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Museum professional, lover of all collections work, former collections manager of the TECHNOSEUM in Mannheim, Germany. Now Professional Services Specialist for Gallery Systems. Independent museum professional. Cat wrangler and #SciFi enthusiast. Views are my own. Of course, they are. I can't make anybody responsible for the garbage my brain produces!

Transit Totem – Manöverkritik

Von Brett Dion

Alex Gallafent mit einer etwas langen Beschriftung für „U-Bahn Totems“.
Alex Gallafent mit einer etwas langen Beschriftung für „U-Bahn Totems“.
Angela Kipp vom Registrar Trek war so freundlich, „Erzähle eine Geschichte von einem Transit-Totem“ als ein neuartiges Konzept für die Präsentation der Museumssammlung vor zu stellen. Aber ich muss gestehen, dass ich einem Vorschlag folgte, der im Jahr 2013 in einer Sitzung der AAM (American Alliance of Museums)-Konferenz in Baltimore gemacht worden war. Das Generalthema war da „Die Macht der Geschichten“ und Rob Walter vom Experiment „Bedeutsame Objekte“ hielt dort einen Vortrag.

Wie alles begann

Vor diesem Zeitpunkt hatte ich vier Jahre lang ruhig vor mich hin die dreidimensionalen Objekte des NYTM (New Yorker U-Bahnmuseum) katalogisiert. Dabei stieß ich auf Werkzeuge unbekannter Herkunft und auf Teile aus dem weiteren Geschäftsbereich der Städtischen Verkehrsbetriebe. Es war immer ein großes Vergnügen, den allgemeinen historischen Zusammenhang und den Kontext heraus zu finden. Ein oder zwei konkrete Fakten heraus zu bekommen hatte für mich als gelernten Archivar eine große Bedeutung, aber ich ging auch zum Mittagessen oder fuhr abends nach Hause und dachte über den Schienenarbeiter nach, der mit einem Sechskantschlüssel arbeitete, der so dick war wie mein Arm oder über den Ingenieur, der Tests zur Leitfähigkeit einer Stromschiene machte.

Rob Walker rief mir alle diese Spekulationen wieder ins Bewusstsein. Ich konnte mir gut eine formelle oder informelle Schreibgruppe vorstellen, platziert in einem Raum mit einigen der unbekannteren und abstrakten Objekte und daneben einigen der kultigen und allgemein mit der Geschichte der New Yorker U-Bahn verbundenen Gegenstände um die Personen dann zu einem „Geschichten-Slam“ zu animieren. Ich kam von dieser AAM-Offenbarung zurück und erzählte einigen wenigen in der Verwaltung und in der Pädagogik und Programmentwicklung davon. Ich sah es nicht als meine Aufgabe an, ein solches Programm selbst durch zu führen, ich wollte es aber unterstützen. So erwähnte ich es mehrere Monate lang hin und wieder bei den zuständigen Leuten, um die Idee am Leben zu halten.

Das Projekt nimmt Fahrt auf

Teilnehmer schrieben und trugen ihre erfundenen Beschriftungen vor.
Teilnehmer schrieben und trugen ihre erfundenen Beschriftungen vor.
Gegen Ende des Jahres 2013 beschritt die Programmentwicklung des Museums neue Wege, indem eine kreative Person engagiert wurde, der Öffentlichkeitsarbeit am Herzen lag. Julia Malta-Weingard eröffnete auf kluge Weise eine neue Ära der Öffentlichkeitsarbeit, indem sie die Mitarbeiter und Freunde des Museums um Programmideen bat und deren Schwarmintelligenz nutzte. Inhaltliche Vorschläge auf zu greifen war die eine Sache, aber zugleich brachte sie auch die verschiedenen Abteilungen des Museums zu kreativen Aktivitäten derjenigen Museumsmitarbeiter zusammen, die schöpferische Impulse haben, aber ihre Kreativität nicht jeden Tag bei ihrer Arbeit als grundlegendes Instrument einsetzen.

Das war meine Gelegenheit, auf die Frage nach Programmideen zu antworten. Da ich schon einige im Hinterkopf hatte und sie ganz unverbindlich mehrfach angesprochen hatte, war es nicht schwer, sie zu präzisieren, sodass sie zu denen gehörten, die ausgewählt und zu Papier gebracht wurden. Eine davon verschmolz meine Kenntnisse der Museumsobjekte mit dem „Significan Object“- Projekt und Foren für Geschichten-Erzähler, wie etwa „The Moth“.

Teilnehmer finden

Susan Augenbrau liest ihre Übernatürliche, von einem U-Bahn Totem inspirierte Kurzgeschichte vor.
Susan Augenbrau liest ihre Übernatürliche, von einem U-Bahn Totem inspirierte Kurzgeschichte vor.
Die Aktion „Erzähle die Geschichte eines U-Bahn Totems“ zu nennen, war ein bisschen ein Lockvogel-Geschichte. Ich hatte mir vorgestellt, wir könnten Besucher mit Hilfe von nostalgischen und gefühlvollen Erinnerungen an die besonders bekannten Elemente der New Yorker U-Bahn ins Museum holen und dann auch Dinge verwenden, die seltener zu sehen oder abstrakter sind, um daraus originelle, kreative Funken zu schlagen. Mein ursprünglicher Vorschlag war auch ganz bescheiden nur gewesen, Studenten, die einen Kurs „kreatives Schreiben“ belegt hatten ein zu laden. Im Nachhinein sehe ich, dass das schon eine gute Idee war, aber keine sehr publikumswirksame.

Im Frühherbst trafen sich die Sammlungsmitarbeiter mit Julia und wir einigten uns darauf für den 12. November schreibende Studenten, Museumsmitarbeiter, Schreibgruppen, Improvisations-Schulen und Theater und die Freunde des NYTM ein zu laden. Da wir nur wenige Wochen bis zu dem Termin am 12. November 2014 hatten, der für die Beteiligten kostenlos sein sollte, erreichten wir mehr Aufmerksamkeit und erhielten mehr Anmeldungen indem wir Bilder verschiedener Objekte und alter Aufnahmen auf die Tumblr-Seite des Museums stellten, um Einsendungen schon im Vorfeld zu bekommen. Damit konnten auch Personen teilnehmen, die sich nicht in der Lage fühlten vor Ort zu improvisieren oder laut vor zu lesen. Diese anfänglich publizierten „Totems“ und die 25 weiteren für die folgende „Pop-Up-Ausstellung“ im Museum wurden von einem spontan gebildeten Produktions-Team aus Mitarbeitern des Hauses ausgewählt.

