Die „Alte Garde“ – oder warum Registrare so pingelig sind, wenn es um Begriffe geht

guard-206487_640Neulich habe ich an einer interessanten Diskussion auf Linkedin teilgenommen, die sich ausgehend von einem Artikel von Paul Orselli mit dem Titel „Wie sollen sich Museen bewegen, wenn sich die „Alte Garde“ nicht rührt?“ („How Can Museums Shift, If The „Old Guard“ Doesn’t Budge?“) ergeben hatte.

Es war eine heiße Debatte und auf einmal fiel mir auf, dass zumindest ein Teil der Unstimmigkeiten darauf zurückzuführen war, dass man den Begriff „Alte Garde“ verschieden interpretieren kann.

In Hinblick auf Museen kann er bedeuten:

  • Entscheidungsträger an der Spitze der Museen, die diese Position schon seit Jahren inne haben.
  • Museumsprofis die ihren Job schon seit Jahren ausüben.
  • Menschen, die an Normen, Verfahrensweisen und Praktiken festhalten, die seit Jahren etabliert sind.
  • Menschen, die dem Versuch Neues auszuprobieren skeptisch gegenüber stehen und glauben, dass man am besten die Dinge so macht, wie man das immer gemacht hat.

Ich wette Ihre erste Reaktion als Sie die vier Punkte gelesen haben war: oh ja, diese Typen kenne ich! Und ich glaube, das war auch genau das, was Paul vor Augen hatte, als er den Artikel geschrieben hat. Bei näherer Betrachtung ist diese Beschreibung nicht halb so homogen, wie sie auf den ersten Blick wirkt. Und da fangen die Probleme an:

Es gibt „alte“ Museumsprofis, die permanent Neues ausprobieren. Es gibt Entscheidungsträger, die ihr Museum am liebsten von oben bis unten umkrempeln möchten, so dass nichts mehr so ist, wie es früher war. Es gibt junge Museumsprofis, die Neuem skeptisch gegenüberstehen und ihr Museum lieber so lassen wollen, wie es ist. Es gibt Museumsprofis aller Altersgruppen die glauben, dass einige Normen, Verfahrensweisen und Praktiken aus einem guten Grund entwickelt wurden und deshalb nicht angetastet werden sollten – die aber gleichzeitig neuen Ansätzen in der Einbeziehung der Besucher und der Erschließung neuer Bereiche offen gegenüber stehen.

Vor diesem Hintergrund ist leicht einsehbar, warum eine Diskussion über die „Alte Garde“ entgleisen kann. Als jemand, der sich um die Sammlung kümmert und allen Ansätzen, die ein Objekt potentiell gefährden könnten, kritisch gegenüber steht, würde ich mich selbst nach kurzem Zögern als Mitglied der „Alten Garde“ bezeichnen. Auf der anderen Seite glaube ich, dass „Das haben wir immer so gemacht!“ einer der gefährlichsten Sätze in jeder Sprache ist. Wir sollten immer neue Dinge ausprobieren, wenn wir nichts wagen, können wir auch nichts verbessern. So wird jemand, der denkt, dass alle oben genannten Punkte auf die „Alte Garde“ zutreffen mich unweigerlich in die falsche Schublade stecken.

Was hat das alles mit der Arbeit eines Registrars zu tun? Nun, ich denke, dass es ein gutes Beispiel dafür ist, warum wir, die wir mit Museumsdokumentation befasst sind, so unglaublich großen Wert auf die Benutzung der richtigen Terminologie und der richtigen Kategorisierung legen. Das ist auch der Grund, warum wir versuchen, fest definierte Standardbegriffe zu verwenden und regionale Ausdrücke und Metaphern vermeiden. Wenn selbst wir, die wir im selben Zeitalter leben und im selben Arbeitsbereich arbeiten uns missverstehen, weil ein Begriff auf unterschiedliche Art und Weise verstanden werden kann, kann man sich leicht vorstellen, was das für zukünftige Generationen mit einem völlig anderen Erfahrungshintergrund bedeuten muss.

Also, wenn Sie das nächste mal zufällig mitbekommen, dass sich Ihr Kurator und Ihr Datenbankmanager darüber streiten, ob es ein „Fön“ oder ein „Haartrockner“ ist, lächeln Sie ruhig, aber denken Sie daran, dass diese Unterhaltung für die Zukunft relevant sein könnte.

Angela

Eine Randbemerkung zum erwähnten Artikel:

Es ist immer erschreckend, dass Diskussionen über „neue Wege im Museum“ fast unausweichlich zu Technikdiskussionen gemacht werden. Überraschender Weise tun das sowohl diejenigen, die daran glauben, dass Technik alle Probleme löst als auch diejenigen, die glauben, dass Technik der Untergang der Menschheit ist. Meiner Meinung nach führt das lediglich dazu, dass alle Diskussionsteilnehmer dazu getrieben werden, sich auf eine der beiden Seiten zu schlagen, so dass es dazwischen keinen Platz mehr für fruchtbare Diskussionen gibt.

Wenn Sie mich fragen, sollte die erste Frage immer lauten „Was wollen wir denn erreichen?“, bevor wir dann die passenden Werkzeuge aussuchen, um es zu erreichen. Und wir sollten nicht zulassen, dass uns irgendetwas den Blick verstellt – weder das neue coole Dingsbums, das wir unbedingt in unserem Museum einsetzen „müssen“, noch die Annahme, dass jegliche Art von Technik die Besucher von den Ausstellungsstücken ablenkt.

