Eine Weiße Nacht in Helsinki, im Hintergrund der HauptbahnhofWenn die Leute mich fragen, wie Helsinki war, fange ich an mit Begeisterung von der schönen Stadt, den weißen Nächten, den freundlichen Menschen, dem guten Essen, den Möwen,… zu erzählen. Dann merke ich, dass die Frage anders gemeint war. Sie wollen wissen, ob es etwas Sinnvolles, Innovatives, Wichtiges oder irgendwie Interessantes auf der Konferenz zu hören gab. In Ordnung, das klingt einleuchtend, schließlich war das keine Urlaubsreise, obwohl ich viel Spaß hatte.
Natürlich gab es viele interessante Dinge in den Vorträgen. Um das auf eine Art und Weise zu berichten, die irgendwie Sinn macht für jemanden, der nicht selbst dabei war musste ich meine Gedanken und Notizen ordnen. Letzteres war einfach, ich hatte permanent von der Konferenz getwittert, ich musste die Tweets von mir und anderen nur mit Hilfe der Website Storify zusammenfassen, um ein Notizbuch zur Hand zu haben: https://storify.com/RegistrarTrek/erc2014-the-twitter-notepad. Dummerweise hatte ich mir zweimal die Arbeit gemacht, die Tweets anhand der verschiedenen Vorträge zu ordnen und das Programm hat diese Arbeit aus unerfindlichen Gründen zunichte gemacht. (Notiz an mich: Beitrag über die Möglichkeiten und Schwierigkeiten des Twitterns von Konferenzen schreiben).
Gerade als ich angefangen hatte, den Bericht zu schreiben, stellte ich fest, dass die Englische Registrarsvereinigung „UK Registrars Group“ ein Blog gestartet hatte, auf dem sie Zusammenfassungen aller Vorträge veröffentlichten. Sie können es hier finden: http://ukregistrarsgroup.blogspot.co.uk/
Hafen in HelsinkiDadurch fühle ich mich ein Stückweit von der Aufgabe befreit allumfassend berichten zu müssen und kann mich statt dessen auf einige Punkte konzentrieren, die mir besonders wichtig erschienen. Ich werde in einigen Beiträgen berichten, geordnet in der Reihenfolge der Vorträge auf der Konferenz.
Und jetzt, bevor wir uns endgültig in Registrar-Kauderwelsch begeben wollen, erlauben Sie mir noch ein Bild zu zeigen vom Landeanflug auf Helsinki, zusammen mit den Worten des Finnischen Dichters Alexis Kivi, die ich leider nur auf Englisch gefunden habe:
What is that land of hill and dale
That is so beautiful,
The land aglow with summer days,
Land with the northern lights ablaze,
Whose beauty all the seasons share,
What is that land so fair?
The Finnish Land
Dieser Beitrag ist auch auf Französisch erhältlich, übersetzt von Aurore Tisserand.
Wenn Sie wählen könnten, ob Sie Geld für Restaurierung, Museumspädagogik oder Dokumentation geben wollen, wofür würden Sie sich entscheiden?
Ich hatte diese Wahl bei einer Sammelbüchse in einem Nationalmuseum in London kurz vor Weihnachten im letzten Jahr. Das heißt, ich konnte zwischen Restaurierung und Museumspädagogik wählen, Dokumentation tauchte nicht auf. Das gab mir zu denken: Dokumentation erscheint selten in der Öffentlichkeit, wenn darüber gesprochen wird, was Museen tun.
Laura Cronin, Sammlungsassistentin im Horniman Museum bei der Arbeit. Sie gleicht eine der Mumien mit dem zugehörigen Papierkram ab. Photo: Helen Merrett
Wenn Sie diesen Blog lesen, wissen Sie sicher, worum es sich bei der Dokumentation handelt. Wenn Sie mich fragen, besteht Dokumentation aus zwei Teilen: Suche nach den Informationen, die ein Museum zu seinen Sammlungen besitzt und sicherstellen, dass das Museum darüber und über alles, was mit den Dingen passiert Rechenschaft ablegen kann gegenüber seinen Besuchern, seinen Geldgebern und der Öffentlichkeit überhaupt. Und ich bin sicher, Sie verstehen, dass die Dokumentation eines Museums eine ebenso zentrale Rolle hat, wie die Sammlungsgegenstände, denn ohne Dokumentation sind die Objekte ein sinnloser Haufen von Krimskrams. Wenn wir nicht wissen, was die Objekte sind und wo sie herkommen, können wir sie auch nicht sinnvoll ausstellen und den Besuchern helfen, sie zu verstehen.
Warum wird die Dokumentation dann aber so selten für das Publikum sichtbar? Nach meiner Begegnung mit der Sammelbüchse wollte ich meine Kollegen in der Museumwelt fragen und begann deshalb eine Diskussion bei LinkedIn in der Gruppe „Collections Management“ des Collections Trust (man muss sich bei dieser Gruppe anmelden, um sie verfolgen zu können). Die Diskussion war faszinierend und dieser Blog ist der Versuch, sie konzentriert und strukturiert wieder zu geben.
Warum ist Dokumentation wichtig?
In England und vermutlich überall in der Welt stehen von der Öffentlichen Hand getragene Museen unter großem finanziellem Druck: wir sollen so viel Arbeit leisten wie immer, eher mehr, aber mit immer weniger Geld. Von daher müssen wir uns in einem immer weiteren Umfeld nach finanzieller Unterstützung umsehen, selbst für die ganz zentralen Aufgaben. Vor wenigen Tagen unterhielt ich mich mit meiner Direktorin über die Schwierigkeiten, Geld für die tag-tägliche Dokumentationsarbeit zu bekommen und sie sagte etwas, das ich mir zu Herzen genommen habe: Sie müssen diese Geschichte hörbar machen. Es hat keinen Sinn immer zu sagen, Dokumentation ist wichtig: wir müssen sagen warum!
Auf der Suche nach einem wirklich mitreißenden Argument für die Bedeutung der Dokumentation bat ich die Kollegen aus der LinkedIn–Gruppe, ihre Erklärungen zur Verfügung zu stellen – im Idealfall mit den 140 oder weniger Zeichen, die es braucht, um einen Tweet zu starten (zu Twitter weiter unten mehr). Es gab einige großartige, prägnante Antworten. Vor einigen Wochen habe ich dann jeweils eine davon pro Tag geweetet – ein paar Wochen lang. Ich habe sie hier festgehalten. Sie haben genau das bestätigt, was ich schon sagte: ohne Dokumentation können wir unsere Objekte weder verstehen, noch etwas Vernünftiges mit ihnen anfangen und sie auch nicht für die inspirierenden Sachen nutzen, auf die wir so stolz sind. Und natürlich müssen wir auch wissen, wo unsere Objekte sind, in der Lage sein zu beweisen, dass sie unser Eigentum sind, usw.
Verborgener Schatz gefunden im Zuge der Aktion „Geschichten aus der Sammlung“: ein Anhänger aus Gold, Kupfer und Halbedelsteinen aus Nepal, 1970.292 Horniman Museum and Gardens
Ein paar der antwortenden Kollegen erweiterten zudem den Blick. Angela Kipp von Registrar Trek sagte: „ohne Dokumentation verliert die Menschheit ihr Gedächtnis“ und „sein Gedächtnis zu verlieren bedeutet sich selbst zu verlieren“. Am liebsten war mir aber, wohl wegen ihres großen Enthusiasmus, die Antwort von Barbara Palmer, die Registrarin am Powerhouse Museum ist: „Ich entdecke versteckte Schätze und mache sie zugänglich. Ich habe das Gefühl den schönsten Beruf der Welt zu haben“.
Warum ist die Dokumentation nicht sichtbarer für das Publikum (und warum ist das von Bedeutung)?
Was aber ist der richtige Weg? Nick Poole zum Beispiel meinte, wir sollten das Museum nicht in einzelne Tätigkeitsbereiche aufteilen: was wichtig ist, sei das Endresultat. Schließlich würden sich auch Supermärkte auf die Qualität dessen, was sie verkaufen konzentrieren und nicht darauf, wie die Dinge in die Regale kommen.
Aber ich denke, bei allem Respekt vor Nick, dass er da leicht daneben liegt. Auf vielen Gebieten wird auch die Infrastruktur deutlich. Um bei Nicks Beispiel vom Supermarkt zu bleiben: er macht Reklame für die Frische seiner Produkte indem er formuliert: „vom Feld in unsere Regale in zwei Tagen“ – und wir sehen die Personen, welche die Regale bestücken und die Lastwagen, welche die Produkte transportieren. Im Museum prunken wir mit unseren Ausstellungen, Schautafeln, Erklärungen und Websites – aber die Besucher sehen die Infrastruktur nicht, die nötig ist, um all das her zu stellen. Sagen wir je „Diese Ausstellung wurde ermöglicht durch die Nutzung der qualitätvollen Daten aus unserer Sammlungsdatenbank“?
Und ist es überhaupt sinnvoll, uns mit Supermärkten zu vergleichen? Angela hat uns daran erinnert, dass Museen nicht nur dazu da sind, Objekte aus zu stellen, sondern auch zu lehren, zu sammeln, zu forschen und die Objekte für zukünftige Generationen und Forscher zu erhalten: wir wissen alle, dass nicht alles, was wir sammeln sofort ausgestellt wird und vieles, was an Forschung geschieht, findet nicht sofort seinen Weg in die Öffentlichkeit. Zumindest in England ist aber, fürchte ich, Angelas Ansicht ziemlich unmodern. Ständig sollen wir rechtfertigen, was wir tun und zwar in einer leicht begreiflichen, messbaren und sichtbaren Weise, deshalb liegt der Schwerpunkt auf dem, was dem Publikum unmittelbar zugänglich ist.
„Mr. Horniman“ hält ein Exemplar seines Schmetterlings, Papilio hornmimani und erzählt von den Sammlungen in der Afrika-Galerie des Horniman Museums. Photo: Laura Mtungwazi
Andere Leute wie Michaelle Haughian und Shaun Osborne legten nahe, dass Dokumentation vor allem für andere Museumsleute von Interesse ist: die Öffentlichkeit muss gar nicht sehen, wie es funktioniert. Michaelle fragte sich, ob „die Krux nicht darin liegt, wie die Mittel verteilt werden? Sollten wir eine zweite Diskussion darüber führen, wie unsere Museen an eine aufs nackte Minimum reduzierte finanzielle Ausstattung gewöhnt sind? Müssen wir nicht darüber reden, warum Museumspädagogik und Veranstaltungsprogramme mehr Geld bekommen als Sammlungs- und Dokumentationsarbeit?“ Diesen Punkt hatte Angela auch angesprochen: „Menschen entscheiden sich dafür, Dinge finanziell zu unterstützen, die sie kennen, an denen sie im Museum selbst teilnehmen (Veranstaltungen, Führungen) und nicht für etwas, das sie sich nur schwer vorstellen können, weil es viel Erklärung braucht (Restaurierung, Dokumentation, Öffentlichkeitsarbeit, Verwaltung,…).“
Ich denke, das ist das Kernproblem: wenn man gar nicht weiß, dass es etwas gibt, wie soll man dann wissen, dass es wichtig ist, oder gar, dass man dafür spenden könnte? Und vielleicht ist es, wie Shaun meint, gar nicht so wichtig, dass die Dokumentation für die Öffentlichkeit sichtbar ist, aber sie sollte doch für die Direktoren, die Beiräte und unsere Sponsoren sichtbar gemacht werden.
Warum Dokumentation ein „Problem“ ist (und wie es dazu kam)
Nick meinte auch, dass das Problem bei der Argumentation für die Dokumentation eben die Tatsache ist, dass wir sie als Problem sehen: wir neigen schrecklicherweise dazu, das Wort „Nachholbedarf“ an zu hängen. Wenn ich an meine eigene Dienststelle, das Horniman Museum denke, dann haben wir Rückstände verschiedener Art und ganz sicher gibt es auch Probleme. Ein Grund, warum ich mir Gedanken mache über den Eindruck, den die Dokumentation beim Publikum hinterlässt, ist der Wunsch einige der Rückstände auf zu arbeiten, die unser Museum daran hindern, so effektiv zu arbeiten, wie es könnte. Im augenblicklichen Förderungsklima müssen wir so effektiv als möglich arbeiten, eine schlechte Dokumentation verhindert das, eine sehr gute Dokumentation ermöglicht das.
