Neulich habe ich an einer interessanten Diskussion auf Linkedin teilgenommen, die sich ausgehend von einem Artikel von Paul Orselli mit dem Titel „Wie sollen sich Museen bewegen, wenn sich die „Alte Garde“ nicht rührt?“ („How Can Museums Shift, If The „Old Guard“ Doesn’t Budge?“) ergeben hatte.
Es war eine heiße Debatte und auf einmal fiel mir auf, dass zumindest ein Teil der Unstimmigkeiten darauf zurückzuführen war, dass man den Begriff „Alte Garde“ verschieden interpretieren kann.
In Hinblick auf Museen kann er bedeuten:
- Entscheidungsträger an der Spitze der Museen, die diese Position schon seit Jahren inne haben.
- Museumsprofis die ihren Job schon seit Jahren ausüben.
- Menschen, die an Normen, Verfahrensweisen und Praktiken festhalten, die seit Jahren etabliert sind.
- Menschen, die dem Versuch Neues auszuprobieren skeptisch gegenüber stehen und glauben, dass man am besten die Dinge so macht, wie man das immer gemacht hat.
Ich wette Ihre erste Reaktion als Sie die vier Punkte gelesen haben war: oh ja, diese Typen kenne ich! Und ich glaube, das war auch genau das, was Paul vor Augen hatte, als er den Artikel geschrieben hat. Bei näherer Betrachtung ist diese Beschreibung nicht halb so homogen, wie sie auf den ersten Blick wirkt. Und da fangen die Probleme an:
Es gibt „alte“ Museumsprofis, die permanent Neues ausprobieren. Es gibt Entscheidungsträger, die ihr Museum am liebsten von oben bis unten umkrempeln möchten, so dass nichts mehr so ist, wie es früher war. Es gibt junge Museumsprofis, die Neuem skeptisch gegenüberstehen und ihr Museum lieber so lassen wollen, wie es ist. Es gibt Museumsprofis aller Altersgruppen die glauben, dass einige Normen, Verfahrensweisen und Praktiken aus einem guten Grund entwickelt wurden und deshalb nicht angetastet werden sollten – die aber gleichzeitig neuen Ansätzen in der Einbeziehung der Besucher und der Erschließung neuer Bereiche offen gegenüber stehen.
Vor diesem Hintergrund ist leicht einsehbar, warum eine Diskussion über die „Alte Garde“ entgleisen kann. Als jemand, der sich um die Sammlung kümmert und allen Ansätzen, die ein Objekt potentiell gefährden könnten, kritisch gegenüber steht, würde ich mich selbst nach kurzem Zögern als Mitglied der „Alten Garde“ bezeichnen. Auf der anderen Seite glaube ich, dass „Das haben wir immer so gemacht!“ einer der gefährlichsten Sätze in jeder Sprache ist. Wir sollten immer neue Dinge ausprobieren, wenn wir nichts wagen, können wir auch nichts verbessern. So wird jemand, der denkt, dass alle oben genannten Punkte auf die „Alte Garde“ zutreffen mich unweigerlich in die falsche Schublade stecken.
Was hat das alles mit der Arbeit eines Registrars zu tun? Nun, ich denke, dass es ein gutes Beispiel dafür ist, warum wir, die wir mit Museumsdokumentation befasst sind, so unglaublich großen Wert auf die Benutzung der richtigen Terminologie und der richtigen Kategorisierung legen. Das ist auch der Grund, warum wir versuchen, fest definierte Standardbegriffe zu verwenden und regionale Ausdrücke und Metaphern vermeiden. Wenn selbst wir, die wir im selben Zeitalter leben und im selben Arbeitsbereich arbeiten uns missverstehen, weil ein Begriff auf unterschiedliche Art und Weise verstanden werden kann, kann man sich leicht vorstellen, was das für zukünftige Generationen mit einem völlig anderen Erfahrungshintergrund bedeuten muss.
Also, wenn Sie das nächste mal zufällig mitbekommen, dass sich Ihr Kurator und Ihr Datenbankmanager darüber streiten, ob es ein „Fön“ oder ein „Haartrockner“ ist, lächeln Sie ruhig, aber denken Sie daran, dass diese Unterhaltung für die Zukunft relevant sein könnte.
Angela
Eine Randbemerkung zum erwähnten Artikel:
Es ist immer erschreckend, dass Diskussionen über „neue Wege im Museum“ fast unausweichlich zu Technikdiskussionen gemacht werden. Überraschender Weise tun das sowohl diejenigen, die daran glauben, dass Technik alle Probleme löst als auch diejenigen, die glauben, dass Technik der Untergang der Menschheit ist. Meiner Meinung nach führt das lediglich dazu, dass alle Diskussionsteilnehmer dazu getrieben werden, sich auf eine der beiden Seiten zu schlagen, so dass es dazwischen keinen Platz mehr für fruchtbare Diskussionen gibt.
Wenn Sie mich fragen, sollte die erste Frage immer lauten „Was wollen wir denn erreichen?“, bevor wir dann die passenden Werkzeuge aussuchen, um es zu erreichen. Und wir sollten nicht zulassen, dass uns irgendetwas den Blick verstellt – weder das neue coole Dingsbums, das wir unbedingt in unserem Museum einsetzen „müssen“, noch die Annahme, dass jegliche Art von Technik die Besucher von den Ausstellungsstücken ablenkt.