Was im Kopf eines Registrars so vor sich geht

Ich höre oft von Leuten, dass sie die Museumsmenschen um ihre interessante Arbeit beneiden. Ist es nicht wunderbar, von Kunst umgeben zu sein und die Originale anfassen zu dürfen? Aber sicher, natürlich. Aber es gibt auch die Kehrseite. Und dabei meine ich nicht die eher mäßige Bezahlung, die viel zu viele Arbeit für zu wenige Fachleute und die Verantwortung, die niemand wirklich übernehmen kann (Objekte so erhalten, dass man sie in 100 Jahren noch zugänglich machen kann – wer will die Wette eingehen?) Ich spreche von dem, was im eigenen Kopf vor sich geht, wenn man eine Ausstellung besichtigt.

Was kann daran so schlimm sein? Nun, ich habe festgehalten, wie es in meinem Kopf aussah, als ich bei der Konferenz der Europäischen Registrare in Helsinki die Midsommer-Party im Kiasma besuchte. Dort fand gerade die 13. Sammlungs-Ausstellung statt und ich stand vor „Laajentuja“ („Expander“) von Kimmo Schroderus aus dem Jahr 2004.

„Laajentuja“ („Expander“) by Kimmo Schroderus, 2004
„Laajentuja“ („Expander“), Kimmo Schroderus, 2004
[Helsinki, Kiasma Museum of Contemporary Art]


„Oh, schau Dir das an, das ist toll! Siehst Du die Expander? Das Ding passt wirklich in jeden Raum. Kaum zu glauben, in jeden Raum. Man kann es in einem Schloss, einem Gang, einer großen Ausstellungshalle aufstellen, egal wo. Und es ist sicher leicht zu transportieren. Für das Mittelteil wird man einen Spezialkiste brauchen, aber die Expander sollten in eine Normkiste passen. Allerdings – nur wenn es wirklich Teleskope sind. Vielleicht sehen sie auch nur so aus. Wenn es einzelne Teile sind, ob sie dann wenigsten hohl sind, damit sie ineinander passen? Nein, das wäre zu gefährlich wegen der Reibung. In dem Fall bräuchte es mehrere Kisten. Oder könnten wir auch Paletten benutzen? Was meinst Du, wären Paletten eine Lösung?“

In dem Augenblick meldete sich meine rechte Gehirnhälfte:

„Schluss jetzt, linke Gehirnhälfte, ich will doch die Kunst genießen!“

Das ist das Problem. Das ist der Grund, warum man Ausstellungen nicht wirklich genießen kann, wenn man Sammlungsmanager ist.

Angela

Übrigens: Ein paar Wochen später habe ich ein Video vom Kiasma gefunden, das einige meiner Fragen beantwortet:

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Dieser Beitrag ist auch auf russisch erhältlich, übersetzt von Helena Tomashevskaya.

Kultur-Tipp für die Ohren und fürs Hirn: Bermudafunk

Children discovering the secret of calculating machines in the TECHNOSEUM in mannheim/Germany.
Ruhige Zeiten im TECHNOSEUM – gibt es, wenn man weiß, wann.
Wenn Tanja Praske zur Blogparade aufruft, ist teilnehmen Ehrensache. Nun darf man eine Museumsmitarbeiterin natürlich nicht nach einem Museumstipp fragen, denn es ist wie mit Kindern: das eigene ist immer das beste, schönste, klügste…. Deshalb ist das TECHNOSEUM auch nicht mein Kultur-Tipp, sondern hier sei nur beiläufig ein Geheimtipp gestreut: wer das TECHNOSEUM mal in aller Ruhe besuchen möchte, entweder, weil ihr oder sein Kind nicht gut mit Trubel zurecht kommt oder aber man auch selbst mal an die Experimentierstationen will ohne gleich von einem wildfremden Achtjährigen erklärt zu bekommen, was man da machen muss, dem sei empfohlen, mal an einem Freitag Nachmittag oder aber am Wochenende zwischen 9 und 10.30 Uhr zu kommen.

Mein Kultur-Tipp ist ein freier Rundfunksender: Bermudafunk in Heidelberg http://bermudafunk.org/
Die meisten Radiosender sind gleich: alles aus dem Bereich Rock/Pop/Oldies bzw. Schlager/Volksmusik oder dann nur Klassik oder nur Nachrichten. Kaum ein Sender leistet sich ein vernünftiges Einschaltprogramm, die meisten versuchen, alle rund um die Uhr irgendwie zufrieden zu stellen. Ob das generell funktioniert weiß ich nicht, bei mir jedenfalls funktioniert das nicht. Ich bin genervt und greife zur eigenen Musiksammlung…. oder schalte um auf Bermudafunk.

Bermudafunk ist anders. Die erste Besonderheit: man kann ihn nicht immer hören, er teilt sich den Sendeplatz mit dem Campus-Radio radioaktiv. Die nächste Besonderheit: es gibt feste Sendungen, die immer von den gleichen Leuten moderiert werden, aber es gibt auch offene Sendeplätze, um die sich Gruppen, Einzelpersonen, Künstlerprojekte… bewerben können, um ihr eigenes Programm zu machen. Was dabei herauskommt, ist manchmal richtig gut, manchmal eher absonderlich, vor allem aber eines: nie langweilig.