Die Abendveranstaltung

Alex Gallafent hielt die Gruppe in Bewegung und bei der Sache.
Alex Gallafent hielt die Gruppe in Bewegung und bei der Sache.
Während sich bescheidene 50 Personen angemeldet hatten und dann etwa die Hälfte gekommen war, war es dann ein wirklich erfreuliches Pilotprojekt für etwas, von dem wir hoffen, dass es eine dauerhafte oder periodisch wiederkehrende Veranstaltung wird. Der Schlüssel zum Erfolg des Abends war der von Julia verpflichtete Conférencier, der dafür sorgte, dass alle Teilnehmer 90 Minuten lang bei der Sache blieben. Alex Gallafent nahm nicht nur selbst am Schreibprozess teil, er improvisierte auch und schüttelte einige wirklich witzige Bemerkungen aus dem Ärmel. Wir hatten ein Podium und eine Bestuhlung vorbereitet, aber beides wurde nicht benötigt. Außer bei zwei Schreib-Intervallen, in denen Snacks für neue Energie sorgten, standen die Teilnehmer und Alex sorgte dafür, dass sie in Bewegung blieben. Er sorgte für eine lockere Stimmung und dafür, dass das Engagement aller die ganze Zeit anhielt.

Das improvisierte Schreiben von Beschriftungsschildern war ein wunderbarer Auftakt und sorge dafür, dass die Kreativität aller ins Fließen kam. Einige Gäste nahmen sogar die größere Aufgabe war, ihre hier entstandenen Entwürfe für Kurzgeschichten vor zu lesen, einige der vorher eingereichten Arbeiten wurden ebenfalls vorgetragen.

Die Besucher mit einbeziehen – und die Mitarbeiter

Wir fanden ein wunderbares und anpassungsfähiges Muster für Fortsetzungen dieses Programms. Ich tendiere dazu, mit einem Schreibkurs auf Grundstudiums-Ebene zu kooperieren. Damit bekämen wir einen Besucherstamm mit Vorbildfunktion der es schon gewöhnt ist, Ideen und Fragmente von Geschichten mit einander zu teilen. Dann können weitere Kontakte darauf aufbauen.

Nachhaltig war für mich die Erfahrung aus erste Hand, dass eine große Gruppe von Museumsmitarbeitern zu diesem Event zusammen fand. Auch wenn wir das nie wieder machen würden wäre ich doch sehr stolz auf die Gelegenheit zur Teambildung, die aus diesem Programm-Vorschlag erwuchs. Museen könnten oft nur einen Teil Ihrer Sammlungen zeigen, aber wir wissen, dass Neugier darauf besteht. Unzweifelhaft sind die Sammlung und das Archiv die Abteilungen mit dem größten Informations-Inhalt, aber die Mitarbeiter hinter dden Kulissen bekommen davon oft nicht viel mit. Hausintern zeigt mir das Projekt, dass die nie genutzte Neugier und Kreativität unserer vielseitigen und zuverlässigen Mitarbeiter ausgewertet und zur Programmgestaltung verwendet werden kann.

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Hilfe! Eine Bombe in meiner Sammlung!

Meistens geht man davon aus, das die Arbeit in einer Museumssammlung eine sichere Sache ist. Ich würde sagen, das stimmt auch meistens. Aber manchmal gibt es so Tage … Lesen Sie die Geschichte von Julie Blood, Sammlungs- und Ausstellungsmanagerin am Museum der San Joaquin County Historical Society in Lodi, Kalifornien.

Hand Grenade
Handgranate
Es war im August 2009. Ich arbeitete seit etwa 8 Monaten im Museum der San Joaquin County Historical Society als ich zusammen mit einem Ehrenamtlichen auf eine Schachtel stieß, die mit „Munition“ beschriftet war. Es war spät am Freitag Nachmittag und wir öffneten die Schachtel und fanden dort eine nicht gesicherte Eierhandgranate aus dem 2. Weltkrieg, eine japanische Mörsergranate und einen Kanister, von dem wir nach den Beschriftungen annahmen, dass er Pikrinsäure enthielt.

Als im Jahr 2000 eine ganze Sammlung Militaria dem Museum übergeben werden sollte, waren viele der möglichen Sammlungsobjekte von der Polizeibehörde von San Joaquin County inspiziert, entfernt und zur Detonation gebracht worden, da man sie für nicht sicher hielt. Aus unbekannten Gründen war die Schachtel mit diesen Objekten nicht inspiziert oder von der Polizeibehörde als sicher eingestuft worden. Bis heute weiß ich nicht, wie und warum diese Objekte ihren Weg in die Sammlung gefunden haben.

Japanese Mortar Round
Japanische Mörsergranate
Am Montag morgen habe ich die Polizeibehörde benachrichtigt und ein Angestellter kam, um sich das gleich an zu sehen, aber offensichtlich war militärisches Gerät nicht sein Spezialgebiet und ich wartete nur darauf, das er womöglich den Sicherungsstift zieht, oder etwas ähnliches. Es war ziemlich beängstigend … Schließlich sprach er mit seinem Vorgesetzten und so wurde der örtliche Luftwaffenstützpunkt verständigt. Von dort kamen Sprengstoffspezialisten um die Objekte mit zu nehmen, die wir natürlich auch sofort deakzessioniert haben.

Canister
Kanister
Nichtwissen ist manchmal ein Segen – das war das längste Wochenende meines Lebens! Seitdem benutzte ich diese Geschichte, um Dozenten, Ehrenamtlichen und Studenten, die zu Depotbesichtigungen kommen darauf hin zu weisen, welche Gefahren manchmal im Museum lauern. Ich hoffe, dass ich um Gotteswillen nie wieder etwas ähnliches finde – das ist sicher. Es hat uns wirklich einen großen Schreck eingejagt.

Julie Blood

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Europäische Konferenz der Registrare 2013:
Umzug von Sammlungen

Niin makaa, kuin petaa
Wie man sich bettet, so liegt man
(Finnisches Sprichwort)

Moving, moving, moving... we sure do a lot at the TECHNOSEUM.
Immer in Bewegung… unsere Objekte im TECHNOSEUM sind viel unterwegs.
An diesem Thema war ich besonders interessiert, da ich als Depotleiterin in einem Museums arbeite in dem 3% der Sammlung ständig in Bewegung sind – sei es wegen Ausstellungen, Ausleihen oder aus anderen Gründen.

Verlagerung von Sammlungen und Organisationen

Per Hedström vom Schwedischen Nationalmuseum sprach über die „Verlagerung von Sammlungen und Organisationen“. Dort musste das Hauptgebäude wegen einer Restaurierung geschlossen und 700 000 Objekte aus dem Haus in ein Magazin gebracht werden. Sie waren erfolgreich, nichts ging kaputt oder verloren und nun warten sie darauf zurück zu kommen. Die Wiedereröffnung ist für 2017 geplant.

Per legte dar, warum das Projekt so erfolgreich ablaufen konnte und wie aufkommende Probleme an zu gehen sind: ein entscheidender Punkt ist, dass das Umzugsprojekt Top-Priorität haben muss. Man muss berücksichtigen, dass jede Änderung Unsicherheit auslöst und die Belegschaft nervös macht. Man muss Sondermittel für die Aktion finden, denn man wird zusätzliche Kräfte brauchen.

