"Sonstiges" ist keine Kategorie und "Objekt" ist alles

Erwerb und Kategorisierung: Kodierung oder Einteilung der Sammlung in Sparten

Each of these 3,000 objects of Mexican Folk Art need - and have - a category.Thanks to Aleida Garcia for the picture.  www.imasonline.org

Jedes dieser 3000 Objekte Mexikanischer Volkskunst benötigt – und hat – eine Kategorie.
Dank an Aleida Garcia für das Bild. www.imasonline.org

Bei der Arbeit eines Museumsregistrars ist es unabdingbar, für jedes Objekt eine Zugangskodierung und eine Kategorie zu finden. Das ist mehr als nur eine Nummer, denn diese Kodierung trägt entweder selbst eine große Zahl von Informationen oder öffnet zumindest die Tür zu weiteren Details.

Diese Kodierungen sind „QR“ avant la lettre. Sie können im Softwaremanagement und in der Sammlungsüberwachung als Ausgangspunkt für vielfältige Suchkriterien eingesetzt werden. Die Suchfelder können alle Nummerierungen und Terminologien enthalten, die in diesen Kodierungen enthalten sind.

Die Kodierung oder Zugangsnummer ist universell und unverzichtbar, während die Kategorisierung für einige Museen nicht so angemessen zu sein scheint. Trotzdem werde ich diesem zweiten Teil mehr Aufmerksamkeit widmen. Während die Kodierung oder Eingangsnummer sich normalerweise auf das Zugangsjahr bezieht [zum Beispiel 2012.0034], definiert die Kategorie den Objekttyp, Zweck und Bedeutung. Die Kategorie sollte nicht dazu verwendet werden, ästhetische Belange oder einen angenommenen Wert oder eine natürliche, kulturelle oder naturkulturelle (künstlerische, wissenschaftliche, technologische, religiöse, usw.) Eine Kategorisierung kann oder sollte so viele Unterkategorien wie notwendig und sinnvoll enthalten, der OBJEKTTYP zum Beispiel:

[MALereien / ABStrakt-0148];

[MOEbel / KONsole-0025];

[FAHRzeuge / AUTOmobile / LASTwagen-0012];

[WERKzeuge / HAMmer-1135];

[UHRen-0982];

[TEPpiche-0023];

[DRUCK / POSter-1128];

[BEKleidung / HEMD / MANN / AFRika-0089];

[LITURgisches / KELch / GRIechisch / ORTHOdox / KIRche-0051];

[MUSik / INSTRumente / BLASinstrumente / HEBrew-0129];

[MASchinenWERKzeuge / DREHend / BOHRer-0023]…

Ich beziehe mich nur auf kulturhistorische und technische Objekte aufgrund meiner Unkenntnis der naturkundlichen Sphäre, sowohl der biologischen als auch der mineralischen.

Ich habe „OBJEKTTYPEN“ groß geschrieben, weil dieses kleine Wort, wenn es falsch verwendet wird, falsche Informationen transportiert, zu vage oder zu allgemein, und das ist für eine Museumssammlung nicht akzeptabel. Das gleiche gilt für das kleine Wörtchen „Sonstiges“. Jedes Objekt, ob naturkundlich, kulturhistorisch, technisch oder naturkulturell hat einen Namen und gehört einem Genre oder Typ, einer Spezies oder/und Familie an. Das gilt sogar, wenn es um immaterielles Kulturgut oder immaterielles Naturerbe geht. Das gilt für alles im Universum eines Registrars, was bedeutet, dass er / sie sich dieser Tatsache bewusst sein muss und gut über die Kategorisierung jedes Objekts in seiner / ihrer Sammlung nachdenken muss. Das bedeutet auch, dass ein Registrar eng mit Kuratoren und Forschern, oder auch Herstellern, zusammenarbeiten muss, die wesentlich mehr über das Objekt wissen als der Registrar selbst. Wenn man die Kategorien in der Inventranummer kodieren will, muss es immer einen angemessenen Begriff für das Objekt geben. Und wenn die existierenden Kategorien keinen entsprechenden Begriff enthalten: machen Sie einen! Eine gute Sammlungsverwaltungssoftware ermöglicht das und ermutigt einen dazu, wie ein guter Manager, ein gute Heiler oder eben ein guter Registrar.

Während meiner Arbeit als Erfasser habe ich nie ein Objekt als „Sonstiges“ kategorisiert, aber einige bereits existierende Objekte korrigiert und umorganisiert, die als solches erfasst waren. Das gleiche gilt für den Allgemeinplatz „Objekte“. Ganz offensichtlich ist ALLES ein Objekt! (Zumindest bis Sie ein „Museum der Gedanken und Gefühle“ gründen, dann ist der Erfasser natürlich wirklich in Schwierigkeiten…).

