Alle Beiträge von RegistrarTrek

Museum professional, lover of all collections work, former collections manager of the TECHNOSEUM in Mannheim, Germany. Now Professional Services Specialist for Gallery Systems. Independent museum professional. Cat wrangler and #SciFi enthusiast. Views are my own. Of course, they are. I can't make anybody responsible for the garbage my brain produces!

Lagerungslösungen: Lagerung der Buttons im MJH

Buttons zu lagern kann kompliziert sein. Man kann sie nicht mit anderen zusammen in einen Zip-Lock-Beutel stecken, das sie dann aneinander reiben. Man kann natürlich jeden einzelnen in einen eigenen kleinen Zip-Lock-Beutel stecken, aber dann rutschen die Beutel in der Schachtel herum und ein einzelne Button ist so nur schwer zu finden. Kürzlich bin ich im Museum of Jewish Heritage in New York auf eine wundervolle Lösung für die Button-Aufbewahrung gestoßen:

Button storage at MJH
Button-Aufbewahrung im MJH

Auf dem Twitteraccount ihrer Registrare, @MJHReg (dem man unbedingt folgen sollte, großartige Sachen und Bilder!), ist das publiziert und ich fragte, ob wir das bei Registrar Trek übernehmen dürften. Associate Registrar Jennifer Roberts antwortete sofort und erteilte die Erlaubnis. Sie sandte auch zusätzliche Abbildungen…

Button storage in the process
Herstellen der Behältnisse

Und sie erklärt, wie sie gemacht wurden:

„Für diese Sammlung macht unsere Restaurator Tabletts aus ph-neutralem Karton und archivtauglichen Klebestreifen, die in eine Standart-Archiv-Schachtel eingesetzt werden. Diese Methode erlaubt es uns, ca. 350 Buttons in einer Archivschachtel unter zu bringen: stabil und gut zugänglich. Um Platz zu sparen, werden Die Buttons nach Größen sortiert und im Augenblick digitalisieren wir die Sammlung, so dass wir Dokumentationsfotos haben, die es uns in Zukunft erleichtern werden, einen bestimmten Button zu finden.“

ButtonsMJH2

Ist das nicht toll? Muss ich auch probieren…

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt

Dieser Artikel ist auch auf französisch, übersetzt von Marine Martineau und auf Italienisch, übersetzt von Mazia Loddo.

Ein neuer Zuschnitt für das Sammlungskomitee

Von Derek Swallow

Von den Museen des 21. Jahrhunderts werden Neuerungen auf dem Gebiet der Ausstellungsmethoden, der museumspädagogischen Programme und der Erschließung von Einkommensquellen erwartet. Das ist aber nicht immer der Fall, wenn es sich um museumsinterne Prozesse handelt. Jedoch – Notwendigkeit kann zu solchen Neuerungen führen. Viele Museen müssen im 21. Jahrhundert der harten Realität schrumpfender Budgets ins Auge schauen. Eine Folge davon ist: weniger Mitarbeiter mit größerer Arbeitsbelastung. Um dennoch einen hohen Standard für die Benutzer bieten zu können und sich im Inneren an best practices zu orientieren, muss das Personal sehen, wie es effektiver arbeitet. Eine Lösung ist besseres Zeitmanagement. Neue Maßnahmen, wie das Reduzieren der Anzahl und der Länge von Sitzungen, können dieses heute kostbare Gut, nämlich Zeit, retten. Einsparen lässt sich etwa, indem man die Art und Struktur traditioneller Museumsbesprechungen modifiziert. Anfang 2013 begann das Royal BC Museum, in dem ich arbeite, ein Pilotprojekt, das sowohl die Länge der Treffen des Sammlungskomitees begrenzen, als auch einen flexibleren Entscheidungsprozess mit mehr Gleichberechtigung unter den Teilnehmern bewirken sollte.

Work load too much? # f 08817Collection of the Royal BC Museum/BC Archives.
Zu viel Arbeit?
# f 08817 Sammlung der Royal BC Museum/BC Archives.

Bisher traf sich unser Komitee, das aus den Kuratoren, Archivaren und einem Vertreter der Restaurierung bestand und einen Vorsitzenden hatte, einmal im Monat für eineinhalb Stunden: es hatte die Aufgabe zu entscheiden, welche neuen Sammlungen, die von den jeweiligen Sammlungskuratoren oder Archivaren vorgeschlagen wurden, in die Sammlungen des Royal BC Museum aufgenommen werden sollten. Ebenso wurden Deakzessionierungen verhandelt. Die Agenda wurde den Mitgliedern einige Tage vor der Sitzung elektronisch zugestellt, sodass die Vorschläge für jede einzelne vorgeschlagene Erwerbung durchgesehen werden konnten, zusammen mit der Stellungnahme des Konservators und dem Bericht der Restaurierungsabteilung. Dieser umfasste allgemein und im Besonderen den Zustand der Sammlung und ihrer Bestandteile mit einer Aufstellung der Zeit, die nötig wäre, um die einzelnen Teile zu stabilisieren und über lange Zeit zu erhalten. Mit diesen Informationen versehen besuchten die Mitglieder des Komitees die Sitzung, zusammen mit dem die jeweilige Sammlung vorschlagenden Konservator/Archivar. Die Antragsteller stellten „ihre“ Sammlung vor, beantworteten Fragen und dann stimmte das Komitee ab. Auch Deakzessionierungen wurden auf ähnliche Weise bearbeitet. Ich nehme an, dass das ein Vorgehensweise ist, die in vielen Institutionen bekannt ist.

Tired of those traditional collections committee meetings? # a 00514 Collection of the Royal BC Museum/BC Archives.
Der langen Sitzungen des Sammlungskomitees müde?
# a 00514 Sammlung der Royal BC Museum/BC Archives.

Das neue Modell des Royal BC Museums ersetzte die „Von Angesicht-zu-Angesicht-Treffen“ durch „virtuelle“ Konsultationen und Entscheidungsfindungen. Mit „virtuell“ meine ich, dass der ganze Informationsfluss und die Diskussion über die Sammlungserwerbung zwischen den Antragstellern und den Komitee-Mitgliedern auf elektronische Weise erfolgt. Der ganze Informationsfluss, die Tagesordnung, die Stimmzettel und die Entscheidungen des Komitees existieren als Exel- und Word-Dokumente, die digital auf einem gemeinsamen Laufwerk jederzeit zur Verfügung stehen. Im gleichen Zusammenhang veränderte sich auch die Struktur des Komitees. Die Mitglieder waren nun gleichberechtigt: Sammlungsverwalter waren nun ebenso Mitglieder wie Konservatoren und Archivare. Der Registrar, der vorher der Schriftführer war, erhielt nun die Rolle eines Quasi-Vorsitzenden, dem es oblag, die elektronische Stimmabgabe vor zu bereiten und zu aktualisieren, und die auf elektronischem Weg erfolgende Kommunikation einzuordnen und weiterzureichen.

Und so funktioniert, kurz gesagt, das „virtuelle“ Sammlungskomitee (Collection Committee = CC):

Sobald der Anschaffungsvorschlag für eine Sammlung vollständig von dem vorschlagenden Konservator oder Archivar, dem Restaurator und dem entsprechenden Sammlungsleiter in die Datenbank eingestellt ist, wir er vom Registrar auf dem „Stimmzettel“ veröffentlicht, der zugleich als Agenda dient. Die Felder des Formulars umfassen das Fachgebiet der Sammlung, die Registrierungsnummer (die von der Sammlungssoftware vergeben wird und unverwechselbar ist), der Name des Spenders oder der Sammlung, eine kurze Beschreibung, der Name des Vorschlagenden, und Kästchen für die Stimmabgabe jedes Komitee-Mitglieds. Dieses Arbeitsblatt wird jeweils zu Anfang des Monats auf ein gemeinsames Laufwerk gestellt, das allen Komitee-Mitgliedern zugänglich ist. Hat ein Mitglied des Komitees ein Frage, sendet er sie an den Vorschlagenden, mit Cc an alle anderen Komiteemitglieder. So erhalten auch alle die Antwort. Dieser Vorgang ersetzt die persönliche Diskussion. Der Registrar kopiert alle diese Fragen und Antworten, ebenso wie allgemeine Kommentare der Komiteemitglieder in ein Worddokument, das zusammen mit der Abstimmungsliste die Entscheidung dokumentiert.