Dann kam die Feststellung, die ich mit Großbuchstaben festhalten und mit einem goldenen Rahmen versehen möchte:

EIN UMZUG IST EINE UMZUG, NICHTS SONST!

Es ist kein Projekt für die Dokumentation oder für die Restaurierung, man hat nicht einmal die Zeit, neues Packmaterial aus zu probieren, es geht nur darum die Objekte sicher von A nach B zu bringen und damit gut.

Allerdings muss man auch die Besucher im Blick behalten, die werden enttäuscht sein, dass sie die Objekte nicht sehen können, so dass man andere Wege finden muss, um sie weiter an das Haus zu binden. Und man muss die Mitarbeiter einbinden, damit sie sich engagieren und nicht andere Arbeitsplätze suchen.

Andererseits ist eine Schließung auch eine Chance, die man nicht ein zweites Mal bekommt. Man kann sich auf die Zukunft konzentrieren, neue Ideen gewichten und diskutieren. Man wird auf 100 neue Ideen kommen und dann die Schwierigkeit haben aus zu wählen und dabei die aus zu wählen die strategisch richtig sind. Per sagte, dass sie sich während der Schließung auf drei Punkte konzentriert haben:

  1. Vision und Charakteristika dieses Museums
  2. Strategisch wichtige Ausstellungen
  3. Neue Dauerausstellung

"Selfies – Now and Then" http://www.nationalmuseum.se/selfieseng
„Selfies – Now and Then“ http://www.nationalmuseum.se/selfieseng
Ein Punkt, der diskutiert wurde war, ob während der Schließung der Leihverkehr weiter bedient werden sollte. Es wurde dann beschlossen, ihn auf die Ausstellungen zu beschränken, die als strategisch wichtig eingestuft wurden. Dazu zählten dann zum Beispiel „Slow Art“, die schwedisches Design im Schwedischen Institut in Paris präsentierte https://paris.si.se/agenda/slow-art/ und die Ausstellung “Crossing Borders” http://www.nationalmuseum.se/sv/English-startpage/Exhibitions/Crossing-Borders-bra-collaboration-with-Swedavia/ deren Wert als Experiment hoch eingeschätzt wurde.

Was die neue Dauerausstellung betrifft, so soll der Schwerpunkt auf die besonders signifikanten Objekte der Sammlung gelegt und die Bereiche betont werden, in denen das Museum besonders gut aufgestellt ist. Aber er räumte auch ein: „Es ist nicht leicht, vielleicht tun wir zu viel, vielleicht sollten wir uns auf weniger konzentrieren und das besser machen“.

Umzug des Magazins des Museums Islamischer Kunst in Qatar und die Herausforderungen die die Organisation eines neues Museums mit sich bringt

Atemberaubend waren die beiden Präsentationen von Marie-Astrid Martins und Nancy Konstantinou, die über die Herausforderungen sprachen, die das Sammlungs-Management und die Umstände eines Umzugs in der Golfregion mit sich bringen.

Um es kurz zu fassen: stellen Sie sich vor, Sie machen genau das, was Sie gerade jetzt in Ihrem Museum machen – nur dass es an diesem Platz zum ersten Mal geschieht. Alles was an Arbeitsabläufen und Methoden in einem nordeuropäischen oder amerikanischen Museum selbstverständlich ist, muss hier in Qatar erst einmal eingeführt werden – und das in einem extremen Klima, bei dem auch eine kurze Zeit ohne Klimatisierung enormen Schaden an den Objekten anrichten kann und mit einer Infrastruktur, die weit entfernt ist von der, an die man gewöhnt ist. Unnötig zu sagen, dass es nur wenige Versicherungen gibt, die bereit sind, dort etwas zu versichern und in Qatar gibt es bisher auch keine Staatshaftung. Die Formel dafür ist: „Die größte Herausforderung ist die, in der Wüste zu leben“. Aber die Museumsleute dort haben sich der Herausforderung gestellt und schafften es, die Sammlung in ein neu gebautes Museumsdepot mit 9.940 Quadratmetern Hochregal-Einheiten zu überführen. Hut ab vor Marie-Astrid, Nancy und ihren Kollegen!

Umsiedlung einer XXL-Sammlung – Man kann kein Omelette machen, ohne Eier zu zerschlagen

Es gab sicher keinen Vortrag bei der ERC 2014 bei dem ich öfter mit dem Kopf nickte, als bei dem von Joachim Hüber. Wahrscheinlich sah ich aus wie ein Wackel-Dackel…

The "move" as the black box between the old and the new storage.
Joachim Hüber: „Der Umzug“ als die große Unbekannte zwischen der momentanen und der zukünftigen Situation.
Joachim stellte fest, dass „der Umzug“ in der Regel als black box zwischen der Situation, die zum Umzug führt und dem neuen Domizil angesehen wird, bei dem natürlich alles nach den besten Vorbildern gebaut und eingerichtet wurde. Um dieses neue Gebäude machen sich der Architekt, der Museumsdirektor, der Abteilungsleiter Sammlungen, die Restauratoren, der Umzugs-Beauftragte und der Verantwortliche für Logistik viele Gedanken, während sich um den Umzug nur die beiden letzteren kümmern. Deshalb wird der Umzug oft unterschätzt und mit zu wenig Personal angegangen.

Joachim empfahl, immer im Blick zu behalten, dass es einen engen Zusammenhang zwischen dem Umzug der Sammlung und der Ausstattung der Lagerräume gibt, sodass es sich auszahlt, Synergieeffekte zu nutzen. Sehr oft wird einfach auch der Arbeitsumfang unterschätzt – extra Ressourcen sind hier unumgänglich. Es ist auch ganz entscheidend zu verstehen, dass in der Umzugszeit der Leihverkehr eingeschränkt werden muss und auch die Verfügbarkeit von Objekt im Haus begrenzt wird.

Joachim warnte auch davor, dass man Kräfte aus anderen Abteilungen abzieht und sie beim Umzug einsetzt. Das sei keine gute Idee. Umzüge von Sammlungen haben ihre spezifischen Erfordernisse, die nicht dadurch zu lösen sind, dass man Leute einsetzt, die es gewohnt sind etwas völlig anderes zu tun. Statt dessen gibt es drei Möglichkeiten: Mehr Leute einstellen, Werkverträge abschließen oder ganze Aufgabenpakete vergeben (z. b. für den Transport oder die Reinigung). Wie immer die Entscheidung ausfällt, darf nicht vergessen werden, dass man extra Personal braucht, Personal, das vertrauenswürdig und verlässlich ist. Joachim wies darauf hin, dass die Umzugskosten bis zu 20 % der gesamten Kosten für den Magazinneubau betragen, und dass das sehr oft unterschätzt würde. Man sollte auch bedenken, dass es um so teurer wird, je mehr Verantwortung der Vertragspartner übernehmen soll.

