Transit Totem – Manöverkritik

Von Brett Dion

Alex Gallafent mit einer etwas langen Beschriftung für „U-Bahn Totems“.

Alex Gallafent mit einer etwas langen Beschriftung für „U-Bahn Totems“.

Angela Kipp vom Registrar Trek war so freundlich, „Erzähle eine Geschichte von einem Transit-Totem“ als ein neuartiges Konzept für die Präsentation der Museumssammlung vor zu stellen. Aber ich muss gestehen, dass ich einem Vorschlag folgte, der im Jahr 2013 in einer Sitzung der AAM (American Alliance of Museums)-Konferenz in Baltimore gemacht worden war. Das Generalthema war da „Die Macht der Geschichten“ und Rob Walter vom Experiment „Bedeutsame Objekte“ hielt dort einen Vortrag.

Wie alles begann

Vor diesem Zeitpunkt hatte ich vier Jahre lang ruhig vor mich hin die dreidimensionalen Objekte des NYTM (New Yorker U-Bahnmuseum) katalogisiert. Dabei stieß ich auf Werkzeuge unbekannter Herkunft und auf Teile aus dem weiteren Geschäftsbereich der Städtischen Verkehrsbetriebe. Es war immer ein großes Vergnügen, den allgemeinen historischen Zusammenhang und den Kontext heraus zu finden. Ein oder zwei konkrete Fakten heraus zu bekommen hatte für mich als gelernten Archivar eine große Bedeutung, aber ich ging auch zum Mittagessen oder fuhr abends nach Hause und dachte über den Schienenarbeiter nach, der mit einem Sechskantschlüssel arbeitete, der so dick war wie mein Arm oder über den Ingenieur, der Tests zur Leitfähigkeit einer Stromschiene machte.

Rob Walker rief mir alle diese Spekulationen wieder ins Bewusstsein. Ich konnte mir gut eine formelle oder informelle Schreibgruppe vorstellen, platziert in einem Raum mit einigen der unbekannteren und abstrakten Objekte und daneben einigen der kultigen und allgemein mit der Geschichte der New Yorker U-Bahn verbundenen Gegenstände um die Personen dann zu einem „Geschichten-Slam“ zu animieren. Ich kam von dieser AAM-Offenbarung zurück und erzählte einigen wenigen in der Verwaltung und in der Pädagogik und Programmentwicklung davon. Ich sah es nicht als meine Aufgabe an, ein solches Programm selbst durch zu führen, ich wollte es aber unterstützen. So erwähnte ich es mehrere Monate lang hin und wieder bei den zuständigen Leuten, um die Idee am Leben zu halten.

Das Projekt nimmt Fahrt auf

Teilnehmer schrieben und trugen ihre erfundenen Beschriftungen vor.

Teilnehmer schrieben und trugen ihre erfundenen Beschriftungen vor.

Gegen Ende des Jahres 2013 beschritt die Programmentwicklung des Museums neue Wege, indem eine kreative Person engagiert wurde, der Öffentlichkeitsarbeit am Herzen lag. Julia Malta-Weingard eröffnete auf kluge Weise eine neue Ära der Öffentlichkeitsarbeit, indem sie die Mitarbeiter und Freunde des Museums um Programmideen bat und deren Schwarmintelligenz nutzte. Inhaltliche Vorschläge auf zu greifen war die eine Sache, aber zugleich brachte sie auch die verschiedenen Abteilungen des Museums zu kreativen Aktivitäten derjenigen Museumsmitarbeiter zusammen, die schöpferische Impulse haben, aber ihre Kreativität nicht jeden Tag bei ihrer Arbeit als grundlegendes Instrument einsetzen.

Das war meine Gelegenheit, auf die Frage nach Programmideen zu antworten. Da ich schon einige im Hinterkopf hatte und sie ganz unverbindlich mehrfach angesprochen hatte, war es nicht schwer, sie zu präzisieren, sodass sie zu denen gehörten, die ausgewählt und zu Papier gebracht wurden. Eine davon verschmolz meine Kenntnisse der Museumsobjekte mit dem „Significan Object“- Projekt und Foren für Geschichten-Erzähler, wie etwa „The Moth“.

Teilnehmer finden

Susan Augenbrau liest ihre Übernatürliche, von einem U-Bahn Totem inspirierte Kurzgeschichte vor.

Susan Augenbrau liest ihre Übernatürliche, von einem U-Bahn Totem inspirierte Kurzgeschichte vor.