Ich habe drei persönliche Favoriten:
„It’s Elvis-Time“ Am 1. Freitag des Monats ab 22 Uhr wird von einem absoluten Elvis-Enthusiasten moderiert, der so ziemlich alles über den King weiß und das vor allem auch musikalisch belegen kann. So hört man hier Stücke, die man sonst kaum zu hören bekommt: verschiedene Versionen bekannter Hits, verpatzte Aufnahmen aus dem Studio, interessante Parallelen… Ich habe mich nie besonders für Elvis Presley interessiert, aber diese Sendung ist ein Muss, seit ich sie zuerst entdeckt habe. Vielleicht, weil es als Nerd einfach Spaß macht, einem anderen Nerd beim Fachsimpeln zuzuhören….

„Latino“ Sonntags von 9 bis 11 Uhr (zur Zeit an jedem 2. und 4. Sonntag) bringt alle Sparten lateinamerikanischer Musik. Nun ist lateinamerikanische Musik von Bolero bis Salsa ohnehin schon klasse und genau das richtige, um beschwingt in den Sonntag zu starten, aber diese Sendung hat noch ein besonderes Extra: Der Moderator, der sich „DJ Pancho“ nennt, moderiert die Sendung nur teilweise auf Deutsch – und hat eine unglaubliche Stimme. „Rrrrritmo Cubano…“ Falls es je einen Wettbewerb um die erotischste Radiostimme geben sollte – mein Favorit steht fest.

Meine letzte Lieblingssendung ist neu dabei und trägt den sprechenden Titel „ich-habe-nicht-fertig“, im Moment am 3. Samstag von 21-22 Uhr. Der Moderator spielt Musik, die er selbst nicht kennt und entscheidet spontan, was er dazu sagen soll und ob er sie wirklich bis zum Ende laufen lässt. Die angespielten Titel befinden sich auf Demo-Tapes, die dem Sender ungefragt zugeschickt wurden oder auch auf Kassetten, die der Moderator auf dem Sperrmüll abgegriffen hat. Wie man sich denken kann, sind die dargebotenen Kostproben durchwachsen und natürlich unterscheidet sich der persönliche Musikgeschmack oft von dem des Moderators. Dessen Beschreibungen der Plattencover und Reaktionen auf das, was er da auch zum ersten Mal hört sind es allerdings allemal Wert, rein zu hören. Eine Reise in unerhörte Machwerke und oft ein gutes Training für die Lachmuskeln.

In der Rhein-Neckar-Region findet man den Sender auf UKW 89,6 MHz (Mannheim) und UKW 105, 4 MHz (Heidelberg), bundesweit im Livestream auf http://bermudafunk.org/livestream.html. Frohes Hören!

Angela Kipp

Erzähle die Geschichte eines Transit-Totems

new york transit museum
Am 12. November um 18.30
Was verbirgt sich dahinter?
Transit Museum New York

Objekte aus dem Transitbereich können wie Ikonen schimmern (ein Chip, ein beleuchteter Anzeiger für eine Haltestelle) oder mysteriös oder spleenig wirken, da sie so altmodisch sind (was ist ein Bend-o? ein Skleroskop ?). Kommen Sie und erwecken Sie zusammen mit unseren Archiv- und Sammlungsmitarbeitern Objekte und Fotografien von Sammlungsstücken zum Leben – indem Sie schreiben, Geschichten erzählen und phantasievolle Deutungen vorschlagen.

Beispiele dieser Gegenstände und Bilder sind jetzt schon online zu sehen.
Am Mittwoch 12. November um 18.30 Uhr werden diese und noch viele andere Dinge in einer Pop-up Ausstellung gezeigt, um Sie zum Schreiben zu inspirieren.

Erfinden Sie eine Ausstellungs-Beschriftung, ein Gedicht, eine kurze Geschichte; Versuchen Sie sich an der diffizilen Kunst der Lexikographie; oder demonstrieren Sie Ihr Wissen, indem Sie uns über die wahre Herkunft eines Objekts aufklären.

Füllen Sie den Abend mit einer Mischung aus Wahrem und Erfundenen; wir sind auf der Pirsch nach beidem, den pfiffigen Ideen und dem Glaubwürdigen!

Schicken Sie ihre Texte jetzt oder kommen Sie zur Schreib-Session und den offenen Mikrophonen am 12. November.

Erzähle die Geschichte eines Transit Totems!
Mittwoch, 12. November, 18.30 bei freiem Eintritt

New York Transit Museum
Downtown Brooklyn

Hier sehen Sie die erste Serie von Objekten – um Antwort wird gebeten!
http://nytransitmuseum.tumblr.com/post/100675462191/transittotem

Brett Dion

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Richtig gefälscht: Neuigkeiten von „Art and Craft“

Hallo liebe Trekker!

The discerning eye - Matt Leininger uncovering Landis
Der kritische Blick – Matt Leininger enttarnt Landis in Art and Craft.
Der Kunst-Spürhund begrüßt Sie an einem kalten Sonntagmorgen aus Cincinnati, Ohio.
Art and Craft (artandcraftfilm.com) hat hier in den USA gute Arbeit geleistet. Nachdem „Art and Craft“ seit dem 19. September jeden Freitag in einer anderen Stadt anlief, kommt der Film nun am 24. Oktober nach Cincinnati in das Mariemont Theater. Am 24. und 25.10 werde ich nach den 17.30 Uhr Vorstelllungen eine Frage- und Antwort-Runde bestreiten.

Wer den Film nicht im Kino sehen kann, kann ihn jetzt bei iTunes vorbestellen
(https://itunes.apple.com/us/movie/art-and-craft/id917816859?ign-mpt=uo%3D4).

