Alle Beiträge von RegistrarTrek

Museum professional, lover of all collections work, former collections manager of the TECHNOSEUM in Mannheim, Germany. Now Professional Services Specialist for Gallery Systems. Independent museum professional. Cat wrangler and #SciFi enthusiast. Views are my own. Of course, they are. I can't make anybody responsible for the garbage my brain produces!

Unbetreute Sammlungen: Schlimmste erste Eindrücke

alttextWie ich neulich angekündigt habe, suche ich nach Beispielen aus dem wahren Leben für mein Buch über nicht betreute Sammlungen. Das erste Kapitel wird davon handeln, wie man einen ersten Überblick darüber bekommt woraus die Sammlung besteht, wie man Prioritäten setzt und wie man eine Strategie entwickelt um dann die Probleme zu lösen.
Der schlimmste Moment ist wahrscheinlich, wenn man die Sammlung zum ersten Mal sieht. Es ist der Augenblick, in dem man eine erste Vorstellung davon bekommt, wie viel Arbeit das sein wird und wie vielen Aufgaben man sich wird stellen müssen. Was war Ihr schlimmster erster Eindruck?

Bei mir war es wohl ein Schuppen voll mit Oldtimern und landwirtschaftlichen Geräten, alles so ineinander geschoben, dass man kaum durch kam und zum Teil über Objekte klettern musste, um weiter in die Sammlung vor zu dringen. Alle Objekte waren rostig und ein großer Teil der Windschutzscheiben war zerschlagen. Die Tatsache, dass hier Mäuse, Marder und Tauben lebten war nur zu offensichtlich. Um die Sache noch schlimmer zu machen waren einige empfindliche Objekte ganz achtlos zwischen größeren Objekten verstaut und etwas, das wie ein Damenkleid aussah, lag unter einem Pflug.

Was war ihr schlimmster erster Eindruck, als Sie für eine unbetreute Sammlung zu Arbeiten begannen?

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Lagerungslösungen: Ein Zuhause für den Barcode-Scanner

Motiviert durch die Erfahrungen von Sheila Perry (vgl.: „Wenn es sich bewegt – gibt ihm einen Barcode! „), sind wir im TECHNOSEUM nun dabei, die Verwendung von Barcodes bei der Objektverwaltung ein zu führen. Wir brauchen dazu tragbare Sannner, die vor allen Gefahren, die das Depot eines Technischen Museums bietet, geschützt sein müssen. Wir kauften Standard-Aluminium-Koffer in ROT, so dass man sie leicht findet (die Farbe hat sich bei Klemmmappen und Cuttern schon bewährt). Dann reichte ich die Aufgabe, einen Schutz für Scanner und Zubehör zu finden an meine Hilfskraft Linda weiter. Dies ist das erste Prunkstück, das sie schuf:

scanner

Das Material ist der schwarze Polypropylenschaum, den wir bei Ausstellungen für die Halterung von Objekten verwenden. Man kann erkennen, dass sie sogar kleine Grifflöcher schnitzte, so dass man alles Zubehör, wie USB-Sticks, leicht entnehmen kann. Das sind nun sicher unsere am besten verwahrten Geräte! Inzwischen begann Linda mit der Serienproduktion, denn wir haben noch ein paar Scanner…

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Bisher unbearbeitete Sammlungen in den Griff kriegen – machen Sie mit?

Liebe Leserinnen und Leser von Registrar Trek,

über den Zeitraum der letzten drei Jahre haben wir immer mehr Leserinnen und Leser gewonnen, die nicht nur mitlesen, sondern auch beitragen, indem sie Beiträge mit anderen teilen, Kommentare verfassen und Kolleginnen und Kollegen zum Meinungsaustausch anstiften. Einige haben sogar Geschichten und Artikel für das Blog geschrieben. Das ist großartig!

Heute möchte ich Ihnen ein neues Projekt vorstellen, an dem ich arbeite und Sie einladen, mitzumachen.

In meinem Arbeitsleben stoße ich immer wieder auf einen Widerspruch: Es gibt wirklich fantastische Bücher über die besten Arbeitsweisen in der Sammlungsverwaltung – die großartige fünfte Ausgabe von „Museum Registration Methods“ steht einem natürlich sofort vor Augen, aber es gibt eine Vielzahl von wirklich guten Werken. Man liest darüber, was das Beste für das Sammlungsgut ist, wie man die Objekte handhabt, dokumentiert, lagert… Alle diese Bücher sind in Hinblick auf „best practice“, die bestmögliche Vorgehensweise, geschrieben und das ist sicherlich gut, denn natürlich wollen wir alle das Beste für unsere Sammlungen. Das Problem ist nur, dass der Ausgangspunkt oft ales andere als „best practice“ ist. Nehmen Sie die Geschichte „Matchball für den Registrar“ von Antony Aristovoulou als Paradebeispiel: man wird für den Umzug und die Dokumentation einer Tennissammlung unter Vertrag genommen, um dann festzustellen, dass alles in einem riesigen Überseecontainer gelagert ist und man von Punkt Null anfängt und sogar Lagerort und Material selbst auftreiben muss.

hhViel zu oft besteht, besonders bei historischen, landwirtschaftlichen und/oder technikhistorischen Sammlungen, ein Riesenunterschied zwischen den in den Büchern beschriebenen Voraussetzungen und der Realität. Über die besten Verfahrensweisen zu lesen ist gut und wichtig, aber wenn man in einem heruntergekommenen Schuppen steht, in dem es durchs Dach regnet und in dem stapelweise rostiges Zeug herumliegt, das im Vertrag etwas euphemistisch als landwitschaftliche Sammlung bezeichnet wird, ist man meilenweit davon entfernt, aus säurefreiem Karton eine passgenaue Lagerbox für ein einzelnes Objekt basteln zu können.