Why not use our sophisticated computer tools to do the job better? # na 19565 and # i 24586-1 Collection of the Royal BC Museum/BC Archives.
Warum nicht unsere ausgefeilten Computerprogramme nutzen, um die Arbeit besser zu machen?
# na 19565 and # i 24586-1 Sammlung der Royal BC Museum/BC Archives.

Die Abstimmungsliste/die Agenda ist ein „lebendes“ Dokument; solange der Entscheidungsprozess in den ersten 3 Wochen des Monats läuft, werden die Mails vom Registrar nachgetragen, dann zählt er aus und veröffentlich das Ergebnis.

Zu den Vorteilen dieser Vorgehensweise gehört:

  • Die Abstimmung ist flexibel und kann erledigt werden, wenn es die Zeit erlaubt.
  • Der Vorgang ist „grüner“ – es wird kein Papier benötigt.
  • Antworten der Vorschlagenden auf die Fragen der Komiteemitglieder können gründlich durchdacht und klar dargelegt werden – während das aus dem Stand in den Sitzungen nicht unbedingt möglich war. Außerdem können nun Fragen und Antworten vollständig dokumentiert werden. In den Protokollen der traditionellen Sitzungen gab es nur Kurzfassungen der Diskussion. Dabei konnten ganz entscheidende Nuancen versehentlich verloren gehen.
  • Es brauchen keine Protokolle geschrieben zu werden.
  • Die Zeit für die Wege zwischen den Büros und dem Sitzungsraum wird gespart, ebenso die verlorene Zeit des Wartens, bis die Sitzung beginnt und schließlich die Zeit für soziale Kontakte während und nach dem Treffen. Das macht alleine schon leicht ein halbe Stunde aus.

Zu den Nachteilen gehört:

  • Die Email-Kommunikation reduziert den Dialog, der zu jeder Erwerbung geführt wird und in einer persönlichen Besprechung kann in kürzerer Zeit mehr kommuniziert werden.
  • Es entfallen wichtige Gelegenheiten, über Probleme zu reden, die sich bei der Sammlungsdiskussion aus dem Zusammenhang ergeben, zum Beispiel über Richtlinien und Verfahrensweisen.
  • Einige Mitglieder empfinden die Entpersönlichung des Prozesses als unangenehm – wir sollten uns als Gruppe persönlich begegnen.
  • Da die Abstimmung nach und nach erfolgt, kann es sein, dass sich ein Mitglied von der Stimmabgabe eines geschätzter Kollegen beeinflussen lässt.
  • Der Zeitaufwand des Registrars ist größer.

Als derjenige, der dieses System entwickelt hat, bin ich der erste, der zugibt, dass die Zeitersparnis recht gering ist. Jedoch, auch eineinhalb Stunden im Monat zu gewinnen ist eine Hilfe und wenn andere interne Abläufe mit dem gleichen Blick für den Gewinn einer Stunde im Monat durchforsten würden, dann käme bald ein ganzer Tag zusammen.

Leider würde das unsere Arbeitslast nicht verringern und uns einen freien Tag verschaffen, es bedeutet nur, dass wir nicht so extrem hart arbeiten müssten, um unsere Aufgaben zu erledigen.

Ich schließe mit einem Satz des berühmten amerikanischen Schauspielers und Radiosprechers aus den 50er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, Edgar Bergen: „Harte Arbeit hat noch nie jemanden umgebracht, aber warum sollte man das riskieren?“

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt

Dieser Beitrag ist auch auf Italienisch erhältlich, übersetzt von Marzia Loddo.

#BestBlog-Stöckchen mit weißen Handschuhen angefasst

best-blog.jpgTanja Praske vom KULTUR-MUSEO-TALK bewarf mich neulich auf Twitter mit einem Blogstöckchen. Nachdem ich erstmal recherchieren musste, was das eigentlich ist, nehme ich es nun mit weißen Baumwollhandschuhen auf und beantworte ihre Fragen:

Wer bist du? Und was reizt dich an deinem Job?

Ich bin eigentlich viele. Nein, ich bin nicht schizophren, aber Registrar Trek ist ein Gemeinschaftsprojekt an dem vier feste Autoren, viele Gastautoren und im Moment 36 Übersetzer beteiligt sind. Die Spanne reicht vom Sammlungsbetreuer aus Kanada über die russische Marketingexpertin, die derzeit in Bulgarien lebt bis zum Pressesprecher aus Zimbabwe. Ich erlaube mir aber die Fragen als Angela Kipp zu beantworten, da ich die Mitbegründerin und Administratorin des Projekts bin.

Ich bin Depotleiterin am TECHNOSEUM. Es klingt abgedroschen, aber an meinem Job reizt mich die Vielfältigkeit. An einem Tag geht es darum, den Transport eines fragilen Großobjekts zu organisieren, am anderen Tag sucht man nach der perfekten Möglichkeit, 400 winzige Fahrschullehrmagnete so zu lagern, dass sie für zukünftige Generationen erhalten bleiben. Unser Sammlungsbestand umfasst ca. 170.000 Objekte und dafür zu sorgen, dass die nicht kaputt gehen und möglichst gut, effizient und wieder auffindbar gelagert sind ist eine Sisyphosaufgabe, positiv formuliert eine Lebensaufgabe.

Registrar Trek ist dagegen ein privates Projekt, in dem ich meine Leidenschaft fürs Schreiben und für die neuen Medien ausleben kann. Als positiver beruflicher Effekt fällt dabei ein weltweites Netzwerk von Kollegen ab, die alle in der Sammlungsbetreuung arbeiten oder zumindest mittelbar mit Museumsarbeit zu tun haben.

Wie lange plantet ihr die aktuelle Ausstellung/Projekt? Was war die größte Herausforderung dabei und wie wurde diese gelöst?

Platz schaffen für Haushaltsgeräte.
Platz schaffen für Haushaltsgeräte.
Oha, so einfach ist das gar nicht zu beantworten. Wir im Depot sind sozusagen das logistische Rückgrat für eine Menge von Aktivitäten im Museum, deshalb läuft bei uns vieles parallel. Gerade haben wir zum Beispiel „Die Sammlung 2: Der elektrische Haushalt“ eröffnet. Entgegen der landläufigen Meinung ist damit die Ausstellungsarbeit aber nicht beendet. Jetzt geht es darum, im Depot die Lagermöglichkeiten so zu verbessern, dass der Abbau und das Zurückfließen der Objekte reibungslos und schnell klappt. Je schneller wir beim Abbau sind, desto mehr Puffer haben wir für den Aufbau von „Herzblut“, unserer nächsten Ausstellung zur Geschichte der Medizintechnik.

Beide Ausstellungen werden zum großen Teil aus den eigenen Beständen bestritten, das heißt aber auch, dass bei den Vorbereitungen im Depot beide Teams parallel arbeiten müssen/mussten. Dabei dürfen logischerweise keine Objekte verwechselt werden oder gar verschwinden. Natürlich werden wesentlich mehr Objekte gesichtet, als dann schließlich in die Ausstellung kommen. Bei allen müssen die Datensätze überprüft und korrigiert, bei den meisten auch noch ein Foto gemacht werden.

Ob Feuerwehrauto oder Haarnadel - immer den Überblick behalten.
Ob Feuerwehrauto oder Haarnadel – immer den Überblick behalten.
Viele Dinge müssen erst in die Restaurierung, bevor sie fotografiert werden können, das bedeutet noch einen Transport mehr. Man kann sich also ungefähr vorstellen, was da beim elektrischen Haushalt mit seinen 1750 Objekten und bei Herzblut, wo allein schon über 200 Objekte im Katalog publiziert werden, an Kulturgütern „auf den Beinen“ ist. Dazu kommt das normale Alltagsgeschäft mit Neuerwerbungen und Ausleihen an andere Museen.

Die eigentliche Herausforderung ist also zunächst einmal in diesem Riesen-Tetris den Überblick zu behalten und dafür zu sorgen, dass die Arbeitsabläufe und die Dokumentation stimmt. Wenn im Vorfeld alles wie am Schnürchen klappt, steckt man dann Kleinigkeiten wie einen Wasserrohrbruch auf der Sonderausstellungsfläche, wie wir ihn dieses Mal hatten, leichter weg.

Was ist das oder eines der kleinsten Objekte eurer Sammlung?

