Sammlungsrevisionen – die Gelegenheit „klar Schiff“ zu machen, alte Dokumentationssünden zu korrigieren und nach dem Zustand seiner Schätze zu sehen. Doch wo fängt man an und wie zieht man so ein Projekt durch? Lina Lassak hat sich damit in ihrer Bachelorarbeit beschäftigt. Und da es dazu keine aktuelle deutsche Literatur gibt, hat sie gleich ein Handbuch daraus gemacht, das sie auf Zenodo, einer Plattform für das kostenlose Veröffentlichen wissenschaftlicher Texte, unter https://zenodo.org/record/157342#.V-u2gslo2tc zur Verfügung stellt. Ich habe sie gefragt, wie es dazu kam:
Der Ursprung des Handbuches lag in meinem Fachpraktikum im fünften Semester, welches ich im Wintersemester 2014/15 im Ägyptischen Museum Berlin absolvierte. Dieses Praktikum gehört zum Studienplan des Bachelorstudienganges Museumskunde an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Während dieser Zeit lernte ich den Ablauf der Revision, wie es die Mitarbeiter/innen im Ägyptischen Museum Berlin durchführen, kennen. Ich bemerkte während des Studiums, dass mir vor allem die Datenbank sowie die Depotarbeit Spaß bereiteten, weshalb mir die Revision besonders lag. Ich half beim Fotografieren, Ausmessen und dem Datenabgleich mit den alten Archivalien. Während der Recherche zu meinem abschließenden Praktikumsbericht fiel mir auf, dass keine aktuelle Literatur zu diesem Thema existierte. Somit stand meine Bachelorthesis fest.
Während der Recherche half ich weiterhin im Ägyptischen Museum bei der Revision mit und fand zwei deutsche Durchführungshilfen: Zum einem Hans-H. Clemens: „Inventur im Museum. Rekonstruktion und Modernisierung traditioneller Sammlungsverwaltung – ein Praxisleitfaden“ und zum anderen vom Institut für Museumsforschung der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: „ Spectrum 3.1 Sonderheft 5“. Das erste Beispiel war jedoch veraltet, da die Digitalisierung kaum zu Wort kam und das Zweite umreißt lediglich den Vorgang. Des Weiteren fiel mir auf, dass es verschiedene Begrifflichkeiten für diesen Vorgang gab und dass in fast jedem Bundesland eine Anordnung existierte, die Mitarbeiter/innen jedoch nicht genau wussten, wie sie diese genau umsetzen sollten.
Nach meiner bestandenen Verteidigung legten mir meine Bachelorbetreuerinnen, Frau Prof. Dr. Kähler und Frau Dr. Zorn, mir nahe aus meiner Arbeit ein Handbuch zu fertigen. Dieses erarbeitete ich im letzten Jahr mit der Unterstützung von Frau Dr. Zorn und konnte das Handbuch nun auf Zenodo veröffentlichen.
Das Handbuch ist keine Anordnung, wie eine ordentliche Revision auszusehen hat, sondern soll eine Hilfestellung zum selbstständigen erarbeiten eines individuellen Handbuches zu der eigenen Sammlung und der anschließenden Revision geben. Deshalb wird nicht nur auf archäolgisches Kulturgut verwiesen, sondern es gibt weitere Beispiele für anderes Kulturgut. MuseumPlus ist als Museumsdokumentationssystem genannt und behandelt, jedoch sind die Felder auf jedes System übertragbar. Das Ägyptische Museum wird als Durchführungsbeispiel so ausführlich benannt, da ich dort meine Erfahrungen sammelte und die Mitarbeiter/innen seit Jahren an ihrem Handbuch arbeiten und dieses immer wieder modifizieren. Die Schritte sind auf alle Sammlungen übertragbar. Es ist ein Versuch der Hilfestellung und soll einen sicheren Umgang mit der Software geben.
Lina Lassak