bescheid wissen. Auch die mussten gedruckt, geschnitten und angebracht werden. Da die Objekte nun auf einem anderen Regalboden lagerten, musste der neue Standort in die EDV eingegeben werden, und auch die Archviboxen bekamen neue, unverwechselbare Identifikationsnummern, die ebenfalls in der Datenbank hinterlegt sein müssen.

Nun können Sie sich leicht vorstellen, was ich von Dienstag bis Freitag tat. Natürlich hatte ich auch noch ein paar andere Aufgaben zu erledigen (wer mehr wissen möchte lese Anne T. Lanes „Direkt ab Lager – Ein Tag im Leben eines Sammlungsmanagers“). Nachdem die 6 Archivschachteln mit den Projektionsgläsern an ihrem Platz waren, blieben mir 2½ Regalböden an neu gewonnenem Platz für die nächste Kameraausrüstung, die ankommt. Aber wenn man sich die Sache nicht im Detail ansieht, dann könnte man meine Arbeitswoche so zusammenfassen: ich habe eine Schachtel mit Glasplatten an einen anderen Ort gebracht.

Angela Kipp

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Rembrandt auf dem Gabelstapler

Ursprüngliche Veröffentlichung am 25. März 2015 auf dem TECHNOblog des TECHNOSEUM

Der Gabelstapler ist im Depot unersetzlich. TECHNOSEUM, Bild Bernd Kießling
Der Gabelstapler ist im Depot unersetzlich. TECHNOSEUM, Bild Bernd Kießling
Zugegeben, wenn Kollegen aus den Kunstmuseen Sammlungen übernehmen, könnte man manchmal vor Neid erblassen. Rembrandt, Goya, Cranach… Zwar ist unser AEG Magnetophon K2 rarer als eine blaue Mauritius, aber es entfacht eben nur bei wenigen Begeisterungsstürme. Und ob die Mona Lisa oder unsere Dampflok „Eschenau“ mehr Kinderaugen zum Strahlen gebracht hat, wäre eine Wette wert. Technikliebhaber müssen aber zugeben, dass bei der Benennung technischer Geräte der Glamour oft zu kurz kommt.

Von Berlin nach Mannheim

Als jetzt die Sammlung des Deutschen Rundfunkarchivs angeliefert wurde, wurden wir für vieles entschädigt. Etwa 1.500 Geräte des ehemaligen Deutschen Rundfunkmuseums haben wir in den vergangenen Wochen von diversen Lastwagen geladen und in unseren Depots eingelagert. Selbstverständlich musste auch abgeglichen werden, ob alles, was in Berlin war, auch sicher in Mannheim gelandet ist. Bei dieser Kontrolle konnten wir uns dann plötzlich doch ein bisschen so fühlen wie die Kollegen aus den Kunstmuseen – oder doch eher wie Reiseveranstalter und Standesbeamte?

Ein Rembrandt für daheim

Die Kolleginnen und Kollegen im Depot wissen genau, wo sich welcher Fernseher befindet. TECHNOSEUM, Bild Bernd Kießling
Die Kolleginnen und Kollegen im Depot wissen genau, wo sich welcher Fernseher befindet 1 TECHNOSEUM, Bild Bernd Kießling.
Sachsenwerk bzw. Rafena in Radeberg gaben ihren Fernsehgeräten klingende Künstlernamen wie Rembrandt, Dürer oder Cranach. Philips hingen zwar an ihren kryptischen Typenbezeichnungen wie „23TD321A“, die Beinamen lesen sich aber ebenfalls wie ein „Who is Who?“ der Kunstgeschichte: Raffael, Leonardo, Michelangelo, Tizian, Bellini, Goya und schon wieder ein Rembrandt, diesmal von 1962. Blaupunkt träumte sich dagegen in südliche Urlaubsparadiese, hier stoßen wir auf „Toskana“ und „Sevilla“. Adelig wurde es bei Graetz mit „Landgraf“ und „Markgraf“. Nordmende schickte einen „Diplomat“ ins Feld, Philips einen „Mediator“, die Marketingspezialisten von Loewe entschieden sich gar für einen „Optimat“. Einen anderen Weg schlugen die VEB Fernsehgerätewerke Staßfurt ein: Hier sorgte eine Ines, Marion oder Sibylle für den guten Ton und gutes Bild. Und falls nicht – wer könnte einem Gerät mit einem so hübschen Namen schon ernstlich böse sein?