Eine Seite aus dem Eingangsbuch für Naturgeschichtliche Objekte (1900 – 1934, ARC/HMG/CM/001/008). Horniman Museum and Gardens
Rückstände entstehen aus verschiedenen Gründen. Zumindest in älteren Museen sind sie teilweise auf die Art zurück zu führen, wie die Dokumentation entstand. In unserem Museum beginnen die Aufzeichnungen in Form von Inventarbüchern, die dann durch Inventarkarten ergänzt wurden, die dann zu Katalogkarten erweitert wurden, die in eine frühe Form der Elektronischen Datenbank überführt wurden, die dann in MulitMimsy überführt wurde, die dann in Mimsy 2000 integriert wurde und schließlich in Mimsy XG importiert wurde. (Im Ashmolean wurden 200 unterschiedliche Datenbanken in die erste museumseinheitliche Datenbank, MuseumPlus eingepflegt.)
Jeder dieser Schritte bot die Möglichkeit, dass sich Ungenauigkeiten einschlichen (bei der händischen Konversion) und unsaubere Problemlösungen beim Import oder der Überführung von Daten (in digitalen Systemen) gewählt wurden, um etwas fertig zu stellen und in einer vernünftigen Zeit zum Laufen zu bringen. Wir haben uns immer vorgenommen, auf diese Punkte zurück zu kommen um dann auf zu räumen; und dann ist irgend etwas anderes wichtig, die Gelegenheit ist vorbei und wir haben – einen Rückstand bei den Datenkorrekturen.
Und das zeigt einen zweiten Grund, warum sich Rückstände aufbauen: wir haben einen offensichtlichen Mangel an Ressourcen. Museen haben einfach nicht das Personal, das benötigt wird, um die anstehende Arbeit zu bewältigen (insbesondere nicht die Arbeiten, die jetzt getan werden müssten um eine Dokumentation zu erstellen, die nicht überarbeitet werden müßte). In vielen Organisationen wird Dokumentation statt festen Mitarbeitern zunehmend Ehrenamtlichen Mitarbeitern und Praktikanten übertragen, in der Hoffnung voran zu kommen – dann muss aber noch mehr kontrolliert und geprüft werden, um sicher zu sein, dass es seinen Zweck erfüllt und dafür haben wir meist die Zeit nicht, so sehr wir es auch wünschen.
Warum ist das alles so arbeitsintensiv geworden? Graham Oliver, der 35 Jahre als Konservator gearbeitet hat erinnerte uns daran, dass die Dokumentation Aufgabe des Konservators war. Die Personen, die sich an der LinkedIn-Diskussion beteiligten waren aber Konservatoren, Dokumentare, Datenbankverwalter, Content Manager, Verantwortlicher für die Objektannahme etc. In den letzten 20 bis 30 Jahren hat es in der Tat eine enorme Spezialisierung im Museumswesen gegeben. Zu Zeiten als Dokumentation schlicht bedeutete eine Erwerbung zu notieren, eine Karteikarte zu schreiben und die Forschungsergebnisse in einer Akte fest zuhalten, dazu eine Standortnotiz zu verfassen, wenn das Objekt bewegt wurde, da war es einfacher, das in die tägliche Arbeit eines Konservators zu integrieren.
Ein Inventareintrag in der Datenbank Mimsy XG im Horniman Museum. Horniman Museum and Gardens
Aber dann kamen die Computer und sie wurden das Reservat von Spezialisten – verständlicherweise, wenn man sich ein System ansieht wie unser Mimsy XG im Horniman Museum: es gibt ca. 300 unterschiedliche Eingabefelder und die zu konfigurieren, zu unterhalten und die Daten konsistent zu halten ist eine Aufgabe für Spezialisten, die zudem die meisten Personen, die in Museen arbeiten, schlicht nicht tun wollen.
So wurden eigene Stellen für Dokumentare geschaffen, um die Informationen in den Griff zu bekommen und damit die Abläufe, wie sie von Spectrum in den letzten 20-30 Jahren implementiert wurden, mit der elektronischen Datenverarbeitung verknüpft werden konnten. Manche Konservatoren haben sich daran gewöhnt, andere leider nicht. Das gleiche gilt für die vielen anderen Spezialisten, die heute Arbeit wahrnehmen, die früher Konservatoren erledigt haben – und es gab damals weniger Konservatoren, als es heute Spezialisten für alle diese besonderen Aufgaben gibt.
Da die Dokumentation immer mehr die Aufgabe von Spezialisten wurde, ist bei anderen Museumsmitarbeitern das Wissen geringer geworden, welche Probleme auftauchen können, wenn sie nicht korrekt durchgeführt wird. Einige Missverständnisse waren besonders schädlich und haben es uns schwerer gemacht, wenn wir argumentieren, dass wir Ressourcen brauchen, um unsere Rückstände an zu gehen.
Das erste ist die Datenbank-Fee-Illusion. Ein Oberkonservator (ich nenne hier keine Namen, nicht einmal Museen) sagte mir einmal, die ideale Sammlungsdatenbank bestünde nur aus einem Feld, in das er alles schreiben würde, was er über das Objekt wisse. Die Datenbank würde dann diese Informationen so organisieren, dass sie effektiv genutzt werden könne. Das Trugbild ist die Vorstellung, man müsse nur alle Sammlungsinformationen in die Datenbank eingeben und alles ist gut, ganz gleich wie unsystematisch, mit Tippfehlern behaftet und unvollständig sie sind: es ist in der Datenbank und damit natürlich o.k.. Schließlich gibt es in der Datenbank kleine Feen, die die Daten abklären (bis zur Druckreife), abgleichen, verlinken und so weiter. Unsere Kollegen scheinen manchmal einen rührenden Glauben an die Intelligenz des Computers zu haben, während diejenigen unter uns, die sie häufiger nutzen, wissen, dass die grundsätzlich dumm sind und wenn man Mist eingibt auch Mist wieder heraus kommt.
Verwandt damit ist die Google-Illusion. Wir sind inzwischen alle sehr daran gewöhnt Suchmaschinen zu nutzen. Wir tippen etwas z.B. in Google ein und wenn wir auf der ersten Seite etwas nützliches finden sind wir der Ansicht, es hätte gut funktioniert. Auf der anderen Seite findet man bei einer Suche in einer gut geführten Datenbank alle die Objekte, nach denen man Ausschau hält und nichts anderes.
Wieder erinnere ich mich an eine Unterredung, die ich mit einem Kollegen hatte. Wir sprachen über die Suche nach Objekten aus Kupferlegierungen und was die Suchstrategie wäre. Im Idealfall würde man im Materialfeld „Kupferlegierung“ eingeben und alle Objekte erhalten, die aus Kupferlegierungen bestehen und nichts anderes. Aber mein Kollege ließ ganz vergnügt eine Reihe von Suchvorgängen laufen: natürlich für Kupferlegierung, dann aber auch für Cu-Legierung, Cu-Verbindung, Bronze, usw. Nach seiner Vorstellung war die Datenbank gut, wenn er auf diese Weise die meisten der relevanten Objekte und einige nicht ganz so geeignete erhielt. Er machte sich offenbar nicht klar, dass es auf diese Weise sehr viel schwieriger war, die Informationen dann weiter zu nutzen, etwa für Objektlisten, die auch außerhalb der Datenbank verwendet werden konnten.
Wenn wir uns nochmal Google zuwenden und daran denken, welch enormer Aufwand an Forschung und Entwicklung in seine Such-Algorithmen gesteckt wurde, dann sehen wir, dass es ein außerordentlich teures Instrument zum Indexieren von schlecht strukturierten Daten ist und dass es das ganz angemessen, eben so gut als möglich, macht. Es hat aber unsere Erwartungen an eine erfolgreiche Objektrecherche auf eine sehr ungesunde Art und Weise gesenkt.
Profilierung der Dokumentation in der Öffentlichkeit
Sie sehen, ich stimme mit Nick überein, wenn er sagt, es gäbe einen schon lange bestehenden „clash of cultures“ zwischen den Dokumentaren, die systematische Denker zu sein pflegen und den Kollegen, die, wie er sagt, „von Werten gesteuerte, kreative Personen mit einem Kanon sozialer Werte“ sind. Das hat dazu geführt, dass man den Wert der Dokumentation in Vorstellungen ihrer Nutzer formulieren muss. Und ich stimme mit Nick darin überein, dass wir uns für eine Museums- und Fundraising-Kultur einsetzen müssen, die anerkennt, dass „ein Gebäude mit Dingen darin aber ohne Wissen oder erfahrene Personen kein Museum ist. Und die Leute habe Museen verdient“.
„Hinter den Kulissen“ Führung im Museumsdepot, die beiden Dokumentationsmitarbeiter Clare Plascow (mit dem Rücken zur Kamera) und Rachel Jennings erklären ihre Aufgaben bei den „Geschichten aus der Sammlung“. Photo: Nicola Scottt
So kommen wir zu der Frage zurück, wie man am besten argumentiert. Die LinkedInd Diskussion war, wie wir gesehen haben, grob gesagt in zwei Lager gespalten: die einen halten es nicht für nötig, das Profil der Dokumentation in der Öffentlichkeit bekannter zu machen, da sie Teil eines Prozesses ist, der schließlich die Öffentlichkeit erreicht, in Form von Schautafeln, Ausstellungen, Museumspädagogiscn Veranstaltungen u.a. und das wäre schließlich das, was wichtig sei; die anderen die meinen, es wäre wichtig zu zeigen, was wir tun, um der Sache selbst willen. Schließlich gab es noch Stimmen, dass die Dokumentation mit anderen Arbeiten „hinter den Kulissen“ zusammengefasst und so der Öffentlichkeit präsentiert werden sollte und das, denke ich, sollten wir alle versuchen und im Auge behalten.
Schachtel und Etiketten für die „Geschichten aus der Sammlung“ die auf ihre Verwendung warten. Photo: Rupert Shepherd
Aber im Prinzip gehöre ich weiterhin zur zweiten Gruppe. Es gab noch einen Anlass, der mir den Anstoß für diese Diskussion gab, und zwar ein ganz beiläufiger Kommentar in einer Sitzung. Einer unserer Restauratoren sagte, dass er gerade ein Objekt fertig gestellt hatte und unser Digital Media Manager antwortete wie aus der Pistole geschossen: „Toll! Können Sie mir dazu einen Blog schreiben? Jeder liebt Restaurierungsblogs“. Unsere Restaurierungsabteilung hat ihre eigene Seite auf unserer Website, mit einem Link zu zehn beispielhaften Restaurierungen. Unsere Dokumentation (und unsere Sammlungsverwaltung) hat so etwas nicht – auch wenn wir bedeutende Beiträge zu so unterschiedlichen Bereichen der Museumsarbeit liefern, wie der Onlinesammlung, den „Geschichten aus der Sammlung“, der Inventur der Sammlungen und der berühmten Reise unseres Walrosses ans Meer bei Margate.
Dies zeigte mir – wie die Sammelbüchse in dem Nationalmuseum, dass wir schon Dinge „Hinter den Kulissen“ publik machen aber nur bestimmte Teile davon. Und wie Angela es sagte: die Leute denken an das, was sie sehen, wenn sie um Spenden gebeten werden und ihre Kreditkarte zücken. Ja, wir müssen unseren Vorgesetzten das Profil der Dokumentation deutlicher machen, aber wir müssen dieses Wissen auch weiter verbreiten, denn schlussendlich sind es nicht nur unsere Vorgesetzten, die über die Dotierung bestimmen.
Wie aber sollen wir vorgehen? Als ich die Diskussion bei LinkedIn begann, schlug ich auch vor, dass jeder, der in der Museums-Dokumentation arbeitet und einen Twitteraccount hat, täglich unter Hashtag #MuseumDocumentation twittern sollte, was er getan hat und – besonders wichtig – warum das wichtig ist. Einige Wochen nachdem wir begonnen hatte, hat Angela einige der Tweet zusammengefaßt, die kompletten Tweets kann man hier aufrufen.
