Wie man sehbehinderten Personen den Museumsbesuch erleichtert – Einfache Lösungen für kleine Museen

Janice Klein und Chuck Dean, 5. April 2016, ursprünglich auf dem AASLH Blog erschienen

Der 25. Jahrestag der Verabschiedung des Gesetzes zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (Americans with Disabilities act – ADA) war für Museen und Museumsverbände eine Gelegenheit darüber nach zu denken, auf welche Weise Besucher mit Behinderungen leichter Zugang zu Museen erhalten können. Erst vor kurzem haben Weiterbildungsseminare, Internetfortbildungen und Zeitschriftenartikel gezeigt, dass eine Reihe von Museen Programme entwickelt haben, die ihren Besuchern mit Behinderungen sehr einfallsreich neue Wege aufzeigen, wie sie Museen erleben können. Leider ermöglichen diese Ideen oft nur Zugang zu einem einzelnen Exponat oder es braucht sehr viel Zeit oder Geld um diese Programme um zu setzen.

 Chuck Dean demonstrates the use of the KNFB Reader app on his iPhone at the Scottsdale Historical Society Museum.


Chuck Dean führt die Nutzung der KNBF-Reader App auf seinem iPhone im Museum der Historischen Gesellschaft von Scottsdale vor.

Hier konzentrieren wir uns aus zwei Gründen auf Besucher mit Sehschwächen. Zum einen gibt es mehr als 800 Augenkrankheiten, die sich bei unterschiedlichen Menschen unterschiedlich manifestieren. Manche Personen mit Sehschwächen können groß gedruckte Texte lesen oder Braille benutzen; manche können gar nicht lesen. Einige sehen bei hellem Licht besser, für andere verschwinden die Texte dann ganz oder teilweise. Im Grunde gibt es nichts, was allen hilft.

Zum andern hat die Entwicklung von Smartphone Apps die Art und Weise wie sehbehinderte Personen ihr tägliches Leben meistern revolutioniert: das reicht vom Reisen mit individualisierten GPS-Wegbeschreibungen bis zum Zugang zu sehr viel gedrucktem Material mit Hilfe von Bildschirmlesern und OCR Apps (Apps zur optischen Zeichenerkennung)1. Museen fangen gerade erst damit an heraus zu bekommen, wie sie diese relativ preiswerten Fortschritte der Technik nutzen können, um zugänglicher zu werden.

Der beste Weg für sehbehinderte Personen um ein Museum zu erleben ist natürlich eine Führung. Für viele Museen wird es schwierig sein, das für jeden Ausstellungsbereich im ganzen Haus anzubieten. Es gibt aber drei sehr einfache Dinge, die in jedem Museum dem sehbehinderten Besucher den Zugang erleichtern.

  1. Alle Objektbeschriftungen (und alle anderen Texte, wie Abteilungsführer) so auf der Website wiedergeben, dass sie heruntergeladen werden können. Geschrieben sind sie ja sowieso. Dann kann die sehbehinderte Person sie so rezipieren, wie es für sie am bequemsten ist. Sie kann die Texte zu Hause in großer Schrift oder in Braille ausdrucken und zum Besuch im Museum mitbringen. Oder sie liest diese mit dem Bildschirmleser des Smartphones direkt von der Website.
  2. QR-Codes auf den Beschriftungsschildern nutzen, um die Verbindung zur Website her zu stellen. Während QR-Codes – milde gesagt – in der Werbung nicht so erfolgreich waren, wie Marketingleute sich das erhofften, sind sie doch für diesen Zweck perfekt. In der Tat, wenn Museen nur eine Aktion im Hinblick auf ihre Zugänglichkeit in Angriff nehmen wollen, dann sollte das unserer Meinung nach die Verwendung von QR-Codes auf den Beschriftungsschildern sein. Ein Besucher mit einem Smartphone kann den Code scannen und den Text hören (wieder mit Hilfe eines Bildschirmlesers). Es gibt auch Smartphone Apps, die das Schild selbst scannen und es dem Nutzer vorlesen. Einige werden es dem Nutzer sogar sagen, wenn das Smartphone nicht im korrekten Winkel zur Beschriftung steht und den Text in eine von 200 Sprachen übersetzen. (Die Museumsaufseher müssen dann allerdings auch wissen, dass es erlaubt ist, zu diesem Zweck die Beschriftungsschilder zu „fotografieren“).
  3. Damit Beschriftungsschilder und QR-Codes wirklich nützlich sind, sollten sie grundsätzlich an der gleiche Stelle angebracht sein (z.B. untere rechte Ecke bei Tischvitrinen, 3 Fuß hoch (ca. 90 cm) und mit 1 Fuß Abstand (ca. 30 cm) von einem Bild), sodass man sie leicht finden kann. Hilfreich wäre auch ein eigener standardisierter Rahmen für die QR-Codes. Idealerweise sollten alle Museen sich auf eine einheitliche Platzierung der QR-Codes einige, aber schließlich kann man den Besuchern auch sagen, wo sie im jeweiligen Haus angebracht sind.

Keine dieser Lösungen ist schwierig oder teuer, sie würden aber einen großen Unterschied im Hinblick auf die Zugänglichkeit machen.

Zu den Verfassern

Janice Klein ist Geschäftsführende Direktorin der Museumsgesellschaft von Arizona. Sie arbeitet schon über 30 Jahre für Museen und war auch Präsidentin der Abteilung für die Leiter kleiner Museen bei der American Alliance of Museums (AAM) und dem Komitee für kleine Museen bei der American Association for State and Local History (AASLH).

Chuck Dean arbeitete als Werkzeugmacher und Modellbauer als in seinen frühen 30er Jahren das Morbus Stargardt (eine juvenile Makuladegeneration) bei ihm diagnostiziert wurde. Seitdem er amtlich als blind eingestuft ist arbeitet er als selbständiger, geprüfter Masseur. Er ist ein ausgefuchster Nutzer neuester Technologien und benützt Smartphone Apps als Hilfe bei Reisen (und Museumsbesuchen) seit mehr als 10 Jahren. Er ist regelmäßiger Beiträger der Apple Vis Website und bei der ViPhone discussion list.

Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche von Brigitte Herrbach-Schmidt.

  1. Übliche Bildschirmlese-Apps sind TalkBack für Android und voiceOver auf allen Appel Produkte. Zu den OCRs gehören auch ABBYYTextGrabber und KNFB Reader.
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3 thoughts on “Wie man sehbehinderten Personen den Museumsbesuch erleichtert – Einfache Lösungen für kleine Museen”

  1. I have attemped to make exhibits, walks, programs and recorded interviews accessible for peoplewith all disabilities. My volunteer workers have always included students and adults with disabilities. I included students who had visual disabilities. After my resignation as City of Sun Prsirie Museum Curator these programs stopped.
    I am now a Board Member and Advisor for the Island Church Foundation in Waterloo Townshipsith the provision that alll students and adults are welcome as volunteers.

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