Um es kurz zu machen: ich arbeite an einem praktischen Handbuch zum Umgang mit bisher unbearbeiteten Sammlungen. Das Buch wird ausgehend vom schlimmstmöglichen Fall geschrieben, angefangen mit nichts als einer Sammlung in erbarmungswürdigem Zustand, um sich dann Schritt für Schritt damit zu beschäftigen, wie man die Situation verbessert 1. Es wird für die Praktikerin und den Praktiker vor Ort geschrieben sein, die oder der mit allen möglichen und unmöglichen Umständen zu kämpfen hat während sie oder er versucht, seine Sammlung in den Griff zu kriegen. Es wird besonders für den Personenkreis geschrieben sein, der zum ersten Mal mit einer solchen Situation konfrontiert wird – entweder als Berufsanfänger oder als Profi, der bislang nur in größeren und/oder gut organisierten Einrichtungen gearbeitet hat.

DSCF0373Und hier kommen Sie, die Leserinnen und Leser ins Spiel. Das Buch wird sicherlich besser und ermutigender sein, wenn es genügend Beispiele aus dem wahren Leben enthält. Natürlich, jeder ist gerne das Beispiel für „best practice“, aber was ich benötige sind Beispiele, wie mit Schwierigkeiten umgegangen wurde und wie Lösungen gefunden wurden. Wie Sammlungen aus einem erbrarmungswürdigen Zustand in einen besseren Zustand gebracht wurden. Vielleicht immer noch nicht „best practice“ aber sicherlich wesentlich besser als zuvor. Ich sammle auch alle möglichen Arten von schlimmstmöglichen Szenarien, eingebracht von alten und jungen Museumsveteranen, die Unglaubliches in der Sammlungsverwaltung gesehen haben (ich habe eine Hauptabwasserleitung gesehen, die direkt über den Regalen eines Archives verlief, die Möglichkeiten sind also endlos…).

Ab und zu werde ich hier auf diesem Blog über Aspekte schreiben, die ich gerade bearbeite und Sie nach Ihren Erfahrungen und Gedanken dazu fragen. Es wäre großartig, wenn Sie bereit wären diese zu teilen. Ich verspreche Ihnen schon jetzt, dass ich diese Bereitschaft nicht mißbrauchen werde und immer abklären werde, ob die Art und Weise, wie ich einige dieser Beispiele im Buch verwenden möchte für Sie und/oder Ihre Institution akzeptabel ist.

Danke fürs Lesen und beste Grüße

Angela

Dieser Beitrag ist auch auf russisch erhältlich, übersetzt von Helena Tomashevskaya.

  1. Janice Klein und ich haben einen kurzen Artikel unter dem Titel ”Tackling Uncatalogued Collections“ („Undokumentierte Sammlungen in den Griff bekommen“) für die diesjährige März/April Ausgabe von ”museum“, dem Magazin der American Alliance of Museums, verfasst (Seite 59-63). Hier finden Sie weitere Ideen und in welche Richtung das Projekt generell gehen wird, wobei das undokumentiert sein nur einen Teilaspekt des Problems einer unbearbeiteten Sammlung darstellt.

Der Weg zu vierten Auflage von „Basic Condition Reporting“

von Deborah Rose Van Horn

BCRVor mehr als drei Jahren entschied die Southeastern Registrar Association (SERA) eine bearbeitete Neuauflage ihres Handbuches Basic Condition Reporting erscheinen zu lassen. Die dritte Auflage war 1998 erschienen und seitdem nicht mehr aktualisiert worden. Das Buch war mit der Absicht entstanden einen gemeinsamen Rahmen für Fachleute zu schaffen, wenn Zustandsprotokolle zu erstellen sind. Es sollte ein Referenzwerk für erfahrende Sammlungsmitarbeiter sein, aber auch ein Lehrbuch für Neulinge auf diesem Gebiet.

Im Lauf der Zeit war dieses Buch immer beliebter geworden. SERA bekam eine wachsende Zahl von Bestellungen, sowohl aus den USA als auch von Übersee. Das bedeutete, dass der Schatzmeister von SERA wöchentlich oder alle zwei Wochen einen Stoß Bücher zur Post tragen musste. Das sind Aufgaben, die ein ehrenamtlich Tätiger gerne vermeidet.

Als wir dann anfingen, über eine vierte Auflage des Basic Condition Reporting nachzudenken, sahen wir das Buch aus einer ganz neuen Perspektive. Ob es gelingen würde einen Partner für die Publikation zu finden? Wie viel Arbeit würde das mit sich bringen? Wäre das mit finanziellen Verlusten verbunden? Wir beschlossen, das heraus zu finden, aber zuerst musste das Buch entstehen.

Der erste Schritt bestand darin, alle Autoren der vorherigen Ausgabe zu kontaktieren und sie zu fragen, ob sie ihr Kapitel auf den neuesten Stand bringen wollten. Weniger als die Hälfte war dazu bereit und so mussten wir uns auf die Suche nach neuen Autoren machen. Das war anfangs leicht, aber als wir den Verlagskontakten näher kamen zogen sich eine Reihe von Autoren und Redakteuren wieder aus dem Projekt zurück. Also standen wir wieder ganz am Anfang und mussten weitere Autoren einwerben. Manchmal war das wie Flöhe hüten!

Wir ließen den Autoren die Wahl, das jeweilige Kapitel vollständig neu zu schreiben, oder das existierende Kapitel zu überarbeiten mit der Vorgabe, den ursprünglichen Verfasser als Mitautor zu nennen. Wir baten die Autoren auch, die Kapitel durch Abbildungen auf den neuesten Stand zu bringen und dem Buch so ein modernes Aussehen zu geben. Nach zweieinhalb Jahren hatten wir dann endlich etwas, das wir einem Verleger präsentieren konnten.

Natürlich hatten wir noch nicht jedes Kapitel, aber wir hatten den Eindruck, dass das bald so sein würde. Wir wandten uns an Rowman & Littlefield, die Gesellschaft der Alta Mira Press gehört, um zu sehen, ob Interesse besteht. Innerhalb von zwei Tagen hatten wir einen Partner für die Publikation.