Auch wenn ihre Follower nur Ihre Familie, Freunde und Kollegen sind, es ist ein Anfang. Und je mehr Eigendynamik das entwickelt, desto weiter wird sich das Wissen über unser unmittelbares Umfeld hinaus verbreiten. Dann werden unsere Vorgesetzten und vielleicht auch unsere Geldgeber beginnen zu verstehen, dass es wirklich der Sache wert ist, die Dokumentation zu unterstützen. Deshalb möchte ich hier allen danken, die bisher an der Diskussion teilgenommen haben, sowohl auf LinkedIn als auch auf Twitter. Ich war sehr beindruckt von der großen Begeisterung und dem leidenschaftlichen Engagement für das, was wir tun. Ich möchte deshalb auch alle ermutigen, sich an dem Tweet unter #MuseumDocumentation zu beteiligen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es eine große Herausforderung, aber auch eine Anregung ist, jeden Tag auf neue Art und Weise zu sagen, warum das, was ich gerade tue wichtig ist.
Gab es schon Erfolge? Nun, unser Digital Media Manager kam und bat mich um einen kurzen Blogeintrag zur Dokumentation und den Hashtag für unsere Website; und ich bin interviewt worden für einen Artikel über Dokumentation im Museums Journal und zudem wurde ich gebeten einen kleinen Beitrag für das Museums & Heritage Magazine zu liefern. So haben wir vielleicht schon begonnen, unseren Bekanntheitsgrad ein bisschen zu steigern.
Und noch etwas: als ich wieder in dem Nationalmuseum in London war, konnte man bei der Spendenbox nicht länger wählen….
Über den Autor
Rupert Shepherd studierte ursprünglich Kunstgeschichte mit Schwerpunkt Italienischer Renaissance ehe er sich der Museumsdokumentation zuwandte, und unterwegs Digitalisierung und EDV-Anwendung in den Geisteswissenschaften ausprobierte. Er war drei Jahre lang Leiter der Museumsdokumentation im Ashmolean Museum und ist nun seit 2010 Leiter der Dokumentation der Horniman Museum and Gardens im Südosten von London.
Von den Museen des 21. Jahrhunderts werden Neuerungen auf dem Gebiet der Ausstellungsmethoden, der museumspädagogischen Programme und der Erschließung von Einkommensquellen erwartet. Das ist aber nicht immer der Fall, wenn es sich um museumsinterne Prozesse handelt. Jedoch – Notwendigkeit kann zu solchen Neuerungen führen. Viele Museen müssen im 21. Jahrhundert der harten Realität schrumpfender Budgets ins Auge schauen. Eine Folge davon ist: weniger Mitarbeiter mit größerer Arbeitsbelastung. Um dennoch einen hohen Standard für die Benutzer bieten zu können und sich im Inneren an best practices zu orientieren, muss das Personal sehen, wie es effektiver arbeitet. Eine Lösung ist besseres Zeitmanagement. Neue Maßnahmen, wie das Reduzieren der Anzahl und der Länge von Sitzungen, können dieses heute kostbare Gut, nämlich Zeit, retten. Einsparen lässt sich etwa, indem man die Art und Struktur traditioneller Museumsbesprechungen modifiziert. Anfang 2013 begann das Royal BC Museum, in dem ich arbeite, ein Pilotprojekt, das sowohl die Länge der Treffen des Sammlungskomitees begrenzen, als auch einen flexibleren Entscheidungsprozess mit mehr Gleichberechtigung unter den Teilnehmern bewirken sollte.
Zu viel Arbeit? # f 08817 Sammlung der Royal BC Museum/BC Archives.
Bisher traf sich unser Komitee, das aus den Kuratoren, Archivaren und einem Vertreter der Restaurierung bestand und einen Vorsitzenden hatte, einmal im Monat für eineinhalb Stunden: es hatte die Aufgabe zu entscheiden, welche neuen Sammlungen, die von den jeweiligen Sammlungskuratoren oder Archivaren vorgeschlagen wurden, in die Sammlungen des Royal BC Museum aufgenommen werden sollten. Ebenso wurden Deakzessionierungen verhandelt. Die Agenda wurde den Mitgliedern einige Tage vor der Sitzung elektronisch zugestellt, sodass die Vorschläge für jede einzelne vorgeschlagene Erwerbung durchgesehen werden konnten, zusammen mit der Stellungnahme des Konservators und dem Bericht der Restaurierungsabteilung. Dieser umfasste allgemein und im Besonderen den Zustand der Sammlung und ihrer Bestandteile mit einer Aufstellung der Zeit, die nötig wäre, um die einzelnen Teile zu stabilisieren und über lange Zeit zu erhalten. Mit diesen Informationen versehen besuchten die Mitglieder des Komitees die Sitzung, zusammen mit dem die jeweilige Sammlung vorschlagenden Konservator/Archivar. Die Antragsteller stellten „ihre“ Sammlung vor, beantworteten Fragen und dann stimmte das Komitee ab. Auch Deakzessionierungen wurden auf ähnliche Weise bearbeitet. Ich nehme an, dass das ein Vorgehensweise ist, die in vielen Institutionen bekannt ist.
Der langen Sitzungen des Sammlungskomitees müde? # a 00514 Sammlung der Royal BC Museum/BC Archives.
Das neue Modell des Royal BC Museums ersetzte die „Von Angesicht-zu-Angesicht-Treffen“ durch „virtuelle“ Konsultationen und Entscheidungsfindungen. Mit „virtuell“ meine ich, dass der ganze Informationsfluss und die Diskussion über die Sammlungserwerbung zwischen den Antragstellern und den Komitee-Mitgliedern auf elektronische Weise erfolgt. Der ganze Informationsfluss, die Tagesordnung, die Stimmzettel und die Entscheidungen des Komitees existieren als Exel- und Word-Dokumente, die digital auf einem gemeinsamen Laufwerk jederzeit zur Verfügung stehen. Im gleichen Zusammenhang veränderte sich auch die Struktur des Komitees. Die Mitglieder waren nun gleichberechtigt: Sammlungsverwalter waren nun ebenso Mitglieder wie Konservatoren und Archivare. Der Registrar, der vorher der Schriftführer war, erhielt nun die Rolle eines Quasi-Vorsitzenden, dem es oblag, die elektronische Stimmabgabe vor zu bereiten und zu aktualisieren, und die auf elektronischem Weg erfolgende Kommunikation einzuordnen und weiterzureichen.
Und so funktioniert, kurz gesagt, das „virtuelle“ Sammlungskomitee (Collection Committee = CC):
Sobald der Anschaffungsvorschlag für eine Sammlung vollständig von dem vorschlagenden Konservator oder Archivar, dem Restaurator und dem entsprechenden Sammlungsleiter in die Datenbank eingestellt ist, wir er vom Registrar auf dem „Stimmzettel“ veröffentlicht, der zugleich als Agenda dient. Die Felder des Formulars umfassen das Fachgebiet der Sammlung, die Registrierungsnummer (die von der Sammlungssoftware vergeben wird und unverwechselbar ist), der Name des Spenders oder der Sammlung, eine kurze Beschreibung, der Name des Vorschlagenden, und Kästchen für die Stimmabgabe jedes Komitee-Mitglieds. Dieses Arbeitsblatt wird jeweils zu Anfang des Monats auf ein gemeinsames Laufwerk gestellt, das allen Komitee-Mitgliedern zugänglich ist. Hat ein Mitglied des Komitees ein Frage, sendet er sie an den Vorschlagenden, mit Cc an alle anderen Komiteemitglieder. So erhalten auch alle die Antwort. Dieser Vorgang ersetzt die persönliche Diskussion. Der Registrar kopiert alle diese Fragen und Antworten, ebenso wie allgemeine Kommentare der Komiteemitglieder in ein Worddokument, das zusammen mit der Abstimmungsliste die Entscheidung dokumentiert.
Warum nicht unsere ausgefeilten Computerprogramme nutzen, um die Arbeit besser zu machen? # na 19565 and # i 24586-1 Sammlung der Royal BC Museum/BC Archives.
Die Abstimmungsliste/die Agenda ist ein „lebendes“ Dokument; solange der Entscheidungsprozess in den ersten 3 Wochen des Monats läuft, werden die Mails vom Registrar nachgetragen, dann zählt er aus und veröffentlich das Ergebnis.
Zu den Vorteilen dieser Vorgehensweise gehört:
Die Abstimmung ist flexibel und kann erledigt werden, wenn es die Zeit erlaubt.
Der Vorgang ist „grüner“ – es wird kein Papier benötigt.
Antworten der Vorschlagenden auf die Fragen der Komiteemitglieder können gründlich durchdacht und klar dargelegt werden – während das aus dem Stand in den Sitzungen nicht unbedingt möglich war. Außerdem können nun Fragen und Antworten vollständig dokumentiert werden. In den Protokollen der traditionellen Sitzungen gab es nur Kurzfassungen der Diskussion. Dabei konnten ganz entscheidende Nuancen versehentlich verloren gehen.
Es brauchen keine Protokolle geschrieben zu werden.
Die Zeit für die Wege zwischen den Büros und dem Sitzungsraum wird gespart, ebenso die verlorene Zeit des Wartens, bis die Sitzung beginnt und schließlich die Zeit für soziale Kontakte während und nach dem Treffen. Das macht alleine schon leicht ein halbe Stunde aus.
Zu den Nachteilen gehört:
Die Email-Kommunikation reduziert den Dialog, der zu jeder Erwerbung geführt wird und in einer persönlichen Besprechung kann in kürzerer Zeit mehr kommuniziert werden.
Es entfallen wichtige Gelegenheiten, über Probleme zu reden, die sich bei der Sammlungsdiskussion aus dem Zusammenhang ergeben, zum Beispiel über Richtlinien und Verfahrensweisen.
Einige Mitglieder empfinden die Entpersönlichung des Prozesses als unangenehm – wir sollten uns als Gruppe persönlich begegnen.
Da die Abstimmung nach und nach erfolgt, kann es sein, dass sich ein Mitglied von der Stimmabgabe eines geschätzter Kollegen beeinflussen lässt.
Der Zeitaufwand des Registrars ist größer.
Als derjenige, der dieses System entwickelt hat, bin ich der erste, der zugibt, dass die Zeitersparnis recht gering ist. Jedoch, auch eineinhalb Stunden im Monat zu gewinnen ist eine Hilfe und wenn andere interne Abläufe mit dem gleichen Blick für den Gewinn einer Stunde im Monat durchforsten würden, dann käme bald ein ganzer Tag zusammen.
Leider würde das unsere Arbeitslast nicht verringern und uns einen freien Tag verschaffen, es bedeutet nur, dass wir nicht so extrem hart arbeiten müssten, um unsere Aufgaben zu erledigen.
Ich schließe mit einem Satz des berühmten amerikanischen Schauspielers und Radiosprechers aus den 50er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, Edgar Bergen: „Harte Arbeit hat noch nie jemanden umgebracht, aber warum sollte man das riskieren?“
Tanja Praske vom KULTUR-MUSEO-TALK bewarf mich neulich auf Twitter mit einem Blogstöckchen. Nachdem ich erstmal recherchieren musste, was das eigentlich ist, nehme ich es nun mit weißen Baumwollhandschuhen auf und beantworte ihre Fragen:
Wer bist du? Und was reizt dich an deinem Job?
Ich bin eigentlich viele. Nein, ich bin nicht schizophren, aber Registrar Trek ist ein Gemeinschaftsprojekt an dem vier feste Autoren, viele Gastautoren und im Moment 36 Übersetzer beteiligt sind. Die Spanne reicht vom Sammlungsbetreuer aus Kanada über die russische Marketingexpertin, die derzeit in Bulgarien lebt bis zum Pressesprecher aus Zimbabwe. Ich erlaube mir aber die Fragen als Angela Kipp zu beantworten, da ich die Mitbegründerin und Administratorin des Projekts bin.
Ich bin Depotleiterin am TECHNOSEUM. Es klingt abgedroschen, aber an meinem Job reizt mich die Vielfältigkeit. An einem Tag geht es darum, den Transport eines fragilen Großobjekts zu organisieren, am anderen Tag sucht man nach der perfekten Möglichkeit, 400 winzige Fahrschullehrmagnete so zu lagern, dass sie für zukünftige Generationen erhalten bleiben. Unser Sammlungsbestand umfasst ca. 170.000 Objekte und dafür zu sorgen, dass die nicht kaputt gehen und möglichst gut, effizient und wieder auffindbar gelagert sind ist eine Sisyphosaufgabe, positiv formuliert eine Lebensaufgabe.