Ich möchte Sie auch auf diesen Blog des American Institute for Conservation aufmerksam machen (http://www.conservators-converse.org/2014/10/the-movie-art-and-craft-a-conservators-perspective/). Der Blogger hat da einen wohlüberlegten Beitrag geliefert.

Ich werde Sie über alle neuen Erkenntnisse über Mark August Landis auf dem Laufenden halten, denn nun bin ich schon im siebten Jahr auf seiner Spur.

Wie immer: bis bald und trekken Sie weiter!

Matt

Matt ist jetzt übrigens auch auf Twitter, man kann ihm unter @artsleuth2008 folgen.

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Vögel in der Sammlung!

One single bird can keep a registrar occupied for quite a while.(c) Hans Bleh http://www.highspeedfotografie.de/
Ein einziger Vogel kann eine Depotverwalterin eine ganze Weile beschäftigen.
(c) Hans Bleh http://www.highspeedfotografie.de/
Neulich ging es um unsere Wunschvorstellungen und Träume als Registrare. Ich habe da einen ganz speziellen Wunsch: Ich möchte nur ein einziges Mal wenn mein Direktor auftaucht saubere Arbeitsklamotten anhaben, an meinem aufgeräumten Schreibtisch sitzen und sagen können: „keine besonderen Vorkommnisse“. Tja, leider ist das in den letzten 10 Jahren noch nie vorgekommen. Wann auch immer er auf mich trifft starre ich vor Staub und/oder Maschinenöl und es gibt Kollegen, die beschwören, dass ich ihm einmal sogar gesagt haben soll er möge sich beeilen, ich hätte noch zu arbeiten. Es sei wie es will, ich bin jedenfalls froh, dass er neulich nicht da war, als ich mit einem Besen bewaffnet brüllend im Depot auf und ab rannte, all das, um einen Vogel aus der Halle zu scheuchen. Nicht nur, dass ich mich wie ein Idiot aufführte, ich sah auch noch aus wie ein zeitgenössisches Kunstwerk aus Spinnweben, weil der Vogel in die hintersten Ecken flog, die jahrelang keinen Besen mehr gesehen hatten. Als ich da stand und zu dem Vogel hinaufsah, der es tatsächlich fertig brachte ein weit aufgerissenes Tor zu ignorieren, fragte ich mich plötzlich, ob ich eigentlich die einzige Depotverwalterin bin, die von einem Vogel veralbert wird und ob ich es besser machen könnte.

Logischerweise erhält man sehr einseitige Antworten, wenn man sich selbst fragt, also fragte ich meine Kolleginnen und Kollegen vom RCAAM. Ich erhielt eine ganze Reihe hilfreicher Ratschläge und einige großartige Geschichten über Vögel in Sammlungen. So bin ich jetzt in der Lage, eine Schritt-für-Schritt-Handreichung zur Verfügung zu stellen, wie man mit Vögeln in der Sammlung umgeht (sofern sie nicht tot und ausgestopft sind, natürlich):

  1. Schließe alle Türen, die zu dem Raum führen, in dem der Vogel ist.
  2. Öffne alle Türen und Fenster, die nach draußen führen.
  3. Schalte alle Lichter im Raum aus, so dass die Ausgänge für den Vogel erleuchtet erscheinen.
  4. Klatsch in die Hände, schwinge den Besen, führe Dich wie ein Idiot auf, mach alles, um den Vogel in Richtung der Öffnungen zu scheuchen. Je höher das Fenster oder das Tor, desto wahrscheinlicher, dass der Vogel hinausfliegt.
  5. Wenn der Vogel draußen ist, verschließe alles Fenster und Türen.
  6. Suche nach Löchern, die es dem Vogel ermöglicht haben einzudringen und verschließe sie (wie Elizabeth Alberding so schön schreibt: „Wenn Du Dein Gebäude nicht versiegeln kannst, wirst du in deinem Museum bald als die „Vogelflüsterin“ bekannt sein.“)

Kara Vetter wies darauf hin, dass es akustische Vogelschrecks gibt, die man in der Nähe der Tore installieren kann, falls die Vögel dort hineinkommen.

Anne T. Lane lieferte eine Geschichte, die eigentlich aus der Fernsehserie „MacGyver“ stammen könnte:

It's a good idea to inform the colleagues with a sign.
Wenn man die Tür geschlossen hta, weil ein Vogel im Raum ist, ist es eine gute Idee, die Kollegen zu informieren.
„Wir hatten dieses Problem in einem sehr offenen Gebäude in dem ich gearbeitet habe, man konnte die einzelnen Stockwerke nicht gegeneinander abriegeln. Die Vögel kamen nicht in die Sammlungsbereiche, aber sie konnten und kamen in die Spalten um die Fenster hoch oben im Zwischengeschoss, wo sie immer schwächer wurden und starben. Einen haben wir mal gefangen, indem wir eine Art Fischernetz aus einer Drahtschlinge, einem Besenstiel und etwas leichter Plastikfolie gebaut haben. Oh ja, und mit Blue Tape (einer Art Malerkrepp, Anm. d. Übers.). Mein Registrar ist auf einer hohen Leiter unter die Rotunde geklettert und hat das Netz wild nach dem Vogel geschwungen – ich war in Panik, dass er sich selbst von der Leiter und direkt auf den Fliesenboden schwingen würde. Aber hat er es nicht tatsächlich geschafft, den armen Kerl zu fangen! Ich habe ihn dann nach draußen gebracht und er ist weggeflogen.“