Nun wurde es ernst damit, die restlichen Kapitel für die Herausgabe zu bekommen. Das Kapitel des Mailens und Telefonierens begann und dann schlug das Schicksal zu! Einer unserer Autoren verschwand! Weder telefonisch noch mit E-Mail war er zu erreichen und wir brauchten das Kapitel. Nochmals wandten wir uns an die ursprünglichen Autoren und fragten, ob wir das Kapitel übernehmen dürften. Gerettet! Sie stimmten zu und das Projekt konnte voranschreiten.

Nach drei Jahren Arbeit an diesem Projekt freue ich mich jetzt, das Erscheinen der vierten Auflage des Basic Condition Reporting. A Handbook am 27. Februar 2015 ankündigen zu dürfen. Die neue Ausgabe hat mehr als 70 neue Abbildungen, die verschiedene Arten von Schäden zeigen und Beispiele von Zustandsberichten für viele verschiedene Materialien. Es hat auch auf den neuesten Stand gebrachte und erweiterte Kapitel für eine Vielzahl von Materialien, einschließlich Archäologischen Materials, Korbwaren, Keramik, Glas, ethnographische Objekte, Möbel, Metall, Naturkundliches Material, Gemälde, Papier, Fotografie, Skulptur, Häute und Leder sowie Textilien. Das Buch enthält nun auch ein neues Kapitel, das sich mit Zustandsberichten für Ausleihen beschäftigt. Wir hoffen, dass Sie das Buch für ebenso nützlich halten, wie wir das tun!

Es ist über die Website von Rowman & Littlefield erhältlich und über Amazon.com.

BCR Flugblatt mit spezieller Preisermäßigung

Deborah Rose Van Horn ist Registrarin bei der Kentucky Historical Society und zusammen mit Heather Culligan und Corinne Midgett Herausgeberin von „Basic Condition Reporting: A Handbook“.

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Post-its sterben nie, sie verblassen nur!

Ein faszinierende Experiment im Hinblick auf Lichtschäden

Judith Haemmerle, Executive Director
Digital Game Museum, Santa Clara, California

In unserem Museum für Videospiele, einem Start-up Unternehmen, wird alles von Ehrenamtlichen gemacht und das mit einem lächerlich geringen Budget. So müssen wir immer versuchen, das Gleichgewicht zu halten zwischen der Pflege der Sammlung – und einfach allem übrigen. Meine größte Sorge im letzten Jahr waren Schäden durch Licht.

Wir entfernten die Hälfte der Neonröhren in dem Sammlungsbereich und versahen die übrigen mit UV Folien; das war nicht sehr kostspielig und eine Arbeit, die leicht zu erledigen war. Aber die große Fensterfront in dem Raum, in dem wir unsere Ausstellungen zeigen, blieb ungeschützt. Niemand war gewillt, die mühsame Arbeit auf sich zu nehmen, eine UV-Folie an zu bringen und das in Auftrag zu geben war viel zu teuer, zumal in einem Gebäude, für das wir nur einen Mietvertrag mit kurzer Laufzeit hatten. Wir stellten Dinge aus, die von Interesse sind, die aber leicht ersetzt werden konnten und ich machte mir Sorgen wegen des Lichts. Dann kam uns eines Tages unsere Vergangenheit zu Hilfe.

Zu der ersten öffentliche Veranstaltung die wir gemacht hatten gehörte ein 10×10 Fuß großer Raum, den kein Besucher so leicht von sich aus betreten hätte. So hielten wir jeden an, der vorbei ging und baten ihn, den Namen seines liebsten Videospiels und sein Geburtsjahr auf einen farbigen Post-it-Zettel zu schreiben. Das war natürlich nur zum Spaß und keine ernsthafte Forschung, aber wir fanden auch so ein paar interessante Dinge heraus 1. Wir befestigten die Zettel an der Rückwand, nach Dekaden gruppiert und das erwies sich als Blickfang. Und da wir so auch hunderte von Personen für unsere Mailing-List gewannen war es auch eine sehr effektive Strategie.

The Post-it wall, photo by Brian Quan
Die Post-it-Wand, Foto von Brian Quan

Wir hatten Berge von Post-it-Zetteln übrig, denn wir hatten eine Menge gekauft, um eine gute Auswahl bei den Farben zu haben. Eines Tages, als ich mir gerade wieder Gedanken wegen des Lichts machte, nahm ich eine Pappe von der Rückseite eines Notizblocks und reihte dort Post-its in verschiedenen Farben auf, sodass sie halb hinter der Pappe waren und zur Hälfte dem Licht ausgesetzt. Aus irgend einem Grund befestigte ich sie so, dass sie sich gegenseitig überlappten. Und dann hängte ich das ins Fenster.

Monate gingen vorbei. Ich weiß nicht mehr wie viele, denn ich hatte kein Datum angebracht. Ich schätze es waren sechs oder acht. Wir kauften schließlich die Lichtschutzfolien, auch wenn keiner Lust hatte, sie an zu bringen und ich nahm den Farbtest mit den Post-its ab und bat unseren Fotografen ein paar Aufnahmen zu machen. Die folgenden Aufnahmen zeigen das Vorher und Nachher.

Post-its from the outside, photo by Brian Quan
Post-its von Außen, Foto von Brian Quan

Das Foto oben zeigt den Zustand von außerhalb des Fensters als ich das Ding herunter holte. Das Foto unten zeigt, wie es aussah, als wir die Zettel umklappten, um den von der Pappe geschützten Teil mit dem der Sonne ausgesetzten zu vergleichen.

Faded post-its, photo by Brian Quan
Verblasste Post-its, Foto von Brian Quan

Der Kontrast zwischen den Originalfarben und denen, die dem Sonnenlicht ausgesetzt waren ist überwältigend, dabei sind es die Rückseiten der Zettel – das Verblassen ging durch bis auf die Rückseite. Darüber hinaus haben die überlappenden Farben miteinander reagiert, sodass das Orange auf dem Blau nicht nur zu Gelb verblasste, sondern von dem Blau auch einen Stich ins Grüne erhielt. Einige der Teile in Rosa und Pink sind fast zu Weiß verblasst; das waren zwei deutlich unterschiedliche Farben als wir anfingen: ein kräftiges Rosa und ein leuchtendes Pink.