Grammophonnadeldose "His Master's Voice, 1910-1920, EVZ:2004/0324  TECHNOSEUM, Bild Hans Bleh
Grammophonnadeldose „His Master’s Voice, 1910-1920, EVZ:2004/0324
TECHNOSEUM, Bild Hans Bleh
Das ist vermutlich eine Grammophonnadel. Die sind nur einen Zentimeter lang und sehr dünn. Schon die zugehörigen Döschen sind so klein, dass ich bequem acht Stück auf meiner Handfläche balancieren kann (nicht, dass ich das aus konservatorischen Gründen empfehlen würde).

Gibt es eine kuriose Geschichte/Erlebnis um ein Objekt/Ausstellung? Erzähle sie uns. Es kann auch einfach ein kurioses Objekt aus der Sammlung sein.

Da gibt es sehr viele. Unter „kreative Verpackungslösungen“ fällt mir da besonders eine Spende an das Museum ein. Das Objekt tut in dem Fall nichts zur Sache. Es kam jedenfalls in einem Karton, in dem wir erst einmal jede Menge „grüne Säcke“ (das sind Müllbeutel, die in Mannheim kostenlos zur Verfügung gestellt werden, um wiederverwertbaren Kunststoffmüll zu sammeln) fanden. Gefüllt waren diese Säcke mit fein säuberlich ausgeschnittenen Kapseln von Milchverpackungen. Diese dienten als flexibles Puffermaterial. Das Objekt selbst war dann in einem Badvorleger mit U-Ausschnitt für die Toilette eingewickelt. Der war auch schon historisch und offensichtlich nicht gewaschen worden, bevor er seinen neuen Dienst als Verpackungsmaterial angetreten hatte…

Hast du ein Lieblingsstück? Warum?

AEG Magnetophon K 2, 1936, EVZ:2002/0057-001  Bild: TECHNOSEUM
AEG Magnetophon K 2, 1936, EVZ:2002/0057-001
Bild: TECHNOSEUM
Fragen Sie mal eine Großmutter nach ihrem Lieblingsenkel… Vielleicht am ehesten das K2 von AEG, das älteste erhaltene Tonbandgerät der Welt. Seine Vorgänger wurden beim Brand einer Messehalle auf der Funkausstellung 1935 zerstört, vom Nachfolger K2 existiert nach unseren Recherchen nur noch das Exemplar in unserer Sammlung. Während es in Gemäldesammlungen ganz natürlich ist, dass jedes Stück ein Einzelstück ist, ist es für eine Sammlung von hauptsächlich industrieller Massenware schon etwas ganz besonderes das Letzte seiner Art zu haben.

Welches Objekt habt ihr zuletzt warum restauriert bzw. restaurieren lassen und nach welchen Kriterien?

Derzeit wird vieles für die „Herzblut“-Ausstellung restauriert. Reinigungsmaßnahmen mit eingerechnet bewegen wir uns da im Bereich von einigen hundert Einzelobjekten, die unser Restaurierungsteam gerade in Arbeit hat. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir der „Blaue Heinrich“, ein blaues Fläschchen, das als Spucknapf für Tuberkulosekranke diente. Wer den „Zauberberg“ von Thomas Mann gelesen hat, wird sich vielleicht daran erinnern. Da nicht auszuschließen war, dass sich noch infektiöses Material darin befindet, musste er von unseren Restauratoren desinfiziert werden. Ich schätze, das sind die Details an die man nicht denkt, wenn man anfängt Restaurierung zu studieren…

Welchen Stellenwert besitzt das Blog für das Haus?

Wir sind kein Blog des TECHNOSEUM, das hat ein eigenes Blog unter http://www.technoseum-blog.de (lohnt sich!), daher kann Registrar Trek offiziell keinen Stellenwert haben. Aber natürlich ist der ein oder andere Artikel durch meine Arbeit inspiriert, wir haben einige treue Leser in der Belegschaft und das internationale Netzwerk bewährt sich auf vielfältige Weise in der täglichen Arbeit.

Hast du einen Artikelfavoriten im Blog? Wenn ja, warum?

Auch wieder die Großmutter und ihr Lieblingsenkel… Vielleicht „Der Registrar bei Leihen“ von Derek Swallow http://world.museumsprojekte.de/?p=2864&lang=de in dem er die unterschiedlichen Professionen auflistet, die ein Registrar bei Leihvorgängen verkörpert – vom Jongleur zum Rechtsanwalt. Und die Bilder, die er dazu aus den Archiven gekramt hat sind einfach klasse.

Was bedeutet dir Kultur?

Kultur ist mir sehr wichtig. Dabei denke ich allerdings nicht unbedingt an erster Stelle an Museen, Theater, Oper, also die sogenannte „Hochkultur“, sondern Kultur im allgemeinen, die Alltagskultur, der Umgang miteinander. Ich finde es unglaublich spannend, etwas über andere Kulturen zu lernen. Dazu muss man nicht unbedingt ins Ausland reisen und auch nicht unbedingt auf Menschen mit Migrationshintergrund blicken. Es reicht schon im eigenen Umfeld zu sehen, wie sehr eine Kultur, die vom Fernsehen vorgelebt wird im Alltag kopiert wird. Wie es die Sprache, die Kleidung, die Wünsche prägt, zum Beispiel. Es lohnt sich, das zu beobachten und zu hinterfragen. Oft sind z.B. nordamerikanische Kollegen und Bekannte überrascht, was wir alles für „typisch amerikanisch“ halten. Das Zerrbild, das wir durch amerikanische Serien haben ist nicht sehr weit vom Deutschen als Nazi in Lederhose entfernt. Parallelen und Gegensätze in anderen Kulturen zu finden und über die eigene Kultur oder vielleicht besser die eigenen Kulturen nachzudenken, das finde ich spannend.

Wenn du kulturell „fremdgehst“ (außerhäusliche Aktivitäten), was machst du?
Ich gehe in andere Museen und gucke, was ich anders gemacht hätte. Das ist kein feiner Zug, macht aber Spaß. Ansonsten habe ich so viel geballte Kultur in meiner Arbeit, dass ich privat die Natur bevorzuge.

Du hast drei Wünsche frei, welche sind das?
1. Gesundheit für mich und meine Familie. Je nachdem wie gerechnet wird sind damit schon drei Wünsche weg, ansonsten…
2. Finanzielle Sicherheit bis zum Lebensende
3. Den dritten Wunsch verschenke ich an jemanden, der ihn nötiger braucht

Puh, geschafft!

Nun geht es ans Weiterwerfen. Viele Blogs, die ich für herausragend halte haben dieses Blogstöckchen schon mal bekommen. Eines ist mir aber noch eingefallen, das sich auf jeden Fall lohnt: Das Deutsch/Russisch/Englische Gemeinschaftsblog „Musum, Politics and Power“ http://museumspoliticsandpower.org/ Duckt euch, Katrin, Linda und die anderen, die ich noch nicht kenne, diese Fragen sind für euch:

1. Wie seid ihr auf die Idee mit dem Blog gekommen?
2. Wie organisiert ihr die Zusammenarbeit über Sprachgrenzen hinweg?
3. An welchem Projekt/welchen Projekten arbeitet ihr gerade?
4. Welcher eurer Blogbeiträge hat euch besonders berührt?
5. Welcher eurer Blogbeiträge hatte am meisten Außenwirkung/Feedback?
6. Welche Museumsblogs findet ihr besonders gelungen?
7. Welche Ausstellung hat euch in letzter Zeit besonders gut gefallen?
8. Welche Trends im Museumsbereich findet ihr derzeit besonders interessant?
9. Wenn ihr mit dem Team von „Museum, Politics & Power“ ein Museum gründen dürftet und ihr hättet alles Geld der Welt zur Verfügung, was wäre das Thema?…
10. …welche drei Objekte müssten auf jeden Fall darin stehen…
11. …und wo würde es stehen?

Und nun?

Soweit ich das verstanden habe:

– Beantwortet meine elf Fragen. Ihr dürft sie euch auch passend hinbiegen.
– Baut das Best Blog Award-Bildchen ein und verlinkt es mit demjenigen der es euch verliehen hat bzw. verlinkt auf den Artikel des Werfers.
– Verfasst elf neue Fragen, spielt damit und reicht das Best Blog Blogstöckchen an zehn Blogger eurer Wahl weiter, es können auch weniger sein.

Ach ja, toll wäre, wenn ihr einen Kommentar mit dem Link schreibt, wenn ihr die Fragen beantwortet habt.