Kein Vogel sondern eine Fledermaus narrte Janice Klein als sie Direktorin eines kleinen Museums war:

„Das Museum hatte einen ziemlich offenen Grundriss und mein Büro war der einzige Raum mit einer Tür (von den Toiletten einmal abgesehen), als also eines späten nachmittags eine kleine braunnasige Fledermaus auftauchte und alle anderen schon nach Hause gegangen waren, musste ich sie genau da hinein treiben. Als ich sie schließlich in dem Raum hatte, bekam sie Panik und stieß wie wild Echolotsignale aus (und, ehrlich gesagt, ich machte auch solche hohen spitzen Schreie, da ich überhaupt nichts über Fledermäuse wusste). Ich schaffte es, sie unter einem Kistendeckel einzusperren, aber dann wusste ich nicht mehr weiter. Es war frostig kalt draußen, was möglicherweise der Grund war, warum sie in das schön warme Gebäude gekommen war, deshalb wollte ich ihr nicht so einfach die Tür weisen. Ich rief einen der Vorstandsmitglieder an (es zahlt sich immer aus, einen Naturforscher im Vorstand zu haben, der bereit ist, wilden Tieren eine Zuflucht in seinem Keller anzubieten) und während wir beide auf ihn warteten, wurde mir plötzlich klar warum einer der Bewegungsmelder letzte Nacht Alarm ausgelöst hatte.“

Und Suzanne Quigley steuerte noch einen Praxistipp bei, falls man es mit Spechten zu tun hat:

Of course, there are birds in collections that are not an issue.
Natürlich gibt es auch Vögel in der Sammlung, die kein Problem sind.
„Ich lebe auch in einem ländlichen Gebiet (eine erst vor kurzem erfolgte Veränderung des Lebensstils). Nachdem ich mein ganzes Leben lang in Großstädten gelebt habe, gab es vieles zu lernen. Passend zu dieser Diskussion habe ich ein bißchen was über Spechte gelernt. Das war wichtig, denn ich wohne in einem Haus mit Holzverkleidung. Nachdem wir festgestellt hatten, was die furchtbaren Geräusche machte und sahen, was die kleinen Teufel mit der Hauswand anstellten – war Krieg! Die Schlacht wurde gewonnen, auf eine etwas bizarre, aber lustige Art und Weise. Niemandem fällt auf (weil sie nicht darauf achten), dass um die ganze Außenseite herum an mehr oder weniger unauffälligen Stellen ein Duzend etwa 25 cm lange Streifen silbernes Geschenkband angebracht sind, die mit der Klinge einer Schere gekräuselt wurden (wie man das eben auch beim Geschenke einpacken tut). Das war vor drei Jahren und seither: keine Spechte mehr!“

Also, ich habe viel mehr gelernt als ich dachte. Dank an Kara Vetter, Anne Lane, Elizabeth Alberding, Julie Blood und Suzanne Quigley für die Antworten und Maria O’Malley für die Anregung, daraus einen Beitrag für Registrar Trek zu machen.

Ach, übrigens, ich habe es schließlich doch geschafft, den kleinen Kerl aus dem Depot zu scheuchen und meinem Kollegen in Rufbereitschaft dadurch einen gesunden Nachtschlaf zu ermöglichen. Einen Vogel jagen müssen ist das eine, aber mitten in der Nacht wegen eines Einbruchalarms aus dem Bett gerissen zu werden ist viel, viel schlimmer.

Der Fall des mysteriösen Kopfhörers

Beaujour, mes amis,

ich bin stolz, Ihnen heute die Eröffnung der französischen Version von Registrar Trek mitteilen zu können! Unsere französischsprachigen Leser haben jetzt die Möglichkeit, Beiträge direkt zu lesen, nicht nur als PDF und den französischen Newsfeed zu abonnieren. Mein besonderer Dank gilt Aurore Tisserand, die all die Texte übersetzt hat, die dafür notwendig waren. Wir feiern diesen Meilenstein mit einem Beitrag über eine deutsch-französische Zusammenarbeit bei der Sammlungsrecherche, ermöglicht durch das fantastische Netzwerk von Registrar Trek, insbesondere durch Marine Martineau.

À bientôt
Angela

Earphone
Kopfhörer
„Hattest Du nicht Französisch in der Schule?“, fragte mich mein Kollege Bernd Kießling von der anderen Seite des Tisches her, wo er eine Sammlung Kopfhörer inventarisierte.

„Ich kann Dir einen Flammkuchen und einen Milchkaffee bestellen, löse aber vermutlich einen internationalen Konflikt aus, wenn ich versuche, ein Hotelzimmer zu bekommen. Warum fragst Du?“, antwortete ich, indem ich von einer langen Liste von Objekten aufsah, die ich gerade mit der Datenbank abglich.

„Dieser Kopfhörer wurde in Paris hergestellt, aber ich bin mir bei dem Hersteller nicht sicher. Da, schau mal.“ Ich ging rüber und warf einen Blick auf seinen Monitor, auf dem er mir die winzigen Inschriften zeigte, die er mit dem USB-Mikroskop* vergrößert hatte.

