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Richtig Gefälscht: Auf der Spur eines Kunstfälschers Teil 2

picture: LSU University Art Museum

Mark Landis
Bekannte Decknamen:
2009 – Steven Gardiner
2010 – Father Arthur Scott
2011 – Father James Brantley
2012 – Mark Lanois

Also, ich habe am Ende von Teil 2 dieses Blogs erwähnt, dass ich die vollständige Geschichte von Mark Landis habe… Ich hätte „unvollständige“ sagen solle, da ich Landis bis heute verfolgen. Es ist, vorsichtig ausgedrückt, erstaunlich, dass ich bisher fünf Jahre meines Lebens damit verbracht habe, die Schritte dieses Individuums zu verfolgen und immer noch das Bauchgefühl habe, dass er nur in Deckung gegangen ist und jederzeit wieder loslegen kann, obwohl er mir gesagt hat, dass er aufhören würde. Oh ja, aufhören mit etwas, was er seit über dreißig Jahren tut? Ich dachte wirklich, das sei der Fall nachdem ich 2011 sein drittes Alias, Father James Brantley, entdeckte. Das war kurz nachdem die Financial Times die Geschichte veröffentlich hatte, in der er zugab, was er getan hat und wie er „es“ gemacht hat. Nachdem ich den Artikel gelesen hatte (den man immer noch im Internet finden kann), nahm ich wirklich an, dass er nun, da er erwischt worden war aufhören würde… meine Jagd war vorbei… und Landis war erledigt. Tatsächlich war es Februar 2012, als ich eine Anfrage eines Fortbildungsreferenten an der Loyola University in New Orleans erhielt. Dieser Herr wusste, dass ich Landis schon seit Jahren verfolgte und er hatte neue Neuigkeiten! Landis hatte die Loyola angesprochen, genau so wie er es vor zehn Jahren zuvor als Mark Landis getan hatte, nur jetzt als Mark Lanois. Ich nehme an Lanois soll Französisch für Landis sein. Richtig! Ich nahm das zu den Akten und habe nun vier Aliase (ich werde über alle in den kommenden Teilen berichten).

Also, gehen wir zurück dahin, wo wir stehengeblieben waren, sonst bin ich zu vorschnell und rege mich zu sehr auf. Am 7. August 2008, nachdem ich herausgefunden hatte, dass mit den Schenkungen an das Oklahoma City etwas nicht stimmte, ließ ich eine Anfrage an meine Kollegen an anderen US-Institutionen los, um zu sehen, ob jemand auch einen Spender und Schenkungen von Mark Landis hatte. Innerhalb der ersten Stunde hatte ich über zwölf Anfragen per Telefon und Email, die von mir wissen wollten, was los sei. Ich berichtete ihnen meine Geschichte und siehe da, die Geschichten, die die Kollegen zu erzählen hatten, waren fast die selben. Landis hatte ihnen entweder per FedEx eine Schenkung gemacht oder war persönlich aufgetaucht und hatte mehr Kunstwerke und Geld für eine Stiftung versprochen. Alle institutionen hatten ihn kostenlos in ihren Museumsshops einkaufen lassen, ihn zum Essen eingeladen und nie wieder etwas von ihm gehört. Meine Lieblingsfrage, die ich allen stellte, war… „Hat er erwähnt, dass er ein krankes Herz hat und eine Herzoperation haben wird?“ Zu meiner Überraschung war die Antwort: Ja. Das heißt, er hatte dreißig Jahre lang Herzoperationen, richtig? Das war sein Trick, die Leute fragten sich, warum er sich wohl nicht mehr meldete. War bei der Operation etwas schiefgegangen oder ging es ihm gesundheitlich nicht gut? Das war nicht der Fall. Er benutzte das als einen der vielen Gründe, nie wiederzukommen…. wissen Sie warum? Er benutzte vielfältige Taktiken um sich zu verbergen, obwohl ich überzeugt bin, dass er nie der Meinung war, dass er etwas unrechtes tut. Aber Betrug ist Betrug und Fälschung ist Fälschung. Wenn Sie jemandem etwas unter Vorspiegelung falscher Tatsachen geben, dann betrügen Sie denjenigen. Einfach und klar. Man muss kein Geld dafür nehmen, es bleibt trotzdem ein Komplott, ein Beschiss oder wie auch immer Sie es einordnen wollen, nachdem Sie alle Folgen gelesen haben. Landis hat das wissentlich eine sehr lange Zeit getan und Sie wissen, dass er es wusste oder warum hätte er sonst seinen Namen und sein Erscheinungsbild vier Mal in fünf Jahren ändern sollen? Er wusste, dass ihn jemand entdeckt hatte und dass derjenige hinter ihm her war… genau, ich war dieser Jemand!

Mehr darüber in zwei Wochen, am nächsten „Richtig Gefälscht“-Freitag. Bitte setzen Sie sich mit mir in Verbindung, wenn Sie Fragen oder Anmerkungen haben. Sie finden meine Kontaktdaten auf der Autorenseite dieses Blogs. Bis bald!