Registrar Trek ist dagegen ein privates Projekt, in dem ich meine Leidenschaft fürs Schreiben und für die neuen Medien ausleben kann. Als positiver beruflicher Effekt fällt dabei ein weltweites Netzwerk von Kollegen ab, die alle in der Sammlungsbetreuung arbeiten oder zumindest mittelbar mit Museumsarbeit zu tun haben.
Wie lange plantet ihr die aktuelle Ausstellung/Projekt? Was war die größte Herausforderung dabei und wie wurde diese gelöst?
Platz schaffen für Haushaltsgeräte.Oha, so einfach ist das gar nicht zu beantworten. Wir im Depot sind sozusagen das logistische Rückgrat für eine Menge von Aktivitäten im Museum, deshalb läuft bei uns vieles parallel. Gerade haben wir zum Beispiel „Die Sammlung 2: Der elektrische Haushalt“ eröffnet. Entgegen der landläufigen Meinung ist damit die Ausstellungsarbeit aber nicht beendet. Jetzt geht es darum, im Depot die Lagermöglichkeiten so zu verbessern, dass der Abbau und das Zurückfließen der Objekte reibungslos und schnell klappt. Je schneller wir beim Abbau sind, desto mehr Puffer haben wir für den Aufbau von „Herzblut“, unserer nächsten Ausstellung zur Geschichte der Medizintechnik.
Beide Ausstellungen werden zum großen Teil aus den eigenen Beständen bestritten, das heißt aber auch, dass bei den Vorbereitungen im Depot beide Teams parallel arbeiten müssen/mussten. Dabei dürfen logischerweise keine Objekte verwechselt werden oder gar verschwinden. Natürlich werden wesentlich mehr Objekte gesichtet, als dann schließlich in die Ausstellung kommen. Bei allen müssen die Datensätze überprüft und korrigiert, bei den meisten auch noch ein Foto gemacht werden. Ob Feuerwehrauto oder Haarnadel – immer den Überblick behalten.Viele Dinge müssen erst in die Restaurierung, bevor sie fotografiert werden können, das bedeutet noch einen Transport mehr. Man kann sich also ungefähr vorstellen, was da beim elektrischen Haushalt mit seinen 1750 Objekten und bei Herzblut, wo allein schon über 200 Objekte im Katalog publiziert werden, an Kulturgütern „auf den Beinen“ ist. Dazu kommt das normale Alltagsgeschäft mit Neuerwerbungen und Ausleihen an andere Museen.
Die eigentliche Herausforderung ist also zunächst einmal in diesem Riesen-Tetris den Überblick zu behalten und dafür zu sorgen, dass die Arbeitsabläufe und die Dokumentation stimmt. Wenn im Vorfeld alles wie am Schnürchen klappt, steckt man dann Kleinigkeiten wie einen Wasserrohrbruch auf der Sonderausstellungsfläche, wie wir ihn dieses Mal hatten, leichter weg.
Was ist das oder eines der kleinsten Objekte eurer Sammlung?
Grammophonnadeldose „His Master’s Voice, 1910-1920, EVZ:2004/0324 TECHNOSEUM, Bild Hans BlehDas ist vermutlich eine Grammophonnadel. Die sind nur einen Zentimeter lang und sehr dünn. Schon die zugehörigen Döschen sind so klein, dass ich bequem acht Stück auf meiner Handfläche balancieren kann (nicht, dass ich das aus konservatorischen Gründen empfehlen würde).
Gibt es eine kuriose Geschichte/Erlebnis um ein Objekt/Ausstellung? Erzähle sie uns. Es kann auch einfach ein kurioses Objekt aus der Sammlung sein.
Da gibt es sehr viele. Unter „kreative Verpackungslösungen“ fällt mir da besonders eine Spende an das Museum ein. Das Objekt tut in dem Fall nichts zur Sache. Es kam jedenfalls in einem Karton, in dem wir erst einmal jede Menge „grüne Säcke“ (das sind Müllbeutel, die in Mannheim kostenlos zur Verfügung gestellt werden, um wiederverwertbaren Kunststoffmüll zu sammeln) fanden. Gefüllt waren diese Säcke mit fein säuberlich ausgeschnittenen Kapseln von Milchverpackungen. Diese dienten als flexibles Puffermaterial. Das Objekt selbst war dann in einem Badvorleger mit U-Ausschnitt für die Toilette eingewickelt. Der war auch schon historisch und offensichtlich nicht gewaschen worden, bevor er seinen neuen Dienst als Verpackungsmaterial angetreten hatte…
Hast du ein Lieblingsstück? Warum? AEG Magnetophon K 2, 1936, EVZ:2002/0057-001 Bild: TECHNOSEUMFragen Sie mal eine Großmutter nach ihrem Lieblingsenkel… Vielleicht am ehesten das K2 von AEG, das älteste erhaltene Tonbandgerät der Welt. Seine Vorgänger wurden beim Brand einer Messehalle auf der Funkausstellung 1935 zerstört, vom Nachfolger K2 existiert nach unseren Recherchen nur noch das Exemplar in unserer Sammlung. Während es in Gemäldesammlungen ganz natürlich ist, dass jedes Stück ein Einzelstück ist, ist es für eine Sammlung von hauptsächlich industrieller Massenware schon etwas ganz besonderes das Letzte seiner Art zu haben.
Welches Objekt habt ihr zuletzt warum restauriert bzw. restaurieren lassen und nach welchen Kriterien?
Derzeit wird vieles für die „Herzblut“-Ausstellung restauriert. Reinigungsmaßnahmen mit eingerechnet bewegen wir uns da im Bereich von einigen hundert Einzelobjekten, die unser Restaurierungsteam gerade in Arbeit hat. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir der „Blaue Heinrich“, ein blaues Fläschchen, das als Spucknapf für Tuberkulosekranke diente. Wer den „Zauberberg“ von Thomas Mann gelesen hat, wird sich vielleicht daran erinnern. Da nicht auszuschließen war, dass sich noch infektiöses Material darin befindet, musste er von unseren Restauratoren desinfiziert werden. Ich schätze, das sind die Details an die man nicht denkt, wenn man anfängt Restaurierung zu studieren…
Welchen Stellenwert besitzt das Blog für das Haus?
Wir sind kein Blog des TECHNOSEUM, das hat ein eigenes Blog unter http://www.technoseum-blog.de (lohnt sich!), daher kann Registrar Trek offiziell keinen Stellenwert haben. Aber natürlich ist der ein oder andere Artikel durch meine Arbeit inspiriert, wir haben einige treue Leser in der Belegschaft und das internationale Netzwerk bewährt sich auf vielfältige Weise in der täglichen Arbeit.
Hast du einen Artikelfavoriten im Blog? Wenn ja, warum?
Auch wieder die Großmutter und ihr Lieblingsenkel… Vielleicht „Der Registrar bei Leihen“ von Derek Swallow http://world.museumsprojekte.de/?p=2864&lang=de in dem er die unterschiedlichen Professionen auflistet, die ein Registrar bei Leihvorgängen verkörpert – vom Jongleur zum Rechtsanwalt. Und die Bilder, die er dazu aus den Archiven gekramt hat sind einfach klasse.
Was bedeutet dir Kultur?
Kultur ist mir sehr wichtig. Dabei denke ich allerdings nicht unbedingt an erster Stelle an Museen, Theater, Oper, also die sogenannte „Hochkultur“, sondern Kultur im allgemeinen, die Alltagskultur, der Umgang miteinander. Ich finde es unglaublich spannend, etwas über andere Kulturen zu lernen. Dazu muss man nicht unbedingt ins Ausland reisen und auch nicht unbedingt auf Menschen mit Migrationshintergrund blicken. Es reicht schon im eigenen Umfeld zu sehen, wie sehr eine Kultur, die vom Fernsehen vorgelebt wird im Alltag kopiert wird. Wie es die Sprache, die Kleidung, die Wünsche prägt, zum Beispiel. Es lohnt sich, das zu beobachten und zu hinterfragen. Oft sind z.B. nordamerikanische Kollegen und Bekannte überrascht, was wir alles für „typisch amerikanisch“ halten. Das Zerrbild, das wir durch amerikanische Serien haben ist nicht sehr weit vom Deutschen als Nazi in Lederhose entfernt. Parallelen und Gegensätze in anderen Kulturen zu finden und über die eigene Kultur oder vielleicht besser die eigenen Kulturen nachzudenken, das finde ich spannend.
Wenn du kulturell „fremdgehst“ (außerhäusliche Aktivitäten), was machst du?
Ich gehe in andere Museen und gucke, was ich anders gemacht hätte. Das ist kein feiner Zug, macht aber Spaß. Ansonsten habe ich so viel geballte Kultur in meiner Arbeit, dass ich privat die Natur bevorzuge.
Du hast drei Wünsche frei, welche sind das?
1. Gesundheit für mich und meine Familie. Je nachdem wie gerechnet wird sind damit schon drei Wünsche weg, ansonsten…
2. Finanzielle Sicherheit bis zum Lebensende
3. Den dritten Wunsch verschenke ich an jemanden, der ihn nötiger braucht
Puh, geschafft!
Nun geht es ans Weiterwerfen. Viele Blogs, die ich für herausragend halte haben dieses Blogstöckchen schon mal bekommen. Eines ist mir aber noch eingefallen, das sich auf jeden Fall lohnt: Das Deutsch/Russisch/Englische Gemeinschaftsblog „Musum, Politics and Power“ http://museumspoliticsandpower.org/ Duckt euch, Katrin, Linda und die anderen, die ich noch nicht kenne, diese Fragen sind für euch:
1. Wie seid ihr auf die Idee mit dem Blog gekommen?
2. Wie organisiert ihr die Zusammenarbeit über Sprachgrenzen hinweg?
3. An welchem Projekt/welchen Projekten arbeitet ihr gerade?
4. Welcher eurer Blogbeiträge hat euch besonders berührt?
5. Welcher eurer Blogbeiträge hatte am meisten Außenwirkung/Feedback?
6. Welche Museumsblogs findet ihr besonders gelungen?
7. Welche Ausstellung hat euch in letzter Zeit besonders gut gefallen?
8. Welche Trends im Museumsbereich findet ihr derzeit besonders interessant?
9. Wenn ihr mit dem Team von „Museum, Politics & Power“ ein Museum gründen dürftet und ihr hättet alles Geld der Welt zur Verfügung, was wäre das Thema?…
10. …welche drei Objekte müssten auf jeden Fall darin stehen…
11. …und wo würde es stehen?
Und nun?
Soweit ich das verstanden habe:
– Beantwortet meine elf Fragen. Ihr dürft sie euch auch passend hinbiegen.
– Baut das Best Blog Award-Bildchen ein und verlinkt es mit demjenigen der es euch verliehen hat bzw. verlinkt auf den Artikel des Werfers.
– Verfasst elf neue Fragen, spielt damit und reicht das Best Blog Blogstöckchen an zehn Blogger eurer Wahl weiter, es können auch weniger sein.
Ach ja, toll wäre, wenn ihr einen Kommentar mit dem Link schreibt, wenn ihr die Fragen beantwortet habt.
Haben Sie sich je überlegt, wie es wäre, wenn man die gleiche Ausstellung noch einmal machen würde? Welche Möglichkeit Fehler zu vermeiden, es anders, besser zu machen! Nun, wir hatten gerade diese Chance!