Wir in der Sammlungsabteilung können uns allerdings von den klingenden Namen nicht blenden lassen. In den nächsten Monaten geht es darum, die Sammlung zu sichten, zu sortieren und zu erfassen. Dann müssen sie noch so verpackt werden, dass ihnen die nächsten Jahrzehnte nichts passiert und sie trotzdem jederzeit zur Verfügung stehen: der „Zauberspiegel“ ebenso wie der „Bildmeister“, die „Lady“ und ihr „Kornett“ – und natürlich auch der eine oder andere „Rembrandt“.

Angela Kipp

  1. Hinweis: Weder ich noch meine Kollegen sind dafür verantwortlich, dass hier bis zu drei Fernsehgeräte übereinander gestapelt sind. Die Paletten kamen so bei uns an. Wir haben das schnellstmöglich in Ordnung gebracht.

Unbetreute Sammlungen: Schlimmste erste Eindrücke

alttextWie ich neulich angekündigt habe, suche ich nach Beispielen aus dem wahren Leben für mein Buch über nicht betreute Sammlungen. Das erste Kapitel wird davon handeln, wie man einen ersten Überblick darüber bekommt woraus die Sammlung besteht, wie man Prioritäten setzt und wie man eine Strategie entwickelt um dann die Probleme zu lösen.
Der schlimmste Moment ist wahrscheinlich, wenn man die Sammlung zum ersten Mal sieht. Es ist der Augenblick, in dem man eine erste Vorstellung davon bekommt, wie viel Arbeit das sein wird und wie vielen Aufgaben man sich wird stellen müssen. Was war Ihr schlimmster erster Eindruck?

Bei mir war es wohl ein Schuppen voll mit Oldtimern und landwirtschaftlichen Geräten, alles so ineinander geschoben, dass man kaum durch kam und zum Teil über Objekte klettern musste, um weiter in die Sammlung vor zu dringen. Alle Objekte waren rostig und ein großer Teil der Windschutzscheiben war zerschlagen. Die Tatsache, dass hier Mäuse, Marder und Tauben lebten war nur zu offensichtlich. Um die Sache noch schlimmer zu machen waren einige empfindliche Objekte ganz achtlos zwischen größeren Objekten verstaut und etwas, das wie ein Damenkleid aussah, lag unter einem Pflug.

Was war ihr schlimmster erster Eindruck, als Sie für eine unbetreute Sammlung zu Arbeiten begannen?

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Direkt ab Lager – Mach den Deckel drauf

lotus_closedSagen wir, Sie kaufen ein Dingsbums, das in einer Schachtel geliefert wird. Diese schützende Kiste hat vielleicht bunte Bilder von dem drauf, das sich darin befindet, eine Anleitung, wie man es in Betrieb nimmt und benutzt und Barcodes, mit denen der Hersteller, der Zusteller und der Laden den Lagerbestand und das einzelne Stück im Blick halten. Wenn die Schachtel nicht mehr gebracht wird, macht man sie flach und übergibt sie dem Recycling.

Denken Sie jetzt einmal, sagen wir, fünfzig Jahre weiter. Sie geben das Dingsbums an ein Museum. Was macht das Museum? Es packt das Ding in eine Schachtel. Diese Schachtel dient sehr ähnlichen Zwecken wie die ursprüngliche Verpackung, manchmal hat sie sogar den allgegenwärtigen Barcode darauf. Es gibt trotzdem einen entscheidenden Unterschied zwischen der Originalverpackung und der Museumsverpackung. Die alte Verpackung mag dazu gedient haben, das Ding kurzfristig vor Beschädigungen bei der Lagerung und beim Versand zu schützen. Aber sie war sicherlich aus Materialien gemacht, die längerfristig das arme Dingsbums beschädigt hätten. Säurehaltiges Papier und Kartonmaterial, Schaum, der schädliche Gase ausdünstet, vielleicht Kunststoffe, die sich zersetzen, Klebebänder, die die Oberfläche beschädigen und Klebstoffe mit Lösungsmitteln, die sich zersetzen und aus dem Band oder den Verbindungsstellen auf den Inhalt wandern.