Ganz praktisch: man wird mehrere Teams benötigen, sowohl im „alten“ Depot als auch im neuen Gebäude. Ein wichtiger Tipp dazu: man sollte an beiden Stellen eine Hilfskraft haben, die nichts anderes tut als Material herbei zu schaffen etc. Auch eine zu Entscheidungen befähigte und befugte Kraft sollte an beiden Plätzen zur Stelle sein, damit der Arbeitsprozess sich nicht verlangsamt, weil man lange auf Entscheidungen warten muss. Diese Person muss jemand sein, der sich mit allen Aufgaben auskennt, ein Generalist mit Problemlöse-Persönlichkeit – er/sie ist die wichtigste Person am Platz.

Äußerst wichtig bei XXL-Umzügen ist es auch, nicht mehr in einzelnen Objekte zu denken sondern in Konvoluten. Wenn man für jedes einzelne Objekt maximale Sicherheit möchte bewegt man gar nichts, denn jede Bewegung bedeutet ein Risiko. Wenn man einen Umzug auf kostenbewusste Weise organisieren möchte, dann muss man ein gewisses Risiko eingehen. Vom minimalen Risiko muss man zum akzeptablen Risiko wechseln. Das heißt, dass wir 95 % der Objekte als Standard-Fälle ansehen sollten und nur 5 % als solche, die eine Sonderbehandlung brauchen. Es muss genau darauf gesehen werden, was absolut notwendig ist und was nur wünschenswert.

Der Umzug rennt der zukünftigen Situation hitnerher - keine gute Situation!
Der Umzug rennt der zukünftigen Situation hinterher – keine gute Situation!
Sehr wichtig ist es, die richtige Reihenfolge der einzelnen Schritte beim Bewegen/Packen/Transportieren genau zu planen – aber auch: nicht tot-planen.

Was sich als hilfreich erwiesen hat, sind Sicht-Verpackungen, so dass man sehen kann, was transportiert wird und so unmittelbar deutlich wird, wo Transportprobleme vorliegen. Auch sollte so früh als möglich alles auf Räder gesetzt werden. Standardverpackungen zu benutzen macht alles einfacher und kostengünstiger. Standard-Palletten, Standard-Schachteln, die in Standard-Regale passen … Und außerdem immer daran denken dass Platz, Platz, genügend Platz alles ist!

Auch wenn wir das immer mit bedenken, so sollte man sich daran erinnern, dass bei einem Umzug die Sicherheit nicht das größte Problem ist. Joachim formulierte das so: Sorgt für die Sicherheit des ganzen Vorgangs, nicht für die Sicherheit des einzelnen Objekts. Wenn man das Team bei guter Laune hält und gut bezahlt ist das Sicherheitsrisiko sehr gering.

Joachim gab uns auch die Mahnung mit, frühzeitig an das benötigte Material zu denken, auf die absehbaren Kosten eingestellt zu sein, Standardprodukte zu nutzen und Werkzeug und Material frühzeitig zu bestellen. Einfache Lösungen an Stelle von komplizierten verringern die Gefahr, dass etwas schief läuft. Manchmal braucht es spezielle Lösungen, dann sollte man sich aufmerksam umschauen, denn meistens liegt die Lösung ganz nah.

Noch ein Wort zu Verträgen: erfahrenes Personal muss frühzeitig unter Vertrag genommen werden, das gilt besonders für die Entscheider. Zu viel überqualifiziertes Personal ist nicht vorteilhaft. Nochmals: man halte das Team bei guter Laune und bezahle es gut.

Um zusammen zu fassen:

  • Kosten nicht unterschätzen
  • Einen stimmigen Ablaufplan erstellen
  • Angemessenes Personal, Werkzeug und Material
  • Akzeptable Risiken eingehen

Von dem vielen Nicken etwas schwindelig ging ich in die Mittagspause.

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Die „Alte Garde“ – oder warum Registrare so pingelig sind, wenn es um Begriffe geht

guard-206487_640Neulich habe ich an einer interessanten Diskussion auf Linkedin teilgenommen, die sich ausgehend von einem Artikel von Paul Orselli mit dem Titel „Wie sollen sich Museen bewegen, wenn sich die „Alte Garde“ nicht rührt?“ („How Can Museums Shift, If The „Old Guard“ Doesn’t Budge?“) ergeben hatte.

Es war eine heiße Debatte und auf einmal fiel mir auf, dass zumindest ein Teil der Unstimmigkeiten darauf zurückzuführen war, dass man den Begriff „Alte Garde“ verschieden interpretieren kann.

In Hinblick auf Museen kann er bedeuten:

  • Entscheidungsträger an der Spitze der Museen, die diese Position schon seit Jahren inne haben.
  • Museumsprofis die ihren Job schon seit Jahren ausüben.
  • Menschen, die an Normen, Verfahrensweisen und Praktiken festhalten, die seit Jahren etabliert sind.
  • Menschen, die dem Versuch Neues auszuprobieren skeptisch gegenüber stehen und glauben, dass man am besten die Dinge so macht, wie man das immer gemacht hat.

Ich wette Ihre erste Reaktion als Sie die vier Punkte gelesen haben war: oh ja, diese Typen kenne ich! Und ich glaube, das war auch genau das, was Paul vor Augen hatte, als er den Artikel geschrieben hat. Bei näherer Betrachtung ist diese Beschreibung nicht halb so homogen, wie sie auf den ersten Blick wirkt. Und da fangen die Probleme an:

Es gibt „alte“ Museumsprofis, die permanent Neues ausprobieren. Es gibt Entscheidungsträger, die ihr Museum am liebsten von oben bis unten umkrempeln möchten, so dass nichts mehr so ist, wie es früher war. Es gibt junge Museumsprofis, die Neuem skeptisch gegenüberstehen und ihr Museum lieber so lassen wollen, wie es ist. Es gibt Museumsprofis aller Altersgruppen die glauben, dass einige Normen, Verfahrensweisen und Praktiken aus einem guten Grund entwickelt wurden und deshalb nicht angetastet werden sollten – die aber gleichzeitig neuen Ansätzen in der Einbeziehung der Besucher und der Erschließung neuer Bereiche offen gegenüber stehen.

Vor diesem Hintergrund ist leicht einsehbar, warum eine Diskussion über die „Alte Garde“ entgleisen kann. Als jemand, der sich um die Sammlung kümmert und allen Ansätzen, die ein Objekt potentiell gefährden könnten, kritisch gegenüber steht, würde ich mich selbst nach kurzem Zögern als Mitglied der „Alten Garde“ bezeichnen. Auf der anderen Seite glaube ich, dass „Das haben wir immer so gemacht!“ einer der gefährlichsten Sätze in jeder Sprache ist. Wir sollten immer neue Dinge ausprobieren, wenn wir nichts wagen, können wir auch nichts verbessern. So wird jemand, der denkt, dass alle oben genannten Punkte auf die „Alte Garde“ zutreffen mich unweigerlich in die falsche Schublade stecken.