Wie es alles anfing
Einrichtung der Ausstellung "Die Sammlung : 1001 Objekte zum Hören und Sehen" TECHNOSEUM, Bild Klaus LuginslandIm Jahr 2010 waren in unserem Museumsgebäude verschiedene Sanierungsmaßnahmen nötig, die einen großen Teil des Etats fraßen. Aber natürlich wollten die Besucher trotzdem etwas sehen. Kein Geld, kein Personal, keine Zeit – gab es einen Ausweg? Ja! Wir hatten schließlich unsere eigene Sammlung! Ein Minimum an Transportkosten, keine Ausgaben für Kuriere, keine Versicherungsprobleme. Wenn wir nur Depotregale als Vitrinen nutzen würden und Archivmaterial für die Präsentation, dann würden wir nicht sehr viel Ausstellungsdesign brauchen und das Material später weiter nutzen können. Je länger wir darüber nachdachten, desto besser gefiel uns die Idee. Ganz nebenbei könnten wir so eine Revision eines großen Teils unserer Sammlung vornehmen und dabei Einträge in der Datenbank korrigieren, vielleicht einige der Objekte mit „Standort unbekannt“ wieder finden und einige der Rätsel um „in der Sammlung gefunden“ lösen. Um es kurz zu machen: 2011 eröffneten wir: „Die Sammlung: 1001 Objekte zum Hören und Sehen“. Eine Präsentation unserer Sammlung an Radios, Fernsehgeräten, Kassettenrecordern, Filmprojektoren, Fotoapparaten, Tonbandgeräten, Videogeräten… Unsere Besucher waren begeistert!
Sie können sich vorstellen, dass wir alle ganz aufgeregt waren, als klar war, dass wir das nochmal machen würden, diesmal mit unserer Sammlung von Haushaltsgeräten. Bei der Vorbereitung der ersten Ausstellung, beim ersten Mal, war die Stimmung im Team ein bisschen wie bei der Vorbereitung einer Schiffsexpedition, die ins Unbekannte aufbricht. Diesmal war es mehr wie ein Fußballspiel gegen uns selbst, gegen die, die wir damals waren: wir wollten es größer, besser und bunter machen als das letzte Mal.
Größer, besser, bunter: Die Sammlung 2. Bild: Bernd Kießling
Der Wille zur Verbesserung: rechts oder links – was ist meine Position?
Wir wussten, was das letzte Mal gut funktioniert hatte und so hatten wir einen Plan, dem wir folgen konnten. Aber statt ihm sklavisch zu folgen, nach dem Motto „wir habe es schon immer so gemacht“, war diesmal die treibende Kraft der Wunsch nach Verbesserungen.
Arbeit an Bestückungsregal im Depot, 2 Teams arbeiteten auf gegenüberliegenden SeitenZum Bespiel hatten wir das letzte Mal die Verteilung der Objekte auf den einzelnen Regalböden im Vorfeld ausprobiert. Wir hatten ein Bestückungsregal im Depot, ähnlich den Regalen in der Ausstellung, so konnten wir die Dinge gruppieren, bis sie den bestmöglichen Anblick boten. Diese Investition an Zeit reduziert den Stress bei dem endgültigen Aufbau beträchtlich. Außerdem ist es dann nicht so wichtig, wer den endgültigen Aufbau vornimmt. Die Position der Objekte im Regal ist klar und jeder, der Erfahrung im Umgang mit Objekten hat, kann ihn vornehmen, ohne groß über das perfekte Layout nachdenken zu müssen. Wenn die Objekte platziert waren, erhielten sie Positionsnummer für den Regalboden. Das letzte Mal hielten wir die Positionen verbal fest, die Packlisten sahen dann so aus:
Inventarnummer, Objektbezeichnung, Regalnummer, Nummer des Fachbodens, links
Wenn das auch recht gut funktionierte, war uns doch aufgefallen:
Rechts und links, das ist auf dem Papier zwar klar, aber wenn man im Team Leute hat, die rechts und links schon mal verwechseln (wie es mir passiert), dann können doch Fehler beim Platzieren vorkommen.
Links, Mitte und Rechts, das funktioniert ganz gut, wenn man nur drei Radios im Fach hat. Wenn es mehr Objekte werden, muss man Begriffe wie „Rechts außen“ und „Mitte Links“ erfinden. Das klingt ganz nett, ist aber unpraktisch.
So wechselten wir zu Positionsnummern von 1 bis unendlich, vergeben von links nach rechts. Jetzt sah unsere Packliste so aus:
Inventarnummer, Objektbezeichnung, Regalnummer, Nummer des Fachbodens, Pos. 3
Beispiel: Packliste mit FotoAus dem gleichen Grund entschieden wir uns, einen zusätzlichen Schritt bei der Vorbereitung ein zu führen: das letzte Mal hatten wir die Position im Regal in unserer Datenbank nur schriftlich fixiert, diesmal fotografierten wir jedes Probearrangement im Fach und schrieben zusätzlich die Positionsnummer dazu. Wir hängten die Bilder jeder Packliste an. So konnte jeder, der ein Objekt an seinen Platz brachte, sich auf das Foto als Referenz beziehen.
Das ist nur ein Beispiel für die vielen Verbesserungen, die wir vornahmen.
Eine zweite Verbesserungsrunde
Wir waren also alle auf „Verbesserungsmodus“ geschaltet und das blieb auch während des Aufbaus so. Dabei fielen und einige Dinge auf, die wir das nächste Mal besser machen können.
Zum Beispiel haben wir die Inventarkarten abgenommen und eingesammelt, nachdem wir die Ausstellungsbeschriftungen angebracht hatten. Das letzte Mal hatten wir sie alle nach Inventarnummer geordnet in eine Schachtel getan, sodass man sie anhand der Inventarnummer rasch finden konnte. Plötzlich sagte unsere wissenschaftliche Hilfskraft: „Augenblick, wäre es nicht besser, sie nach Regal- und Fachnummer zu sortieren?“ Das „Pakenis-Manöver“Wir besprachen uns kurz, fanden die Idee gut und nannten sie ihm zur Ehre „Pakenis Manöver“. Von da an sammelten wir die Inventarkarten, mit Regal- und Fachnummer versehen, in Beuteln mit Reißverschluss, jeweils einen für jedes Regal. Wenn wir die Ausstellung abbauen kann sich jeder den Beutel „seines“ Regals (das er packen muss) holen und ist so mit allen nötigen Inventarkarten gut versorgt.
Ein anderes Beispiel sind die Layout-Bilder. Ich habe Ihnen gesagt, wie wir sie angefertigt haben, und das klang doch ganz gut, oder? Wir waren sehr stolz auf die Idee. Aber während des Ausstellungsaufbaus merkten wir, dass die gute Idee nicht die beste war.
Wir hatten an jede Packliste ein Foto angehängt, das war nicht nötig. Meistens nahmen wir gleich das Bild von der ersten Kiste, legten es in das Fach und nützten dieses Bild als Referenz. D. h., das nächste Mal können wir uns den Aufwand sparen, das Bild auch noch an die Packliste an zu heften. Wir werden alle Bilder kurz vor dem Ausstellungsaufbau ausdrucken und sie auf die passenden Fächer verteilen. Das spart auch Papier und Druckfarben.
Die Positionsnummer auf den Bildern war hilfreich – aber man musste zwischen Bild und Packliste hin und herwechseln, dann man hatte die Inventarnummer auf dem Objekt selbst und auch auf der Packliste, nicht jedoch auf dem Foto. Das führte zu Verwirrungen bei Objekten im gleichen Fach, die sehr ähnlich aussahen. Das nächste Mal werden wir die Inventarnummer auf den Fotos vermerken.
Blick auf eine Puppenküche…
Die Kunst Fehler zu machen
Bei der Vorbereitung und dem Aufbau der Ausstellung wurde uns auch bewusst, dass uns Fehler unterliefen, die wir schon das letzte Mal gemacht hatten. Fehler nicht zugeben zu wollen ist menschlich, den gleichen Fehler zweimal zu machen töricht. Der Hauptfehler, den wir das letzte Mal gemacht hatten, war, dass wir nicht sofort notiert hatten, was nicht funktionierte. So konnten wir nur die Dinge verbessern, an die wir uns erinnerten und mussten alle Fehler nochmal machen, die wir vergessen hatten.
Da wir im „Verbesserungsmodus“ arbeiteten, beschlossen wir, es diesmal besser zu machen. Jedes Mal wenn uns etwas auffiel, das man besser machen könnte, sagte jemand: „Halt! Schreib das auf!“ Und so geschah es. Ganz gleich, ob wir gerade auf einer Leiter standen, Acrylglas reinigten oder Beschriftungen befestigten, jemand machte eine kurze Notiz von dem, was uns aufgefallen war.
Kurz nach der Ausstellungseröffnung setzten wir uns hin, trugen alle Notizen zusammen, und besprachen alles, woran wir uns erinnerten. Wir wollen das alles in einem Heft zusammentragen, einschließlich der Dinge, die gut funktioniert haben, die wir unbedingt wieder genau so machen wollen. Das kann dann als Referenz für kommende Ausstellungen dienen und wenn auch manches sehr spezifisch für diese Ausstellung war, so kann es doch auch für andere Projekte hilfreich sein.
Einrichtung der Ausstellung "Die Sammlung 2: Der elektrische Haushalt" Bild: Bernd Kießling
Ich habe uns mit einem Fußballteam verglichen, das gegen sein früheres Selbst spielt. Was ist nun das Ergebnis?
Wir zeigen sehr viel mehr Objekte als das letzte Mal (1750 gegen 1639, außerdem waren beim letzten Mal ca. 300 kleine archivalische Objekte dabei, während wir diesmal fast nur Produkte zeigen)
Wir haben enger mit der Marketingabteilung zusammengearbeitet, was zu mehr Blog-Beiträgen geführt hat und zu einem Weihnachtsbaum, der mit Haushaltsgegenständen geschmückt war und schließlich zu einem Tweetup (#Sammlung2)
Wir haben mehr Objektgruppen gesichtet und konnten deshalb mehr Einträge in der Datenbank korrigieren.
Wie das letzte Mal waren wir mit der Einrichtung der Ausstellung im Prinzip ein paar Tage vor der Eröffnung fertig, so dass wir ganz unmittelbar einige Verbesserungen vornehmen konnten.
Wir werden sehen, ob wir auf mehr Besucher kommen als das letztes Mal, damals kamen mit 14 400 mehr als erwartet.
Kein Grund hier aufzuhören. Wenn es darum geht Sachen besser zu machen gibt es keinen Schlusspfiff. Das nächste Mal heißt es wieder:
Arbeiten mit Datenbanken gehört zu den Kernaufgaben jedes Sammlungsbetreuers. Oft genug ärgert man sich über die ein oder andere Unzulänglichkeit des eigenen Systems. Um so begeisterter war ich, als ich auf das Projekt von Michael Hesemann stieß. Da hatte sich jemand die Mühe gemacht, für sein eigenes Interessensgebiet, die Foraminiferen, eine Online-Datenbank zu entwickeln, die genau seinen Ansprüchen entsprach. Ehrenamtlich, aus Begeisterung für sein Fachgebiet. Sie ermöglicht Wissenschaftlern und Sammlern aus aller Welt schnellen Zugriff auf relevante Informationen und inzwischen stellen auch namhafte Institutionen wie das Smithonian und die Geologische Bundesanstalt Österreich Informationen zu ihren Foram-Bestände dafür zur Verfügung. Lesen Sie hier, wie das Projekt entwickelt wurde.
Herzliche Grüße
Angela
von Michael Hesemann, Foraminifera.eu Project, Hamburg
Zur Entstehung
Im Dezember 2007 erwachte mein Interesse für Foraminiferen (= Forams) – weitgehend unbekannte Einzeller, die seit 540 Mio. Jahren bis heute grazile Innengehäuse bilden. Dass die Kliffs von Dover, ägyptische Pyramiden und anderes Gestein zu 1/3 aus ihnen bestehen war mir neu. Ebenso überraschte die Information, dass alle lebenden Forams knapp 1% der Erdbiomasse ausmachen und damit bedeutender sind als alle Säugetiere.
Sie lesen das vermutlich auch zum ersten Mal, was belegt, dass wesentliche Informationen erst bei genauerer Betrachtung, Studium von Literatur und intensiver Recherche zu Tage treten. Glücklicher-weise traf ich in Hamburg auf zwei engagierte Foramliebhaber, die sich wie einst Ernst Häkel um 1900 für Schönheit und Formenreichtum der Forams schon länger begeisterten. Die Idee wurde geboren, unsere Sammlungen zu fotografieren und über die Webseite www.foraminifera.eu ins Internet zu stellen.