Eine schöne Woche, alle zusammen!
Angela

Richtig gefälscht: Auf der Spur eines Kunstfälschers Teil 11 – Letzter Eintrag für 2013

Liebe Trekker,

Das war ein sehr interessantes Jahr, dieses Jahr 2013, im Leben eines ehemaligen Registrars, in meinem Leben. Dies ist mein letzter Beitrag in diesem Jahr und ich freue mich darauf, im nächsten Jahr mehr berichten zu können.

Ich möchte mich hier bei Angela bedanken, die mich im letzten Januar gefragt hat, ob ich mich am Team beteiligen möchte. Ich möchte aber auch allen Lesern und Teilnehmern am Registrar Trek danken. Ihr seid das Lebenselixier dieser Seite.

Der Spielfilm ist fertiggestellt und wird im Januar Teil des Sundance Film Festivals in Utah – habt ein Auge darauf! Sonst gibt es augenblicklich nicht viel Neues an der Landis-Front – ich bleibe ihm aber auf der Spur im Internet und über Mund-zu-Mund-Informationen. Denkt daran und bleibt aufmerksam für alles, was in Euren Sammlungen verdächtig zu sein scheint und habt ein aufmerksames Auge darauf. Vergesst auch nicht, dass ein Registrar eine einzigartige und sehr besondere Person ist (oder war), und diesen Registrar-in-Euch habt ihr immer bei Euch und er wird dafür sorgen, dass ihr eure Talente nützen könnt, gleich in welcher Richtung sich euer Leben bewegt.

Dann bis 2014 und vielen Dank, dass Ihr nach meinem nächsten Blog-Eintrag Ausschau haltet.
Ich wünsche euch ein gesegnetes, sicheres Weihnachtsfest und ein ebensolches Neues Jahr.

DIE ALIASSE DES FÄLSCHERS MARK AUGUSTUS LANDIS
NACH JAHREN GEORDNET

STEVEN GARDINER 2008
FATHER ARTHUR SCOTT 2010
FATHER JAMES BRANTLEY 2011
MARC LANOIS February 2012
MARTIN LYNLEY September 2012
JOHN GRAUMAN October 2012

Bis bald
Matt

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Registrar Trek zu Gast in Helsinki!

Helsinki

Ich bin ganz aus dem Häuschen. Letzte Woche erhielt ich die Bestätigung, dass ich auf der European Registrar Conference 2014 in Helsinki einen Vortrag halten werde! Hier geht’s zum Programm:
http://www.confedent.fi/erc-2014/programme/

Der Titel des Vortrags lautet:
The Next Generation: Registrar Blogs and Virtual Networks

Ich bin froh, dass Registrar-Trek-Autor Derek Swallow dabei sein wird und ich hoffe, weitere Registrar Trekker und Gastautoren dort zu treffen.

Nun, ich werde Ihnen nicht verraten, was ich im Vortrag erzählen werde. Aber ich kann Ihnen zeigen, wie das Papier aussah, das ich als Vortragsvorschlag eingereicht habe:

 
Eine Stimme für Registrare und Sammlungsspezialisten auf der ganzen Welt
Das Projekt „Registrar Trek: Die Nächste Generation“

Der Schwerpunkt des Vortrags liegt auf der Vorstellung des Projekts „Registrar Trek: Die Nächste Generation“.

Beruflicher Austausch und Weiterbildung ist für den Registrar oder die Registrarin oft nur mit und durch Kolleginnen und Kollegen außerhalb der eigenen Institution, oft sogar außerhalb des eigenen Landes möglich. Es braucht Jahre, ein persönliches berufliches Netzwerk aufzubauen. Berufsanfänger, Museumsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter in kleinen Museen mit vielen unterschiedlichen Aufgaben und Kolleginnen und Kollegen in Ländern, in der sich die Professionalisierung noch im Entwicklungsstadium befindet sind oft auf sich selbst gestellt. Haupthindernisse sind Sprachgrenzen und das Problem, überhaupt andere Kolleginnen und Kollegen für den Gedankenaustausch zu finden.

Aus diesen Beobachtungen heraus ist Registrar Trek entstanden. Herz des Projekts sind Texte, die von Sammlungsspezialisten oder Menschen mit einer Verbindung zu diesem Berufsfeld geschrieben werden. Das Spektrum reicht hier von ernsthaften Erwägungen zu schwierigen Dokumentationsproblemen bis hin zu leichten, humoristischen Betrachtungen der alltäglichen Sammlungsarbeit. Zu Beginn im Januar 2013 war es eine kleine Plattform für Artikel über Sammlungsverwaltung in drei Sprachen (Englisch, Spanisch, Deutsch), inzwischen ist es einen Informationsquelle mit 32 Übersetzern aus 19 Ländern, die 16 verschiedene Sprachen zur Verfügung stellen.

Die Plattform dient zwei Hauptzwecken: einen Platz zu bieten, an dem sich Sammlungsspezialisten aus aller Welt zu Hause und verstanden fühlen können und eine Botschaft für die Sammlungsarbeit in der virtuellen Welt zu sein. Um es mit den Worten einer Leserin zu sagen:

„Ich lerne aus jedem der Artikel etwas und sei es nur, dass es schlimmer sein könnte.“

Wir sehen uns in Helsinki!
Angela

Spiel’s noch mal, Registrar!

Haben Sie sich je überlegt, wie es wäre, wenn man die gleiche Ausstellung noch einmal machen würde? Welche Möglichkeit Fehler zu vermeiden, es anders, besser zu machen! Nun, wir hatten gerade diese Chance!
 
Wie es alles anfing

TECHNOSEUM, Bild Klaus Luginsland
Einrichtung der Ausstellung "Die Sammlung : 1001 Objekte zum Hören und Sehen"
TECHNOSEUM, Bild Klaus Luginsland
Im Jahr 2010 waren in unserem Museumsgebäude verschiedene Sanierungsmaßnahmen nötig, die einen großen Teil des Etats fraßen. Aber natürlich wollten die Besucher trotzdem etwas sehen. Kein Geld, kein Personal, keine Zeit – gab es einen Ausweg? Ja! Wir hatten schließlich unsere eigene Sammlung! Ein Minimum an Transportkosten, keine Ausgaben für Kuriere, keine Versicherungsprobleme. Wenn wir nur Depotregale als Vitrinen nutzen würden und Archivmaterial für die Präsentation, dann würden wir nicht sehr viel Ausstellungsdesign brauchen und das Material später weiter nutzen können. Je länger wir darüber nachdachten, desto besser gefiel uns die Idee. Ganz nebenbei könnten wir so eine Revision eines großen Teils unserer Sammlung vornehmen und dabei Einträge in der Datenbank korrigieren, vielleicht einige der Objekte mit „Standort unbekannt“ wieder finden und einige der Rätsel um „in der Sammlung gefunden“ lösen. Um es kurz zu machen: 2011 eröffneten wir: „Die Sammlung: 1001 Objekte zum Hören und Sehen“. Eine Präsentation unserer Sammlung an Radios, Fernsehgeräten, Kassettenrecordern, Filmprojektoren, Fotoapparaten, Tonbandgeräten, Videogeräten… Unsere Besucher waren begeistert!

Sie können sich vorstellen, dass wir alle ganz aufgeregt waren, als klar war, dass wir das nochmal machen würden, diesmal mit unserer Sammlung von Haushaltsgeräten. Bei der Vorbereitung der ersten Ausstellung, beim ersten Mal, war die Stimmung im Team ein bisschen wie bei der Vorbereitung einer Schiffsexpedition, die ins Unbekannte aufbricht. Diesmal war es mehr wie ein Fußballspiel gegen uns selbst, gegen die, die wir damals waren: wir wollten es größer, besser und bunter machen als das letzte Mal.

Größer, besser, bunter: Die Sammlung 2. Bild: Bernd Kießling
Größer, besser, bunter: Die Sammlung 2.
Bild: Bernd Kießling

 
Der Wille zur Verbesserung: rechts oder links – was ist meine Position?

Wir wussten, was das letzte Mal gut funktioniert hatte und so hatten wir einen Plan, dem wir folgen konnten. Aber statt ihm sklavisch zu folgen, nach dem Motto „wir habe es schon immer so gemacht“, war diesmal die treibende Kraft der Wunsch nach Verbesserungen.