Ich habe Fälle gesehen, zum Beispiel ein Museum in Lateinamerika, wo ganze Teile des Sammlungsbestandes (der auf ihrer Website einsehbar ist) als „Objekte“ kategorisiert sind. Vor etwa einem Jahr habe ich den dortigen Mitarbeitern ein paar Anmerkungen und Vorschläge zukommen lassen, leider habe ich bis jetzt keine Antwort erhalten.

Der korrekte Titel oder Gattungsname eines Objekts ist ein Muss: Ich erinnere mich an einen Fall in dem ein Sessel als „Sessel mit zwei Armlehnen“ inventarisiert war… ich versicherte mich durch eine kurze Konsultation der Fachliteratur rück, dass man eine Sitzgelegenheit mit zwei Armlehnen tatsächlich Sessel nennt… Einiges Nachdenken bestätigten mich in meiner Annahme, dass ein Rollbrett Rollen hat, weil…

Registrare in Museumssammlungen sollten in der Lage sein, ihre Schemata und ihr Denken offen zu halten, um ihre Arbeit ordentlich, effizient und kreativ zu erledigen. Sie sollten die Fähigkeit besitzen, sich den Umständen und den Arten (Kategorien) von Objekten, die erworben und dokumentiert werden sollen, anzupassen. Ein guter Registrar muss immer kritisch bleiben!

4 thoughts on “"Sonstiges" ist keine Kategorie und "Objekt" ist alles”

  1. Hallo Herr Selmer,

    vielen Dank für dieses Hinweis. Im Spanischen bin ich überfragt (aus diesem Sprachraum stammt das Beispiel), aber im Englischen ist mit „armchair with two armrests“ die Tautologie offensichtlich. Es ist eine der Herausforderungen dieses Blogs, die konkreten Beispiele, die Kollegen aus aller Welt aus der Praxis beitragen, so zu übersetzen, dass sie auch in den anderen Sprachen stimmig sind.

    Sie finden ein solches Beispiel nur wenige Zeilen später. Im spanischen Original heißt es hier:
    „Y un poco de razonamiento me ayudó a reconfirmar que los carros ruedan porque tienen ruedas…“
    Und es hat uns schon einiges Kopfzerbrechen bereitet, die Doppelung, die sich im spanischen Wort für fahren „ruedan“ und Reifen „ruedas“ findet, passend ins Englische und Deutsche zu übertragen, was nur dadurch gelang, dass man das Auto durch das Rollbrett ersetzt wurde.

    Wenn Ihnen also ein stimmigeres Beispiel für unseren „Sessel“ einfällt, nur zu, wir tauschen es dann aus. Es geht hier darum, Grundprobleme aus der Praxis zu diskutieren, und wenn das mit dem Beispiel aus der einen Sprache nicht geht, dann muss man eben in der anderen Sprache etwas anderes finden. Das ist die eigentliche Herausforderung – nicht nur dieses Blogs an sich, sondern generell jeder internationalen Zusammenarbeit.

    Ebenso würde es mich freuen, wenn Sie ein paar entsprechende Beispiele aus dem deutschsprachigen Raum beizutragen hätten, denn das Original stammt, wie gesagt, aus dem lateinamerikanischen Sprach- und Museumsraum und ein paar deutsche Fehlleistungen würden sicher die Südamerikanischen Kollegen ebenfalls interessieren.

    1. English translation of Angela’s reply to the comment of Jan Selmer (by Angela):

      Dear Mr. Selmer,

      Thank you very much for the hint. I don’t know about the Spanish term (the example derives from this language area), but in English „armchair with two armrests“ is obviously a tautology. It’s one of the challenges of this blog to translate the practical examples from colleagues around the world into other languages without losing context and meaning.

      You can see an example of this a few lines later. The Spanish original says:
      „Y un poco de razonamiento me ayudó a reconfirmar que los carros ruedan porque tienen ruedas…“
      It caused us quite a headache to get this into English and German and the only possibility to transfer the duplication that lies in „ruedan“ for wheels and „ruedas“ for driving was to exchange the car against the skateboard.

      So, if a better example for our German „Sessel“ crosses your mind, please submit it and we will exchange it. It is our goal to discuss issues that occur in our everyday work. If an example of one language doesn’t work in the other language, well, then we have to look for a better one in this language. This is the real challenge – not only with this blog, but also in every international collaboration.

      If you find German examples we will be glad to post them, for the Original is, like I said, from Latin America. I guess our colleagues from Latin America would love to see some German fails in object description.