Es funktionierte zunächst ganz prächtig, die mühsam durchs Mikroskop gefertigten Aufnahmen online zu stellen. Doch schon nach wenigen Wochen meldete sich Fabrizio, ein italienischer Wissenschaftler mit dem Angebot 100 Rasterelektronenaufnahmen beizusteuern. Nun gab es plötzlich 250 Aufnahmen und die Notwendigkeit sie irgendwie zu sortieren und sinnvoll zugänglich zu machen. Ein Konzept musste entwickelt werden, das auch für 2500 Bilder noch tragfähig sein sollte.
Ein eigenes Datenbankkonzept ist unausweichlich!
Die Datenbankkonzepte der großen Museen, wissenschaftlichen Institutionen und Online-datenbanken wie EOL oder WORMS entpuppten sich als eindimensional auf Taxonomie und Nummerierung zugeschnitten. Haben Foraminiferen nicht mehr Informationen zu bieten und was wünschen wir uns als Nutzer von einer Sammlung? Unbefriedigend erschien uns die erhebliche Inkonsistenz von Datensätzen, das Fehlen von Illustrationen und umständliche Interfaces.
Unser multidimensionales Datenbankkonzept mit konsistenten Kategorien
Eine Sammlung soll nach unserer Philosophie ihre Objekte und verbundenen Informationen absoluten Laien bis zu hoch spezialisierten Wissenschaftlern auf einfache Weise zugänglich machen. Jede Klasse von Objekten – bei uns den Gehäusen der Forams – trägt eine Vielzahl von Informationen. Für eine Datenbank können wir allerdings nur Informationskategorien verwenden, die für nahezu alle Objekte bekannt oder mit vertretbarem Aufwand recherchierbar sind. Eine hohe Datenkonsistenz ist für die Auswertung unerlässlich.
Bei den Forams halten wir die Taxonomie und Morphologie, Ort, Zeit (Erdzeitalter), Literaturreferenz, Relevanz des Datensatzes und sammlungsbezogene Informationen für konsistente Kategorien. Ob der Lebensraum (= ökologische Nische) konsistent ermittelt werden kann ist umstritten.
Nutzerorientierte Zugänglichkeit
Der Nutzer soll die Möglichkeit erhalten, durch ein einfach zu bedienendes Interface alle verfügbaren Informationen auf verlässliche und einfache Weise abzufragen. Als notwendig wird erachtet:
jedes Objekt wird durch möglichst realistische Illustrationen (Zeichnungen, Fotos, 3D-Objekte) repräsentiert und mit Werten für alle definierten Kategorien verknüpft (Metadaten)
der User erhält ein Interface in dem er in allen Kategorien aus den vorhandenen Werten auswählen kann.
Als Ergebnis erhält der User eine Trefferliste aus Vorschaubildern mit wesentlichen Informationen, von denen er durch einen Klick zu detaillierteren Informationen bis hin zu einer Literaturreferenz kommt.
Technische Mittel und finanzielle Ausstattung
Als nicht kommerzielles Projekt gibt es keine finanzielle Ausstattung. Alle Beiträge basieren auf Begeisterung für die Sache. Jeder trägt die Kosten seines Beitrages privat selbst. Alle Beitragenden werden detailliert genannt und erhalten eigene Webseiten und Auswertungsmöglichkeiten für Ihre Beiträge.
Technisch kommen nur einfachste Programme und Systeme zum Einsatz: Excel, PHP, SQL, HTML und eine Basis-Homepage bei einem Massenprovider.
Es werden eine umfassende Literatursammlung zu Forams, Zeitschriftenabbos sowie gute Kontakte zu einschlägigen Wissenschaftlern gepflegt. Es werden Sediment- und Foramsammlungen geführt sowie wurde detailliertes Know-how und Werkzeug für die Probenbearbeitung erworben. Es besteht ein kostenloser Zugang zu einem Rasterelektronenmikroskop.
Meilensteine
nicht alles wurde so geplant, hat sich aber im Rückblick so ergeben:
Milestone 2008:
Aufbau/Bekanntmachung der Webseite, Erhalt von Proben durch Hobbyfossilsammler
Milestone 2009:
Erweiterung der Abdeckung in Zeit und Raum durch 1200 Bilder, Schaffung einer Unterstützerszene aus Amateuren und Juniorwissenschaftlern.
Milestone 2010:
Vorstellung des Projektes auf der FORAMS2010 Konferenz in Bonn vor 400 Wissenschaftlern. Ausbau auf 2500 Bilder. Unterstützung durch Wissenschaftler. Hilfsangebote an Amateure und junge Wissenschaftler insbesondere aus weniger entwickelten Ländern.
Milestone 2011:
Erweiterung der Datenbankkriterien auf 20. Umstellung von reinem HTML auf PHP-SQL. Gewinnung von Senior-Scientists als Unterstützer. Präsentation auf internationalen Konferenzen. Ausbau auf 4000 Bilder.
Milestone 2012:
Top Ranking bei Google (SEO) Erweiterung der Datenbankriterien auf 30. Networking. Erhalt von Bildrechten durch Verlage und Institutionen. Ausbau auf 5500 Bilder.
Milestone 2013:
SI National History Museum Washington, Österreichisches Geologisches Bundesamt und die Grzybowski Foundation gestatten die Nutzung Ihrer ca. 30.000 Forambilder, darunter von zahllosen Typexemplaren. Senior Scientists gestatten die Nutzung Ihres Lebenswerkes. Ausbau der Bilddatenbank auf 7700 Bilder. Pflege der Unterstützerszene. Kooperation mit WORMS.
Milestone 2014:
Präsentation des Projektes auf der FORAMS2014 in Chile. Weitere Kooperation mit WORMS. Schließung der Lücken aus den erhaltenen Bildrechten. Ausbau der Datenbank auf über 10.000 Bilder. Pflege der Unterstützerszene.
Üppige Kristalllüster tauchen die mit Wandmalerei des Historismus geschmückten und mit vergoldeten Reliefs verzierten Wände des beeindruckenden Ballsaals in sanftes Licht: ein atemberaubendes Ambiente, das einer der Teilnehmer als „das Versailles Chicagos“ beschrieb. Dieser riesige, üppige Saal im historischen Hotel Hilton in Chicago, der einst rauschende Bälle und hochoffizielle Empfänge beherbergte, war unser Versammlungsraum. Im Vergleich zu unseren kleinen, zweckmäßigen Büros in den jeweiligen Museen eine überwältigende und fast niederdrückende Umgebung. Das schien eine wenig passende Wahl für den Veranstaltungsort. Beim Nachdenken sprang mich dann aber die wahre Bedeutung dieser Umgebung an.
Der große Ballsaal im Chicago Hilton – KonferenzraumDer weiträumige Saal und das dynamische Ornament standen metaphorisch für die Energie, den Optimismus und die umfassenden Interessen des neu gegründeten, internationalen Vereins der Registrare und Sammlungsbetreuer sowie den funkelnden Reichtum an Wissen, den die 530 Teilnehmer aus 28 Ländern mitbrachten. Auch die Wahl des Ortes, Chicago, war ideal, ist es doch die Heimat von innovativen, weltberühmten öffentlichen Kunstsammlungen und hochgeschätzten Institutionen wie dem Art Institute of Chicago und dem Field Museum, um nur zwei zu nennen.
Field Museum, ChicagoArt Institute of Chicago
Die dreitägige Konferenz bot 24 Veranstaltungen mit 60 Referenten. Die vielfältigen Themen repräsentierten in angemessener Weise das breite Interessenfeld, das eine so große, bunt gemischte Gruppe vertritt. Ich war sehr glücklich, an dieser wichtigen Gründungssitzung teilnehmen zu können und möchte mich ganz persönlich bei allen Organisatoren und Referenten bedanken und ganz besonders bei den Sponsoren der Gründungsveranstaltung, deren großzügige Unterstützung das alles möglich machte. Um es uns besonders angenehm zu machen, wurden wir von den Sponsoren mit köstlichen, nahrhaften Lebensmitteln überschüttet. So waren die informationsgesättigten Sitzungen gut aus zu halten. Public art sculpture near the Art Institute of ChicagoFür diejenigen, die die ARCS noch nicht kennen: die Abkürzung steht für Association of Registrars and Collections Specialists (= Vereinigung der Registrare und Sammlungsspezialisten). Seine Aufgabe: „… Registrare und Sammlungsverwalter zu repräsentieren und zu fördern, sowohl national als auch international, sie am Beispiel von best practice in beiden Bereichen aus zu bilden, sowie Kommunikation und Networking zu erleichtern.“
(http://www.arcsinfo.org/home).
Zum Nutzen der Registrar Trekker werde ich in weiteren Artikeln die Informationen aus den Sitzungen zusammenfassen, die meiner Meinung nach für Registrare, Sammlungsverwalter und andere Museums-Mitarbeiter von besonderem Interesse sind. Der erste wird über die Sitzung „Deakzise: gibt es da einen richtigen Weg?“ berichten. Sie wurde moderiert von Devon Pyle-Vowles Mitglied des ARCS Vorstands und Vorsitzender der Konferenz, es sprachen Dawn Roberts, Sammlungsverwalter der Chicago Academy of Sciences, Peggy Notebaert Nature Museum; Elizabeth Varner, Executive Director of the National Art Museum of Sport; und Linda Wilhelm, Associate Registrar, Collections, The Museum of Fine Arts, Houston.
“Cloud Gate” (Wolkentor), liebevoll “The Bean” (die Bohne) genannt, im Millennium ParkZum Schluss möchte ich noch mal auf die Gründungsphase des ARCS zurück kommen. Die Wurzel dieser Organisation reichen weit zurück, es beginnt alles mit der Anstellung der ersten Registars der USA, der 1880 mit der Verwaltung der Sammlungen des National Museum des Smithonian Instituts betraut wurde. Dann dauerte es fast 100 Jahre, bis der nächste größere Schritt erfolgte. 1977 bildeten die Registrare in den USA das Registrar-Komitee innerhalb der American Association of Museums (RC-AAM) und zwei Jahre später entstand auch eine Registrar-Gruppierung in Großbritannien. In den folgenden Jahren wuchsen überall auf dem Globus weitere Registrar-Gruppen. „Best practice“ und verbesserte Möglichkeiten des Dialogs verbanden nun weit entfernte Kollegen. Das beginnende 21. Jahrhundert brachte eine bedeutende Zunahme internationaler Ausleihen und damit verbunden die Notwendigkeit, weltweite Standards für Transporte, Dokumentation etc. zu etablieren. Um diese Standards zu entwickeln war ein angemessenes Forum nötig. Das bot das RC-AAM, indem es vier internationale Symposien sponserte, das erste 2004 in New Orleans. Beim letzten, 2011 in Houston, schlug der anerkannte US-amerikanische Registrar Jean Gilmor vor, eine neue Organisation zu gründen, die den Bedürfnissen des 21. Jahrhunderts entspricht. Nach vielen Monaten intensiver Arbeit entstand die Association of Registrars and Collections Specialists: eine offene, aber doch sehr präzise umschriebene Gruppe, die sich den Herausforderungen unseres Berufes im neuen Jahrtausend stellt.
„Erstmals in der Geschichte haben sich Registrare und Sammlungsverwalter zusammengefunden, um als einheitliche, unabhängige, internationale Gruppe Programme und Unterstützung speziell für Betreuer von Sammlungen bereit zu stellen“
(Geschichte der Association of Registrars and Collections Specialists http://www.arcsinfo.org/about/history).