Die Aktion „Erzähle die Geschichte eines U-Bahn Totems“ zu nennen, war ein bisschen ein Lockvogel-Geschichte. Ich hatte mir vorgestellt, wir könnten Besucher mit Hilfe von nostalgischen und gefühlvollen Erinnerungen an die besonders bekannten Elemente der New Yorker U-Bahn ins Museum holen und dann auch Dinge verwenden, die seltener zu sehen oder abstrakter sind, um daraus originelle, kreative Funken zu schlagen. Mein ursprünglicher Vorschlag war auch ganz bescheiden nur gewesen, Studenten, die einen Kurs „kreatives Schreiben“ belegt hatten ein zu laden. Im Nachhinein sehe ich, dass das schon eine gute Idee war, aber keine sehr publikumswirksame.

Im Frühherbst trafen sich die Sammlungsmitarbeiter mit Julia und wir einigten uns darauf für den 12. November schreibende Studenten, Museumsmitarbeiter, Schreibgruppen, Improvisations-Schulen und Theater und die Freunde des NYTM ein zu laden. Da wir nur wenige Wochen bis zu dem Termin am 12. November 2014 hatten, der für die Beteiligten kostenlos sein sollte, erreichten wir mehr Aufmerksamkeit und erhielten mehr Anmeldungen indem wir Bilder verschiedener Objekte und alter Aufnahmen auf die Tumblr-Seite des Museums stellten, um Einsendungen schon im Vorfeld zu bekommen. Damit konnten auch Personen teilnehmen, die sich nicht in der Lage fühlten vor Ort zu improvisieren oder laut vor zu lesen. Diese anfänglich publizierten „Totems“ und die 25 weiteren für die folgende „Pop-Up-Ausstellung“ im Museum wurden von einem spontan gebildeten Produktions-Team aus Mitarbeitern des Hauses ausgewählt.

Die Abendveranstaltung

Alex Gallafent hielt die Gruppe in Bewegung und bei der Sache.

Alex Gallafent hielt die Gruppe in Bewegung und bei der Sache.

Während sich bescheidene 50 Personen angemeldet hatten und dann etwa die Hälfte gekommen war, war es dann ein wirklich erfreuliches Pilotprojekt für etwas, von dem wir hoffen, dass es eine dauerhafte oder periodisch wiederkehrende Veranstaltung wird. Der Schlüssel zum Erfolg des Abends war der von Julia verpflichtete Conférencier, der dafür sorgte, dass alle Teilnehmer 90 Minuten lang bei der Sache blieben. Alex Gallafent nahm nicht nur selbst am Schreibprozess teil, er improvisierte auch und schüttelte einige wirklich witzige Bemerkungen aus dem Ärmel. Wir hatten ein Podium und eine Bestuhlung vorbereitet, aber beides wurde nicht benötigt. Außer bei zwei Schreib-Intervallen, in denen Snacks für neue Energie sorgten, standen die Teilnehmer und Alex sorgte dafür, dass sie in Bewegung blieben. Er sorgte für eine lockere Stimmung und dafür, dass das Engagement aller die ganze Zeit anhielt.

Das improvisierte Schreiben von Beschriftungsschildern war ein wunderbarer Auftakt und sorge dafür, dass die Kreativität aller ins Fließen kam. Einige Gäste nahmen sogar die größere Aufgabe war, ihre hier entstandenen Entwürfe für Kurzgeschichten vor zu lesen, einige der vorher eingereichten Arbeiten wurden ebenfalls vorgetragen.

Die Besucher mit einbeziehen – und die Mitarbeiter

Wir fanden ein wunderbares und anpassungsfähiges Muster für Fortsetzungen dieses Programms. Ich tendiere dazu, mit einem Schreibkurs auf Grundstudiums-Ebene zu kooperieren. Damit bekämen wir einen Besucherstamm mit Vorbildfunktion der es schon gewöhnt ist, Ideen und Fragmente von Geschichten mit einander zu teilen. Dann können weitere Kontakte darauf aufbauen.

Nachhaltig war für mich die Erfahrung aus erste Hand, dass eine große Gruppe von Museumsmitarbeitern zu diesem Event zusammen fand. Auch wenn wir das nie wieder machen würden wäre ich doch sehr stolz auf die Gelegenheit zur Teambildung, die aus diesem Programm-Vorschlag erwuchs. Museen könnten oft nur einen Teil Ihrer Sammlungen zeigen, aber wir wissen, dass Neugier darauf besteht. Unzweifelhaft sind die Sammlung und das Archiv die Abteilungen mit dem größten Informations-Inhalt, aber die Mitarbeiter hinter dden Kulissen bekommen davon oft nicht viel mit. Hausintern zeigt mir das Projekt, dass die nie genutzte Neugier und Kreativität unserer vielseitigen und zuverlässigen Mitarbeiter ausgewertet und zur Programmgestaltung verwendet werden kann.

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

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