Overlapping Post-its, photo by Brian Quan
Überlappende Post-ist, Foto von Brian Quan

Ich zeigte das den Ehrenamtlichen und die Folien waren rasch angebracht! Wir heben den Post-it-Verblassungs-Test im Museum auf und zeigen ihn den Besuchern, wenn wir die Bedeutung von Konservierung und Sammlungspflege erklären. Manchmal können die einfachsten Mittel unsere größten Probleme lösen!

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

  1. Erstens: das Spiel, das die ältesten (über 60) und die jüngsten (5) Teilnehmer wählten war das gleiche: Angry birds! Zweitens, die Dekade der Leute, die in den 1960er Jahren geboren wurden wählte viele Arcade-Spiele. Vorher gab es keine und kurz nach 1970 hört das abrupt auf. Für diejenigen von Ihnen, die Rohdaten lieben, sind sie hier einzusehen.

Wachwechsel – eine Hommage an die LehrmeisterInnen dieser Welt

image by contagiousbasti via pixabayDies ist ein spezieller Dienstag. Heute wird mein ehemaliger Professor Hans Wilderotter in den Ruhestand verabschiedet und damit geht gewissermaßen eine Ära zu Ende. Ich könnte jetzt eine wehmütige Rückschau halten, denn damals, als ich 1998 das Studium der Museumskunde aufnahm, war der Studiengang noch recht jung, gerade erst hatten die ersten Diplom-Museologinnen und -Museologen die Fachhochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin verlassen. Vieles war noch im Experimentierstadium und leicht könnte ich in eine verklärte Betrachtung der guten alten Studienzeit verfallen, die vermutlich ebenso wenig mit der Realität zu tun hat wie alle anderen guten, alten Schul-, Nachkriegs- oder sonstigen –zeiten.

Dennoch gibt es einige Dinge, die ich aus meinem Studium mitgenommen habe, jenseits der fachlichen Ausbildung. Die Fakten sind nur ein kleiner Teil des Lerninhalts, egal, ob Schule, Universität oder Arbeitsstelle. Viel mehr prägt die Persönlichkeit des oder der Lehrenden diejenigen, die von ihm oder ihr lernen. In leichter Abwandlung zu Karl Valentin könnte man sagen: „Menschen unterrichten bringt gar nix, sie machen einem eh alles nach.“ Unwillkürlich übernimmt man Eigenheiten und Ausdrucksweisen, übernimmt eine gewisse Sicht auf die Dinge oder auch die Herangehensweise bei Problemen. Und wenn etwas von diesen übernommenen Strategien zum Erfolg führt, dann würde man das nur allzu gerne der eigenen Klugheit und Lebenserfahrung zuschreiben. Wenn man aber ganz ehrlich ist, dann schimmert da ein Lehrmeister oder eine Lehrmeisterin durch. Bei dem einen „müllert“ oder „meiert“ es dann, bei mir „einholzt“ oder „wilderottert“ es.

Was das im Detail ist, das sei hier nicht verraten. Aber ich möchte an dieser Stelle einmal „Danke!“ sagen. Zunächst natürlich persönlich an Prof. Sibylle Einholz, die letztes Jahr in den wohlverdienten Ruhestand gegangen ist, und an Prof. Wilderotter. Dann aber auch an all diejenigen weltweit, die die Aufgabe übernommen haben, Menschen zu unterrichten und die diesen Job mit Leidenschaft machen. Das sind nicht nur Professoren. Es sind auch Lehrer, Ausbilder, Meister oder auch einfach Arbeitskollegen, die ihr Wissen weitergeben. Was Sie von anderen unterscheidet ist die Begeisterung und Leidenschaft sowohl für Ihr Fachgebiet als auch für die Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten. Wie sehr das Ihre Schüler prägt, werden die eventuell erst sehr viel später merken und Sie werden es vielleicht nie erfahren.

Ganz konkret wünsche ich denjenigen, die nun in die Professoren-Fußstapfen im Studiengang Museumskunde treten den gleichen Enthusiasmus und Mut, die gleiche Energie und Experimentierfreude aber auch die Ausgeglichenheit und das Durchhaltevermögen Ihrer Vorgänger.

Und natürlich wünsche ich allen Professoren, Studierenden, Ehemaligen und sonstigen Teilnehmern heute Abend eine schöne Feier!

Angela Kipp

Staub: Erzfeind und Kunstwerk

Staub aus dem Naturkundemuseum (c) Klaus Pichler
Staub aus dem Naturkundemuseum
(c) Klaus Pichler
Tagein, tagaus sind wir Sammlungsleute in Museen damit beschäftigt, den Staub zu bekämpfen. Wir verpacken Kunstwerke, verhüllen Saurierskelette oder verstauen Blechdosen in Archivkartons, alles nur, um unserem Erzfeind, dem Staub, keinen Zugriff auf unsere Objekte zu gestatten. Und während wir pinseln, wischen und saugen ist wohl keinem von uns je die Idee gekommen, dass dieser Übeltäter eine ästhetische Seite haben könnte.

Doch der Fotograf Klaus Pichler, den wir schon von seiner Serie „Skeletons in the Closet“ kennen, hat diese ästhetische Seite nun ans Licht gebracht. Und während ich immer noch fasziniert vergleiche, wie sich der Staub eines Naturkundemuseums von dem eines Modegeschäfts unterscheidet, habe ich ihn gefragt, wie er auf die Idee gekommen ist.