Matt

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Richtig Gefälscht: Auf der Spur eines Kunstfälschers Teil 1

Wenn ich an bemerkenswerte Geschichten von Registraren denke, fällt mir immer die Geschichte des Kunstfälschers Mark Landis ein. Registrar Matthew C. Leininger hat seine Fälschungen entdeckt und versucht ihm seither auf der Spur zu bleiben. Ich bin sehr froh darüber, dass Matt sich bereit erklärt hat, hier diese Geschichte zu erzählen. Wir machen das als Fortsetzungs-Detektivgeschichte aus dem richtigen Leben, also bleiben Sie dran! Sie können einige der Fälschungen Landis in diesem youtube video sehen. Landis treibt noch immer sein Unwesen, deshalb finden Sie in jedem Artikel sein Bild und alle bis jetzt bekannten Decknamen. Es ist unser Ziel, die Museumswelt über diesen Fälscher und seine Masche zu informieren. Wenn Sie ihn erkennen: informieren Sie Matt Leininger darüber. Danke – Angela.

Was ich Ihnen nun erzähle, sind meine persönlichen Erfahrungen mit dem, den die New York Times einmal als den „produktivsten Kunstfälscher unserer Zeit“ bezeichnet hat.
Ich war Registrar und Abteilungsleiter am Oklahoma City Museum of Art (OKC) als 2008 alles anfing.

Bild: LSU University Art Museum

Mark Landis
Ebenfalls bekannte Decknamen:
2009 – Steven Gardiner
2010 – Father Arthur Scott
2011 – Father James Brantley
2012 – Mark Lanois

Registrare sind die wahren Hüter der Sammlungen und mit der Zeit geht ihnen ihre Erfahrung in Fleisch und Blut über, was sich auszahlt, wenn sie Sammlungen überprüfen, besonders, wenn Sie von Spendern kommen, die ihnen undurchsichtig erscheinen. Am 7. August 2008 zahlte sich meine berufsübliche Sorgfalt und mein kritisches Auge in einer Art und Weise aus, die ich damals noch nicht einmal erahnen konnte, denn an diesem Tag entblößte ich Mark Augustus Landis aus Laurel, Mississippi. Landis hatte dem OKC früher im Jahr 2008 ein Aquarell „von“ Louis Valtat geschenkt. Wir waren so begeistert von diesem seltenen Stück, dass wir es ohne weitere Recherche mit einem Passepartout und einem Rahmen versahen und im Ausstellungshaus ausstellten. Wir waren nicht nur von dieser Schenkung begeistert, sondern auch davon, dass uns Landis mehr Kunstwerke und Geld für eine Stiftung in Aussicht gestellt hatte. Es war Mai 2008 als wir den Valtat erhielten. Im Juli 2008 kam Landis zu einer Zeit zu uns ins Museum, als eine der bislang schwierigsten Ausstellungsvorbereitungen im Gange war. Mir wurde gesagt, ich solle alles stehen und liegen lassen und mich zusammen mit dem Chefkurator und dem Direktor um Landis kümmern. Es waren aufreibende zweieinhalb Tage, um es noch gelinde auszudrücken. Die Mitarbeiter fanden Landis nicht nur undurchsichtig, irgendetwas stimmte mit ihm nicht, kein gutes Gefühl, wenn Sie verstehen, was ich meine? Er hatte eine Blankovollmacht für unseren Laden und luden ihn zum Mittagessen ein, er rührte es aber nicht an. Der Chefkurator brachte ihn zum Flughafen für seinen Rückflug nach Laurel (habe ich erwähnt, dass Landis seine Anreise, sein Hotelzimmer und seine Mahlzeiten selbst zahlte?). Landis schlief am Gate ein und jemand klaute seine ganzen Sachen! Wir mussten noch einmal zum Flughafen fahren und ihm dabei helfen, noch einmal zu buchen, damit er nach Hause konnte.
Ich habe den 7. August erwähnt und ich erinnere mich sehr gut daran. Wir bereiteten uns darauf vor, die fünf neu geschenkten Werke in Empfang zu nehmen und unserem Sammlungsausschuß für die Aufnahme in die Sammlung vorzustellen. Ich recherchierte und man höre und staune das Savannah College of Art and Design hatte genau das gleiche Paul Signac Aquarell erhalten, geschenkt von Landis, im gleichen Zeitraum, in dem er auch im OKC war. Dann kam ein Gemälde Öl auf Holz von Stanislas Lepine. Dieses Werk tauchte in einer Presseerklärung auf der Website des St. Louis University Museum of Art auf. Hmm, jawohl, eine Schenkung von Landis. Ich war auf etwas gestoßen. Ich recherchierte die letzten drei und fand sie ebenfalls in anderen Sammlungen in den Vereinigten Staaten. Nachdem ich Landis‘ Spur die letzten fünf Jahre verfolgt habe, habe ich gut über einhundert Fälschungen in zwanzig US-Bundesstaaten und über 50 Institutionen ausmachen können, die Schenkungen von Landis waren… und ich bin der einzige, der Landis enttarnt und seine Masche national und international bekannt gemacht hat.
Das ist nur der Anfang und ich habe mit diesem Eintrag gerade mal an der Oberfläche gekratzt. Ich danke Angela Kipp für die Einladung hier mitzuschreiben und ich hoffe, dass Sie alle Spaß daran haben, dass ich Sie in meine Akten sehen lasse und weiter mitlesen, wenn ich die ganze Geschichte über Mark Landis erzähle.

Bleiben Sie dran,

Matt

Dieser Beitrag ist auch auf französisch erhältlich, übersetzt von Kelsey Brow.

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