„Und was ist ihr Beruf?“ werde ich gefragt. „Ich arbeite als Registar in einem Museum“ antworte ich und sehe, wie die Augen meins Gegenübers leer werden. Ich fahre fort und beschreibe kurz meine dienstlichen Pflichten: mögliche Ankäufe registrieren, den Ankaufsprozess begleiten und schließlich die Akzession. Daraufhin kommen meist die niederschmetternden Worte: „Das klingt interessant“ in einem Ton, der mit „Das ist aber ein tödlich langweiliger Job“ zu übersetzen ist. Schönes:Bupresti aurulenta – der goldene Budprest. Interessant – die Larven ernähren sich vom Holz kürzlich gestorbener oder sterbender Bäume. Wenn die Bäume sehr trocken sind kann es über 60 Jahre dauern bis die Tiere geschlechtsreif sind. (Aus der Entomologischen Sammlung – Royal BD Museum)Mit Mühe kann ich dann meinen Ärger unter Kontrolle halten, um nicht etwas aus zu spucken wie: „Ich liebe meinen Beruf. Er ist sehr interessant, Sie wissen ja Garnichts davon. Und zum Teufel was für einen wunderbaren Beruf haben Sie denn? Astronaut?“. Statt dessen atme ich einmal tief durch, lächle freundlich und bereite einen Gegenschlag vor. Bizarres: Gänsehals-Rankenfüßler (Pollicipenes polymerus) Rankenfüßler mit Stiel, der in Klustern oder Kolonien an exponierten Stellen der Küste von BC wächst (aus der Sammlung der Wirbellosen Tiere – Royal BC Museum)Ich wende mich halb ab, um gleichgültig zu scheinen und lass dann die Worte fallen:„Und ich organisiere millionenschwere Ausleihen, indem ich unsere unschätzbaren Museumsobjekte zu Ausstellungen rund um die Welt sende.“ Darauf herrscht erst einmal Stille, der Zuhörer dreht sich um und sein Gesichtsausdruck zeigt großes Erstaunen, dann kommt seine Antwort: „Was für einen faszinierenden und wichtigen Beruf Sie haben!“. Ich muss unwillkürlich „Hab Dich!“ denken. Dann werde ich mit Fragen zu diesen Ehrfurcht gebietenden Ausleihen gelöchert. Ja – Ausleihen haben etwas Fesselndes. Aber in Wirklichkeit bescheren sie einen ganzen Berg von sehr unromantischer Arbeit, haben oft kaum zu erreichende Zeitvorgaben und können einen Abstinenzler in das nächste Wirtshaus treiben.
Ethnologisch erhellend: Modell eines Kanus der Kwakwaka’wakw für die Robbenjagd (aus der Ethnologischen Sammlung –Royal BC Museum‚ 14097 a, b)Ich sage nicht, dass ich Ausleihen nicht mag – im Gegenteil. Aber der Arbeitsbereich Erwerbung ist ein unterschätzter Teil unserer Arbeit. Ohne Zweifel hat diese Arbeit mechanisch zu erledigende Bereiche, aber wenige Arbeitsplätze im Museum eröffnen wie dieser den Zugang zu Informationen über das ganze Spektrum der Sammlung. Ich habe das Privileg genau zu wissen, was in die Sammlungen aufgenommen wird, und das jeden Monat, gleich ob es sich um Archivmaterial, oder Dinge zur modernen Geschichte, zur Ethnologie oder Naturgeschichte handelt. Zugleich sehe ich, auf welche Weise diese Aufzeichnungen, Gegenstände oder Exemplare für die menschliche oder Naturgeschichte unserer Provinz wichtig sind; intellektuelle Leckerbissen für einen, der sein Leben lang lernt, wie ich. Es macht mir Vergnügen, meine kleine Rolle bei der Erwerbung von wichtigen Objekten zu spielen – vom historischen Leuchtturmobjekt zum ethnologisch Erhellenden, zum Bizarren und Schönen.
Sir James Douglas – A-01229 (aus dem Provinzarchiv von BC – Royal BC Museum)Meist ist der Registrar erst beteiligt, wenn eine Sammlung schon ins Haus gekommen ist. Vor einigen Jahren hatte ich aber das Glück, einen unserer Konservatoren bei der Erwerbung des Douglas-Armstuhls und anderer Objekte aus der Douglas-Sammlung begleiten zu dürfen, da der Konservator im Hinblick auf die Größe der Objekte noch zupackende Hände benötigte. Der Schenker war ein Verwandter von Sir James Douglas, einer bekannten politischen Figur in der Geschichte British Columbias. Douglas gründete die Pelzhandelsniederlassung Fort Victoria in der Mitte des 19. Jahrhunderts, und war der führende Politiker unter den wenigen weißen Siedlern, als dieser Bereich der Westküste den Status einer Britischen Kolonie erhielt. Nach seiner Pensionierung schloss sich 1871 die Kolonie als 6. Provinz an Kanada an: British Columbia. Bald nach dieser Vereinigung erlitt Douglas einen Herzinfarkt. 1877 starb er zu Hause in seinem Armstuhl. Der Stuhl wurde in der Familie weiterhin benutzt und als der Bezugsstoff abgenutzt war, wurde er in den 1960/70er Jahren neu gepolstert mit einem gängigen Stoff in einer zeitgenössischen Farbe: modernem Dänischem Orange. Sir James Douglas war trotz seiner glücklichen Karriere und seinem gesellschaftlichen Rang ein praktischer Mensch. Ich bin sicher, er hätte es für richtig gehalten, die Nutzbarkeit des Stuhls mit einer solchen Auffrischung auf über 140 Jahre auszudehnen.
Historisches Highlight – Douglasstuhl – C1870, Viktorianischer Wohnzimmerstuhl (Historische Abteilung – Royal BC Museum)Konservatoren, Sammlungsverwaltern und Registraren stellt der restaurierte Stuhl interessante Fragen. Ist er noch „echt“? Muss ein Objekt sein ursprüngliches Aussehen behalten, oder genügt es, dass es noch seine ursprüngliche Funktion hat und die entsprechenden Assoziationen vermittelt? In diesem Fall ist es noch immer ein Stuhl, genau der Stuhl in dem James Douglas starb, gleich ob der ursprüngliche Bezug erhalten ist oder nicht. Beim Nachschlagen in der Vereinbarung zu unserer Sammlungspolitik, die den Leitfaden bildet für das, was wir sammeln oder nicht, zeigte sich, dass der Douglas-Armsessel den Anforderungen der Sammlung entsprach. Die Objekte, die in die Sammlung des RBCM (Royal British Columbia Museum) aufgenommen werden, sollen – wenn möglich – vollständig sein, intakt und/oder im Originalzustand. Der Zusatz „wenn möglich“ erlaubt es uns, Objekte mit großer historischen Bedeutung zu sammeln, auch wenn sie, wie der Douglas-Stuhl, im Lauf der Zeit Änderungen unterzogen worden waren.
Ich bin auf diesen interessanten Link gestoßen, den ich mit Ihnen teilen möchte: http://ejarchaeology.wordpress.com/2013/03/29/my-bike-the-authentic-object-with-its-own-biography/.
Es geht um den Begriff „Authentizität“ im Zusammenhang mit Denkmalpflege/Museum. Die Autorin macht einige interessante Bemerkungen. Ich warte auf Ihre Kommentare zu diesem Thema. Es wäre auch schön, etwas über die Richtlinien Ihrer Museen zur Frage der „Authentizität“ zu hören.
Perseus von Antonio Canova, Bild von Hans WeingartzVor ein paar Wochen bin ich mit meinen vierjährigen Zwillingen in das Metropolitan Museum of Art in New York gegangen, um die schöne Neapolitanische Weihnachtskrippe anzusehen. Wie das immer so ist, wurden wir natürlich von Mumien und Tempeln und Skulpturen abgelenkt, als wir angekommen waren und hatten kaum Zeit für die Krippe. Während wir durch die Halle mit europäischen Skulpturen schlenderten, wurden wir von Antonio Canovas Perseus mit dem Kopf von Medusa verzaubert. Wir hatten in der Vergangenheit die Sage von Perseus mehrfach gelesen und die Kinder erkannten diese Darstellung des Helden sofort. Meine Tochter war entzückt davon, dass Perseus einen Helm trug aber mein Sohn war ziemlich aufgebracht darüber, dass er offensichtlich das entscheidende Geschenk von Athene vergessen hatte: das spiegelnde Schild. Während die Zwillinge also über die Genauigkeit der Darstellung diskutierten, liefen zwei Männer vorbei. Einer sagte zum anderen: „Oh, hey, das ist eine Statue von diesem Typen aus dieser Sage.“ Meine Tochter bekam das mit und antwortete leise „Perseus“, aber die Männer hörten sie nicht. Der zweite Mann sagte „Ja, das ist der Typ, der die Medusa umgebracht hat. Wie hieß er doch gleich?“ Die Männer standen schweigend da und kratzten sich eine Weile am Kopf. „Perseus“, sagte meine Tochter etwas lauter, aber sie wurde wieder ignoriert. „Perseus!“ rief der erste Mann nach einer langen Pause und meine Tochter drehte sich zu mir um und sagte: „Ich hab ihm gesagt, dass es Perseus ist, aber er hat mir nicht zugehört.“
„Er hat mir nicht zugehört.“ Ich konnte die Worte meiner Tochter hören, als ich den kürzlich erschienenen Artikel über Kinder im Museum von Tiffany Jenkins mit dem Titel „Children Should Be Seen and Not Heard.“ (Kinder sollten zu sehen, aber nicht zu hören sein) las. Die Autorin behauptet, dass Museen in den letzten Jahren zu kinderfreundlich geworden sind und macht geltend, dass dies eine Verschwendung von Finanzmitteln sei, da sie glaubt, dass Kinder nicht in der Lage sind, wirklich von den ausgestellten Sammlungsstücken profitieren zu können. Der Artikel kritisiert die Einbeziehung von Kindern in Museen so stark, dass es sich fast wie eine Satire liest. Fast.
Kinder entdecken die Geheimnisse von Rechenmaschinen im TECHNOSEUM in Mannheim. TECHNOSEUM, Bild Klaus LuginslandJa, Kinder sind oft laut in Museen. Ja, manchmal rennen sie, obwohl sie gehen sollten. Ja, manchmal fassen sie etwas an, was sie nicht sollten. Trotzdem werden Kinder ins Museum gebracht, um etwas zu lernen und dieses Lernen umfasst mehr als wer was wann gemacht hat. Kinder ins Museum zu bringen lehrt sie, dass diese Institutionen einen Wert haben und dass die Menschen, die dort arbeiten einen Wert haben. Mit Hilfe eines engagierten Museumspädagogen können sie vielleicht sogar lernen, wie man sich in Ausstellungen verhält, aber selbst wenn nicht, wird die Saat für späteres Wachstum gepflanzt. Studien des National Endowment for the Arts weisen darauf hin, dass es eine ganze Reihe von Vorteilen bringt, wenn man Kinder mit Kunst vertraut macht und dass Kinder aus Familien aus den unteren Einkommensschichten ganz besonders davon profitieren.
Die Behauptung von Frau Jenkins, dass Museen zu kinderfreundlich geworden sind, kann man unmöglich unterstützen. Ich habe über die Jahre für verschiedenen Museen gearbeitet und viele verschiedene Museen in verschiedenen Ländern besucht. Nicht einmal habe ich geglaubt, dass ein Museum zu kinderzentriert war. Neulich habe ich das Smithsonian’s Air and Space Museum besucht, das in den Vereinigten Staaten als eine Art Mekka für die Kleinen angesehen wird. Flugzeuge und Raumschiffe hängen von der Decke und es gibt Experimente und Videos überall auf der Ausstellungsfläche. Überall sind Kinder und viele Dinge, die sie anfassen und darauf herumklettern können. Wenn man irgendeinem Museum vorwerfen könnte, dass es übermäßig auf Kinder zugeschnitten ist, dann diesem. Allerdings habe ich an jedem Experiment wenigstens genau so viele Erwachsene wie Kinder gesehen. Großväter haben ihren kleinen Begleitern berühmte Flugzeuge gezeigt und Kinder haben wiederholt von ihren Eltern wissen wollen „Was steht da? Was ist das?“ Natürlich war es laut, aber in jeder Ecke und jedem Winkel dieser Ausstellung wurde gelernt, und zwar von Besuchern jedes Alters. Ich habe keinen Zweifel, dass wenigstens einige dieser Kinder als Erwachsene wiederkommen und ihre Erfahrungen mit ihren Kindern und Enkeln teilen werden.
