Da ich in Mitteleuropa aufgewachsen bin, gehört zu meinen frühesten Ostererinnerungen das Suchen nach Ostereiern im Garten. Viele Jahre später ist eine immer wiederkehrende Aufgabe in meinem Job die Suche nach Dingen, die nicht dort sind, wo sie laut Datenbank sein sollten. Zum diesjährigen Osterfest dachte ich mir, dass ich mal etwas zu den Unterschieden schreibe:
Nach Objekten suchen ist kein Spaß
Während ein Kind, das nach Ostereiern sucht, von Freude erfüllt ist, ist beim Sammlungsverwalter bei der Objektsuche das Gegenteil der Fall. Man sucht nach einem Objekt, weil es aufgrund einer Forschungsanfrage, Ausleihe oder Ausstellung – oft dringend – gebraucht wird. Es herrscht Zeitdruck und wenn es nicht gefunden werden kann, hat das Konsequenzen. Es kann sehr viel Arbeit für andere Leute bedeuten, z.B. für AusstellungsmacherInnen, die sich ein Alternativobjekt überlegen müssen, das die gleiche Aussage transportiert. Es kann bedeuten, dass ganze Teile von Ausstellungen umorganisiert werden müssen, weil sie genau um dieses eine Objekt gestaltet waren. Es kann auch bedeuten, dass Forscher eine bestimmte Fragestellung, an der sie arbeiten, nicht beantworten können.
Objekte werden nicht absichtlich versteckt
Im Gegensatz zu Ostereiern versteckt niemand absichtlich Objekte. Während ein kleiner Teil tatsächlich gestohlen wird, gehen die meisten deshalb verloren, weil Leute es versäumen, den Datenbankeintrag zu aktualisieren oder die Standortänderung weiter zu geben (darauf haben wir in „Fehlschläge in Zahlen“ bereits einen Blick geworfen). Die Gründe sind vielfältig: Gedankenlosigkeit, Faulheit, Arroganz („Das ist nicht mein Job.“), Selbstvertrauen in die eigene Fähigkeit, sich alles merken zu können, der Glaube, dass man etwas nur kurz herausnimmt und gleich wieder zurück stellt. Keine Eigenschaften des Osterhasen, aber von vielen Museumsangestellten.
Neulich habe ich einen weiteren Grund entdeckt, warum Standorteinträge nicht aktualisiert werden: Magisches Denken. Der Glaube, dass, nur weil es WLAN im Depot gibt und jedes Objekt einen Barcode trägt eine sagenhafte Supermacht genau weiß, wo jedes Objekt ist. Entschuldigung Leute, so funktioniert das nicht!
An allen richtigen Orten suchen
Während Ostereier oft unsystematisch gesucht werden oder man einfach an einem Punkt X im Garten anfängt und an Punkt Y endet, erfordert die Suche nach Objekten einen anderen Ansatz. Wenn Ihr Depot 3000 Quadratmeter und noch viel mehr Regalfläche hat, kann man einfach nicht alles durchsuchen. Und man kann auch nicht einfach so ins Depot gehen und mal nach dem Objekt schauen. Statt dessen ist der erste Schritt nur eine Gedankenübung. Sie denken darüber nach, was am wahrscheinlichsten mit dem Objekt passiert ist.
Nun können Sie sich eine Liste schreiben mit Leuten, die Sie anrufen sollten und Orten, an denen Sie nachsehen sollten.
Ein angemessener Einsatz der Energie
Als Kind ist es am Ostermorgen großartig, voller Energie durch den Garten zu rennen und nach den Ostereiern zu suchen. Als Museumsangestellte mit einem vollen Zeitplan und jeder Menge Aufgaben muss man sehr viel bewusster darüber nachdenken, wie man die Suche angeht. Man muss die Zeit, die man in die Suche investiert abwägen gegen die Wahrscheinlichkeit, ein Objekt zu finden.
Wenn das Objekt mit ein paar Telefonanrufen aufgetrieben werden kann, ist alles gut. Wenn das Objekt nächste Woche gebraucht wird und der letzte Standorteintrag bezieht sich auf einen Ort, der nicht mehr existiert (zum Beispiel, weil die Regale abgebaut wurden oder man aus diesem Depot schon vor 10 Jahren ausgezogen ist), ist es wahrscheinlich besser, den Wissenschaftler oder Ausstellungsmacher gleich zu informieren und sie oder ihn zu bitten, sich wenn möglich um eine Alternative zu bemühen. Wenn eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass das Objekt sich in einem Stapel Kisten befindet, die Objekte ohne korrekten Standorteintrag enthalten, ist es wahrscheinlich am besten, sich durch diesen Stapel zu arbeiten und gleich alle Standorteinträge in Ordnung zu bringen – Sie sparen sich eine Menge Zeit bei zukünftigen Anfragen.
Stellen Sie sicher, dass Sie wissen, dass Sie es nicht wisssen
Erinnern Sie sich, wie Sie als Kind einen Platz zweimal abgesucht haben, weil Sie nicht mehr wussten, ob Sie unter diesem Baum schon geschaut hatten? Sie sollten sicherstellen, dass das nicht passiert, wenn Sie nach einem Objekt suchen. Das wichtigste ist, dass sie das Objekt gleich mit einem „Standort unbekannt“ versehen, sobald Sie merken, dass es nicht dort ist, wo es sein sollte. So weiß jeder gleich, dass das Objekt im Moment nicht zugänglich ist und kann über Alternativen nachdenken. Es hilft auch, die „Standort unbekannt“-Einträge im Blick zu haben: Wenn ihre Zahl abnimmt, leisten Sie wahrscheinlich gute Arbeit als Sammlungsmanager. Wenn ihre Zahl zunimmt, gibt es wahrscheinlich Probleme in der Sammlungsverwaltung und in der Logistikkette und Sie möchten vielleicht mal genauer hinschauen, wo der Hase im Pfeffer liegt.
Dass Sie auf ihrer Liste die Dinge, die Sie schon versucht haben, um das Objekt zu finden, abhaken sollten, muss wohl nicht extra erwähnt werden.
Ich hoffe, dass das einzige, was Sie gerade suchen, wirklich Ostereier sind.
Frohe Ostern zusammen!
Angela
I worked with an exhibit developer who was „famous“ among the collection staff for never putting objects back on the right shelf. We finally figured out that his standard behavior was to pick up an object, look at it, and put it on the shelf behind him! Whenever we couldn’t find an object we knew he had worked with, we always looked diagonally across the aisle and, more often than not, found the missing piece! Not sure if this is funny or tragic.
Also an extra nudge to curators to get their requests in early for objects in case they are not where they should be.