Detail of one receiver of the earphone, picture taken by the USB microscope
Detail der Kopfhörermuschel, Bild vom USB-Mikroskop
„Slé INDlle des…“ entzifferte ich, „keine Ahnung, sieht nach einer Abkürzung aus, eventuell für einen Hersteller, aber ich bin mir nicht sicher. Weißt Du was? Ich schicke das Bild mal an Marine. Sie sitzt in Paris, vielleicht kann sie uns weiter helfen.“

Marine Martineau, Registrarin und Übersetzerin für Englisch/Französisch bei Registrar Trek erhielt die Mail wenige Minuten später. Sie sah sie sich an und leitete sie an Thierry Lalande weiter, den Sammlungsverwalter am Conservatoire National des Arts et Métiers. Er und seine Kollegin Marie Sophie Corcy kamen auf die Idee, Frédéric Nibart zu fragen, einen bekannten Experten für die Geschichte des Telefons in Frankreich.

Innerhalb weniger Tage wussten wir, dass der Kopfhörer im Juli 1928 von der Société Industrielle des Téléphones in Paris gebaut worden war. Wir erhielten sogar einen Artikel von Herrn Nibart zur Firmengeschichte, den wir sofort in unserer Datenbank verknüpften.

Es war ein großartiges Gefühl international zusammenzuarbeiten – möglich gemacht durch das weltweite Netzwerk der Registrar Trekker. Wir hoffen wirklich, dass wir den Gefallen irgendwann erwiedern können.

Storage solution for the collection of earphones: These long archival boxes are usually used for storing maps but have exactly the right dimensions to support earphones in the position most “natural” to them. For final storage we will support them with some bubble wrap and make a hood out of polyethylene foil for the boxes.
Lagerungslösung für die Kopfhörersammlung: Diese langen Archivkartons dienen normalerweise dazu, Schautafeln zu lagern. Sie haben aber genau die richtigen Abmessungen, um Kopfhörer in der für sie „natürlichsten“ Position zu lagern. Für die endgültige Lagrung werden wir sie mit etwas Luftpolsterfolie abpolstern und eine Haube aus Polyethylenfolie darüber ziehen.

* = Das USB-Mikroskop war ursprünglich Teil eines Hands-On-Experiments in einer Sonderausstellung und erfährt nun ein sehr nützliche Nachnutzung in der Sammlungsverwaltung.

Die Wunschliste eines Registrars #registrardreams

Nicht in meinem Depot! Superhelden-Fähigkeiten wären manchmal praktisch...
Nicht in meinem Depot! Superhelden-Fähigkeiten wären manchmal praktisch…
In der Folge einer Diskussion, die sich der Veröffentlichung von Sheila Perry über das Barcode-Projekt an den National Galleries of Scotland anschloss ( „Wenn es sich bewegt – gib ihm einen Barcode“ ) kam Dan Smernicki (twitter @DanSmernicki ) die Idee für einen neuen Beitrag auf Registrar Trek:

„A Registrar’s Wish-list. Things that *should* exist, but for some infernal reason don’t.“ – Eine Registrar-Wunschliste, Dinge, die es geben *sollte* aber die es aus irgendeinem perfiden Grund nicht gibt.

Ich glaube, wir haben alle unsere Träume und Wünsche – manche sehr konkret und einfach umsetzbar, wenn die Geld-für-die-Sammlungsverwaltung-Fee auftaucht („Du hast 3 konservatorische Wünsche frei!“), manche futuristisch (eine Brille, die mir das Objekt nach dem ich suche rot umrandet im Regal anzeigt), manche einfach nur Wunschdenken (weiße Handschuhe, die weiß bleiben).

Bisher haben wir:

  • Dan Smernicki @DanSmernicki : ein System, das Objekte und Leute findet und beide miteinander in Einklang bringt.
  • Ich @RegistrarTrek : Instant-Zustandsprotokolle und eine App, die mir sagt, ob ich die passende Transportkiste habe.
  • Cecilia Peartree ‏@ceciliapeartree : Kunstwerke, die laut aufschreien, wenn niemand das Dokumentationsteam vom Standortwechsel benachrichtigt hat.
  • Maggie Mazzullo: Ich wünschte, ich hätte einen sechsten Sinn dafür, wenn Leute im Depot herumstöbern oder auf eine andere Art und Weise ärgerlichen mist machen. Eine Art „Depotalarm“, so dass ich hinter ihnen auftauchen und sie auf frischer Tat ertappen könnte.
  • Maggie Mazzullo: Ich wünschte auch, dass ich ein Lasersystem hätte, das Stifte, Getränke und andere verbotene Objekte verdampft, sobald sie in den Studiensaal mit den Kunstwerken gebracht werden.
  • Caitlin (Schwartz) Rumery: In Ergänzung zu dem schon erwähnten Zustandsprotokoll hätte ich gerne eine Brille, die das Objekt untersucht und mir sagt, wo lose, instabile oder sonstige Teile sind, die kurz davor stehen in meinen Händen zu zerbrechen.
  • Caitlin (Schwartz) Rumery: auch ein magisches System, das Crystal reports (eine spezielle Berichtssoftware zur Erstellung von berichten aus Datenbanken) sofort in dem Format erstellt, das ich in diesem Moment brauche.
  • Caitlin (Schwartz) Rumery: zuletzt noch eine Drone, die meinen Lastwagen hinterherfliegt und meine Ladungen und die Fahrer ausspioniert. So könnte ich sicherstellen, dass unterwegs keine zwielichtigen Dinge geschehen…

Bitte fügen Sie ihren Wunsch/Traum zu der Liste hinzu, entweder, indem Sie hier einen kommentar hinterlassen, oder indem Sie den hashtag #registrardreams auf Twitter verwenden.

Die freakigen Details – wie wir das hingekriegt haben

Wenn es sich bewegt – gib ihm einen Barcode Teil 2

Von Sheila Perry

Hinweis: Dies ist der zweite Teil des Artikels „Wenn es sich bewegt – gib ihm einen Barcode“, den ersten Teil finden Sie hier.

