Transport und Ausstellung des Rolls-Royce von John Lennon
Von Derek Swallow – Royal BC Museum

Was den Transportplan betrifft: ursprünglich gingen wir davon aus, dass der Wagen natürlich in einer Transportkiste bewegt würde. Wir entschieden uns dafür, den Wagen in einer Kiste zu verpacken, auf einen Transportwagen mit Bremsen zu setzen und das Transportrisiko dadurch zu minimieren, dass wir einen Flugtransport wählten.
Ein guter Plan? Nein!
Eine Kiste in dieser Größte müsste mit einem Frachtflugzeug transportiert werde, der nächste Landeplatz war Seattle. Das hätte bedeutet, die Kiste von der Insel zu holen auf der Victoria liegt, die Grenze zu den USA zu überschreiten und schließlich den Wagen zurück in die USA zu bringen – ein logistischer und bürokratischer Albtraum. Außerdem zeigte ein zweiter Blick auf den Facility Report des Leihnehmers, dass die Kiste die größte Eingangstüre nicht hätte passieren können.
Mehr als nur ein bißchen beunruhigt fragte ich unsern Rolls-Royce Mechaniker um Rat. Der schlug vor, eine Transportfirma unter Vertrag zu nehmen, die auf hochwertigste millionenschwere Rennautos spezialisiert ist. Ich suchte wie verrückt nach einer solchen Firma, fand sie schließlich und regelte den Vertrag. Gut zwei Wochen vergingen wie im Flug: die Logistik organisieren, ebenso Leihvereinbarungen und Versicherung. Der Termin, zu dem der Wagen abgeholt werden sollte, war in einer Woche. Die Konservierungsarbeiten schritten voran, die am meisten geschädigten Stellen waren stabilisiert, aber aus Zeitmangel konnte die Arbeit nicht fertiggestellt werden. Wir hatten uns aber darauf verlassen, denn das einzige klimatisierte Fahrzeug der Transportfirma war schon vor 6 Monaten vergeben gewesen.
Verzweifelt riefen wir beim Nationalen Institut für Konservierung an, mit der Frage, wie diese Farbe auf Metall reagieren würde bei den raschen Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen denen Wagen und Fracht bei der Überlandfahrt ausgesetzt sein würden. Unter Wettergesichtspunkten gab es in Kanada keinen schlechteren Monat für diesen Transport. Das Kanadische Nationale Konservierungsinstitut antwortete rasch, dass diese ungewöhnliche Farbe normalerweise nur auf Holz verwendet wird. Jedoch, so meinten sie unter Vorbehalt, könnte die Farbe unter diesen Bedingungen halten. Das ergab eine allgemeines Aufatmen, das aber doch von Unruhe gedämpft war.
Ich rief unseren Mechaniker an. Die Ersatzteile sollten am Donnerstag ankommen. Donnerstag? Der Transporter würde am folgenden Dienstag sehr früh da sein. Können Sie die Reparaturen rechtzeitig fertigstellen, fragte ich erwartungsvoll. Sollte kein Problem sein, war die Antwort – noch ein zögerlicher Seufzer der Erleichterung.

Der Fahrer verschloss die Ladefläche, sprang in seinen Führerstand und die Überlandreise begann. Wie blieben regelmäßig in Kontakt mit dem Fahrer, der gute Wetterbedingungen meldete, bis kurz vor dem Ende seiner Reise, als die Wettervorhersage mit einem großen Tiefdruckgebiet drohte, das vom Nordwesten her mit hoher Windgeschwindigkeiten und Schnee seine Route kreuzen würden. Der Fahrer schlug vor, weiter zu fahren um dem Sturm zuvor zu kommen. Das war die eine Möglichkeit – oder das Ende des Sturms abwarten und damit den Termin für die Ablieferung verpassen. Nachdem wir uns vergewissert hatten, dass er erst vor kurzem eine Rast eingelegt hatte, ließen wir ihn fahren. 
Unser Mechaniker und unser Oberrestaurator, die beide voraus geflogen waren, erklärten aber, dass die Karosserie durch das Schieben beschädigt würde und dass es nur eine Möglichkeit gäbe: den Wagen an seinen Platz zu fahren. Die Straße war nass und voll Streusalz sodass der Weg erst abgedeckt werden musste, ehe der Wagen bewegt werden konnte. Decken, Plastikfolien und Verpackungsschaumplatten wurden aus dem Lastwagen und dem Museum entführt, aber das reichte nicht. 
Als der Weg bereitet war startete unser Mechaniker vorsichtig den Wagen, setzet ihn zurück aus dem Transporter heraus und manövrierte ihn dann die Straße hinunter zum Museumseingang. Da gab es den nächsten kurzen Herzstillstand – es sah so aus, als sei der Eingang zu schmal für den Rolls. Wir hatten die Maße des Eingangstores vorher erhalten und hatten für die Maße des Wagens die der Katalogbeschreibung benutzt. Menschen mit Maßbändern traten in Aktion. Schließlich erklärte ein Museumsangestellter mit selbstgerechtem Lächeln, dass wir gerade mal 10 cm auf jeder Seite Luft hätten. Es gibt Leute, die sagen Sammlungsverwalter wären geradezu obsessiv, wenn es um die Größe und andere Details der Sammlungsobjekte geht. Gott sei dank erwies sich diese Behauptung als richtig.

Den Wagen rasch an seine Ausstellungsposition auf verstärkten Bodenplatten zu bringen war die nächste große Herausforderung. Die Meisten der schwimmend verlegten Bodenfliesen vertrugen maximal 567 Kilo Gewicht, während die Last an jedem Einzelnen der Räder 680 kg betrug. Ziemlich sofort nachdem der Wagen in die Halle gekommen war, begannen sich die ersten Bodenfliesen zu wölben und drohten zu brechen. Der Wagen drohte den Boden zu zerstören. Die Museumsmittarbeiter eilten in eine Schreinerei und kamen mit Sperrholplatten zurück. Rasch wurde der Wagen auf sie gefahren, um so das Gewicht besser zu verteilen und das Unglück ab zu wenden. Aber wie sollte der Wagen nun an seinen Platz gebracht werden? Eine kreative Lösung, die Technik und rohe Gewalt verband wurde ausgekocht. 
Geschafft! Wir hatten die Zielvorgabe eingehalten. Der Wagen war an seinem Platz, 24 Stunden vor der feierlichen Eröffnung mit den beiden bedeutendsten Politikern der Provinz Quebec, dem Premierminister und dem Vizegouverneur. Harte Arbeit und Planung, unterstützt von einer außerordentlich genauen Katalogisierung und gemildert durch innovative Problemlösungen hatten zum Erfolg dieses Projekts geholfen.
http://pacmusee.qc.ca/en/media/press-releases/john-lennon-s-rolls-royce-at-pointe-a-calliere (Geschichte des Rolls und seine Überführung)
Dies ist meine letzte Geschichte für RegTrek. Ich möchte dem Team von RegTrek für seine intensive Arbeit und Unterstützung danken, besonders Angela Kipp für den Enthusiasmus mit dem sie dieses wunderbare Projekt voran treibt. Ich möchte allen von Herzen alles Gute wünschen, da ich einen neuen Lebensabschnitt beginne: ich unterrichte Englisch als Fremdsprache und entwickle Unterrichtsmaterial und Lehrpläne dazu. Ich wünsche allen das Beste bei diesem erstaunlichen Abenteuer RegTrek voran zu bringen und bedanke mich dafür, dass ich teilnehmen konnte.
Herzliche Grüße
Derek Swallow
Senior Registrar, Royal BC Museum
Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.



























