Unbearbeitete Sammlungen – und ein wenig Hilfe von meinen Freunden

Managing Previously Unmanaged Collections - Book CoverAnfang des Jahres fragte ich Sie, ob Sie mich begleiten würden bei dem Abenteuer, ein Buch über bislang unbearbeitete Sammlungen zu schreiben. Und Sie waren dazu bereit. Viele von Ihnen unterstützten das Projekt mit Geschichten, Fotos, Kommentaren und aufmunternden Bemerkungen.
So kann ich heute stolz ankündigen dass ich das Manuskript abgegeben habe und man das Buch im Prospekt der ”Essential New Books for Museum Professionals“ bei Rowman & Littlefield auf Seite 7 schon angezeigt finden kann.
In der letzten Woche feierten unsere Kollegen in den Vereinigten Staaten Thanksgiving und in Deutschland gibt es eine entsprechende Tradition, am Ende der Erntezeit Dank zu sagen, das Erntedankfest. Heute möchte ich mich bedanken bei all denen, die zu dem Projekt beigetragen haben. Danke, dass Sie ihre Zeit und ihre Kenntnisse eingebracht und dass Sie Sich Gedanken gemacht haben.
Vor allem möchte ich die Gelegenheit ergreifen meinem persönlichen „Beirat“ zu danken. Wenn man ein Buch schreibt, sollte man sich einiger Fallstricke bewusst sein. Aber auch wenn sie einem ganz allgemein bewusst sind braucht man doch manchmal ein zweites Augenpaar, damit man sie entdeckt.

Erster Fallstrick: ich weiß, worüber ich schreibe!

Natürlich wissen Sie, worüber Sie schreiben. Sonst würden Sie dieses Buch nicht schreiben. Aber ihre persönliche Erfahrung formt das Buch. Man braucht jemanden, der eben so tief in diesem Arbeitsbereich verankert ist, wie man selbst und der deshalb helfen kann zu erkennen, wo wichtige Punkte übersehen wurden oder wo die Ratschläge, die man gibt unter bestimmten, nicht bedachten Umständen auch nach hinten losgehen können. Und man braucht diese Person um auftauchende Rätsel und Fragen der Definition zu besprechen, denn nicht alles ist so eindeutig und logisch wie man selbst das denkt – eine Tatsache, auf die man erst stößt, wenn man versucht darüber zu schreiben.
Für mein Buch übernahm diese sehr zeitaufwändige Aufgabe Darlene Bialowski, Vorstand der Darlene Bialowski Art Services, und frühere Vorsitzende des Registrar Committees der American Alliance of Museums, die selbst eine große Zahl von unbetreuten Sammlungen gesehen hat. Sie las jedes Kapitel mindestens zweimal, manchmal noch öfter, machte Vorschläge und wir diskutierten viele Aspekte des Buches via Email. Bis heute weiß ich nicht, wie sie das alles in ihrem sowieso engen Zeitplan untergebracht hat, aber ich bin ihr ewig dankbar, dass sie es getan hat. Ganz herzlichen Dank Darlene!

Zweiter Fallstrick: Ein Registrar hat nicht immer die beste Lösung

Wenn man einen bestimmten Beruf ausübt, konzentriert man sich sehr auf die wichtigsten Aspekte der täglichen Arbeit. Dadurch übersieht man leicht Dinge, die zu einem größeren Zusammenhang gehören. Um das zu erkennen braucht man die Hilfe von Jemanden mit einem Beruf, der mit dem eigenen Beruf eng verbunden, aber eben nicht identisch ist. Ich bin sehr dankbar, dass Susan L. Maltby, Restaurator bei Maltby & Associates Inc., die Verantwortung auf sich genommen hat, mein Manuskript aus dem Blickwinkel eines Restaurators zu lesen. Sie hat es um viele praktische Ideen bereichert und sie machte mich auf Stellen aufmerksam, bei denen ich mögliche Schäden an den Objekten nicht berücksichtigt hatte und auch an eventuelle Gesundheitsschäden nicht gedacht hatte. Vielen Dank Sue!

Dritter Fallstrick: Worum geht es hier überhaupt?

Mein Buch ist für Leute bestimmt, die nie mit einer unbetreuten Sammlung zu tun hatten. Es wäre gut, wenn sie eine Grundausbildung in Sammlungsbetreuung und präventiver Restaurierung hätten, aber es soll auch eine Handreichung für diejenigen sein, die bis dahin noch nie mit Sammlungen in Berührung gekommen sind. Wie konnte ich sicher sein, dass jemand, der noch nie für eine Sammlung verantwortlich gewesen ist, überhaupt versteht, wovon ich schrieb? Ich brauchte jemanden, der genügend Phantasie hatte, um sich in die Situation einer Person hinein zu versetzen, die zum ersten Mal mit der Aufgabe konfrontiert wird, eine bis dahin unbetreute Sammlung zu betreuen. Nun, es fand sich ein Freund der genügend Phantasie hat, um sich in einen Heizer auf einem Dampfschiff des 19. Jahrhunderts zu versetzen oder in einen Soldaten, der im Bürgerkrieg bei Bull Run kämpfte. Deshalb fragte ich Paul N. Pallansch von Up-Close Realism, Silver Spring, ob er sich in die Rolle eines Sammlungsmanagers hineinversetzen wolle, der mit einer chaotischen, unbearbeiteten Sammlung konfrontiert würde, mit nichts als meinem Handbuch als Hilfsmittel. Ich bin sehr froh, dass er Ja sagte und war sehr erleichtert, als er zurück schrieb, er hätte so seine Zweifel gehabt, als ich ihn fragte, aber jetzt, nach der Lektüre meint er, er könnte die Aufgabe in Angriff nehmen, wenn er auch noch alles nachschlagen würde, was die Sammlungspflege betrifft. Genau das sollen die Leser auch denken und fühlen, wenn sie das Buch gelesen haben. Vielen Dank Paul!

Das Manuskript durchläuft nun noch die Endredaktion und ich werde Sie über den weiteren Fortschritt des Projekts auf dem Laufenden halten. So wie es im Augenblick aussieht, wird ”Managing Previously Unmanaged Collections – A Practical Guide for Museums“ (Link zur Seite des Verlags mit Vorbestellmöglichkeit) Anfang nächsten Jahres erhältlich sein.

Viele Grüße
Angela

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

6 thoughts on “Unbearbeitete Sammlungen – und ein wenig Hilfe von meinen Freunden”

  1. My only complaint is that the book isn’t available now!!! My site had a major water event and everything is more of a mess than usual so I’m taking it as an opportunity to finally gain full physical and intellectual control of the collections and this sounds like the perfect guide.
    Congratulations on completing your manuscript.

    1. Thanks Deborah. NOW is always the best starting date and if you can turn this unfortunate event to a stepping stone for improvement it’s wonderful. All good wishes to your project, I’m sure you’ll do awesome!

  2. Thank you Angela, for creating a book that is really needed in our profession! Numerous times with the changing economy, museum staff assumes responsibilities that they really don’t know much about, such as the stewardship of a collection. This book will be the guiding light for them, ‘newbee’ collections staff and non-museum trained volunteer run organizations. Looking forward to ordering my copy!

  3. Bravo Angela!
    It took courage to tackle this „unmanaged“ issue, and to seek out others with different perspectives to enrich your work. I look forward to reading and learning.
    Lisa Mibach

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