Als ich zum ersten Mal Fotos aus dem Projekt „Skeletons in the Closet“ von Klaus Pichler sah, war ich überwältigt. Da hatte jemand genau das gemacht, was ich und sicherlich viele meiner Kollegen schon oft gedacht hatten: DAS sollte man fotografieren. Die schönen und absurden Kompositionen, die sich dort ergeben, wo Sammlung und tägliche Museumsarbeit aufeinander treffen. Vorsichtig fragte ich bei dem Wiener Fotografen an, ob wir vielleicht ein paar Bilder zusammen mit einem Text über das Projekt auf unserem Blog veröffentlichen dürften? Die Antwort war sehr positiv: nicht nur das, er würde auch speziell für uns einen Text schreiben darüber, wie er die Zusammenarbeit mit uns Registraren während seiner Arbeit erlebt hat. Viel Vergnügen.
Es ist jetzt mehr als vier Jahre her, seit ich für meine Fotoserie ‚Skeletons in the Closet‘ zum ersten Mal in den nichtöffentlichen Räumlichkeiten des Naturhistorischen Museums Wien fotografieren durfte. Dennoch kann ich mich an meinen ersten Ausflug durch die Keller, Depots und Lagerräume erinnern, als wäre es gestern gewesen.
Zur Vorgeschichte: ich bin auf dem Land aufgewachsen, und wann immer ein Besuch in Wien anstand, war ein Besuch im Naturhistorischen Museum Wien Pflicht. In diesem Sinne hat die Tatsache, dass ich jetzt, als erwachsener Mensch, in den ‚privaten‘ Räumen des Museums fotografieren durfte, einen sentimentalen Gehalt.
Zurück zum Eigentlichen: der erste Besuch auf der Hinterbühne war faszinierend: für mich war es eine Mischung aus dem Film ‚Nachts im Museum‘ und dem Anblick der Arche Noah, deren Türen soeben geöffnet worden sind: Tiere über Tiere, Schulter an Schulter, in ihren Posen erstarrt, tot, aber höchst lebendig. Und mittendrinnen die Registrare, die mich mit großer Kenntnis durch die Tierherden führten, mit jedem Winkel der riesigen Lagerflächen vertraut waren und mir eine wichtige Orientierungshilfe waren. Ohne deren Hilfe wäre ich wohl noch immer in den Kellern des Museums, hilflos verirrt in den Gangfluchten.
Es ist mir noch in lebhafter Erinnerung, welche Vorfreude ich ihnen anmerkte, wenn sie im Begriff waren, mir eine neue Türe zu einem noch nicht besichtigten Raum aufzusperren, wohl wissend, welch besonderer Anblick sich dahinter verbirgt. Ebenso, wie schnell die Antwort kam, wenn ich eine Detailfrage zu einem bestimmten Exponat hatte, und die Begeisterung, die ich in ihren Ausführungen spürte. Oft hatte ich den Eindruck, dass die Registrare zu den Exponaten eine fast schon freundschaftliche Beziehung aufgebaut hatten und sich inmitten ihrer ‚Familie‘, oft vier Etagen unter der Erde, sehr wohl fühlten.
Imponiert hat mir der Stolz der Registrare über ein bestimmtes Exponat, etwa einen ausgestopften Blaubock, der seit langem ausgestorben ist und von dem es weltweit nur mehr eine handvoll Exemplare gibt. Oder der Eifer, der in einem Raum spürbar war, in dem bereits pensionierte Registrare freiwillig und ehrenamtlich (!) ihre Zeit damit verbrachten, die Herbarien der Botanischen Abteilung zu restaurieren.
Ich kann nur sagen, dass meine Fotoserie wohl nur die Hälfte des Umfangs hätte, wenn ich nicht Tipps und Empfehlungen von den Registraren bekommen hätte, wo besonders spezielle Exponate gelagert sind oder wo es noch verborgene Winkel gibt, in denen ich auf die Suche nach Motiven gehen konnte. Dafür gebührt den vielen Abteilungsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern, die mich durch mein Projekt geleitet haben, großer Dank.
Klaus Pichler
Buch: ‚Skeletons in the Closet‘, Fotos von Klaus Pichler, Texte von Klaus Pichler, Julia Edthofer und Herbert Justnik, englische Ausgabe, Erscheinungstermin: 15. Juni 2013, limitiert auf 750 Exemplare (handnummeriert), Hardcover, gebunden, 112 Seiten, 63 Abbildungen. Preis: € 30,- plus Porto. Beziehbar über die Website von Klaus Pichler.
Diesen Beitrag gibt es auch in Zulu und Ndebele , übersetzt von Phineas Chauke
Very exciting photos from the backstage work of museum registrars. Thanks for sharing Angela!
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Español:
Muy excitantes fotos del trabajo tras bastidores de los registradores de museo. ¡Gracias por compartir, Angela!
Fascinating and innovative. I will ask our library to get hold of the book.
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Español:
Fascinante e innovador. Voy a pedir nuestra biblioteca que adquiera el libro.
Great story. Thanks for bringing the images — and book — to our attention. It’s nice to find someone who appreciates museum storage, rather than criticising us for not showing „everything“, no matter how inappropriate that might be.
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Español:
Gran relato. Gracias por traernos las imágenes — y el libro– a nuestro conocimiento. Es bueno encontrar a alguien que aprecia las áreas de depósitos en el museo, en vez de estar criticándonos por no mostrar „todo“, sin importar lo inapropiado que eso pueda ser.