Was hat das alles mit der Arbeit eines Registrars zu tun? Nun, ich denke, dass es ein gutes Beispiel dafür ist, warum wir, die wir mit Museumsdokumentation befasst sind, so unglaublich großen Wert auf die Benutzung der richtigen Terminologie und der richtigen Kategorisierung legen. Das ist auch der Grund, warum wir versuchen, fest definierte Standardbegriffe zu verwenden und regionale Ausdrücke und Metaphern vermeiden. Wenn selbst wir, die wir im selben Zeitalter leben und im selben Arbeitsbereich arbeiten uns missverstehen, weil ein Begriff auf unterschiedliche Art und Weise verstanden werden kann, kann man sich leicht vorstellen, was das für zukünftige Generationen mit einem völlig anderen Erfahrungshintergrund bedeuten muss.

Also, wenn Sie das nächste mal zufällig mitbekommen, dass sich Ihr Kurator und Ihr Datenbankmanager darüber streiten, ob es ein „Fön“ oder ein „Haartrockner“ ist, lächeln Sie ruhig, aber denken Sie daran, dass diese Unterhaltung für die Zukunft relevant sein könnte.

Angela

Eine Randbemerkung zum erwähnten Artikel:

Es ist immer erschreckend, dass Diskussionen über „neue Wege im Museum“ fast unausweichlich zu Technikdiskussionen gemacht werden. Überraschender Weise tun das sowohl diejenigen, die daran glauben, dass Technik alle Probleme löst als auch diejenigen, die glauben, dass Technik der Untergang der Menschheit ist. Meiner Meinung nach führt das lediglich dazu, dass alle Diskussionsteilnehmer dazu getrieben werden, sich auf eine der beiden Seiten zu schlagen, so dass es dazwischen keinen Platz mehr für fruchtbare Diskussionen gibt.

Wenn Sie mich fragen, sollte die erste Frage immer lauten „Was wollen wir denn erreichen?“, bevor wir dann die passenden Werkzeuge aussuchen, um es zu erreichen. Und wir sollten nicht zulassen, dass uns irgendetwas den Blick verstellt – weder das neue coole Dingsbums, das wir unbedingt in unserem Museum einsetzen „müssen“, noch die Annahme, dass jegliche Art von Technik die Besucher von den Ausstellungsstücken ablenkt.

Was im Kopf eines Registrars so vor sich geht

Ich höre oft von Leuten, dass sie die Museumsmenschen um ihre interessante Arbeit beneiden. Ist es nicht wunderbar, von Kunst umgeben zu sein und die Originale anfassen zu dürfen? Aber sicher, natürlich. Aber es gibt auch die Kehrseite. Und dabei meine ich nicht die eher mäßige Bezahlung, die viel zu viele Arbeit für zu wenige Fachleute und die Verantwortung, die niemand wirklich übernehmen kann (Objekte so erhalten, dass man sie in 100 Jahren noch zugänglich machen kann – wer will die Wette eingehen?) Ich spreche von dem, was im eigenen Kopf vor sich geht, wenn man eine Ausstellung besichtigt.

Was kann daran so schlimm sein? Nun, ich habe festgehalten, wie es in meinem Kopf aussah, als ich bei der Konferenz der Europäischen Registrare in Helsinki die Midsommer-Party im Kiasma besuchte. Dort fand gerade die 13. Sammlungs-Ausstellung statt und ich stand vor „Laajentuja“ („Expander“) von Kimmo Schroderus aus dem Jahr 2004.

„Laajentuja“ („Expander“) by Kimmo Schroderus, 2004
„Laajentuja“ („Expander“), Kimmo Schroderus, 2004
[Helsinki, Kiasma Museum of Contemporary Art]


„Oh, schau Dir das an, das ist toll! Siehst Du die Expander? Das Ding passt wirklich in jeden Raum. Kaum zu glauben, in jeden Raum. Man kann es in einem Schloss, einem Gang, einer großen Ausstellungshalle aufstellen, egal wo. Und es ist sicher leicht zu transportieren. Für das Mittelteil wird man einen Spezialkiste brauchen, aber die Expander sollten in eine Normkiste passen. Allerdings – nur wenn es wirklich Teleskope sind. Vielleicht sehen sie auch nur so aus. Wenn es einzelne Teile sind, ob sie dann wenigsten hohl sind, damit sie ineinander passen? Nein, das wäre zu gefährlich wegen der Reibung. In dem Fall bräuchte es mehrere Kisten. Oder könnten wir auch Paletten benutzen? Was meinst Du, wären Paletten eine Lösung?“

In dem Augenblick meldete sich meine rechte Gehirnhälfte:

„Schluss jetzt, linke Gehirnhälfte, ich will doch die Kunst genießen!“

Das ist das Problem. Das ist der Grund, warum man Ausstellungen nicht wirklich genießen kann, wenn man Sammlungsmanager ist.

Angela

Übrigens: Ein paar Wochen später habe ich ein Video vom Kiasma gefunden, das einige meiner Fragen beantwortet:

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Dieser Beitrag ist auch auf russisch erhältlich, übersetzt von Helena Tomashevskaya.

Kultur-Tipp für die Ohren und fürs Hirn: Bermudafunk

Children discovering the secret of calculating machines in the TECHNOSEUM in mannheim/Germany.
Ruhige Zeiten im TECHNOSEUM – gibt es, wenn man weiß, wann.
Wenn Tanja Praske zur Blogparade aufruft, ist teilnehmen Ehrensache. Nun darf man eine Museumsmitarbeiterin natürlich nicht nach einem Museumstipp fragen, denn es ist wie mit Kindern: das eigene ist immer das beste, schönste, klügste…. Deshalb ist das TECHNOSEUM auch nicht mein Kultur-Tipp, sondern hier sei nur beiläufig ein Geheimtipp gestreut: wer das TECHNOSEUM mal in aller Ruhe besuchen möchte, entweder, weil ihr oder sein Kind nicht gut mit Trubel zurecht kommt oder aber man auch selbst mal an die Experimentierstationen will ohne gleich von einem wildfremden Achtjährigen erklärt zu bekommen, was man da machen muss, dem sei empfohlen, mal an einem Freitag Nachmittag oder aber am Wochenende zwischen 9 und 10.30 Uhr zu kommen.

Mein Kultur-Tipp ist ein freier Rundfunksender: Bermudafunk in Heidelberg http://bermudafunk.org/
Die meisten Radiosender sind gleich: alles aus dem Bereich Rock/Pop/Oldies bzw. Schlager/Volksmusik oder dann nur Klassik oder nur Nachrichten. Kaum ein Sender leistet sich ein vernünftiges Einschaltprogramm, die meisten versuchen, alle rund um die Uhr irgendwie zufrieden zu stellen. Ob das generell funktioniert weiß ich nicht, bei mir jedenfalls funktioniert das nicht. Ich bin genervt und greife zur eigenen Musiksammlung…. oder schalte um auf Bermudafunk.