Arbeit an Bestückungsregal im Depot, 2 Teams arbeiteten auf gegenüberliegenden Seiten
Arbeit an Bestückungsregal im Depot, 2 Teams arbeiteten auf gegenüberliegenden Seiten
Zum Bespiel hatten wir das letzte Mal die Verteilung der Objekte auf den einzelnen Regalböden im Vorfeld ausprobiert. Wir hatten ein Bestückungsregal im Depot, ähnlich den Regalen in der Ausstellung, so konnten wir die Dinge gruppieren, bis sie den bestmöglichen Anblick boten. Diese Investition an Zeit reduziert den Stress bei dem endgültigen Aufbau beträchtlich. Außerdem ist es dann nicht so wichtig, wer den endgültigen Aufbau vornimmt. Die Position der Objekte im Regal ist klar und jeder, der Erfahrung im Umgang mit Objekten hat, kann ihn vornehmen, ohne groß über das perfekte Layout nachdenken zu müssen. Wenn die Objekte platziert waren, erhielten sie Positionsnummer für den Regalboden. Das letzte Mal hielten wir die Positionen verbal fest, die Packlisten sahen dann so aus:

Inventarnummer, Objektbezeichnung, Regalnummer, Nummer des Fachbodens, links

Wenn das auch recht gut funktionierte, war uns doch aufgefallen:

  • Rechts und links, das ist auf dem Papier zwar klar, aber wenn man im Team Leute hat, die rechts und links schon mal verwechseln (wie es mir passiert), dann können doch Fehler beim Platzieren vorkommen.
  • Links, Mitte und Rechts, das funktioniert ganz gut, wenn man nur drei Radios im Fach hat. Wenn es mehr Objekte werden, muss man Begriffe wie „Rechts außen“ und „Mitte Links“ erfinden. Das klingt ganz nett, ist aber unpraktisch.

So wechselten wir zu Positionsnummern von 1 bis unendlich, vergeben von links nach rechts. Jetzt sah unsere Packliste so aus:

Inventarnummer, Objektbezeichnung, Regalnummer, Nummer des Fachbodens, Pos. 3

Beispiel: Packliste mit Foto
Beispiel: Packliste mit Foto
Aus dem gleichen Grund entschieden wir uns, einen zusätzlichen Schritt bei der Vorbereitung ein zu führen: das letzte Mal hatten wir die Position im Regal in unserer Datenbank nur schriftlich fixiert, diesmal fotografierten wir jedes Probearrangement im Fach und schrieben zusätzlich die Positionsnummer dazu. Wir hängten die Bilder jeder Packliste an. So konnte jeder, der ein Objekt an seinen Platz brachte, sich auf das Foto als Referenz beziehen.

Das ist nur ein Beispiel für die vielen Verbesserungen, die wir vornahmen.

Eine zweite Verbesserungsrunde

Wir waren also alle auf „Verbesserungsmodus“ geschaltet und das blieb auch während des Aufbaus so. Dabei fielen und einige Dinge auf, die wir das nächste Mal besser machen können.

Zum Beispiel haben wir die Inventarkarten abgenommen und eingesammelt, nachdem wir die Ausstellungsbeschriftungen angebracht hatten. Das letzte Mal hatten wir sie alle nach Inventarnummer geordnet in eine Schachtel getan, sodass man sie anhand der Inventarnummer rasch finden konnte. Plötzlich sagte unsere wissenschaftliche Hilfskraft: „Augenblick, wäre es nicht besser, sie nach Regal- und Fachnummer zu sortieren?“

Das "Pakenis-Manöver"
Das „Pakenis-Manöver“
Wir besprachen uns kurz, fanden die Idee gut und nannten sie ihm zur Ehre „Pakenis Manöver“. Von da an sammelten wir die Inventarkarten, mit Regal- und Fachnummer versehen, in Beuteln mit Reißverschluss, jeweils einen für jedes Regal. Wenn wir die Ausstellung abbauen kann sich jeder den Beutel „seines“ Regals (das er packen muss) holen und ist so mit allen nötigen Inventarkarten gut versorgt.

Ein anderes Beispiel sind die Layout-Bilder. Ich habe Ihnen gesagt, wie wir sie angefertigt haben, und das klang doch ganz gut, oder? Wir waren sehr stolz auf die Idee. Aber während des Ausstellungsaufbaus merkten wir, dass die gute Idee nicht die beste war.

  • Wir hatten an jede Packliste ein Foto angehängt, das war nicht nötig. Meistens nahmen wir gleich das Bild von der ersten Kiste, legten es in das Fach und nützten dieses Bild als Referenz. D. h., das nächste Mal können wir uns den Aufwand sparen, das Bild auch noch an die Packliste an zu heften. Wir werden alle Bilder kurz vor dem Ausstellungsaufbau ausdrucken und sie auf die passenden Fächer verteilen. Das spart auch Papier und Druckfarben.
  • Die Positionsnummer auf den Bildern war hilfreich – aber man musste zwischen Bild und Packliste hin und herwechseln, dann man hatte die Inventarnummer auf dem Objekt selbst und auch auf der Packliste, nicht jedoch auf dem Foto. Das führte zu Verwirrungen bei Objekten im gleichen Fach, die sehr ähnlich aussahen. Das nächste Mal werden wir die Inventarnummer auf den Fotos vermerken.

Blick auf eine Puppenküche...
Blick auf eine Puppenküche…

 
Die Kunst Fehler zu machen

Bei der Vorbereitung und dem Aufbau der Ausstellung wurde uns auch bewusst, dass uns Fehler unterliefen, die wir schon das letzte Mal gemacht hatten. Fehler nicht zugeben zu wollen ist menschlich, den gleichen Fehler zweimal zu machen töricht. Der Hauptfehler, den wir das letzte Mal gemacht hatten, war, dass wir nicht sofort notiert hatten, was nicht funktionierte. So konnten wir nur die Dinge verbessern, an die wir uns erinnerten und mussten alle Fehler nochmal machen, die wir vergessen hatten.

Da wir im „Verbesserungsmodus“ arbeiteten, beschlossen wir, es diesmal besser zu machen. Jedes Mal wenn uns etwas auffiel, das man besser machen könnte, sagte jemand: „Halt! Schreib das auf!“ Und so geschah es. Ganz gleich, ob wir gerade auf einer Leiter standen, Acrylglas reinigten oder Beschriftungen befestigten, jemand machte eine kurze Notiz von dem, was uns aufgefallen war.

Kurz nach der Ausstellungseröffnung setzten wir uns hin, trugen alle Notizen zusammen, und besprachen alles, woran wir uns erinnerten. Wir wollen das alles in einem Heft zusammentragen, einschließlich der Dinge, die gut funktioniert haben, die wir unbedingt wieder genau so machen wollen. Das kann dann als Referenz für kommende Ausstellungen dienen und wenn auch manches sehr spezifisch für diese Ausstellung war, so kann es doch auch für andere Projekte hilfreich sein.

...moment mal, ist das die Küche eines Registrars?
…moment mal, ist das die Küche eines Registrars?

 

Das Endergebnis

Am 19. Februar eröffneten wir „Sammlung 2: der elektrische Haushalt“. Unser Teammitglied Bernd Kießling hat einen virtuellen Rundgang durch die Ausstellung zusammengestellt. Falls Sie eine 3D-Brille (rot-cyan) zur Hand haben, gibt es den auch noch in 3D.

Einen weiteren Einblick bieten zwei Fernsehvideos:

http://www.rnf.de/mediathek/kategorie/themenserien/technoseum-mannheim/#.UwoZBYUnYyM

http://www.swr.de/swr4/bw/nachrichten/rhein-neckar/technoseum-in-mannheim-ausstellung-der-ungewoehnlichen-haushaltsgeraete/-/id=258328/did=12909124/nid=258328/m1pgqm/index.html

Einrichtung der Ausstellung "Die Sammlung 2: Der elektrische Haushalt"
Einrichtung der Ausstellung "Die Sammlung 2: Der elektrische Haushalt"
Bild: Bernd Kießling

Ich habe uns mit einem Fußballteam verglichen, das gegen sein früheres Selbst spielt. Was ist nun das Ergebnis?