lotus_adviceDie neue Schachtel ist aus speziell hergestelltem säurefreien Karton, gepuffert gegen wandernde Säuren. Sie ist ohne Klebstoffe hergestellt. Die inneren Einlagen oder Stützen können aus inaktivem Schaum, ungebleichter Rohbaumwolle oder Polyestergewebe oder -fasern oder auch aus geknülltem säurefreiem Seidenpapier sein. Auf der Schachtel steht die Nummer und die Beschreibung des Dingsbums, manchmal ist sogar ein digitales Bild darauf angebracht, so dass man die Schachtel nicht öffnen muss, um zu sehen, was drin ist. Manchmal gibt es auch Hinweise, wie man die Schachtel öffnen muss und wie man das Dings sicher herausnimmt.

lotus_open1Viele Objekte in Museumssammlungen können einfach so auf Regalbrettern oder in Schubfächern liegen. Sehr viele andere werden in kommerziell erhältliche säurefreie Kartons mit minimaler weiterer Auspolsterung gepackt. Manche Dinge sind aber zu zerbrechlich oder zu ungewöhnlich geformt um in vorgefertigte Kartons zu passen. Da kommt der Schachtelmacher ins Spiel. Ich verwende einfache Werkzeuge – ein Messer, eine Schneidmatte und eine Klebepistole. Mein Arsenal umfasst säurefreie Pappe und Karton, Schaum in Bögen, Blöcken und Stangen, archivtaugliches doppelseitiges Klebeband, Musselin und Baumwollbindfaden sowie säurefreies Seidenpapier.

lotus_open2Um eine maßangefertigte Schachtel herzustellen, muss man das Objekt vermessen und sich überlegen, wie es am besten in der Schachtel liegt. Außerdem muss man einberechnen, wieviel zusätzlichen Platz man für Polsterung und Stützkonstruktionen braucht und man muss sich überlegen, wie man das Objekt mit dem wenigsten Aufwand aus der Schachtel nehmen und hineinlegen kann. Manchmal kuschelt sich das Objekt dann in ein Kissen aus Polyesterfaserfüllung, machmal ist es auf seinen Stützen festgebunden, manchmal ist es auch in entfernbaren Schaumblöcken eingekeilt, nummeriert und mit Anleitung. Wie findet man heraus, was man benutzen muss? Erfahrung und, in meinem Fall, die Fähigkeit, sich in das Objekt hineinzudenken, um herauszufinden, wo Belastungen und Schwachpunkte sind, um die man sich kümmern muss.

lotus_open3Die Schachtel, die man hier sieht, kennt man als „Lotos Box“. Sie hat vier herunterklappbare Seiten, die es ermöglichen, dass man das Gefäss der Amerikanischen Ureinwohner sieht, ohne sie herausnehmen zu müssen. Der Deckel hält die Seiten im geschlossenen Zustand zusammen. Ich arbeite gerade an einer ähnlichen Schachtel für ein Objekt des Levine Museums. Sie wird eine Einlage haben und nur eine Seite zum Aufklappen, es werden sich Schaumblöcke darin befinden, die es ermöglichen, dass beide Objekte sicher ineinander verpackt verschickt werden können. Ich werde diesen Sommer auch einen Kurs zur Schachtelherstellung am North Carolina Preservation Consortium halten.

Behältnisse haben mich schon als Kind fasziniert. Ich habe immer Schachteln und Dosen und Flaschen aufbewahrt. Ich saß im Geometrieunterricht und entwarf kleine Faltschachteln auf dem Karopapier. Meinen Abschluß als jemand zu machen, der Behältnisse für Sammlungsgegenstände entwirft, war irgendwie eine natürliche Entwicklung und es ist immer noch meine Lieblingsaufgabe in meiner Rolle als Sammlungsmanager.