Bermudafunk ist anders. Die erste Besonderheit: man kann ihn nicht immer hören, er teilt sich den Sendeplatz mit dem Campus-Radio radioaktiv. Die nächste Besonderheit: es gibt feste Sendungen, die immer von den gleichen Leuten moderiert werden, aber es gibt auch offene Sendeplätze, um die sich Gruppen, Einzelpersonen, Künstlerprojekte… bewerben können, um ihr eigenes Programm zu machen. Was dabei herauskommt, ist manchmal richtig gut, manchmal eher absonderlich, vor allem aber eines: nie langweilig.

Ich habe drei persönliche Favoriten:
„It’s Elvis-Time“ Am 1. Freitag des Monats ab 22 Uhr wird von einem absoluten Elvis-Enthusiasten moderiert, der so ziemlich alles über den King weiß und das vor allem auch musikalisch belegen kann. So hört man hier Stücke, die man sonst kaum zu hören bekommt: verschiedene Versionen bekannter Hits, verpatzte Aufnahmen aus dem Studio, interessante Parallelen… Ich habe mich nie besonders für Elvis Presley interessiert, aber diese Sendung ist ein Muss, seit ich sie zuerst entdeckt habe. Vielleicht, weil es als Nerd einfach Spaß macht, einem anderen Nerd beim Fachsimpeln zuzuhören….

„Latino“ Sonntags von 9 bis 11 Uhr (zur Zeit an jedem 2. und 4. Sonntag) bringt alle Sparten lateinamerikanischer Musik. Nun ist lateinamerikanische Musik von Bolero bis Salsa ohnehin schon klasse und genau das richtige, um beschwingt in den Sonntag zu starten, aber diese Sendung hat noch ein besonderes Extra: Der Moderator, der sich „DJ Pancho“ nennt, moderiert die Sendung nur teilweise auf Deutsch – und hat eine unglaubliche Stimme. „Rrrrritmo Cubano…“ Falls es je einen Wettbewerb um die erotischste Radiostimme geben sollte – mein Favorit steht fest.

Meine letzte Lieblingssendung ist neu dabei und trägt den sprechenden Titel „ich-habe-nicht-fertig“, im Moment am 3. Samstag von 21-22 Uhr. Der Moderator spielt Musik, die er selbst nicht kennt und entscheidet spontan, was er dazu sagen soll und ob er sie wirklich bis zum Ende laufen lässt. Die angespielten Titel befinden sich auf Demo-Tapes, die dem Sender ungefragt zugeschickt wurden oder auch auf Kassetten, die der Moderator auf dem Sperrmüll abgegriffen hat. Wie man sich denken kann, sind die dargebotenen Kostproben durchwachsen und natürlich unterscheidet sich der persönliche Musikgeschmack oft von dem des Moderators. Dessen Beschreibungen der Plattencover und Reaktionen auf das, was er da auch zum ersten Mal hört sind es allerdings allemal Wert, rein zu hören. Eine Reise in unerhörte Machwerke und oft ein gutes Training für die Lachmuskeln.

In der Rhein-Neckar-Region findet man den Sender auf UKW 89,6 MHz (Mannheim) und UKW 105, 4 MHz (Heidelberg), bundesweit im Livestream auf http://bermudafunk.org/livestream.html. Frohes Hören!

Angela Kipp

Erzähle die Geschichte eines Transit-Totems

new york transit museum
Am 12. November um 18.30
Was verbirgt sich dahinter?
Transit Museum New York

Objekte aus dem Transitbereich können wie Ikonen schimmern (ein Chip, ein beleuchteter Anzeiger für eine Haltestelle) oder mysteriös oder spleenig wirken, da sie so altmodisch sind (was ist ein Bend-o? ein Skleroskop ?). Kommen Sie und erwecken Sie zusammen mit unseren Archiv- und Sammlungsmitarbeitern Objekte und Fotografien von Sammlungsstücken zum Leben – indem Sie schreiben, Geschichten erzählen und phantasievolle Deutungen vorschlagen.

Beispiele dieser Gegenstände und Bilder sind jetzt schon online zu sehen.
Am Mittwoch 12. November um 18.30 Uhr werden diese und noch viele andere Dinge in einer Pop-up Ausstellung gezeigt, um Sie zum Schreiben zu inspirieren.

Erfinden Sie eine Ausstellungs-Beschriftung, ein Gedicht, eine kurze Geschichte; Versuchen Sie sich an der diffizilen Kunst der Lexikographie; oder demonstrieren Sie Ihr Wissen, indem Sie uns über die wahre Herkunft eines Objekts aufklären.

Füllen Sie den Abend mit einer Mischung aus Wahrem und Erfundenen; wir sind auf der Pirsch nach beidem, den pfiffigen Ideen und dem Glaubwürdigen!

Schicken Sie ihre Texte jetzt oder kommen Sie zur Schreib-Session und den offenen Mikrophonen am 12. November.

Erzähle die Geschichte eines Transit Totems!
Mittwoch, 12. November, 18.30 bei freiem Eintritt

New York Transit Museum
Downtown Brooklyn

Hier sehen Sie die erste Serie von Objekten – um Antwort wird gebeten!
http://nytransitmuseum.tumblr.com/post/100675462191/transittotem

Brett Dion

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Vögel in der Sammlung!

One single bird can keep a registrar occupied for quite a while.(c) Hans Bleh http://www.highspeedfotografie.de/
Ein einziger Vogel kann eine Depotverwalterin eine ganze Weile beschäftigen.
(c) Hans Bleh http://www.highspeedfotografie.de/
Neulich ging es um unsere Wunschvorstellungen und Träume als Registrare. Ich habe da einen ganz speziellen Wunsch: Ich möchte nur ein einziges Mal wenn mein Direktor auftaucht saubere Arbeitsklamotten anhaben, an meinem aufgeräumten Schreibtisch sitzen und sagen können: „keine besonderen Vorkommnisse“. Tja, leider ist das in den letzten 10 Jahren noch nie vorgekommen. Wann auch immer er auf mich trifft starre ich vor Staub und/oder Maschinenöl und es gibt Kollegen, die beschwören, dass ich ihm einmal sogar gesagt haben soll er möge sich beeilen, ich hätte noch zu arbeiten. Es sei wie es will, ich bin jedenfalls froh, dass er neulich nicht da war, als ich mit einem Besen bewaffnet brüllend im Depot auf und ab rannte, all das, um einen Vogel aus der Halle zu scheuchen. Nicht nur, dass ich mich wie ein Idiot aufführte, ich sah auch noch aus wie ein zeitgenössisches Kunstwerk aus Spinnweben, weil der Vogel in die hintersten Ecken flog, die jahrelang keinen Besen mehr gesehen hatten. Als ich da stand und zu dem Vogel hinaufsah, der es tatsächlich fertig brachte ein weit aufgerissenes Tor zu ignorieren, fragte ich mich plötzlich, ob ich eigentlich die einzige Depotverwalterin bin, die von einem Vogel veralbert wird und ob ich es besser machen könnte.