  • Wir zeigen sehr viel mehr Objekte als das letzte Mal (1750 gegen 1639, außerdem waren beim letzten Mal ca. 300 kleine archivalische Objekte dabei, während wir diesmal fast nur Produkte zeigen)
  • Wir haben enger mit der Marketingabteilung zusammengearbeitet, was zu mehr Blog-Beiträgen geführt hat und zu einem Weihnachtsbaum, der mit Haushaltsgegenständen geschmückt war und schließlich zu einem Tweetup (#Sammlung2)
  • Wir haben mehr Objektgruppen gesichtet und konnten deshalb mehr Einträge in der Datenbank korrigieren.
  • Wie das letzte Mal waren wir mit der Einrichtung der Ausstellung im Prinzip ein paar Tage vor der Eröffnung fertig, so dass wir ganz unmittelbar einige Verbesserungen vornehmen konnten.
  • Wir werden sehen, ob wir auf mehr Besucher kommen als das letztes Mal, damals kamen mit 14 400 mehr als erwartet.

Kein Grund hier aufzuhören. Wenn es darum geht Sachen besser zu machen gibt es keinen Schlusspfiff. Das nächste Mal heißt es wieder:
 
Los, zeigt wir es uns!
 
P.S. Im Lauf der Vorbereitungen haben wir viel gelernt (zum Beispiel, warum man ein Regal kontrollieren sollte, ehe man die Acrylglasfront befestigt), das gibt noch Material für weitere Geschichten im Registrar Trek. Bleiben Sie dran!

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt

Wörterbuch Amerikanische Registrare – Internationale Registrare

dictionaryJede Tätigkeit hat ihre Fachsprache und die zugehörigen Abkürzungen. Als Funkamateurin sage ich Dinge wie „Ich bin um 1900 UTC QRV für ein QSO auf 40 Meter, 73!“ ohne überhaupt darüber nachzudenken wie seltsam das für einen Außenstehenden klingen muss. Während aber diese Codes international standardisiert sind, um Verständigung über Sprachgrenzen hinweg zu ermöglichen, ist das im Bereich der Sammlungsbetreuung eine ganz andere Geschichte. Mein Englisch ist ganz passabel, aber ich stolpere oft über Abkürzungen (oft Akronyme), die im amerikanischen Museumswesen gängig zu sein scheinen und die mir überhaupt nichts sagen. Für die internationale Zusammenarbeit habe ich hier unter tätiger Mithilfe der Kolleginnen und Kollegen aus der RC-AAM Mailingliste einen Spickzettel zusammengestellt. Die Liste wird von Zeit zu Zeit aktualisiert, wenn ich über weitere Abkürzungen stolpere oder wenn jemand einen neuen Begriff einsendet.

Wörterbuch Amerikanische Registrare – Internationale Registrare Druckversion

AP = „Abandoned Property“, zurückgelassenes Objekt, dazu zählen u.a. die im Museumswesen so bekannten wie gefürchteten „Findelkinder“, die in Plastiktüten an der Kasse abgegeben werden. Während es in Deutschland äußerst schwierig ist, solche Dinge rechtlich einwandfrei ins Eigentum zu überführen, gibt es dafür in den USA genaue gesetzliche Regelungen, die allerdings von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich sind.

AR = „Artifact Receipt“, Eingangsbestätigung für ein Objekt.

BOL = „Bill of Lading“, Frachtbrief.

CCMS = „Collections Cataloging and Management System“, Datenbank.

CMS = entweder „Collections Management System“, eine Datenbank oder „Content Management System“, eine Datenbank, mit der man Inhalte verwalten und veröffentlichen kann, zum Beispiel für die Website.

COA = „Certificate Of Authenticity“, Echtheitszertifikat, das belegt, dass das Werk original ist und dass es rechtmäßig erworben wurde – muss das Werk jederzeit begleiten. Besonders üblich im Bereich der zeitgenössischen Kunst und bei limitierten Auflagen.

COI = „Certificate Of Insurance“, Versicherungsbescheinigung.

CR = entweder „Custody Receipt“, Übergabebescheinigung oder „Condition Report“, Zustandsprotokoll.

DAMS = „Digital Asset Management System“, eine Datenbank zum Verwalten digitaler Daten.

Del = „deliver“, liefern.

DOG = kein Hund sondern ein „Deed of Gift“, eine Schenkungsurkunde, die bestätigt, dass ein Objekt dem Museum geschenkt wurde, es also rechtmäßig in dessen Eigentum übergegangen ist.

DOR = „Dead On the Road“, „tot auf der Straße“, Begriff wird vor allem in naturkundlichen Museen, bei der Dokumentation von Exemplaren der Zoologie verwendet.

D/O = „drop-off“, Auslieferungsdatum und/oder Ort.

FCL = „Full Container Load“, eine komplette Containerladung. Entweder, weil die Ladung wirklich einen ganzen Überseecontainer beansprucht, oder weil man den Container exklusiv für den Transport gebucht hat.

FIC = „Found in Collection“, „Gefunden im Sammlungsbestand“, ein Objekt, das bei der Arbeit in den Sammlungen „auftaucht“ und meist weder eine Inventarnummer noch sonst einen Hinweis auf seine Herkunft trägt. Diese Objekte zu recherchieren kann sehr zeitaufwändig und ärgerlich sein. Wenn man aber durch die Recherche wirklich die ursprüngliche Dokumentation wieder findet und damit dem Objekt seine Geschichte und Bedeutung wieder zuordnen kann ist es einer der befriedigendsten Momente im Berufsleben eines Sammlungsbetreuers. Siehe auch FITS und FOP.

FITS = „Found In the Stacks“, eine Art FIC bei Archivalien.

FOP = „Found On Property/Premises“, „auf dem Gelände gefunden“, siehe FIC.

FR = „Facilities Report“/“Facility Report“ wird auch in Deutschland mit dem englischen Begriff bezeichnet. Ein Dokument, das der Leihgeber vom Leihnehmer fordert und in dem Basisdaten zum Ausstellungsort (z.B. Klima, Sicherheitseinrichtungen) abgefragt werden.

FTC = „Foot Candles“, eine amerikanische Maßeinheit für Licht, eine „foot-candle“ entspricht 10,76 Lux.

FTL = „Full Trailer Load“, eine komplette LKW-Ladung. Entweder, weil die Ladung wirklich einen ganzen LKW beansprucht, oder weil man den LKW exklusiv für den Transport gebucht hat. Siehe auch FCL.

GFR = „General Facilities Report“, herausgegeben von der AAM, ein über 30 Seiten umfassendes Dokument, das 2008 den bis dahin gültigen „Standard Facilities Report“ (siehe SFR) ersetzte. Er enthält jetzt mehr Angaben, die für die Versicherungsindustrie nach den katastrophalen Ereignissen der frühen 2000er Jahre wichtig wurden und auch einige Ergänzungen, die durch Veränderungen im Museumswesen notwendig wurden. Für den Leihverkehr mit amerikanischen Museen ist er ein unumgängliches Dokument, da die meisten Museen ihn vor einer Ausleihentscheidung anfordern. In Amerika selbst wird er nicht nur für den Leihverkehr genutzt, sondern auch als Grundlage für Ausschreibungen und Arbeiten an der Liegenschaft, weil in ihm kompakt alle wichtigen Angaben zum Museumsgebäude zusammengefasst sind.
Die Namensänderung zu „General Facilities Report“ wurde notwendig, weil das „Standard“ in „Standard Facilities Report“ oft so mißverstanden wurde, als ob die dort gemachten Angaben die erstrebenswerten Anforderungen definieren.

IL = „Incoming Loan“, eingehende Leihe.

IPM = „Integrated Pest Management“, etwa „ganzheitliche Schädlingsbekämpfung“, Sammelbegriff für alle Maßnahmen zur Schädlingsbekämpfung, sowohl aktiv als auch passiv.

LOFO = „Last On, First Off“, als letztes rein, als erstes raus. Kann von Leihgebern zur Bedingung gemacht werden, dann ist das Objekt das letzte, das auf einer Fahrt abgeholt wird und dementsprechend natürlich das erste, das abgeladen wird. Das minimiert die Gesamtzeitspanne, in der sich das Objekt auf dem LKW befindet und stellt sicher, dass es am wenigsten bewegt wird.

LTL = „Less Than Trailer Load“, die Fracht beansprucht nicht die volle Ladekapazität des LKW.

NAC = „Non-accessioned collection“, nicht aufgenommene Sammlung, entweder weil die Sammlung noch nicht inventarisiert wurde oder weil es sich um einen Bestand handelt, den das Museum nur vorübergehend in seiner Obhut hat.

OL = „Outgoing Loan“, ausgehende Leihe.