Klaus Pichler:
„Die Idee zu meinem Projekt kam durch einen bloßen Zufall: ich bin aus meiner alten Wohnung ausgezogen und habe beim Ausräumen gemerkt, dass der Staub im Wohnzimmer rot gefärbt ist, und im Schlafzimmer blau. Das hat mich gewundert und nicht mehr losgelassen, und ich habe dann beschlossen, dass ich der Sache auf den Grund gehen und mich systematischer mit Staub, und da vor allem mit den berühmt-berüchtigten ‚Wollmäusen‘ – also Agglomerationen aus Staub – beschäftigen möchte. Mein Plan war von Beginn an, über die Zeit ein Staubarchiv anzulegen, das Staub aus den verschiedensten Bereichen der Gesellschaft enthalten sollte, und diese Staubproben dann zu fotografieren. Ich habe mir für die Festlegung der Orte, an denen ich Staub entnehmen werde, das soziologische Modell der Daseinsgrundfunktionen (Wohnen, Arbeiten, Erholung, Verkehr,…) hergenommen und anhand dieses Modells eine ungefähre Gewichtung vorgenommen, welche Orte in welcher Menge im Projekt enthalten sein sollen. Und dann war es soweit: ich ging auf die Jagd nach Staub!

Staub aus einem Modegeschäft  (c) Klaus Pichler
Staub aus einem Modegeschäft
(c) Klaus Pichler
Sie können sich wahrscheinlich vorstellen, welche Reaktionen ich erntete, als ich (ohne Voranmeldung, wohlgemerkt!) in den verschiedenen Geschäften, Wohnungen, Museen, Schulen, Lokalen usw., deren Staub mich interessierte, auftauchte und darum bat, mich auf die Suche nach Staub machen zu dürfen. Erst recht, weil ich gar nicht viel erklärte, warum ich das mache, sondern, als ich die Erlaubnis dazu bekam, mich gleich auf alle Viere begab und die Räume nach Staubmäusen absuchte. Für viele Leute, die ich mit meinem Anliegen konfrontierte, dürfte das jedenfalls eine der seltsameren Anfragen in ihrem Berufsleben gewesen sein…

Die gefundenen Staubproben (obwohl ich in jedem Raum versuchte, mehrere zu finden, wählte ich daraus immer nur eine aus) kamen dann in mein Staubarchiv – ich katalogisierte sie mit gleichbleibenden Angaben (Datum, Ort, Adresse, Beschreibung, Katalognummer) und archivierte sie in nummerierten Petrischalen. Und wenn ich wieder 25 neue Proben zusammenhatte, dann gab es eine Fotosession, bei der ich die Staubproben unter gleichbleibenden Bedingungen mit einer speziellen, hochauflösenden Makrokamera abfotografierte. Und die Resultate meiner Sammlungstätigkeit sind im Buch ‚Dust‘ zu finden, das dieser Tage erschien.“

Was fasziniert Sie an Staub, der doch von den meisten Menschen eher als Ärgernis wahrgenommen wird?

Klaus Pichler:

Staub aus einem Kunstmuseum (c) Klaus Pichler
Staub aus einem Kunstmuseum
(c) Klaus Pichler
„Als ich das Projekt begann, dachte ich mir schon, dass ich eine gewisse Bandbreite an Staub zu sehen bekommen würde, aber was ich dann wirklich fand, damit hätte ich beim besten Willen nicht gerechnet: jeder Staub war anders, und vom angenommenen monochrom grauen Staub war keine Spur. Im Gegenteil, die verschiedenen Staubmäuse waren oft von großer Farbenpracht, manche in einer Hauptfarbe, manche bunt gemischt, manche farblich harmonisch, andere wieder dissonant. Und dazu passend hat mich auch die Vielfalt von Bestandteilen irritiert – von Fasern und Haare bis zu Teilen, die der jeweiligen Nutzung des Raums, in dem der Staub entstand, geschuldet sind. Popcornstücke im Kinostaub, tote Insekten im Staub der entomologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums, Brotkrumen im Bäckereistaub. Manchmal ist es fast möglich, anhand der Bestandteile und Farben zu raten, woher denn der jeweilige Staub gekommen ist, da jeder Raum durch seine Gestaltung und Nutzung seinen jeweils eigenen Staub produziert. Für mich war das alles extrem faszinierend.

Deshalb eine kleine Handlungsanweisung von mir: nehmen Sie sich, wenn Sie das nächste Mal damit beschäftigt sind, Staub zu kehren, einen Moment Zeit, richten Sie den Strahl einer starken Taschenlampe auf die Wollmäuse und tauchen Sie ein in die faszinierende Welt des Staubs.“

Danke für diese wunderbare Gelegenheit, Staub mit anderen Augen zu sehen!

Das Buch „Dust“:

Dust_Book-003Hardcover, Einband handgemacht aus 2mm dickem Stoff und mit dem „Dust“ Logo beflockt. 30x30cm (offen: 30x60cm), 102 Seiten (4 Seiten Transparentpapier, 98 Seiten ungestrichenes Papier), 45 Bilder. Inklusive gefaltetes Poster, 50x70cm, ebenfalls auf ungestrichenen Papier gedruckt. Fotos von Klaus Pichler, Text von Josef Haslinger, zweisprachig Deutsch/Englisch.
Es kann über die Website des Fotografen bezogen werden:
http://kpic.at/images/4497

Kunstwerk, Werkstück, Auto und Heiligtum der Pop-Kultur, 2. Teil

Transport und Ausstellung des Rolls-Royce von John Lennon

Von Derek Swallow – Royal BC Museum

Fortsetzung von Teil 1
Fortsetzung von Teil 1
Ich hatte das Gefühl zu ersticken, da das ja nur schief gehen konnte und versuchte langsam aus zu atmen. Entspanne dich, murmelte ich. Ich bin nur dafür verantwortlich ein Auto aus unserer Sammlung zu einer Ausstellung in Montreal zu bringen, wenn auch mit ein paar erschwerenden Faktoren: das Auto ist ein Oldtimer, den einst die Beatels–Legende John Lennon fuhr; die gesamte Metall-Oberfläche ist zugleich Malgrund für ein originales Ölgemälde, es wiegt 2700 kg und kann deshalb nur mit funktionierenden Bremsen transportiert werden – diese funktionieren aber nur, wenn der Motor läuft; der Motor und andere mechanische Teilen müssen überholt werden: außerdem entdeckte das Restauratorenteam, dass Farbe abblättert UND wir haben weniger als fünf Wochen Zeit, bis das Auto bei dem Leihnehmer sein muss. Der Eröffnungtermin konnte auf keinen Fall verschoben werden. Also, dache ich, packen wir’s an. Ich rief gleich unseren zuständigen Mechaniker an und rief einen unserer Restauratoren zu mir, der zufälligerweise auf bemaltes Metall spezialisiert war. Ersatzteile wurden bestellt und die Restaurierung der Oberfläche begann.