      ______________________________

      Traducción al español
      [por Fernando]

      Querido Sr. Selmer:

      Muchas gracias por la sugerencia. No conozco el término en español (el ejemplo es tomado de ese idioma), pero en inglés „armchair with two armrests“ [„sillón con dos apoya-brazos“] es obviamente una tautología. Uno de los desafíos de este blog es traducir a otros idiomas los ejemplos prácticos de los colegas de todo el mundo, sin perder su contexto y significado.

      Ud. puede ver un ejemplo a continuación, en pocas líneas: „Y un poco de razonamiento me ayudó a reconfirmar que los carros ruedan porque tienen ruedas…“. Nos causó un dolor de cabeza poder traducir esto al inglés y al alemán, y tan solo traducir esa [aparente] reiteración implícita en „ruedan“ [verbo en relación a las ruedas en movimiento] y „ruedas“ [sustantivo para las ruedas en sí mismas] nos hizo comparar las funciones de un carro versus las de una patineta.

      Así que, si le pasa por su mente un mejor ejemplo para nuestro término alemán „Sessel“, por favor envíenoslo y haremos el cambio. Nuestra meta es discutir los asuntos que ocurren en el trabajo diario. Si un ejemplo en un determinado lenguaje no funciona en otro, bien, tendremos que buscar uno mejor. Ese es el desafío real -no solo con este blog sino también con cada colaboración internacional.

      Si ud. encuentra ejemplos en alemán nos encantará publicarlos acá, pero el original viene, como ya dije, de Latinoamérica. Considero que nuestros colegas latinoamericanos disfrutarán viendo algunas fallas en la descripción de los objetos en idioma alemán.

  2. Schlechtes Beispiel: Eine Sitzgelegenheit mit zwei Armlehnen kann z.B. auch ein Polsterstuhl sein und nicht jeder Sessel hat Armlehnen. Vgl. auch
    http://museum.zib.de/museumsvokabular/documents/systematik-moebel.pdf
    „IRI: 00001090 | approved
    Der Sessel ist im Gegensatz zum Polsterstuhl immer mit gepolsterter Sitzfläche und gepolsterter
    Rückenlehne und *zumeist* mit Armlehnen ausgestattet. Er ist einsitzig und hat meist eine geringere Sitzhöhe als ein Stuhl.“

    Insofern ist die Bezeichnung „Sessel mit zwei Armlehnen“ durchaus korrekt.

    Beispiele für schlechte Objektbeschreibungen lassen sich übrigens zuhauf in den diversen online stehenden Objektdatenbanken der deutschen musealen Einrichtungen finden, man braucht nicht in Übersee danach zu suchen 😉

    1. English Translation of the comment of Jan Selmer (by Angela):
      Bad example: A seating with two armrests can also be a padded chair for example and not every „Sessel“ (German word for armchair, we have a translation problem here for the German definitions and English wording are not congruent – annotation of the translator) has two armrests. See http://museum.zib.de/museumsvokabular/documents/systematik-moebel.pdf (German vocabulary on furniture).
      „IRI: 00001090 | approved
      A „Sessel“ is, opposed to the „Polsterstuhl“, always featured with a padded seat and padded backrest and has – most of the time – armrests. It is single-seated and has most of the time a lower seat height than a chair.“

      Taking this description „Sessel mit zwei Armlehnen“ is correct.

      By the way, examples for bad object descriptions can be found in great numbers in online databases of German museal institutions, one is not forced to look for them overseas 😉

      ______________________________

      Traducción al Español
      [por Fernando]

      Ejemplo incorrecto: Un asiento con dos apoya-brazos puede igualmente ser una silla acolchonada, por ejemplo, y no toda „Sessel“ (palabra alemana para designar a un Sillón; tenemos aquí un problema de traducción, pues estas definiciones en Inglés y Alemán no son congruentes -Nota de la traductora) tiene dos apoya-brazos. Vea:
      http://museum.zib.de/museumsvokabular/documents/systematik-moebel.pdf (Diccionario alemán para mobiliarios).
      „IRI: 00001090 | approved
      Un „Sessel“ está, al contrario de „Polsterstuhl“, siempre caracterizado por un asiento y un respaldo acolchonados y tiene -la mayoría de las veces- apoya-brazos. Es una silla individual y es generalmente un asiento de poca altura más que una silla“.

      Tomando en cuenta esta descripción, „Sessel mit zwei Armlehnen“ [„Sillón con dos apoya-brazos“] es correcta.

      Por cierto, ejemplos de descripciones erradas pueden encontrarse en gran número de bases de datos on line de instituciones museísticas alemanas, y uno no se ve obligado a buscar allende la mar. 😉

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