Lagerungslösungen: Ein Zuhause für den Barcode-Scanner

Motiviert durch die Erfahrungen von Sheila Perry (vgl.: „Wenn es sich bewegt – gibt ihm einen Barcode! „), sind wir im TECHNOSEUM nun dabei, die Verwendung von Barcodes bei der Objektverwaltung ein zu führen. Wir brauchen dazu tragbare Sannner, die vor allen Gefahren, die das Depot eines Technischen Museums bietet, geschützt sein müssen. Wir kauften Standard-Aluminium-Koffer in ROT, so dass man sie leicht findet (die Farbe hat sich bei Klemmmappen und Cuttern schon bewährt). Dann reichte ich die Aufgabe, einen Schutz für Scanner und Zubehör zu finden an meine Hilfskraft Linda weiter. Dies ist das erste Prunkstück, das sie schuf:

scanner

Das Material ist der schwarze Polypropylenschaum, den wir bei Ausstellungen für die Halterung von Objekten verwenden. Man kann erkennen, dass sie sogar kleine Grifflöcher schnitzte, so dass man alles Zubehör, wie USB-Sticks, leicht entnehmen kann. Das sind nun sicher unsere am besten verwahrten Geräte! Inzwischen begann Linda mit der Serienproduktion, denn wir haben noch ein paar Scanner…

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Bisher unbearbeitete Sammlungen in den Griff kriegen – machen Sie mit?

Liebe Leserinnen und Leser von Registrar Trek,

über den Zeitraum der letzten drei Jahre haben wir immer mehr Leserinnen und Leser gewonnen, die nicht nur mitlesen, sondern auch beitragen, indem sie Beiträge mit anderen teilen, Kommentare verfassen und Kolleginnen und Kollegen zum Meinungsaustausch anstiften. Einige haben sogar Geschichten und Artikel für das Blog geschrieben. Das ist großartig!

Heute möchte ich Ihnen ein neues Projekt vorstellen, an dem ich arbeite und Sie einladen, mitzumachen.

In meinem Arbeitsleben stoße ich immer wieder auf einen Widerspruch: Es gibt wirklich fantastische Bücher über die besten Arbeitsweisen in der Sammlungsverwaltung – die großartige fünfte Ausgabe von „Museum Registration Methods“ steht einem natürlich sofort vor Augen, aber es gibt eine Vielzahl von wirklich guten Werken. Man liest darüber, was das Beste für das Sammlungsgut ist, wie man die Objekte handhabt, dokumentiert, lagert… Alle diese Bücher sind in Hinblick auf „best practice“, die bestmögliche Vorgehensweise, geschrieben und das ist sicherlich gut, denn natürlich wollen wir alle das Beste für unsere Sammlungen. Das Problem ist nur, dass der Ausgangspunkt oft ales andere als „best practice“ ist. Nehmen Sie die Geschichte „Matchball für den Registrar“ von Antony Aristovoulou als Paradebeispiel: man wird für den Umzug und die Dokumentation einer Tennissammlung unter Vertrag genommen, um dann festzustellen, dass alles in einem riesigen Überseecontainer gelagert ist und man von Punkt Null anfängt und sogar Lagerort und Material selbst auftreiben muss.

hhViel zu oft besteht, besonders bei historischen, landwirtschaftlichen und/oder technikhistorischen Sammlungen, ein Riesenunterschied zwischen den in den Büchern beschriebenen Voraussetzungen und der Realität. Über die besten Verfahrensweisen zu lesen ist gut und wichtig, aber wenn man in einem heruntergekommenen Schuppen steht, in dem es durchs Dach regnet und in dem stapelweise rostiges Zeug herumliegt, das im Vertrag etwas euphemistisch als landwitschaftliche Sammlung bezeichnet wird, ist man meilenweit davon entfernt, aus säurefreiem Karton eine passgenaue Lagerbox für ein einzelnes Objekt basteln zu können.