Was den Transportplan betrifft: ursprünglich gingen wir davon aus, dass der Wagen natürlich in einer Transportkiste bewegt würde. Wir entschieden uns dafür, den Wagen in einer Kiste zu verpacken, auf einen Transportwagen mit Bremsen zu setzen und das Transportrisiko dadurch zu minimieren, dass wir einen Flugtransport wählten.

Ein guter Plan? Nein!

Eine Kiste in dieser Größte müsste mit einem Frachtflugzeug transportiert werde, der nächste Landeplatz war Seattle. Das hätte bedeutet, die Kiste von der Insel zu holen auf der Victoria liegt, die Grenze zu den USA zu überschreiten und schließlich den Wagen zurück in die USA zu bringen – ein logistischer und bürokratischer Albtraum. Außerdem zeigte ein zweiter Blick auf den Facility Report des Leihnehmers, dass die Kiste die größte Eingangstüre nicht hätte passieren können.

Mehr als nur ein bißchen beunruhigt fragte ich unsern Rolls-Royce Mechaniker um Rat. Der schlug vor, eine Transportfirma unter Vertrag zu nehmen, die auf hochwertigste millionenschwere Rennautos spezialisiert ist. Ich suchte wie verrückt nach einer solchen Firma, fand sie schließlich und regelte den Vertrag. Gut zwei Wochen vergingen wie im Flug: die Logistik organisieren, ebenso Leihvereinbarungen und Versicherung. Der Termin, zu dem der Wagen abgeholt werden sollte, war in einer Woche. Die Konservierungsarbeiten schritten voran, die am meisten geschädigten Stellen waren stabilisiert, aber aus Zeitmangel konnte die Arbeit nicht fertiggestellt werden. Wir hatten uns aber darauf verlassen, denn das einzige klimatisierte Fahrzeug der Transportfirma war schon vor 6 Monaten vergeben gewesen.

Verzweifelt riefen wir beim Nationalen Institut für Konservierung an, mit der Frage, wie diese Farbe auf Metall reagieren würde bei den raschen Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen denen Wagen und Fracht bei der Überlandfahrt ausgesetzt sein würden. Unter Wettergesichtspunkten gab es in Kanada keinen schlechteren Monat für diesen Transport. Das Kanadische Nationale Konservierungsinstitut antwortete rasch, dass diese ungewöhnliche Farbe normalerweise nur auf Holz verwendet wird. Jedoch, so meinten sie unter Vorbehalt, könnte die Farbe unter diesen Bedingungen halten. Das ergab eine allgemeines Aufatmen, das aber doch von Unruhe gedämpft war.

Ich rief unseren Mechaniker an. Die Ersatzteile sollten am Donnerstag ankommen. Donnerstag? Der Transporter würde am folgenden Dienstag sehr früh da sein. Können Sie die Reparaturen rechtzeitig fertigstellen, fragte ich erwartungsvoll. Sollte kein Problem sein, war die Antwort – noch ein zögerlicher Seufzer der Erleichterung.

Rolls load – RBCM secure storage
Rolls load – RBCM Sicherheitsdepot
Der Dienstagmorgen kam. Die Ersatzteile waren gekommen, die Reparaturen durchgeführt, der Wagen geprüft und fertig fürs Verladen. Der Lastwagen kam herein und ließ seine Hebebühne herab. Der Fahrer hielt, kam aus seiner Kabine, blickte auf den Rolls, sah skeptisch drein und sagte: wie lang ist nochmal der Achsabstand des Wagens? Alle Augen richteten sich darauf und alle Herzen des Teams blieben einen Moment lang stehen, während dieser fürchterliche Gedanke in allen Köpfen gleichzeitig erschien: der Rolls ist zu lang für die Hebebühne. Messbänder erschienen und Maße wurden genommen. Das Ergebnis: der Wagen sollte so gerade passen. Unser Mechaniker setzte sich in den Wagen und bugsierte ihn zuversichtlich, aber vorsichtig in seine richtige Position. Es funktionierte. Die Bremsen wurden angezogen, der Wagen angehoben, dann in den Laster gefahren und an den Rädern gesichert.

Der Fahrer verschloss die Ladefläche, sprang in seinen Führerstand und die Überlandreise begann. Wie blieben regelmäßig in Kontakt mit dem Fahrer, der gute Wetterbedingungen meldete, bis kurz vor dem Ende seiner Reise, als die Wettervorhersage mit einem großen Tiefdruckgebiet drohte, das vom Nordwesten her mit hoher Windgeschwindigkeiten und Schnee seine Route kreuzen würden. Der Fahrer schlug vor, weiter zu fahren um dem Sturm zuvor zu kommen. Das war die eine Möglichkeit – oder das Ende des Sturms abwarten und damit den Termin für die Ablieferung verpassen. Nachdem wir uns vergewissert hatten, dass er erst vor kurzem eine Rast eingelegt hatte, ließen wir ihn fahren.

heavy duty dollies
Schwerlast-Transporteinrichtung
Am späten Nachmittag des 4. März, mit 8 Stunden Verspätung, steuerte er sein sperriges Fahrzeug durch die schmalen Straßen der Innenstadt von Montreal. Zuvor war die Polizei von Montreal aufgeboten worden, die Gegend zu sichern, kritische Straßen zu sperren und Fußgänger um zu leiten und die Museumsmitarbeiter versammelten sich schon, um den Lastwagen zu empfangen. Die Mitarbeiter hatten sich – mit wunderbaren Schwerlast-Transportwagen ausgerüstet – darauf eingestellt, den Rolls auf der Straße vom Lastwagen zu ziehen und dann eine Metallrampe zum Museum hinauf zu schieben.