PBS = „Packed By Shipper“, Sendung wird vom Spediteur gepackt.

PO = „Purchase Order“, Auftrag, Bestellung.

POA = „Power Of Attorney“, Vollmacht.

PR = „Payment Request“, Zahlungsaufforderung.

PTL = „Proposed Temporary Loan“, zugesagte Leihgabe.

PU = „Pick Up“, aufnehmen, abholen, z.B. ein Paket, eine Sendung.

P/U = „pick-up point“, Abholstelle.

R = „Recto“, Gebrauch wie im Deutschen, Vorderseite, z.B. einer Münze oder eines Dokuments. Bezeichnet bei zweiseitigen Objekten die „richtige“, wichtigere Seite. Bei Büchern ist es die rechte Seite.

RA = „Related Accessory“, Zubehör, Teil, das zu einem Objekt gehört.

RFP = „Request For Proposal“, Ausschreibung.

RFQ = „Request For Quote/Quotation“, Anfrage, unverbindliches Angebot einholen.

ROD = „Receipt Of Delivery“, Empfangsquittung.

RTD = „Return To Depositor“, an denjenigen zurückgeben, der es abgeliefert hat, z.B. den Leihgeber nach der Ausstellung.

SFR = „Standard Facilities Report“, ein Dokument, das um 1989 von der AAM herausgegeben wurde mit dem Ziel, große Museen, die oft ver- und entleihen auf einen Stand zu bringen. Ein Fragenkatalog, der unter anderem Beschäftigte, vergangene Ausleihvorgänge, Sicherheitseinrichtungen, Klimabedingungen und -kontrollen und Angaben zum Gebäude umfasst. Ob eine Institution gut genug aufgestellt ist, um eine Leihgabe zu erhalten wird u.a. anhand der Antworten auf diese Frage entschieden. Wurde 2008 auf den neuesten Stand gebracht und heißt nun General Facility Report, siehe GFR.

SOP = „Standard Operating Procedures“, Standardvorgehensweise.

SOW = „Statement Of Work“, Lastenheft, Anforderungskatalog.

TC = „Temporary Custody“, „vorübergehend in Obhut genommen“, z.B. ein Objekt für ein Ausstellungsprojekt.

TIN = „Temporary Inventory Number“, „vorläufige Inventarnummer“.

TL = „Temporary Loan“, „vorrübergehende Leihe“, der Normalfall für Sonderausstellungen usw.

TLC = „Tender Loving Care“, etwa „mit viel Liebe und Sorgfalt zu behandeln“, gilt eigentlich für alle Museumsobjekte, wird aber gerne beim Kümmern um bisher vernachlässigte Objekte gebraucht.

TR = „Temporary Receipt“, vorläufige Empfangsbestätigung.

VIC = „Very Important Cargo“, „sehr wichtige Ladung“, VIP unter den Objekten.

V = „Verso“, Gebrauch wie im Deutschen, Rückseite z.B. einer Münze oder eines Dokuments. Auch die „falsche“, weniger wichtige Seite eines zweiseitigen Objektes. Bei Büchern ist es die linke Seite.

 

Und hier ein Blick auf gängige Abkürzungen bei Zustandsprotokollen:

 

BC = „Bottom center“, unten Mitte (auch: LC)

BLC = „Bottom left corner“, unten linke Ecke (auch: LLC)

BRC = „Bottom right corner“, unten rechte Ecke (auch: LRC)

LC = „Lower center“, unten Mitte (auch: BC)

LLC = „Lower left corner“, unten linke Ecke (auch: BLC)

LRC = „Lower right corner“, unten rechte Ecke (auch: BRC)

N/C = „No changes“, Zustand unverändert

PR = „proper right“, heraldisch rechts, sehr praktikable relative Angabe. Wenn man z.B. ein Zustandsprotokoll eines Frauenporträts macht und es ist ein Schaden an der Hand auf der linken Seite, schreibt man PR für heraldisch rechts. Die Hand ist für den Protokollanten links, für die dargestellte Person ist es aber ihre rechte Hand.

PL = „proper left“, heraldisch links, siehe PR, nur gilt jetzt natürlich „ihre linke Hand“.

UC = „Upper center“, oben Mitte

ULC = „Upper left corner“, oben linke Ecke

URC = „Upper right corner“, oben rechte Ecke

 

 

Ausdrücke und Abkürzungen, die auch im allgemeinen amerikanischen Sprachgebrauch vorkommen

 
ASAP = „as soon as possible“, „so schnell wie möglich“, normalerweise wird jedes Dokument, Leihvertrag, Versicherungsbescheinigung… ASAP benötigt, am besten schon einen Tag bevor angefragt wurde.

brb = „be right back“, „bin gleich zurück“.

etc. = „et cetera“, Gebrauch wie im Deutschen, zum Beispiel „Mein Depot ist voller Kartons, Kisten, etc.“

g2g = „got to go“, „ich muss gehen“.

misc. = „miscellaneous“, „Diverses“ bzw. „Verschiedenes“, ein Wort das die meisten Sammlungsbetreuer hassen, weil es so vage ist. Es heißt „Zeug“ und wird gerne (von Nicht-Registraren) verwendet, um Aktenordner oder Kisten zu bezeichnen, deren Inhalt zu unterschiedlich ist, um vernünftig bezeichnet zu werden (oder man ist zu faul, all das aufzuschreiben, was sich wirklich in dem Ordner oder der Kiste befindet).

OMG = „Oh My God“, „Oh mein Gott“.

SCNR = „Sorry, could not resist“, „Entschuldige bitte, ich konnte nicht widerstehen“, besonders gebraucht bei uralten Kalauern.

VM = „Voice Mail“, Sprachbox, Sprachmitteilung.
 

Eigennamen von Produkten und Organisationen:

 
AAM = „American Alliance of Museums“, Amerikanischer Museumsbund.

ARCS = „Association of Registrars and Collections Specialists“, internationale Vereinigung der Registrare und Sammlungsspezialisten.

ARC = „Australasian Registrars Committee“, Vereinigung der Registrare in Asien und Australien oder „Austrian Registrars Committee“, Vereinigung der Österreichischen Registrare, man sollte also sicherheitshalber nach dem Ort sehen.

RCAAM = „Registrars Committee of the American Alliance of Museums“, Fachgruppe der Registrare im Amerikanischen Museumsbund.

TMS = „The Museum System“, eine Datenbanksoftware, die in amerikanischen Museen weit verbreitet ist.

Diesen Beitrag gibt es auch auf Französisch übersetzt von Aurore Tisserand.

Wie wird meine Sammlung nützlich ?

FeuLogoArbeiten mit Datenbanken gehört zu den Kernaufgaben jedes Sammlungsbetreuers. Oft genug ärgert man sich über die ein oder andere Unzulänglichkeit des eigenen Systems. Um so begeisterter war ich, als ich auf das Projekt von Michael Hesemann stieß. Da hatte sich jemand die Mühe gemacht, für sein eigenes Interessensgebiet, die Foraminiferen, eine Online-Datenbank zu entwickeln, die genau seinen Ansprüchen entsprach. Ehrenamtlich, aus Begeisterung für sein Fachgebiet. Sie ermöglicht Wissenschaftlern und Sammlern aus aller Welt schnellen Zugriff auf relevante Informationen und inzwischen stellen auch namhafte Institutionen wie das Smithonian und die Geologische Bundesanstalt Österreich Informationen zu ihren Foram-Bestände dafür zur Verfügung. Lesen Sie hier, wie das Projekt entwickelt wurde.
Herzliche Grüße
Angela

von Michael Hesemann, Foraminifera.eu Project, Hamburg

Zur Entstehung

Im Dezember 2007 erwachte mein Interesse für Foraminiferen (= Forams) – weitgehend unbekannte Einzeller, die seit 540 Mio. Jahren bis heute grazile Innengehäuse bilden. Dass die Kliffs von Dover, ägyptische Pyramiden und anderes Gestein zu 1/3 aus ihnen bestehen war mir neu. Ebenso überraschte die Information, dass alle lebenden Forams knapp 1% der Erdbiomasse ausmachen und damit bedeutender sind als alle Säugetiere.