Um es kurz zu machen: ich arbeite an einem praktischen Handbuch zum Umgang mit bisher unbearbeiteten Sammlungen. Das Buch wird ausgehend vom schlimmstmöglichen Fall geschrieben, angefangen mit nichts als einer Sammlung in erbarmungswürdigem Zustand, um sich dann Schritt für Schritt damit zu beschäftigen, wie man die Situation verbessert 1. Es wird für die Praktikerin und den Praktiker vor Ort geschrieben sein, die oder der mit allen möglichen und unmöglichen Umständen zu kämpfen hat während sie oder er versucht, seine Sammlung in den Griff zu kriegen. Es wird besonders für den Personenkreis geschrieben sein, der zum ersten Mal mit einer solchen Situation konfrontiert wird – entweder als Berufsanfänger oder als Profi, der bislang nur in größeren und/oder gut organisierten Einrichtungen gearbeitet hat.

DSCF0373Und hier kommen Sie, die Leserinnen und Leser ins Spiel. Das Buch wird sicherlich besser und ermutigender sein, wenn es genügend Beispiele aus dem wahren Leben enthält. Natürlich, jeder ist gerne das Beispiel für „best practice“, aber was ich benötige sind Beispiele, wie mit Schwierigkeiten umgegangen wurde und wie Lösungen gefunden wurden. Wie Sammlungen aus einem erbrarmungswürdigen Zustand in einen besseren Zustand gebracht wurden. Vielleicht immer noch nicht „best practice“ aber sicherlich wesentlich besser als zuvor. Ich sammle auch alle möglichen Arten von schlimmstmöglichen Szenarien, eingebracht von alten und jungen Museumsveteranen, die Unglaubliches in der Sammlungsverwaltung gesehen haben (ich habe eine Hauptabwasserleitung gesehen, die direkt über den Regalen eines Archives verlief, die Möglichkeiten sind also endlos…).

Ab und zu werde ich hier auf diesem Blog über Aspekte schreiben, die ich gerade bearbeite und Sie nach Ihren Erfahrungen und Gedanken dazu fragen. Es wäre großartig, wenn Sie bereit wären diese zu teilen. Ich verspreche Ihnen schon jetzt, dass ich diese Bereitschaft nicht mißbrauchen werde und immer abklären werde, ob die Art und Weise, wie ich einige dieser Beispiele im Buch verwenden möchte für Sie und/oder Ihre Institution akzeptabel ist.

Danke fürs Lesen und beste Grüße

Angela

Dieser Beitrag ist auch auf russisch erhältlich, übersetzt von Helena Tomashevskaya.

  1. Janice Klein und ich haben einen kurzen Artikel unter dem Titel ”Tackling Uncatalogued Collections“ („Undokumentierte Sammlungen in den Griff bekommen“) für die diesjährige März/April Ausgabe von ”museum“, dem Magazin der American Alliance of Museums, verfasst (Seite 59-63). Hier finden Sie weitere Ideen und in welche Richtung das Projekt generell gehen wird, wobei das undokumentiert sein nur einen Teilaspekt des Problems einer unbearbeiteten Sammlung darstellt.

Der Weg zu vierten Auflage von „Basic Condition Reporting“

von Deborah Rose Van Horn

BCRVor mehr als drei Jahren entschied die Southeastern Registrar Association (SERA) eine bearbeitete Neuauflage ihres Handbuches Basic Condition Reporting erscheinen zu lassen. Die dritte Auflage war 1998 erschienen und seitdem nicht mehr aktualisiert worden. Das Buch war mit der Absicht entstanden einen gemeinsamen Rahmen für Fachleute zu schaffen, wenn Zustandsprotokolle zu erstellen sind. Es sollte ein Referenzwerk für erfahrende Sammlungsmitarbeiter sein, aber auch ein Lehrbuch für Neulinge auf diesem Gebiet.