Unser Mechaniker und unser Oberrestaurator, die beide voraus geflogen waren, erklärten aber, dass die Karosserie durch das Schieben beschädigt würde und dass es nur eine Möglichkeit gäbe: den Wagen an seinen Platz zu fahren. Die Straße war nass und voll Streusalz sodass der Weg erst abgedeckt werden musste, ehe der Wagen bewegt werden konnte. Decken, Plastikfolien und Verpackungsschaumplatten wurden aus dem Lastwagen und dem Museum entführt, aber das reichte nicht.

off  load
off load
In seiner Verzweiflung durchsuchte jemand einen Müllcontainer in der Nähe und entdeckte eine große Rolle orangener Plastikfolie, die für diesen Zweck mehr als ausreichte.

Als der Weg bereitet war startete unser Mechaniker vorsichtig den Wagen, setzet ihn zurück aus dem Transporter heraus und manövrierte ihn dann die Straße hinunter zum Museumseingang. Da gab es den nächsten kurzen Herzstillstand – es sah so aus, als sei der Eingang zu schmal für den Rolls. Wir hatten die Maße des Eingangstores vorher erhalten und hatten für die Maße des Wagens die der Katalogbeschreibung benutzt. Menschen mit Maßbändern traten in Aktion. Schließlich erklärte ein Museumsangestellter mit selbstgerechtem Lächeln, dass wir gerade mal 10 cm auf jeder Seite Luft hätten. Es gibt Leute, die sagen Sammlungsverwalter wären geradezu obsessiv, wenn es um die Größe und andere Details der Sammlungsobjekte geht. Gott sei dank erwies sich diese Behauptung als richtig.

into the museum
in das Museum
Die nächste Herausforderung für unseren Mechaniker war es, den großen Wagen mit viel Fingerspitzengefühl durch einen ziemlich engen Gang zu bugsieren. Das waren schwierige Minuten mit Leuten, die Anweisungen brüllten und mit wachsender Spannung, aber schließlich erreichte der Wagen unversehrt die Ausstellungshalle.

Den Wagen rasch an seine Ausstellungsposition auf verstärkten Bodenplatten zu bringen war die nächste große Herausforderung. Die Meisten der schwimmend verlegten Bodenfliesen vertrugen maximal 567 Kilo Gewicht, während die Last an jedem Einzelnen der Räder 680 kg betrug. Ziemlich sofort nachdem der Wagen in die Halle gekommen war, begannen sich die ersten Bodenfliesen zu wölben und drohten zu brechen. Der Wagen drohte den Boden zu zerstören. Die Museumsmittarbeiter eilten in eine Schreinerei und kamen mit Sperrholplatten zurück. Rasch wurde der Wagen auf sie gefahren, um so das Gewicht besser zu verteilen und das Unglück ab zu wenden. Aber wie sollte der Wagen nun an seinen Platz gebracht werden? Eine kreative Lösung, die Technik und rohe Gewalt verband wurde ausgekocht.

creative moving technique
kreative Transporttechnik
Transportrollen mit anhängenden Gurtbändern wurden unter jedes Rad platziert. Dann zog das Team den Wagen händisch über die Spanplatten bis neben die verstärkten Bodenfliesen. Dann fuhr der Mechaniker den Wagen rasch und sicher so, dass die vier Räder genau auf den verstärkten Fliesen standen. Der Wagen war nun in Position. Ja! Nun galt unsere Sorge der Farbe. Hatten der dramatische Wechsel der Temperaturen und der Luftfeuchtigkeit ernste Folgen gehabt? Ein Gemälderestaurator vor Ort, der die Eingangsprotokolle anfertigte, untersuchte den Wagen sorgfältig und fand die Farbe unbeschädigt.

Geschafft! Wir hatten die Zielvorgabe eingehalten. Der Wagen war an seinem Platz, 24 Stunden vor der feierlichen Eröffnung mit den beiden bedeutendsten Politikern der Provinz Quebec, dem Premierminister und dem Vizegouverneur. Harte Arbeit und Planung, unterstützt von einer außerordentlich genauen Katalogisierung und gemildert durch innovative Problemlösungen hatten zum Erfolg dieses Projekts geholfen.
http://pacmusee.qc.ca/en/media/press-releases/john-lennon-s-rolls-royce-at-pointe-a-calliere (Geschichte des Rolls und seine Überführung)

Dies ist meine letzte Geschichte für RegTrek. Ich möchte dem Team von RegTrek für seine intensive Arbeit und Unterstützung danken, besonders Angela Kipp für den Enthusiasmus mit dem sie dieses wunderbare Projekt voran treibt. Ich möchte allen von Herzen alles Gute wünschen, da ich einen neuen Lebensabschnitt beginne: ich unterrichte Englisch als Fremdsprache und entwickle Unterrichtsmaterial und Lehrpläne dazu. Ich wünsche allen das Beste bei diesem erstaunlichen Abenteuer RegTrek voran zu bringen und bedanke mich dafür, dass ich teilnehmen konnte.

Herzliche Grüße
Derek Swallow
Senior Registrar, Royal BC Museum

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Herzlichen Glückwunsch zum zweiten Geburtstag, Registrar Trek!

Gute Nachrichten: Wir starten ins dritte Jahr als Registrar Trek!

2nd_birthdayNachdem wir neulich auf ein großartiges Jahr 2014 zurückgeblickt haben, fragen wir uns natürlich was 2015 für uns bereit hält?

Das ist schwierig zu sagen, wenn man keine Kristallkugel besitzt. Und wenn man eine in der Sammlung hätte, würde man als Registrar zulassen, dass sie benutzt wird? Und funktionieren Kristallkugeln auch, wenn man weiße Handschuhe oder Nitrilhandschuhe trägt? Fragen über Fragen…

Was wir Ihnen für 2015 versprechen können ist, dass wir Sie weiter mit Geschichten und Artikeln aus unserem Bereich unterhalten werden. Traurigerweise geht Derek in den Ruhestand, also wird sein nächster Artikel auch sein letzter sein. Der ist allerdings sehr spannend, bleiben Sie deshalb dran für die Geschichte von Lennons Rolls Royce!