Wir ließen uns drei Serien von Barcode-Etiketten machen, mit jeweils fortlaufender Zählung für Zeichnungen, Drucke und Photographien, beginnend mit DR00001, PR00001 und PH00001. Diese Nummern hatten keine weitere Bedeutung, einzig wichtig war, dass wir wussten, welche Objekte in welcher Schachtel waren. Ich legte eine riesige Tabelle an mit einer Konkordanz der verschiedenen Nummerierungssysteme und die nutzten wir dann für ein Update unserer Datenbank, sodass dort die Nummern der Schachteln geändert wurden. Das war ziemlich Nervenaufreibend, denn es bestand die Gefahr, dass sich die Zellen der Tabelle beim Bearbeiten verschieben könnten und nicht mehr synchron wären. Der schlimmste Teil der Arbeit war es aber, die Etiketten an den Schachteln zu befestigen. Die Etiketten wurden einzeln geliefert und mussten von einem Trägermaterial gelöst werden. Wie bei doppelseitigem Klebeband bestand beim Ablösen immer die Gefahr sie zu verknittern. Das Beste dabei war, dass wir keine Listen ausdrucken oder schreiben mussten, als wir anfingen, die Schachteln zurück ins Gebäude zu bringen. Wir haben sie nur mit einem mobilen Barcodescanner (Datalogic Skorpio mobile computer) eingelesen. Damit konnten wir die Bewegungen festhalten und am Ende des Tages eine Exceliste erstellen, mit der wir dann die Datenbank wieder auf den neuesten Stand brachten.

powerpick screenshot barcode

Die Software (PowerPick – s. Screenshot) welche die drei Kardexmaschinen steuert, verfügt über eine kleine, einfache Datenbank mit einer Liste der Schachtelnummern, zwei Beschreibungsfeldern, die wir für die älteren Beschriftungen der Schachteln nutzen und für die Position der Schachtel im Lagersystem. Die Schachtelnummer dient als Referenz zur Datenbank, wo man dann den Inhalt der Schachtel findet. Wenn ein Nutzer also ein bestimmtes Objekt sucht, sieht er in der Datenbank nach, findet die Schachtelnummer, gibt diese dann in die PowerPick-Datenbank ein, die den Standort findet (Maschinennummer, Schubnummer und Position im Schub) und die zuständige Maschine dann beauftragt , diesen Schub heran zu fahren. Die Schachteln haben einen ständigen Standort in den Lagereinheiten und werden für gewöhnlich auch an genau diesen Ort zurück gebracht, wenn das auch bei Bedarf geändert werden kann. In der anderen Richtung kann der Barcode auf der Schachtel gescannt werden, um den richtigen Standort zu finden und den entsprechenden Schub bereit zu stellen, in der Praxis wird aber oft die Schachtelnummer in das Suche-Feld eingegeben oder einkopiert.

Jetzt sind wir nicht mehr zu bremsen!

Bald danach habe wir noch ein paar kleinere Barcodeprojekte durchgeführt, um einzelne Objekte finden zu können. In dem Fall befestigten wir selbstklebende Etiketten verschiedener Art auf den Boxen oder dem Verpackungsmaterial. Wir druckten die Etiketten selbst aus, das hatte den Vorteil, dass wir so viel zusätzliche Informationen unterbringen konnten, wie wir wollten. Für die Miniaturporträts benutzten wir Museums-Standard-Etiketten und fügten eine Abbildung, den Künstlernamen, den Titel und die in einen Barcode verwandelte Inventarnummer hinzu. Ehe wir das machten, hatten wir immer Probleme mit dem Auffinden von Objekten in dieser Sammlung. Die einzelnen Miniaturen waren schwer zu identifizieren und es war auch schwierig, sie mit Etiketten zu versehen, bis sie in Schachteln untergebracht wurden. Jetzt, wo sie Barcodes haben, ist es sehr viel leichter, eine Revision vor zu nehmen. Ein Problem bei den selbst gemachten Etiketten ist es allerdings, dass der Barcode manchmal nicht lesbar ist. Ich meine, dass das in etwa 5-10 % der Fälle passiert, während bei den vorgedruckten Barcodes die Fehlerrate sehr viel geringer ist. Als nächstes Projekt versahen wir dann die Umschläge in denen Porträtmedaillons gelagert sind mit Barcodes. Auch sie waren vorher sehr schwierig zu finden und zu überprüfen.

portrait miniatures with barcodes

Einige meiner Kollegen haben nun ein Revisionsprojekt für das Kupferstichkabinett der Scottish National Gallery begonnen und befestigen auch dort vorgedruckte Barcode–Etiketten auf den Schachteln. In der nächsten Zeit wird es keine Umzüge geben, wir haben aus der Erfahrung gelernt und haben nun genügend Zeit, alles zu organisieren. Der letzte Schritt auf unserem Weg ins 20. Jahrhundert (ja, noch nicht ins 21. Jh.) findet gerade statt.

