Eine Woche im Leben eines Sammlungsmanagers
Ich liebe meine Arbeit, ohne Frage. Dafür verantwortlich sein, dass jedes Objekt an seinem richtigen Platz ist, und das zu dem Zeitpunkt an dem es gebraucht wird ist eine wunderbare Aufgabe, ebenso wie die Herausforderung, die Objekte für zukünftige Generationen sicher auf zu bewahren. Trotzdem gibt es eine Sache die mich ärgert und ich weiß, dass sie viele der Kollegen im Bereich der Sammlungspflege ärgert, gleich ob sie Sammlungsmanager, Depotverwalter, Registrare, Restauratoren, Konservatoren, Kuratoren, Dokumentare oder EDV-Verantwortliche sind. Das ist die Frage: „Warum dauert das so lange?“ oder „Warum ist das noch nicht fertig?“. Sie ärgert mich so sehr, dass ich geschworen habe, darüber einen Blogbeitrag zu schreiben, sobald ich ein gutes Beispiel bei der Hand hätte. Nun, letzte Woche war ein gutes Beispiel. Eines der ersten Dinge, die ich am frühen Montagmorgen entdeckte, war eine sehr schwere Schachtel, in etwa von der Größe einer Schuhschachtel. Darinnen waren Dutzende von bemalten Glasscheiben, wie sie damals, im 19. Jahrhundert, für die „Laterna Magica“, die „Zauberlaterne“ verwendet wurden. Einige waren in ihren Originalschachteln, einige waren ohne jeden Schutz aufeinander gestapelt. Einige der Glasscheiben hatten auf Grund der schlechten Lagerungsbedingungen schon Schaden gelitten. Es war unvermeidlich, sie neu zu verpacken. Den ganzen Montag verbrachte ich deshalb damit zu recherchieren und mir eine bessere Lagerungsmöglichkeit aus zu denken. Sie erst einmal in säurefreies Seidenpapier ein zu wickeln schien mir ein guter Anfang. Um sie dann zu lagern sollten sie aber eine Art der Aufbewahrung haben, bei der sie sich nicht bewegen und dadurch beschädigt werden konnten. Man sollte die gesuchte Scheibe leicht finden, ohne eine andere an zu fassen. Ich nahm einen Ethafoam-Block und schnitt ihn in der Größe einer Archivschachtel zu und da hinein schlitzte ich Halter für die Glasscheiben. So können die Glasprojektionsbilder sicher transportiert werden, sie können innerhalb der Schachtel nicht verrutschen und jeder kann rasch ein bestimmtes Glas finden. Am Dienstag beauftragte ich meine Hilfskraft damit die Schachteln für die übrigen Glasbilder zu machen. Vor allem, weil ich andere Dinge zu tun hatte, aber auch, weil ich nicht sehr begabt bin für das Herstellen von Schachteln, während sie wunderbare „Wohnungen“ für alles mögliche produziert (vgl. „Lagerungslösungen: Ein Zuhause für den Barcode-Scanner“). Ich konzentrierte mich darauf, einen Platz für die Projektionsbilder zu finden. Sie sollten dort untergebracht werden, wo unsere Sammlung von Foto- und Filmausrüstungen aufbewahrt ist. Aber, wie in vielen anderen Museen ist das mit dem Platz so eine Sache. Neu verpackt würden die Glasscheiben den Raum von 6 Archivboxen benötigen, einen Platz, den ich in dieser Regalreihe nicht hatte. Schließlich kam mir die Idee: wenn ich die Sammlung von Schmalfilmkameras in Archivboxen verpacken würde, dann könnte ich sie stapeln und so circa 3 freie Regalbretter gewinnen.Nun, das ist nicht so einfach, wie es klingt. Wir überführen gerade unsere Standortverwaltung von einem rein händischen System zur Nutzung von Barcodes. Um dieses System voran zu bringen gibt es die Vereinbarung, dass jedes Objekt, das in die Hand genommen wird ein neues Beschriftungsschild mit Barcode bekommt. Das ist auch deshalb gut, weil viele unserer alten Objektbeschriftungen Hüllen aus Polyvinylchlorid haben, die wir los werden wollen.
Ich musste also 118 Schmalfilmkameras umpacken, druckte deshalb 118 neue Objektbeschriftungen aus, schnitt sie zurecht und ordnete sie den entsprechenden Kameras zu. Natürlich brauchte auch jede neue Archivbox eine Beschriftung, damit wir über den Inhalt Bescheid wissen. Auch die mussten gedruckt, geschnitten und angebracht werden. Da die Objekte nun auf einem anderen Regalboden lagerten, musste der neue Standort in die EDV eingegeben werden, und auch die Archviboxen bekamen neue, unverwechselbare Identifikationsnummern, die ebenfalls in der Datenbank hinterlegt sein müssen.Nun können Sie sich leicht vorstellen, was ich von Dienstag bis Freitag tat. Natürlich hatte ich auch noch ein paar andere Aufgaben zu erledigen (wer mehr wissen möchte lese Anne T. Lanes „Direkt ab Lager – Ein Tag im Leben eines Sammlungsmanagers“). Nachdem die 6 Archivschachteln mit den Projektionsgläsern an ihrem Platz waren, blieben mir 2½ Regalböden an neu gewonnenem Platz für die nächste Kameraausrüstung, die ankommt. Aber wenn man sich die Sache nicht im Detail ansieht, dann könnte man meine Arbeitswoche so zusammenfassen: ich habe eine Schachtel mit Glasplatten an einen anderen Ort gebracht.
Angela Kipp
Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.
I’ve recently assumed the role of registrar at a small museum, and this article struck a chord/made me laugh. I go through the same thing every day. I’m at a relatively new museum that has collections from a previously dissolved collection. Documentation is a nightmare, so I’ve taken to simply opening boxes and going from there. Some boxes take a manner of minutes, while others are turning into week-long affairs. So, yes, it takes me a week to go through one archival box, but that involves sorting out photos, documents, and 3D artifacts of mixed media, not to mention location and documentation updates (they are never correct) and rehousing. But I love it. I wouldn’t do it otherwise.
I broke out laughing when I read the article and comment. It is so true and so frustrating. One thing not mentioned is that the original notation is sometimes incomplete. It may take an hour, a day, or even longer to locate the information and verify it before it can be entered into the computer and added to the original notation. People do wonder why storage takes so long. I wonder how it goes so quickly.
Peter Klein
It takes so long because there are SO MANY objects to organize! There are so many little details, and the last person who was trying to do it skipped something, or a file is missing, or the phone rang, and I had to drop what I was doing to handle the next perceived emergency.
Sounds familiar Janice. The worst thought to cross my mind was always ‚Oh, this will be easy to do, I’ll just do this one thing really quickly and….‘ As soon as the thought crossed my mind I would wince, because I knew I had doomed myself to exactly what you said. It was always a Pandora’s box of other things to get fixed. My consolation was that if I took the time then to fix it, I would never have to worry about that one thing again. (And would also save my successors from having to deal with it!)
I am reminded of what I’ve called Klein’s Third Law of Museum Work:
There is no such thing as an easy household – or museum – task.
My mother – who as an architect was the handyman in my house growing up – points out that it is impossible to just hang a picture or replace a washer. One thing leads to another and before you know it you have to go to the hardware store – at least twice – to buy a new piece for the toilet. Similarly I find that I can’t just file a document in an accession file or photocopy a record for a researcher. Two hours later, I’ve had to assign five new catalogue numbers and revise twenty computer entries.
I’ve noted this law for further use. 🙂