Während der Feiertage haben mein Partner und ich uns mit Mikrocontrollern beschäftigt und ja, es wäre möglich dass dabei auch an Dingen herumprobiert wird, die für die Sammlungsarbeit relevant sein könnten. Oder aus Versehen ein Arduino dran glauben muss. Oder beides. Lassen Sie uns nur noch ein wenig weiter experimentieren…

2015 wird die zweite ARCS Konferenz sein, diesmal in New Orleans und ich bin mir sicher, dass wir darüber einen Bericht bringen werden. Wir werden natürlich auch weiterhin das Feld der Museumsdokumentation unterstützen und hoffen, dass viele von Ihnen den Hashtag #MuseumDocumentation auf Twitter nutzen. Und ich weiß, dass wo auch immer Sie sind und was auch immer Sie arbeiten es jede Menge schöne, unerzählte Sammlungsgeschichten gibt, die wir alle hören möchten, also schicken Sie sie an story@museumsprojekte.de.

Danke fürs Lesen, bleiben Sie uns gewogen und halten Sie uns auf dem Laufenden!

Angela

Festtagsgrüße – Ein Hoch auf die unbekannten Helden!

cleaning-lady-258520_640Ein Jahr ist seit Weihnachten vergangen? Ich kann es kaum glauben. Die letzten Festtagsgrüße scheinen von gestern zu stammen.

Wir haben dieses Jahr jede Menge ganz unglaublicher Geschichten gesehen: wir haben ein Trilemma gelöst, die Europäische Konferenz der Registrare besucht, einiges an Material in den Werkzeugkasten gepackt (zum Beispiel, wie man Buttons am besten lagert), wir haben uns mit Barcoding auseinander gesetzt, uns für Kinder im Museum eingesetzt, Bomben gefunden und Vögel und Fledermäuse aus den Depots vertrieben. Wir haben Matt mit „Art and Craft“ im Kino gesehen und die Initiative von Rupert Shepherd unterstützt, um Museumsdokumentation über #MuseumDocumentation ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Kurz gesagt: wir haben viele Geschichten erzählt, die dies wert waren.

Aber wenn wir heute anstoßen, dann möchte ich das nicht auf uns, die Sammlungsleute tun. Vor kurzem gab es Beitrag über Registare bei Peabody’s Lament (http://peabodyslament.wordpress.com/2013/10/22/registrar-humor/) und in der Kommentarspalte stellte der Author, T.H. Grey fest: „ .. wir haben schon oft von Registraren gehört, dass sie sich als die “unbekannten Helden” der Museen bezeichnen“. Das mag stimmen, aber wir sind nicht die wirklich unbekannten Helden. Wenn ich an unbekannte und ungerühmte Helden im Museumsbereich denke, dann kommen mir sofort die Reinigungskräfte in den Sinn.

Wenn sie überhaupt je im Museumkontext erwähnt werden, dann mit einem spöttischen Unterton, besonders wenn sie etwas sauber machten, das nicht gereinigt werden sollte, so wie 2011 bei der Installation von Martin Kippenberg „Wenn’s anfängt durch die Decke zu tropfen“ http://www.dw.de/cleaning-lady-destroys-contemporary-sculpture-with-her-scrubbing/a-15510231 Das Vorurteil, dass nur Reinigungsdamen so dumm und ungebildet sind, dass sie Kunst von Abfall nicht unterscheiden können ist so stark, dass die Meisten denken, sie wären für die Zerstörung der Arbeit “Ohne Titel (Badewanne)“ von Joseph Beuys von 1960 verantwortlich, die 1973 versehentlich gereinigt wurde – in Wirklichkeit wurde sie von zwei Mitgliedern einer deutschen Partei sauber geschrubbt, die nach einem Fest die Teller spülen wollten (http://www.spiegel.de/einestages/skandal-um-beuys-badewanne-a-947414.html). Seltsam nur, dass die Berichte von der Zerstörung von Kunstwerken durch andere Museumsmitarbeiter oder durch Besucher (http://content.time.com/time/specials/packages/article/0,28804,1956922_1956921_1956906,00.html) nie mit der gleichen klammheimlichen Freude geschrieben werden…

officeNie gibt es einen Bericht darüber, wie uns das Reinigungspersonal Millionen von Euro an Konservierungs- und Restaurierungskosten erspart, da es Schäden durch Staubeinwirkung verhindert, Museen schädlingsfrei hält und Vorfälle melden, sobald es sie sieht. Und es sieht sie wirklich, wenn man ihm nur sagt, worauf es achten muss. Es ist bestimmt kein Vergnügen, Toiletten und Büros zu reinigen, besonders die Büros, in denen so viel Papier lagert, dass nur mit Mühe ein Platz zum Reinigen zu finden ist (dabei kommen mir immer gleich Büros von Registraren und Konservatoren in den Sinn… ). Aber Sauberkeit ist eines der Fundamente unserer Arbeit: Staub, Schimmel, Insekten und all die andern üblen Gesellen sind fern zu halten, um so die Sammlungen für die Zukunft zu sichern.
Aber bei all den Reden mit den „weiter so“ –Wünschen, in denen am Ende eines erfolgreichen Jahres den Beiräten, den Freunden des Museum, den Volontären und Ehrenamtlichen, den Mitarbeitern in den Sammlungen, in der Museumspädagogik, im Ausstellungsbetrieb, im Marketing und in der Verwaltung gedankt wird habe ich kaum je ein Wort über die Reinigungskräfte gehört.

Deshalb wollen wenigsten wir, bei Registar Trek unsere Gläser auf Sie erheben, unsere treuen Reinigungskräfte, unsere Partner bei der Pflege des Bestandes und bei der Schädlingsbekämpfung!

Darüber hinaus wünscht das ganze Team von Registrar Trek allen treuen Lesern und Unterstützern:

ein fröhliches Weihnachtsfest und ein gesundes und glückliches Neues Jahr 2015

Angela

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.