Rückblick auf 2013 – Ein gewaltiger Fortschritt: Die Gründungskonferenz des internationalen Vereins der Registrare und Sammlungsspezialisten (ARCS)

Von Derek Swallow

Üppige Kristalllüster tauchen die mit Wandmalerei des Historismus geschmückten und mit vergoldeten Reliefs verzierten Wände des beeindruckenden Ballsaals in sanftes Licht: ein atemberaubendes Ambiente, das einer der Teilnehmer als „das Versailles Chicagos“ beschrieb. Dieser riesige, üppige Saal im historischen Hotel Hilton in Chicago, der einst rauschende Bälle und hochoffizielle Empfänge beherbergte, war unser Versammlungsraum. Im Vergleich zu unseren kleinen, zweckmäßigen Büros in den jeweiligen Museen eine überwältigende und fast niederdrückende Umgebung. Das schien eine wenig passende Wahl für den Veranstaltungsort. Beim Nachdenken sprang mich dann aber die wahre Bedeutung dieser Umgebung an.

Grand Ballroom in the Chicago Hilton – Conference room

Der große Ballsaal im Chicago Hilton – Konferenzraum

Der weiträumige Saal und das dynamische Ornament standen metaphorisch für die Energie, den Optimismus und die umfassenden Interessen des neu gegründeten, internationalen Vereins der Registrare und Sammlungsbetreuer sowie den funkelnden Reichtum an Wissen, den die 530 Teilnehmer aus 28 Ländern mitbrachten. Auch die Wahl des Ortes, Chicago, war ideal, ist es doch die Heimat von innovativen, weltberühmten öffentlichen Kunstsammlungen und hochgeschätzten Institutionen wie dem Art Institute of Chicago und dem Field Museum, um nur zwei zu nennen.

The Field Museum, Chicago

Field Museum, Chicago

Art Institute of Chicago

Art Institute of Chicago

Die dreitägige Konferenz bot 24 Veranstaltungen mit 60 Referenten. Die vielfältigen Themen repräsentierten in angemessener Weise das breite Interessenfeld, das eine so große, bunt gemischte Gruppe vertritt. Ich war sehr glücklich, an dieser wichtigen Gründungssitzung teilnehmen zu können und möchte mich ganz persönlich bei allen Organisatoren und Referenten bedanken und ganz besonders bei den Sponsoren der Gründungsveranstaltung, deren großzügige Unterstützung das alles möglich machte. Um es uns besonders angenehm zu machen, wurden wir von den Sponsoren mit köstlichen, nahrhaften Lebensmitteln überschüttet. So waren die informationsgesättigten Sitzungen gut aus zu halten.

Public art sculpture near the Art Institute of Chicago

Public art sculpture near the Art Institute of Chicago

Für diejenigen, die die ARCS noch nicht kennen: die Abkürzung steht für Association of Registrars and Collections Specialists (= Vereinigung der Registrare und Sammlungsspezialisten). Seine Aufgabe:
„… Registrare und Sammlungsverwalter zu repräsentieren und zu fördern, sowohl national als auch international, sie am Beispiel von best practice in beiden Bereichen aus zu bilden, sowie Kommunikation und Networking zu erleichtern.“
(http://www.arcsinfo.org/home).

Zum Nutzen der Registrar Trekker werde ich in weiteren Artikeln die Informationen aus den Sitzungen zusammenfassen, die meiner Meinung nach für Registrare, Sammlungsverwalter und andere Museums-Mitarbeiter von besonderem Interesse sind. Der erste wird über die Sitzung „Deakzise: gibt es da einen richtigen Weg?“ berichten. Sie wurde moderiert von Devon Pyle-Vowles Mitglied des ARCS Vorstands und Vorsitzender der Konferenz, es sprachen Dawn Roberts, Sammlungsverwalter der Chicago Academy of Sciences, Peggy Notebaert Nature Museum; Elizabeth Varner, Executive Director of the National Art Museum of Sport; und Linda Wilhelm, Associate Registrar, Collections, The Museum of Fine Arts, Houston.

“Cloud Gate” affectionately known as “The Bean” in Millennium Park

“Cloud Gate” (Wolkentor), liebevoll “The Bean” (die Bohne) genannt, im Millennium Park

Zum Schluss möchte ich noch mal auf die Gründungsphase des ARCS zurück kommen. Die Wurzel dieser Organisation reichen weit zurück, es beginnt alles mit der Anstellung der ersten Registars der USA, der 1880 mit der Verwaltung der Sammlungen des National Museum des Smithonian Instituts betraut wurde. Dann dauerte es fast 100 Jahre, bis der nächste größere Schritt erfolgte. 1977 bildeten die Registrare in den USA das Registrar-Komitee innerhalb der American Association of Museums (RC-AAM) und zwei Jahre später entstand auch eine Registrar-Gruppierung in Großbritannien. In den folgenden Jahren wuchsen überall auf dem Globus weitere Registrar-Gruppen. „Best practice“ und verbesserte Möglichkeiten des Dialogs verbanden nun weit entfernte Kollegen. Das beginnende 21. Jahrhundert brachte eine bedeutende Zunahme internationaler Ausleihen und damit verbunden die Notwendigkeit, weltweite Standards für Transporte, Dokumentation etc. zu etablieren. Um diese Standards zu entwickeln war ein angemessenes Forum nötig. Das bot das RC-AAM, indem es vier internationale Symposien sponserte, das erste 2004 in New Orleans. Beim letzten, 2011 in Houston, schlug der anerkannte US-amerikanische Registrar Jean Gilmor vor, eine neue Organisation zu gründen, die den Bedürfnissen des 21. Jahrhunderts entspricht. Nach vielen Monaten intensiver Arbeit entstand die Association of Registrars and Collections Specialists: eine offene, aber doch sehr präzise umschriebene Gruppe, die sich den Herausforderungen unseres Berufes im neuen Jahrtausend stellt.

„Erstmals in der Geschichte haben sich Registrare und Sammlungsverwalter zusammengefunden, um als einheitliche, unabhängige, internationale Gruppe Programme und Unterstützung speziell für Betreuer von Sammlungen bereit zu stellen“
(Geschichte der Association of Registrars and Collections Specialists http://www.arcsinfo.org/about/history).

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt

Dieser Artikel ist auch auf italienisch erhältlich, übersetzt von Marzia Loddo und auf französisch, übersetzt von Marine Martineau.

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