Logischerweise erhält man sehr einseitige Antworten, wenn man sich selbst fragt, also fragte ich meine Kolleginnen und Kollegen vom RCAAM. Ich erhielt eine ganze Reihe hilfreicher Ratschläge und einige großartige Geschichten über Vögel in Sammlungen. So bin ich jetzt in der Lage, eine Schritt-für-Schritt-Handreichung zur Verfügung zu stellen, wie man mit Vögeln in der Sammlung umgeht (sofern sie nicht tot und ausgestopft sind, natürlich):

  1. Schließe alle Türen, die zu dem Raum führen, in dem der Vogel ist.
  2. Öffne alle Türen und Fenster, die nach draußen führen.
  3. Schalte alle Lichter im Raum aus, so dass die Ausgänge für den Vogel erleuchtet erscheinen.
  4. Klatsch in die Hände, schwinge den Besen, führe Dich wie ein Idiot auf, mach alles, um den Vogel in Richtung der Öffnungen zu scheuchen. Je höher das Fenster oder das Tor, desto wahrscheinlicher, dass der Vogel hinausfliegt.
  5. Wenn der Vogel draußen ist, verschließe alles Fenster und Türen.
  6. Suche nach Löchern, die es dem Vogel ermöglicht haben einzudringen und verschließe sie (wie Elizabeth Alberding so schön schreibt: „Wenn Du Dein Gebäude nicht versiegeln kannst, wirst du in deinem Museum bald als die „Vogelflüsterin“ bekannt sein.“)

Kara Vetter wies darauf hin, dass es akustische Vogelschrecks gibt, die man in der Nähe der Tore installieren kann, falls die Vögel dort hineinkommen.

Anne T. Lane lieferte eine Geschichte, die eigentlich aus der Fernsehserie „MacGyver“ stammen könnte:

It's a good idea to inform the colleagues with a sign.
Wenn man die Tür geschlossen hta, weil ein Vogel im Raum ist, ist es eine gute Idee, die Kollegen zu informieren.
„Wir hatten dieses Problem in einem sehr offenen Gebäude in dem ich gearbeitet habe, man konnte die einzelnen Stockwerke nicht gegeneinander abriegeln. Die Vögel kamen nicht in die Sammlungsbereiche, aber sie konnten und kamen in die Spalten um die Fenster hoch oben im Zwischengeschoss, wo sie immer schwächer wurden und starben. Einen haben wir mal gefangen, indem wir eine Art Fischernetz aus einer Drahtschlinge, einem Besenstiel und etwas leichter Plastikfolie gebaut haben. Oh ja, und mit Blue Tape (einer Art Malerkrepp, Anm. d. Übers.). Mein Registrar ist auf einer hohen Leiter unter die Rotunde geklettert und hat das Netz wild nach dem Vogel geschwungen – ich war in Panik, dass er sich selbst von der Leiter und direkt auf den Fliesenboden schwingen würde. Aber hat er es nicht tatsächlich geschafft, den armen Kerl zu fangen! Ich habe ihn dann nach draußen gebracht und er ist weggeflogen.“

Kein Vogel sondern eine Fledermaus narrte Janice Klein als sie Direktorin eines kleinen Museums war:

„Das Museum hatte einen ziemlich offenen Grundriss und mein Büro war der einzige Raum mit einer Tür (von den Toiletten einmal abgesehen), als also eines späten nachmittags eine kleine braunnasige Fledermaus auftauchte und alle anderen schon nach Hause gegangen waren, musste ich sie genau da hinein treiben. Als ich sie schließlich in dem Raum hatte, bekam sie Panik und stieß wie wild Echolotsignale aus (und, ehrlich gesagt, ich machte auch solche hohen spitzen Schreie, da ich überhaupt nichts über Fledermäuse wusste). Ich schaffte es, sie unter einem Kistendeckel einzusperren, aber dann wusste ich nicht mehr weiter. Es war frostig kalt draußen, was möglicherweise der Grund war, warum sie in das schön warme Gebäude gekommen war, deshalb wollte ich ihr nicht so einfach die Tür weisen. Ich rief einen der Vorstandsmitglieder an (es zahlt sich immer aus, einen Naturforscher im Vorstand zu haben, der bereit ist, wilden Tieren eine Zuflucht in seinem Keller anzubieten) und während wir beide auf ihn warteten, wurde mir plötzlich klar warum einer der Bewegungsmelder letzte Nacht Alarm ausgelöst hatte.“

Und Suzanne Quigley steuerte noch einen Praxistipp bei, falls man es mit Spechten zu tun hat:

Of course, there are birds in collections that are not an issue.
Natürlich gibt es auch Vögel in der Sammlung, die kein Problem sind.
„Ich lebe auch in einem ländlichen Gebiet (eine erst vor kurzem erfolgte Veränderung des Lebensstils). Nachdem ich mein ganzes Leben lang in Großstädten gelebt habe, gab es vieles zu lernen. Passend zu dieser Diskussion habe ich ein bißchen was über Spechte gelernt. Das war wichtig, denn ich wohne in einem Haus mit Holzverkleidung. Nachdem wir festgestellt hatten, was die furchtbaren Geräusche machte und sahen, was die kleinen Teufel mit der Hauswand anstellten – war Krieg! Die Schlacht wurde gewonnen, auf eine etwas bizarre, aber lustige Art und Weise. Niemandem fällt auf (weil sie nicht darauf achten), dass um die ganze Außenseite herum an mehr oder weniger unauffälligen Stellen ein Duzend etwa 25 cm lange Streifen silbernes Geschenkband angebracht sind, die mit der Klinge einer Schere gekräuselt wurden (wie man das eben auch beim Geschenke einpacken tut). Das war vor drei Jahren und seither: keine Spechte mehr!“

Also, ich habe viel mehr gelernt als ich dachte. Dank an Kara Vetter, Anne Lane, Elizabeth Alberding, Julie Blood und Suzanne Quigley für die Antworten und Maria O’Malley für die Anregung, daraus einen Beitrag für Registrar Trek zu machen.

Ach, übrigens, ich habe es schließlich doch geschafft, den kleinen Kerl aus dem Depot zu scheuchen und meinem Kollegen in Rufbereitschaft dadurch einen gesunden Nachtschlaf zu ermöglichen. Einen Vogel jagen müssen ist das eine, aber mitten in der Nacht wegen eines Einbruchalarms aus dem Bett gerissen zu werden ist viel, viel schlimmer.

Der Fall des mysteriösen Kopfhörers

Beaujour, mes amis,

ich bin stolz, Ihnen heute die Eröffnung der französischen Version von Registrar Trek mitteilen zu können! Unsere französischsprachigen Leser haben jetzt die Möglichkeit, Beiträge direkt zu lesen, nicht nur als PDF und den französischen Newsfeed zu abonnieren. Mein besonderer Dank gilt Aurore Tisserand, die all die Texte übersetzt hat, die dafür notwendig waren. Wir feiern diesen Meilenstein mit einem Beitrag über eine deutsch-französische Zusammenarbeit bei der Sammlungsrecherche, ermöglicht durch das fantastische Netzwerk von Registrar Trek, insbesondere durch Marine Martineau.