Papierschöpfen im TECHNOSEUM in Mannheim. TECHNOSEUM, Bild Hans BlehWenn unsere Museen nicht für Kinder sind, für wen dann? Sind wir nicht in diesem Berufszweig um Kunst, Kultur und Geschichte für kommende Generationen zu erhalten? Für die, die hinter den Kulissen mit den Sammlungen arbeiten ist es leicht zu glauben, dass wir nichts damit am Hut haben unsere jüngsten Bürger ins Museum zu locken. An irgendeinem Punkt in unserer Karriere haben die meisten von uns gesagt „Oh, ich bin nicht wirklich ein Ausstellungsmacher und/oder ein Museumspädagoge.“ Aber wir, die wir die Dinge erhalten sind Teil der Bildungsmission und es liegt in unserem ureigensten Interesse, dass sie gelingt. Wenn wir unseren Jüngsten nicht beibringen, dass es wichtig ist, was wir tun, dass all das alte Zeug, um das wir uns kümmern, einen Wert hat, dann werden wir alle keine Arbeit mehr haben, wenn diese nächste Generation herangewachsen ist und Frau Jenkins wird ganz ohne ihren „Palast des Wissens“ dastehen. Das nächste Mal wenn wir eine laute Gruppe von Schulkindern durch eine Ausstellung gehen hören, sollten wir vielleicht dankbar sein, dass jemand genügend daran gelegen ist, sie mitzubringen. Und dann können wir auch dafür sorgen, dass sie nichts anfassen, was sie nicht sollten.
Wenn Sie auf die Auflösung des Registrars-Trilemmas gewartet haben, warten Sie bitte noch eine Woche, am 17. Januar verraten wir, wie es ausgegangen ist.
…Jongleur/in, Mediator/in, Kapellmeister/in, Regler/in, ultimative/r Sammlungsverwalter/in, Yogameister/in, Risikomanager/in, Zollagent/in, Transportkoordinator/in, Ausstellungstechniker/in, Bestandskontrolleur/in, Diplomat/in, Bürokrat/in, Rechtsberater/in, Kommunikationsknotenpunkt, Papierkriegsdiva oder -divo und Hirte/Hirtin: Das sind alles Begriffe, die die Tätigkeiten von Registraren bei Leihvorgängen beschreiben.
Der Grundgedanke dieses Artikels ist das Verständnis für die Rolle des Registrars zu erweitern, indem die oben genannten Fähigkeiten mit konkreten Arbeitsaufgaben verknüpft werden. Diese Fähigkeiten bestehen aus vier Kategorien: mentale Veranlagung, kommunikative und organisatorische Belastbarkeit, Fähigkeiten der Sammlungsverwaltung und Dokumentationsfähigkeiten.
Ich habe das unter Kontrolle, glaube ich? Image I-27378 courtesy of Royal BC Museum, BC ArchivesMulti-tasking, die Fähigkeit, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun oder im Blick zu halten ist eine Veranlagung, die „Jongleure“ und Registrare gleichermaßen besitzen müssen. Gleichzeitig verschiedene Leihvorgänge betreuen, die sich in verschiedenen Stadien des Gesamtablaufs befinden und unterschiedliche Komplexitätsgrade aufweisen gleicht der Aufgabe eines Jongleurs, der den Fluß verschiedener Objekte verschiedener Größe und unterschiedlichen Gewichts in der Luft halten muss, ohne dass eines davon herunter fällt. Wie ein „Yogameister“ ist die Grundeigenschaft des Registrars, dass er oder sie Ruhe bewahrt und diese auch ausstrahlt und das in diesem Fall unter hoher beruflicher Belastung, flexibel zwischen verschiedenen Leihvorgängen hin- und herwechselnd, getrieben von sich ständig ändernden Prioritäten im Ablauf der Leihvorgänge.
Okay, ich glaube, wir sind noch nicht ganz auf dem gleichen Stand Image C-04790 courtesy of Royal BC Museum, BC Archives Aus der Rolle des Kommunikators erwächst die Rolle des „Mediators“. Der Registrar trägt dazu bei, dass Probleme zwischen Teammitgliedern des Ausleihteams, der eigenen Institution und dem Leihnehmer oder Leihgeber gelöst werden. Das Taktgefühl, das hierbei von Nöten ist, entspricht dem eines „Diplomaten“. Um den Fluß der richtigen Informationen and die richtigen Stellen zu ermöglichen, wird der Registrar zum „Kommunikationsknotenpunkt“, er oder sie ist der eine Ansprechpartner für die Institution und der Kommunikationskanal, der Fragen, Antworten und Informationen vom Leihnehmer zum Ausleihteam weiterleitet und umgekehrt.
In seiner Funktion als Organisator konzentriert sich der Registrar sowohl auf das große Ganze, so dass der Leihvorgang am Laufen gehalten wird, verliert aber auch die Details nicht aus dem Auge, so dass an keiner Stelle ein wichtiger Schritt vergessen wird.Das Ausleihteam am Start. Image C-02802 courtesy of Royal BC Museum, BC Archives Dies entspricht der Rolle des „Hirten“, der die Herde zusammenhält, sie vorantreibt und aufpasst, dass kein Gruppenmitglied auf der Reise verloren geht. Als „Kapellmeister“ agiert der Registrar wie ein Dirigent, der alle Beteiligten des Leihverkehrs harmonisch zusammenspielen lässt, seinen Teammitgliedern oder dem Leihnehmer das Zeichen zum Einsatz gibt, wenn es Zeit ist, aktiv zu werden. Die Fähigkeiten des „Hirten“ und des „Kapellmeisters“ unterstützen die Tätigkeit des „Projektmanagers“, der sicherstellt, dass alle Schritte mit dem effizientesten Zeit- und Arbeitseinsatz abgearbeitet werden, so dass alle Deadlines eingehalten werden können.
Wie groß sollte die Transportkiste nochmal werden? Image B-03338 courtesy of Royal BC Museum, BC Archives Der Registrar übernimmt auch die allumfassende Rolle des „ultimativen Sammlungsverwalters“. Sie kann so definiert werden: weitgehendes Wissen zum Umgang mit Sammlungen und Erfahrung im Umgang mit allen Sammlungstypen, die in seinen Aufgabenbereich fallen. Unterstützt von Restauratoren und auf ihren Bereich spezialisierten Sammlungsmanagern sorgt diese Fähigkeit dafür, dass alle Vorgaben und Handlungsanweisungen korrekt beachtet werden, so dass bei der Ausleihe die speziellen Bedürfnisse jedes erdenklichen Objekts aus jeder erdenklichen Sammlung beachtet werden. Wenn die Leihgaben für den Transport vorbereitet werden, ermöglicht das Wissen, das der Registrar als „Ausstellungstechniker“ hat, den Verpackungsprozess zu überwachen und wenn nötig einzugreifen, damit das geliehene Objekt auf die bestmögliche Art und Weise mit dem bestmöglichen Schutz transportiert wird.
Vielleicht sollten wir doch eine andere Kunstspedition beauftragen. Image B-07174 courtesy of Royal BC Museum, BC Archives Das leitet über zu den Aufgaben des Registrars als „Transportkoordinator“, der nur solche Transportspeditionen beauftragt, die die optimalen Sicherheitsvorkehrungen und Transportbedingungen bieten können. Der Registrar als „Risikomanager“ sucht Unternehmen aus, die Verpackung und Transport in wirklicher Museumsqualität im besten Sinne des Wortes anbieten. Zu dieser Rolle gehören noch weitere Verantwortlichkeiten: sicherzustellen, dass Leihobjekte zum korrekten, aktuellen Wert versichert sind und dass die ausleihende Institution die internationalen Standards in Bezug auf klimatische Bedingungen, Gebäudesicherheit, Sicherheitstechnik, Sicherheitspersonal, qualifiziertes Sammlungspersonal, etc. erfüllt. Als „Regler“ veranlasst der Registrar die Beschaffung von Dokumenten und Informationen, die zum Risikomanagement gehören, wie z.B. Versicherungsbestätigungen, Facility Reports 1, usw. Der „Bestandskontrolleur“ ist eine weitere Facette des Risikomanagements, alle Leihobjekte werden kontrolliert wenn sie ankommen oder herausgegeben werden, sei es nun eine Leihnahme oder eine Leihgabe und natürlich werden alle Standortveränderungen dokumentiert, wenn die Leihnahmen im Hause sind.
Sie haben also keinen unterschriebenen Leihvertrag dabei. Aha. Image C-04362 courtesy of Royal BC Museum, BC Archives Bevor eine Leihe die Institution verlassen kann, um ans andere Ende der Stadt, des Landes oder ins Ausland zu kommen, kommt der Aspekt des „Rechtsberaters“ im Registrar zu tragen. Juristisch verbindliche Dokumente wie Leihverträge werden erstellt und andere wichtige Dokumente, wie z.B. CITES-Zertifikate 2 oder andere Genehmigungen werden angefordert. Die Regelungen und erforderlichen Dokumente für den Im- und Export zu kennen und zu verstehen ist die Aufgabe des „Zollagenten“ im Registrar. Das Beschaffen und sichere Aufbewahren all dieser wichtigen Dokumente macht den Registrar zum „Dokumentar“ und „Papierkriegsdiva“ und das unnachgiebige Festhalten an präzisen Regeln erfordert, dass er auch ein guter „Bürokrat“ ist.
Die eben beschriebenen Fähigkeiten sind weder vollständig noch gehören sie ausschließlich zur Rolle des Registrars. Verschiedene Kombinationen dieser Fähigkeiten gehören zu vielen Berufen. Das komplette „Paket“ dieser Fähigkeiten macht jedoch die Rolle des Registrars einzigartig.
Also, sind wir Meister in allen diesen genannten Fähigkeiten? Ich bin es sicherlich nicht. Ich habe den erforderlichen akademischen Hintergrund, gefestigt und gemäßigt durch die Ausbildung direkt im Beruf und mit mehr Erfahrung, so denke ich, wächst die Befähigung. Ralph Waldo Emerson schrieb: “The years teach much which the days never know.” („Die Jahre lehren viel, was die Tage niemals wissen werden.“) Ich meine es ernst. Macht keinen Unsinn mit unserer Sammlung. Image C-02996 courtesy of Royal BC Museum, BC ArchivesTrotz meiner über dreißigjährigen Karriere im Sammlungmanagement von Kunst, ethnologischen, zeitgeschichtlichen und naturkundlichen Sammlungen, mit Aufgaben als Ausstellungstechniker, Kurator, Bewahrungsspezialist und Registrar, lerne ich immer noch neue Dinge und verfeinere meine Fähigkeiten. Für mich waren die Jahre der praktischen, weniger der akademischen, Erfahrungen die besten, manchmal die einzigen Lernprogramme. Am Anfang meiner Karriere lernte ich zum Beispiel indem ich als Ausstellungstechniker zusammen mit einem Veteranen in diesem Beruf arbeitete. Ich machte viele Fehler, aber diese führten oft zu einmaligen Lernerfahrungen. Mark Twain hat einmal gesagt “A man who carries a cat by its tail learns something he can learn in no other way.” („Ein Mann der eine Katze am Schwanz trägt lernt etwas, das er auf keine andere Art und Weise lernen kann.“)
Es gibt noch eine hervorstechende Fähigkeit, die ich oben nicht erwähnt habe. Vielleicht sollte man es besser eine Besessenheit nennen. Wir setzen uns verbissen für die Sammlungsstandards unserer Institution ein. Wir sind in unserem Berufsbild als Registrare darauf trainiert, uns an hohe ethische Standards zu halten und unsere professionellen Fähigkeiten auf ein immer höheres Niveau zu bringen. Das ist eine gute Sache. Um es mit einem Zitat zu sagen, das Michelangelo zugeschrieben wird: “The greatest danger for most of us lies not in setting our aim too high and falling short, but in setting our aim too low and achieving our mark.” („Die größte Gefahr für die meisten von uns besteht nicht darin, dass wir unsere Ziele zu hoch stecken und sie dann verfehlen, sondern darin, dass wir unsere Ziele zu niedrig setzen und sie erreichen.“)
Dieser Beitrag ist auch auf Polnisch erhältlich, übersetzt von Natalia Ładyka, die Übersetzung erschien zuerst auf dem Blog der Vereinigung der Polnischen Museumsregistrare http://inwentaryzatorzy.blogspot.de/.
hierfür gibt es keine gute deutsche Entsprechung, der Begriff hat sich im deutschen Museumswesen eingebürgert. Der Facility Report einer Institution umfasst Angaben zur Gebäudekonstruktion, klimatischen Bedingungen, Sicherheitseinrichtungen, usw. die für die Zu- oder Absage von Leihgaben entscheidend sein können. Anm. d. Übers. ↩
CITES = Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora, deutsch: Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen ↩
Das Projekt: Die Mauern der Sprache durchbrechen und Registrare weltweit verbinden.