Sie lesen das vermutlich auch zum ersten Mal, was belegt, dass wesentliche Informationen erst bei genauerer Betrachtung, Studium von Literatur und intensiver Recherche zu Tage treten. Glücklicher-weise traf ich in Hamburg auf zwei engagierte Foramliebhaber, die sich wie einst Ernst Häkel um 1900 für Schönheit und Formenreichtum der Forams schon länger begeisterten. Die Idee wurde geboren, unsere Sammlungen zu fotografieren und über die Webseite www.foraminifera.eu ins Internet zu stellen.

Es funktionierte zunächst ganz prächtig, die mühsam durchs Mikroskop gefertigten Aufnahmen online zu stellen. Doch schon nach wenigen Wochen meldete sich Fabrizio, ein italienischer Wissenschaftler mit dem Angebot 100 Rasterelektronenaufnahmen beizusteuern. Nun gab es plötzlich 250 Aufnahmen und die Notwendigkeit sie irgendwie zu sortieren und sinnvoll zugänglich zu machen. Ein Konzept musste entwickelt werden, das auch für 2500 Bilder noch tragfähig sein sollte.

(Bild: Michael Hesemann / www.foraminifera.eu)

Ein eigenes Datenbankkonzept ist unausweichlich!

Die Datenbankkonzepte der großen Museen, wissenschaftlichen Institutionen und Online-datenbanken wie EOL oder WORMS entpuppten sich als eindimensional auf Taxonomie und Nummerierung zugeschnitten. Haben Foraminiferen nicht mehr Informationen zu bieten und was wünschen wir uns als Nutzer von einer Sammlung? Unbefriedigend erschien uns die erhebliche Inkonsistenz von Datensätzen, das Fehlen von Illustrationen und umständliche Interfaces.

Unser multidimensionales Datenbankkonzept mit konsistenten Kategorien

Eine Sammlung soll nach unserer Philosophie ihre Objekte und verbundenen Informationen absoluten Laien bis zu hoch spezialisierten Wissenschaftlern auf einfache Weise zugänglich machen. Jede Klasse von Objekten – bei uns den Gehäusen der Forams – trägt eine Vielzahl von Informationen. Für eine Datenbank können wir allerdings nur Informationskategorien verwenden, die für nahezu alle Objekte bekannt oder mit vertretbarem Aufwand recherchierbar sind. Eine hohe Datenkonsistenz ist für die Auswertung unerlässlich.
Bei den Forams halten wir die Taxonomie und Morphologie, Ort, Zeit (Erdzeitalter), Literaturreferenz, Relevanz des Datensatzes und sammlungsbezogene Informationen für konsistente Kategorien. Ob der Lebensraum (= ökologische Nische) konsistent ermittelt werden kann ist umstritten.

Nutzerorientierte Zugänglichkeit

Der Nutzer soll die Möglichkeit erhalten, durch ein einfach zu bedienendes Interface alle verfügbaren Informationen auf verlässliche und einfache Weise abzufragen. Als notwendig wird erachtet:

  • jedes Objekt wird durch möglichst realistische Illustrationen (Zeichnungen, Fotos, 3D-Objekte) repräsentiert und mit Werten für alle definierten Kategorien verknüpft (Metadaten)
  • der User erhält ein Interface in dem er in allen Kategorien aus den vorhandenen Werten auswählen kann.
  • Als Ergebnis erhält der User eine Trefferliste aus Vorschaubildern mit wesentlichen Informationen, von denen er durch einen Klick zu detaillierteren Informationen bis hin zu einer Literaturreferenz kommt.

Technische Mittel und finanzielle Ausstattung

Als nicht kommerzielles Projekt gibt es keine finanzielle Ausstattung. Alle Beiträge basieren auf Begeisterung für die Sache. Jeder trägt die Kosten seines Beitrages privat selbst. Alle Beitragenden werden detailliert genannt und erhalten eigene Webseiten und Auswertungsmöglichkeiten für Ihre Beiträge.
Technisch kommen nur einfachste Programme und Systeme zum Einsatz: Excel, PHP, SQL, HTML und eine Basis-Homepage bei einem Massenprovider.

Es werden eine umfassende Literatursammlung zu Forams, Zeitschriftenabbos sowie gute Kontakte zu einschlägigen Wissenschaftlern gepflegt. Es werden Sediment- und Foramsammlungen geführt sowie wurde detailliertes Know-how und Werkzeug für die Probenbearbeitung erworben. Es besteht ein kostenloser Zugang zu einem Rasterelektronenmikroskop.

Meilensteine

nicht alles wurde so geplant, hat sich aber im Rückblick so ergeben:

Milestone 2008:
Aufbau/Bekanntmachung der Webseite, Erhalt von Proben durch Hobbyfossilsammler

Milestone 2009:
Erweiterung der Abdeckung in Zeit und Raum durch 1200 Bilder, Schaffung einer Unterstützerszene aus Amateuren und Juniorwissenschaftlern.

Milestone 2010:
Vorstellung des Projektes auf der FORAMS2010 Konferenz in Bonn vor 400 Wissenschaftlern. Ausbau auf 2500 Bilder. Unterstützung durch Wissenschaftler. Hilfsangebote an Amateure und junge Wissenschaftler insbesondere aus weniger entwickelten Ländern.

Milestone 2011:
Erweiterung der Datenbankkriterien auf 20. Umstellung von reinem HTML auf PHP-SQL. Gewinnung von Senior-Scientists als Unterstützer. Präsentation auf internationalen Konferenzen. Ausbau auf 4000 Bilder.

Milestone 2012:
Top Ranking bei Google (SEO) Erweiterung der Datenbankriterien auf 30. Networking. Erhalt von Bildrechten durch Verlage und Institutionen. Ausbau auf 5500 Bilder.

Milestone 2013:
SI National History Museum Washington, Österreichisches Geologisches Bundesamt und die Grzybowski Foundation gestatten die Nutzung Ihrer ca. 30.000 Forambilder, darunter von zahllosen Typexemplaren. Senior Scientists gestatten die Nutzung Ihres Lebenswerkes. Ausbau der Bilddatenbank auf 7700 Bilder. Pflege der Unterstützerszene. Kooperation mit WORMS.

Milestone 2014:
Präsentation des Projektes auf der FORAMS2014 in Chile. Weitere Kooperation mit WORMS. Schließung der Lücken aus den erhaltenen Bildrechten. Ausbau der Datenbank auf über 10.000 Bilder. Pflege der Unterstützerszene.

*)
EOL= Encyclopedia of Life: www.eol.org
WORMS= World Register of Marine Species: www.marinespecies.org

Dieser Artikel ist auch auf italienisch erhältlich, übersetzt von Marzia Loddo.

CIDOC 2014 in Dresden: Fristverlängerung Call for Papers

Für diejenigen, die es noch nicht gelesen haben: die nächste CIDOC-Konferenz findet dieses Jahr in Dresden statt und es werden noch Beiträge gesucht:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Die Frist des Call for Papers für die CIDOC-Jahreskonferenz wurde bis zum 20. März 2014 verlängert. Die Jahrestagung von CIDOC, dem internationalen Komitee für Museumsdokumentation von ICOM

„Zugang zu Kulturgut – Netzwerken im digitalen Zeitalter“

findet vom 6. bis 11. September 2014 in Dresden (Deutschland) statt.

Ausführliche Informationen finden Sie unter www.cidoc2014.de
Die Teilnahme steht allen Interessierten aus Museen und Kulturorganisationen offen. Im Mittelpunkt der Diskussionen und Vorträge steht der Umgang mit den Möglichkeiten des digitalen Zeitalters für den Zugang zu Museumsbeständen und dem kulturellen Erbe. Vernetzte Informationen erlauben Wissenschaftlern und Interessierten neue und erweiterte Einblicke. Museumsfachleute aus aller Welt beschäftigen sich auf dieser Tagung mit folgenden Schwerpunkten:

• Dokumentationsstrategien und Dokumentationsrichtlinien
• Verfahren in der Museumsdokumentation
• Museumsdokumentation als Beruf
• Vernetzung – Netzwerken
• Metadaten
• Mehrsprachige Terminologie
• Digitale Langzeitbewahrung
• Immaterielles Kulturerbe
• GIS-Anwendungen in der Denkmalpflege
• Digitale Dokumentation in der Archäologie

Mit freundlichen Grüßen,

Martina Krug
c/o Städt. Museum Hann. Münden
museum@hann.muenden.de
CIDOC Board Member

Wir würden uns freuen, wenn Sie die Konferenzinformation an interessierte Kollegen weiterleiten würden. Herzlichen Dank