Was wir gelernt haben (falls wir etwas gelernt haben)

  • Wir haben uns bisher darauf konzentriert, relativ kleine und unbedeutende Kunstwerke, oder richtiger, ihre Aufbewahrungsbehälter mit Barcodes zu versehen. Nicht weil wir sie weniger schätzen als andere, aber weil die kleinen im Allgemeinen schwerer auf zu finden sind und bei ihnen leichter Unordnung entsteht. Für wichtigere und größere Objekte sollten wir vielleicht in RFID investieren (radio-frequency identification = Identifizierung mit Hilfe elektromagnetischer Wellen) anstatt auch hier Barcodes zu verwenden, dann wäre zusätzliche Sicherheit mit der Möglichkeit der leichteren Auffindbarkeit und der Klimaüberwachung verbunden. Aber diese Schlacht muss erst noch geschlagen werden.
  • Selbst gemachte Barcodes sind nicht so leicht zu scannen wie fertig gedruckte – aber man kann alles, was man möchte in einen Barcode verwandeln, wenn man die Barcodes im Haus druckt. Das verleiht auch mehr Flexibilität, denn dann können nach Bedarf andere Informationen angefügt werden und man kann nach Bedarf auch nachdrucken.
  • Die Verwendung von Barcodes ist eine gute Methode um eindeutige Etiketten zur Verfügung zu haben und um rasche Revisionen zu ermöglichen, aber es gibt auch andere Methoden, die ebenso funktionieren würden, wenn man sie nur konsequent und akkurat anwenden würde.

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Wenn es sich bewegt – gibt ihm einen Barcode!

(Noch besser: gib ihm einen Barcode ehe es sich bewegt …)

Von Sheila Perry

Unsere Anstrengungen im Zusammenhang mit der Vergabe von Barcodes wurden von praktischen Notwendigkeiten angestoßen und waren nicht das Resultat einer umfassenden Übernahme dieser Technologie durch die ganze Organisation. Wir wären vermutlich etwas anders vorgegangen, wenn wir das Ganze strategisch angepackt hätten und versucht hätten, alle Objekte in den National Galleries of Scotland mit Barcodes zu versehen. Andererseits: wenn wir auf einen Konsens in dieser Sache gewartet hätten wäre vermutlich nichts geschehen.

So fing es an:

PNIN - Kardex tray with boxes

Ursprünglich wurde unser Projekt Barcodes zu verwenden durch die Einrichtung einer automatischen Magazinlieferanlage (Kardex) in der renovierten Scottish National Portrait Gallery im Jahr 2011 angestoßen, aber es war auch die schließlich angestrebte Lösung für das Vorhaben, alle Objekte in der Graphik- und Photoabteilung einer Revision zu unterziehen. Diese waren ursprünglich, meist in modernen Sammlungsschachteln, an verschiedenen Örtlichkeiten rund um die Portraitgalerie verstaut. Das ist ein viktorianischer Gebäudeteil mit Wendeltreppen, die zu Türmchen und Dachböden führen. Wir wussten nie so genau, was in diesen Räumen aufbewahrt wurde, bis wir sie im Jahr 2009 vollständig leeren mussten.

Das größte Problem bei den Drucken und Zeichnungen war zu diesem Zeitpunkt das Nummerierungssystem der Schachteln, auch wenn es zusätzlich Zweifel gab, ob der Inhalt dieser Schachteln in der Datenbank richtig eingegeben war. Bei den Photographien war es so, dass große Stöße noch in keiner Weise erfasst waren.

Die Schachteln mit den Zeichnungen waren mit einer ganzen Reihe von Zahlen versehen, die von einem nicht mehr benutzten Nummerierungssystem stammten. In manchen Fällen waren die Schilder (Pappkärtchen in Metallhalterungen an der Vorderseite der Schachtel) auch herausgefallen und verloren gegangen. Ähnlich war es bei den Schachteln mit Drucken, die mit einer ganzen Reihe von Nummern versehen worden waren, die mit den Zugangsnummern der Drucke korrespondierten, die angeblich in der Schachtel sein sollten.

box labelling example

Die Drucke waren nicht nach der numerischen Reihenfolge sortiert, sondern nach einem komplexen System, das festhielt, ob ein Druck schottisch, englisch oder ausländisch war, in welchem Jahrhundert er entstanden war und in manchen Fällen auch noch die kodierte Identität des Porträtierten anzeigte. So konnte die Beschriftung einer Box zum Beispiel so aussehen: SO IV 58.1-150.6. Manche der Schachteln für die Drucke hatten diese Bezeichnungen aufgedruckt, zum Teil sogar in Gold, andere hatten Pappschildchen, wie die bei den Zeichnungen.

Wir holten also alle Schachtel aus der Porträtgalerie, nachdem wir unsere eigenen provisorischen Schildchen angebracht hatten, um sie in den neuen Regalen in eine vernünftige Reihenfolge zu bringen und um diese neuen Standorte in der Datenbank zu verzeichnen. Dabei kamen die Drucke und Zeichnungen in ein Magazin und die Fotografien in ein anderes. Zwei Projekte wurden auf den Weg gebracht: eines um den Inhalt der Schachteln bei den Drucken und Zeichnungen einer Revision zu unterziehen und eines, um die restlichen Fotos zu katalogisieren.

Lesen Sie in Teil zwei die wirklich freakigen Details – wie haben die das hingekriegt?

Sheila Perry ist Collections Information Systems Manager (Sammlungsinformationssystemmanager) bei den National Galleries of Scotland, angesiedelt in der Registrierungsabteilung, verantwortlich für die Pflege und Weiterentwicklung der NGS-Datenbank und verwandter Systeme. In ihrer früheren Karriere war sie Programmiererin und Datenbankentwicklerin. Und sie schreibt unter Pseudonym Romane der Gattung Mystery.

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

Das Projekt: Die Mauern der Sprache durchbrechen und Registrare weltweit verbinden.