À bientôt
Angela

Earphone
Kopfhörer
„Hattest Du nicht Französisch in der Schule?“, fragte mich mein Kollege Bernd Kießling von der anderen Seite des Tisches her, wo er eine Sammlung Kopfhörer inventarisierte.

„Ich kann Dir einen Flammkuchen und einen Milchkaffee bestellen, löse aber vermutlich einen internationalen Konflikt aus, wenn ich versuche, ein Hotelzimmer zu bekommen. Warum fragst Du?“, antwortete ich, indem ich von einer langen Liste von Objekten aufsah, die ich gerade mit der Datenbank abglich.

„Dieser Kopfhörer wurde in Paris hergestellt, aber ich bin mir bei dem Hersteller nicht sicher. Da, schau mal.“ Ich ging rüber und warf einen Blick auf seinen Monitor, auf dem er mir die winzigen Inschriften zeigte, die er mit dem USB-Mikroskop* vergrößert hatte.

Detail of one receiver of the earphone, picture taken by the USB microscope
Detail der Kopfhörermuschel, Bild vom USB-Mikroskop
„Slé INDlle des…“ entzifferte ich, „keine Ahnung, sieht nach einer Abkürzung aus, eventuell für einen Hersteller, aber ich bin mir nicht sicher. Weißt Du was? Ich schicke das Bild mal an Marine. Sie sitzt in Paris, vielleicht kann sie uns weiter helfen.“

Marine Martineau, Registrarin und Übersetzerin für Englisch/Französisch bei Registrar Trek erhielt die Mail wenige Minuten später. Sie sah sie sich an und leitete sie an Thierry Lalande weiter, den Sammlungsverwalter am Conservatoire National des Arts et Métiers. Er und seine Kollegin Marie Sophie Corcy kamen auf die Idee, Frédéric Nibart zu fragen, einen bekannten Experten für die Geschichte des Telefons in Frankreich.

Innerhalb weniger Tage wussten wir, dass der Kopfhörer im Juli 1928 von der Société Industrielle des Téléphones in Paris gebaut worden war. Wir erhielten sogar einen Artikel von Herrn Nibart zur Firmengeschichte, den wir sofort in unserer Datenbank verknüpften.

Es war ein großartiges Gefühl international zusammenzuarbeiten – möglich gemacht durch das weltweite Netzwerk der Registrar Trekker. Wir hoffen wirklich, dass wir den Gefallen irgendwann erwiedern können.

Storage solution for the collection of earphones: These long archival boxes are usually used for storing maps but have exactly the right dimensions to support earphones in the position most “natural” to them. For final storage we will support them with some bubble wrap and make a hood out of polyethylene foil for the boxes.
Lagerungslösung für die Kopfhörersammlung: Diese langen Archivkartons dienen normalerweise dazu, Schautafeln zu lagern. Sie haben aber genau die richtigen Abmessungen, um Kopfhörer in der für sie „natürlichsten“ Position zu lagern. Für die endgültige Lagrung werden wir sie mit etwas Luftpolsterfolie abpolstern und eine Haube aus Polyethylenfolie darüber ziehen.

* = Das USB-Mikroskop war ursprünglich Teil eines Hands-On-Experiments in einer Sonderausstellung und erfährt nun ein sehr nützliche Nachnutzung in der Sammlungsverwaltung.

Die Wunschliste eines Registrars #registrardreams

Nicht in meinem Depot! Superhelden-Fähigkeiten wären manchmal praktisch...
Nicht in meinem Depot! Superhelden-Fähigkeiten wären manchmal praktisch…
In der Folge einer Diskussion, die sich der Veröffentlichung von Sheila Perry über das Barcode-Projekt an den National Galleries of Scotland anschloss ( „Wenn es sich bewegt – gib ihm einen Barcode“ ) kam Dan Smernicki (twitter @DanSmernicki ) die Idee für einen neuen Beitrag auf Registrar Trek:

„A Registrar’s Wish-list. Things that *should* exist, but for some infernal reason don’t.“ – Eine Registrar-Wunschliste, Dinge, die es geben *sollte* aber die es aus irgendeinem perfiden Grund nicht gibt.

Ich glaube, wir haben alle unsere Träume und Wünsche – manche sehr konkret und einfach umsetzbar, wenn die Geld-für-die-Sammlungsverwaltung-Fee auftaucht („Du hast 3 konservatorische Wünsche frei!“), manche futuristisch (eine Brille, die mir das Objekt nach dem ich suche rot umrandet im Regal anzeigt), manche einfach nur Wunschdenken (weiße Handschuhe, die weiß bleiben).

Bisher haben wir:

  • Dan Smernicki @DanSmernicki : ein System, das Objekte und Leute findet und beide miteinander in Einklang bringt.
  • Ich @RegistrarTrek : Instant-Zustandsprotokolle und eine App, die mir sagt, ob ich die passende Transportkiste habe.
  • Cecilia Peartree ‏@ceciliapeartree : Kunstwerke, die laut aufschreien, wenn niemand das Dokumentationsteam vom Standortwechsel benachrichtigt hat.
  • Maggie Mazzullo: Ich wünschte, ich hätte einen sechsten Sinn dafür, wenn Leute im Depot herumstöbern oder auf eine andere Art und Weise ärgerlichen mist machen. Eine Art „Depotalarm“, so dass ich hinter ihnen auftauchen und sie auf frischer Tat ertappen könnte.
  • Maggie Mazzullo: Ich wünschte auch, dass ich ein Lasersystem hätte, das Stifte, Getränke und andere verbotene Objekte verdampft, sobald sie in den Studiensaal mit den Kunstwerken gebracht werden.
  • Caitlin (Schwartz) Rumery: In Ergänzung zu dem schon erwähnten Zustandsprotokoll hätte ich gerne eine Brille, die das Objekt untersucht und mir sagt, wo lose, instabile oder sonstige Teile sind, die kurz davor stehen in meinen Händen zu zerbrechen.
  • Caitlin (Schwartz) Rumery: auch ein magisches System, das Crystal reports (eine spezielle Berichtssoftware zur Erstellung von berichten aus Datenbanken) sofort in dem Format erstellt, das ich in diesem Moment brauche.
  • Caitlin (Schwartz) Rumery: zuletzt noch eine Drone, die meinen Lastwagen hinterherfliegt und meine Ladungen und die Fahrer ausspioniert. So könnte ich sicherstellen, dass unterwegs keine zwielichtigen Dinge geschehen…

Bitte fügen Sie ihren Wunsch/Traum zu der Liste hinzu, entweder, indem Sie hier einen kommentar hinterlassen, oder indem Sie den hashtag #registrardreams auf Twitter verwenden.