Im Lauf der Zeit war dieses Buch immer beliebter geworden. SERA bekam eine wachsende Zahl von Bestellungen, sowohl aus den USA als auch von Übersee. Das bedeutete, dass der Schatzmeister von SERA wöchentlich oder alle zwei Wochen einen Stoß Bücher zur Post tragen musste. Das sind Aufgaben, die ein ehrenamtlich Tätiger gerne vermeidet.

Als wir dann anfingen, über eine vierte Auflage des Basic Condition Reporting nachzudenken, sahen wir das Buch aus einer ganz neuen Perspektive. Ob es gelingen würde einen Partner für die Publikation zu finden? Wie viel Arbeit würde das mit sich bringen? Wäre das mit finanziellen Verlusten verbunden? Wir beschlossen, das heraus zu finden, aber zuerst musste das Buch entstehen.

Der erste Schritt bestand darin, alle Autoren der vorherigen Ausgabe zu kontaktieren und sie zu fragen, ob sie ihr Kapitel auf den neuesten Stand bringen wollten. Weniger als die Hälfte war dazu bereit und so mussten wir uns auf die Suche nach neuen Autoren machen. Das war anfangs leicht, aber als wir den Verlagskontakten näher kamen zogen sich eine Reihe von Autoren und Redakteuren wieder aus dem Projekt zurück. Also standen wir wieder ganz am Anfang und mussten weitere Autoren einwerben. Manchmal war das wie Flöhe hüten!

Wir ließen den Autoren die Wahl, das jeweilige Kapitel vollständig neu zu schreiben, oder das existierende Kapitel zu überarbeiten mit der Vorgabe, den ursprünglichen Verfasser als Mitautor zu nennen. Wir baten die Autoren auch, die Kapitel durch Abbildungen auf den neuesten Stand zu bringen und dem Buch so ein modernes Aussehen zu geben. Nach zweieinhalb Jahren hatten wir dann endlich etwas, das wir einem Verleger präsentieren konnten.

Natürlich hatten wir noch nicht jedes Kapitel, aber wir hatten den Eindruck, dass das bald so sein würde. Wir wandten uns an Rowman & Littlefield, die Gesellschaft der Alta Mira Press gehört, um zu sehen, ob Interesse besteht. Innerhalb von zwei Tagen hatten wir einen Partner für die Publikation.

Nun wurde es ernst damit, die restlichen Kapitel für die Herausgabe zu bekommen. Das Kapitel des Mailens und Telefonierens begann und dann schlug das Schicksal zu! Einer unserer Autoren verschwand! Weder telefonisch noch mit E-Mail war er zu erreichen und wir brauchten das Kapitel. Nochmals wandten wir uns an die ursprünglichen Autoren und fragten, ob wir das Kapitel übernehmen dürften. Gerettet! Sie stimmten zu und das Projekt konnte voranschreiten.

Nach drei Jahren Arbeit an diesem Projekt freue ich mich jetzt, das Erscheinen der vierten Auflage des Basic Condition Reporting. A Handbook am 27. Februar 2015 ankündigen zu dürfen. Die neue Ausgabe hat mehr als 70 neue Abbildungen, die verschiedene Arten von Schäden zeigen und Beispiele von Zustandsberichten für viele verschiedene Materialien. Es hat auch auf den neuesten Stand gebrachte und erweiterte Kapitel für eine Vielzahl von Materialien, einschließlich Archäologischen Materials, Korbwaren, Keramik, Glas, ethnographische Objekte, Möbel, Metall, Naturkundliches Material, Gemälde, Papier, Fotografie, Skulptur, Häute und Leder sowie Textilien. Das Buch enthält nun auch ein neues Kapitel, das sich mit Zustandsberichten für Ausleihen beschäftigt. Wir hoffen, dass Sie das Buch für ebenso nützlich halten, wie wir das tun!

Es ist über die Website von Rowman & Littlefield erhältlich und über Amazon.com.

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Deborah Rose Van Horn ist Registrarin bei der Kentucky Historical Society und zusammen mit Heather Culligan und Corinne Midgett Herausgeberin von „Basic Condition Reporting: A Handbook“.

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Das Projekt: Die Mauern der Sprache durchbrechen und Registrare weltweit verbinden.